Soziales Wertezerfall oder Wertewandlung?
Speziell in Deutschland hat sich aber seit 20 Jahren die Werteveränderung mehr auf der politisch/soziologischen Ebene abgespielt - z.B. Wiedervereinigung.
Weltweit kommt hinzu - Worldwideweb u. Finanzglobalisierung
Man muss fein differenzieren.
Grundsätzlich sind Werte immer im Wandel.
Z.B. Arbeitsmoral wird im Hinblick auf Leiharbeit hinterfragbar.
Marija
Hat nicht auch dieser Informationsfluss, dazu beigetragen die Werte zu verändern und zu Wandeln,
heutzutage ist man überall hautnah dabei...
über das WWW kann man alle Informationen abfragen.
Hier wird es oftmals... (so wie bei uns auch ) als Argumentationshilfe benutzt...
die Jugend ist damit aufgewachsen und kann sie gut nutzen.
Doch bin ich noch immer der Meinung, dass die Jugend nicht schlechter und nicht besser ist, als wir es waren.
Sie nutzen die vorhandenen Möglichkeiten...und haben auch noch immer Fragen nach den Werten...
das ergibt sich bei vielen persönlichen Gesprächen...
denn gerade in unserer sehr schnelllebigen, veränderbaren Zeit
sind die Werte.. die sich selbstverständlich angepasst und gewandelt haben, für viele ein Halt.
Gruß weserstern
Doch bin ich noch immer der Meinung, dass die Jugend nicht schlechter und nicht besser ist, als wir es waren.
Sie nutzen die vorhandenen Möglichkeiten...und haben auch noch immer Fragen nach den Werten...
das ergibt sich bei vielen persönlichen Gesprächen...
denn gerade in unserer sehr schnelllebigen, veränderbaren Zeit
sind die Werte.. die sich selbstverständlich angepasst und gewandelt haben, für viele ein Halt.
Gruß weserstern
So sehe ich das auch.
Gruß
Marija
Wertewandlung
im laufe meines Lebens gesehen habe ich doch öfters einen
Wertewandel durchgemacht.
Die Zeitspanne von der frühen Kindheit zur Jugendlichen hin, zur Ehefrau und Mutter, war jeweils verbunden mit einem Wertewandel.
Heute bin ich es mir wert für mein ganz eigenes Leben dem
Wertewandel nachzukommen, dem wesentlichen und eigentlichen
Wert der tiefverankert in mir sitzt.
Sonja
im laufe meines Lebens gesehen habe ich doch öfters einen
Wertewandel durchgemacht.
Die Zeitspanne von der frühen Kindheit zur Jugendlichen hin, zur Ehefrau und Mutter, war jeweils verbunden mit einem Wertewandel.
Heute bin ich es mir wert für mein ganz eigenes Leben dem
Wertewandel nachzukommen, dem wesentlichen und eigentlichen
Wert der tiefverankert in mir sitzt.
Sonja
ja, ja, Luchs, unser Kopf – ständig muß daran irgendwas wieder gerichtet werden, nicht nur die Werte. Bei Dir war’s der Zahnarzt, bei mir der Frisör. Bevor ich dort hin spazierte, hatte ich noch Deine Frage nach der Ehre gelesen und dann die Zeit genutzt, ein paar Einfälle dazu zu notieren.
Bei den Widersprüchlichkeiten, die Du angeführt hast, sehe ich weniger einen Wertezerfall des Ehre-Begriffs. Er kommt wohl zwischenzeitlich eher aus der Mode, doch bei den Beispielen ‚Tod auf dem Feld der Ehre – Ehrenmorde – Mafia‘, scheint er mir dagegen gezielt instrumentalisiert, mißbraucht zu werden, um von den eklatanten Verstößen gegen andere Werte, die dort eine Rolle spielen, ich nenne nur mal das ‚Leben‘, abzulenken. Mein erster Versuch, hier Ordnung reinzubringen und einen Beitrag zu schreiben, ist bisher nicht ganz gelungen, vielleicht später.
‚Ordnung‘, auch so ein Wert, der eine Parallele zur Ehre aufweist: wir können nicht auf sie verzichten, wenn wir nicht im Chaos versinken wollen. Andererseits kennen wir auch zu Genüge die Beispiele, wo ‚Ordnung‘ instrumentalisiert wurde, um Verstöße gegen Grundwerte in großem Ausmaß zu ermöglichen.
Zwischendurch mal einen herzlichen Dank an Luchs
ein anspruchsvolles Thema, eine interessante Runde, eine hervorragende Moderation
es macht richtig Spaß, hier Gast zu sein. Bisweilen erinnert mich diese Rund an Dein Beispiel von oben, da treffen sich einige im Sandkasten, die einen beschäftigen sich mit den fertigen Sandkuchen, die anderen versuchen, die Förmchen zu sortieren, und dann werden diese auch mal ausgetauscht. Keiner haut dem anderen das Schäufelchen so richtig über den Scheitel, dennoch niveauvoll und bereichernd, vielleicht sogar gerade deswegen.
Inzwischen bemerkt Trux, daß hier wohl auf verschiedenen Ebenen diskutiert wird – durchaus richtig, doch Ebenen impliziert eine Hierarchie, ein oben und unten. Ich habe eher den Eindruck, daß wir auf dem Teppich bleiben, also in einer Ebene, jedoch den Wertewandel aus unterschiedlichen Blickwinkeln einkreisen. Was Trux meint, ist klar, jedoch nicht beklagenswert: Wertewandel ist ein schillerndes Thema und somit die Diskussion hier durchaus angemessen, freilich die Orientierung bisweilen schwierig.
Da springt nun gerade recht Robertino in die Runde und ruft zur Ordnung:
‚Was versteht man unter Werten? Inhalte, Funktionen - für den einzelnen Menschen, für bestimmte gesellschaftliche Gruppen und Schichten, die ganze Gesellschaft?‘
Meine eindeutige Antwort – jetzt mal auf einer allgemeinen Ebene – F u n k t i o n e n. Sie wirken mit bei der Steuerung des Verhaltens von Individuen, Gruppen ..., und Gesellschaften, schon bevor wir über sie nachdenken. Die Inhalte werden erst bestimmt, wenn wir über sie nachdenken. In den Inhalten unterscheiden sich Individuen voneinander, Gruppen voneinander, Gesellschaften voneinander. Nicht selten sind es die Wertinhalte, mit denen sich Individuen, Gruppen und Gesellschaften selbst bestimmen und von anderen abgrenzen: der Egoist vom Altruist, Vegetarier von den Fleischfressenden, Demokratien von Diktaturen. Zweck solcher Wertfunktionen ist es, das Verhalten ökonomisch zu vereinfachen und effektiver zu machen. Die genannten ‚Werteträger‘ machen sich, oder übernehmen, für eine größere Zahl immer wieder ähnlich wiederkehrender Situationen gleichsam eine Schablone, mit der sie dann schneller, weniger aufwändig reagieren können. Wenn ein Vegetarier einkehrt, dann braucht er gar nicht erst die komplette Speisekarte durchzuwühlen, weil er sich bereits längst vorher eingeschränkt hat. Ein anderer hingegen wird sich, einem Pawlowschen Hund nicht unähnlich, sogleich lustvoll auf die Abschnitte stürzen, wo Hühnchen, Rind und Ferkelchen locken. – Oh, jetzt hab ich mich womöglich mit einer ganz persönlichen Präferenz geoutet?
Robertino äußert sich dann noch zu dem zuvor erwähnten Bollnow, Dieser Faden muß nun in der weiteren Diskussion nicht mehr verwoben werden. Ich greife ihn nochmals auf, weil in seinem Umfeld Wertewandel, Instrumentalisierung von Werten, Umkehrung von Inhalten in einer Gesellschaft, der NS-Gesellschaft, deutlich werden.
Als ich mich bei Bollnow kurz umschaue, finde ich unter dem Titel
Erinnerungen an die Studentenzeit (sorry, kleines Link-Problem. der Text kommt beim Klicken auf das .PDF-Symbol in der zweiten Zeile),
wie er seine Studentenzeit in den frühen zwanziger Jahren schildert: ein Jugendleben ganz in romantischer Tradition, viel in freier Natur, wandern, schlafen unter freiem Himmel, sich von den Naturgewalten wohlig durchrütteln lassen, Gemeinschaft erleben im Singen und Gesprächen. Sicher steht er damit für viele seiner Gleichaltrigen in der damaligen Zeit.
Bemerkenswert, wie diese Ideale dann von den Jungen- und Mädchenorganisationen in der NS-Zeit aufgegriffen werden, die Mitglieder an das Leben in freier Natur, in Gemeinschaft, dann schon uniformiert, gewöhnt werden, ‚eine Jugend, rank und schlank, zäh wie Kruppstahl‘, bis sie dann bereit waren, die rhetorische Frage im Berliner Sportpalast in der gewünschten Weise zu beantworten. - Ein Beispiel, wie die ‚Werte‘ wirken, bevor sie überlegt werden.
Bemerkenswert freilich auch, wenn Bollnow nach dem Krieg immer noch in ähnlich romantisierendem Stil die Entstehung neuer ‚Tugenden‘ erklärt, wie Robertino zitiert:
‚ Tugenden aus der Unergründlichkeit der Geschichte [auftauchen]" ,
besonders wenn man bedenkt, daß er als Pädagoge in besonderer Weise mit der Vermittlung und Formung von Werten vertraut ist.
Nicht alles, was spontan auf einer Petrischale zu wuchern beginnt, sind automatisch hilfreiche Antibiotika. Selbst der Begriff ‚Anti-bio.tika‘, = gegen Leben gerichtet, bekommt auf dem Hintergrund der Ereignisse der NS-Zeit einen eigenartigen Wertinhalt.
Bollnow verbrachte seine letzten Lebensjahre in Tübingen. Vor wenigen Wochen stieß ich auf eine längere Darstellung
einer Benigna Schönhagen unter dem Titel :
‚ Zwischen Begeisterung und Opportunismus: Die Universitätsstadt Tübingen in der Zeit des Nationalsozialismus‘
zu diesem Text ...
(Anzeige des Textes dauert etwas länger –
das .pdf-Dokument kann heruntergeladen werden durch den Klick auf die Anweisung links unter dem Textfeld.)
Sie beschreibt hier gleich eine ganze Reihe von Wertewandel in den zwei Jahrzehnten nach dem ersten Weltkrieg, u.a. auch das Schicksal von Traugott Konstantin Oesterreich, ab Wintersemester 1922/1923 planmäßigen Extraordinarius für Philosophie und Psychologie. Seine Werte waren u.a. die Demokratie der Weimarer Republik und der Pazifismus. Außerdem war ihm seine Ehefrau, Dr. phil. Maria Oesterreich geb. Raich, eine russische Jüdin, wichtig. Davon mußte sich die nachfolgende Gesellschaft dann ‚s ä u b e r n‘, er wurde 1933 deshalb aus der Universität entfernt. Glücklicherweise blieb der Familie noch Schlimmeres erspart.
Noch ein letztes Beispiel für einen fatalen, gesellschaftlichen Wertewandel dieser Zeit: ‚die Reinhaltung der Rasse‘. da hatte Tübingen noch ein weiteres Exemplar in den hehren Hallen über dem Neckar:
Oswald Kroh
Mit Abhandlungen wie ‚Völkische Anthropologie als Grundlage deutscher Erziehung(1934)‘ und ‚ Lehrveranstaltung Völkische Menschenkunde als Grundlage deutscher Erziehung – Übungen zur Rassenseelenkunde (1936)‘ kochte er kräftig mit an der giftigen Brühe, die dann den Massen eingeflößt wurde, und schließlich nahm die Raserei und Vernichtung ihren Lauf.
Nun würde ich mich freuen, wenn ich mit diesen Beispielen auch die zwischenzeitlich angesprochene Polarisierung zwischen eher theoretischen und praktischen Beiträgen etwas überbrücken konnte. Beide gehören zusammen, auch wenn man sie nicht ständig gleichermaßen berücksichtigen kann.
Es ist wieder mal länger geworden – dafür schreib ich eher seltener
wünsch Euch ein schönes Wochenende
diogenes
Bei den Widersprüchlichkeiten, die Du angeführt hast, sehe ich weniger einen Wertezerfall des Ehre-Begriffs. Er kommt wohl zwischenzeitlich eher aus der Mode, doch bei den Beispielen ‚Tod auf dem Feld der Ehre – Ehrenmorde – Mafia‘, scheint er mir dagegen gezielt instrumentalisiert, mißbraucht zu werden, um von den eklatanten Verstößen gegen andere Werte, die dort eine Rolle spielen, ich nenne nur mal das ‚Leben‘, abzulenken. Mein erster Versuch, hier Ordnung reinzubringen und einen Beitrag zu schreiben, ist bisher nicht ganz gelungen, vielleicht später.
‚Ordnung‘, auch so ein Wert, der eine Parallele zur Ehre aufweist: wir können nicht auf sie verzichten, wenn wir nicht im Chaos versinken wollen. Andererseits kennen wir auch zu Genüge die Beispiele, wo ‚Ordnung‘ instrumentalisiert wurde, um Verstöße gegen Grundwerte in großem Ausmaß zu ermöglichen.
Zwischendurch mal einen herzlichen Dank an Luchs
ein anspruchsvolles Thema, eine interessante Runde, eine hervorragende Moderation
es macht richtig Spaß, hier Gast zu sein. Bisweilen erinnert mich diese Rund an Dein Beispiel von oben, da treffen sich einige im Sandkasten, die einen beschäftigen sich mit den fertigen Sandkuchen, die anderen versuchen, die Förmchen zu sortieren, und dann werden diese auch mal ausgetauscht. Keiner haut dem anderen das Schäufelchen so richtig über den Scheitel, dennoch niveauvoll und bereichernd, vielleicht sogar gerade deswegen.
Inzwischen bemerkt Trux, daß hier wohl auf verschiedenen Ebenen diskutiert wird – durchaus richtig, doch Ebenen impliziert eine Hierarchie, ein oben und unten. Ich habe eher den Eindruck, daß wir auf dem Teppich bleiben, also in einer Ebene, jedoch den Wertewandel aus unterschiedlichen Blickwinkeln einkreisen. Was Trux meint, ist klar, jedoch nicht beklagenswert: Wertewandel ist ein schillerndes Thema und somit die Diskussion hier durchaus angemessen, freilich die Orientierung bisweilen schwierig.
Da springt nun gerade recht Robertino in die Runde und ruft zur Ordnung:
‚Was versteht man unter Werten? Inhalte, Funktionen - für den einzelnen Menschen, für bestimmte gesellschaftliche Gruppen und Schichten, die ganze Gesellschaft?‘
Meine eindeutige Antwort – jetzt mal auf einer allgemeinen Ebene – F u n k t i o n e n. Sie wirken mit bei der Steuerung des Verhaltens von Individuen, Gruppen ..., und Gesellschaften, schon bevor wir über sie nachdenken. Die Inhalte werden erst bestimmt, wenn wir über sie nachdenken. In den Inhalten unterscheiden sich Individuen voneinander, Gruppen voneinander, Gesellschaften voneinander. Nicht selten sind es die Wertinhalte, mit denen sich Individuen, Gruppen und Gesellschaften selbst bestimmen und von anderen abgrenzen: der Egoist vom Altruist, Vegetarier von den Fleischfressenden, Demokratien von Diktaturen. Zweck solcher Wertfunktionen ist es, das Verhalten ökonomisch zu vereinfachen und effektiver zu machen. Die genannten ‚Werteträger‘ machen sich, oder übernehmen, für eine größere Zahl immer wieder ähnlich wiederkehrender Situationen gleichsam eine Schablone, mit der sie dann schneller, weniger aufwändig reagieren können. Wenn ein Vegetarier einkehrt, dann braucht er gar nicht erst die komplette Speisekarte durchzuwühlen, weil er sich bereits längst vorher eingeschränkt hat. Ein anderer hingegen wird sich, einem Pawlowschen Hund nicht unähnlich, sogleich lustvoll auf die Abschnitte stürzen, wo Hühnchen, Rind und Ferkelchen locken. – Oh, jetzt hab ich mich womöglich mit einer ganz persönlichen Präferenz geoutet?
Robertino äußert sich dann noch zu dem zuvor erwähnten Bollnow, Dieser Faden muß nun in der weiteren Diskussion nicht mehr verwoben werden. Ich greife ihn nochmals auf, weil in seinem Umfeld Wertewandel, Instrumentalisierung von Werten, Umkehrung von Inhalten in einer Gesellschaft, der NS-Gesellschaft, deutlich werden.
Als ich mich bei Bollnow kurz umschaue, finde ich unter dem Titel
Erinnerungen an die Studentenzeit (sorry, kleines Link-Problem. der Text kommt beim Klicken auf das .PDF-Symbol in der zweiten Zeile),
wie er seine Studentenzeit in den frühen zwanziger Jahren schildert: ein Jugendleben ganz in romantischer Tradition, viel in freier Natur, wandern, schlafen unter freiem Himmel, sich von den Naturgewalten wohlig durchrütteln lassen, Gemeinschaft erleben im Singen und Gesprächen. Sicher steht er damit für viele seiner Gleichaltrigen in der damaligen Zeit.
Bemerkenswert, wie diese Ideale dann von den Jungen- und Mädchenorganisationen in der NS-Zeit aufgegriffen werden, die Mitglieder an das Leben in freier Natur, in Gemeinschaft, dann schon uniformiert, gewöhnt werden, ‚eine Jugend, rank und schlank, zäh wie Kruppstahl‘, bis sie dann bereit waren, die rhetorische Frage im Berliner Sportpalast in der gewünschten Weise zu beantworten. - Ein Beispiel, wie die ‚Werte‘ wirken, bevor sie überlegt werden.
Bemerkenswert freilich auch, wenn Bollnow nach dem Krieg immer noch in ähnlich romantisierendem Stil die Entstehung neuer ‚Tugenden‘ erklärt, wie Robertino zitiert:
‚ Tugenden aus der Unergründlichkeit der Geschichte [auftauchen]" ,
besonders wenn man bedenkt, daß er als Pädagoge in besonderer Weise mit der Vermittlung und Formung von Werten vertraut ist.
Nicht alles, was spontan auf einer Petrischale zu wuchern beginnt, sind automatisch hilfreiche Antibiotika. Selbst der Begriff ‚Anti-bio.tika‘, = gegen Leben gerichtet, bekommt auf dem Hintergrund der Ereignisse der NS-Zeit einen eigenartigen Wertinhalt.
Bollnow verbrachte seine letzten Lebensjahre in Tübingen. Vor wenigen Wochen stieß ich auf eine längere Darstellung
einer Benigna Schönhagen unter dem Titel :
‚ Zwischen Begeisterung und Opportunismus: Die Universitätsstadt Tübingen in der Zeit des Nationalsozialismus‘
zu diesem Text ...
(Anzeige des Textes dauert etwas länger –
das .pdf-Dokument kann heruntergeladen werden durch den Klick auf die Anweisung links unter dem Textfeld.)
Sie beschreibt hier gleich eine ganze Reihe von Wertewandel in den zwei Jahrzehnten nach dem ersten Weltkrieg, u.a. auch das Schicksal von Traugott Konstantin Oesterreich, ab Wintersemester 1922/1923 planmäßigen Extraordinarius für Philosophie und Psychologie. Seine Werte waren u.a. die Demokratie der Weimarer Republik und der Pazifismus. Außerdem war ihm seine Ehefrau, Dr. phil. Maria Oesterreich geb. Raich, eine russische Jüdin, wichtig. Davon mußte sich die nachfolgende Gesellschaft dann ‚s ä u b e r n‘, er wurde 1933 deshalb aus der Universität entfernt. Glücklicherweise blieb der Familie noch Schlimmeres erspart.
Noch ein letztes Beispiel für einen fatalen, gesellschaftlichen Wertewandel dieser Zeit: ‚die Reinhaltung der Rasse‘. da hatte Tübingen noch ein weiteres Exemplar in den hehren Hallen über dem Neckar:
Oswald Kroh
Mit Abhandlungen wie ‚Völkische Anthropologie als Grundlage deutscher Erziehung(1934)‘ und ‚ Lehrveranstaltung Völkische Menschenkunde als Grundlage deutscher Erziehung – Übungen zur Rassenseelenkunde (1936)‘ kochte er kräftig mit an der giftigen Brühe, die dann den Massen eingeflößt wurde, und schließlich nahm die Raserei und Vernichtung ihren Lauf.
Nun würde ich mich freuen, wenn ich mit diesen Beispielen auch die zwischenzeitlich angesprochene Polarisierung zwischen eher theoretischen und praktischen Beiträgen etwas überbrücken konnte. Beide gehören zusammen, auch wenn man sie nicht ständig gleichermaßen berücksichtigen kann.
Es ist wieder mal länger geworden – dafür schreib ich eher seltener
wünsch Euch ein schönes Wochenende
diogenes
Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
Leider bin ich dieses Wochenende kaum imstande, auf das Thema wirklich einzugehen - Besuch im Hause.
Aber dir,Diogenes, will ich doch noch sagen, dass dein Frisör offenbar eine gute Leistung vollbracht hat : Haare gekürzt - Gedanken mehr Platz gemacht
Nun nur ein kurzes Resümee meiner Überlegungen zum Wertewandel : Alle Werte haben ein "Anhängsel" , und das heißt Kompromiss, selbst wenn man wir den höchsten Wert nehmen : "du sollst nicht töten" wird er außer Kraft gesetzt, sowie Krieg zu den Waffen ruft. So können wir jede einzelne Wertvorstellung dehnen und umdeuten, egal, was wir nehmen. Und im Krieg kommen wieder andere "Werte" wie Ehre, Tapferkeit, Mut, Pflichterfüllung etc. in den Blickpunkt, die zuvor eher ein Schattendasein geführt hatten.
Sind also die sogenannten "hohen Werte", die nahezu bei jeder Diskussion zur Unterstreichung oder Demontierung einer Meinung angeführt werden, nichts anderes als Regeln für das Zusammenleben der Menschen, eine Anhäufung von Kompromissen?
Die Links werde ich nachlesen, wenn das Haus wieder leer ist
Nebenbei und abschließend: Ich freue mich, dass die Diskussion so ruhig trotz Gegensätzen verläuft und weiterführenden ,klugen Gedanken Raum lässt.
Luchs
Aber dir,Diogenes, will ich doch noch sagen, dass dein Frisör offenbar eine gute Leistung vollbracht hat : Haare gekürzt - Gedanken mehr Platz gemacht
Nun nur ein kurzes Resümee meiner Überlegungen zum Wertewandel : Alle Werte haben ein "Anhängsel" , und das heißt Kompromiss, selbst wenn man wir den höchsten Wert nehmen : "du sollst nicht töten" wird er außer Kraft gesetzt, sowie Krieg zu den Waffen ruft. So können wir jede einzelne Wertvorstellung dehnen und umdeuten, egal, was wir nehmen. Und im Krieg kommen wieder andere "Werte" wie Ehre, Tapferkeit, Mut, Pflichterfüllung etc. in den Blickpunkt, die zuvor eher ein Schattendasein geführt hatten.
Sind also die sogenannten "hohen Werte", die nahezu bei jeder Diskussion zur Unterstreichung oder Demontierung einer Meinung angeführt werden, nichts anderes als Regeln für das Zusammenleben der Menschen, eine Anhäufung von Kompromissen?
Die Links werde ich nachlesen, wenn das Haus wieder leer ist
Nebenbei und abschließend: Ich freue mich, dass die Diskussion so ruhig trotz Gegensätzen verläuft und weiterführenden ,klugen Gedanken Raum lässt.
Luchs
Die ST-Diskussion um den Wertewandel hat längere Zeit geruht. Ich möchte sie aus aktuellem Anlass wieder aufgreifen. In München wurde in der Schauburg das Stück "Bash" von Neil LaBute, Regie Johannes Klama, aufgeführt.Selten hat mich Theater so aufgwühlt. In drei kurzen Szenen treten Mörder auf. Ein Vater opfert seine Tochter dem eigenen Erfolg, eine Mutter tötet ihr Kind um den Vater zu bestrafen, ein junger Mann ermordet einen Homosexuellen aus einem unbestimmten Gefühl heraus. Keine direkte Grausamkeit auf der Bühne, es wird nur berichtet. Erschütternd ist die Teilnahmslosigkeit der Täter, das Ablehnen jeglicher Schuld.
Luchs35 erwähnt die "Kompromisse" die bei Werten geschlossen werden. Meiner Meinung nach zeigt das, dass Werte für vermeintlich höhere aufgegeben werden. "Du sollst nicht töten" wird dem Volk und Vaterland oder der Religion untergeordnet. Das entlastet die Täter, baut scheinbar neue Werte auf.
Erschütternd an "Bash" war, dass es hier keiner "Werte" mehr bedurfte, was zählte war nur die eigene Befindlichkeit.
Diese radikale Reduktion entlarvt im Grunde alle Werte-Alibis.
Luchs35 erwähnt die "Kompromisse" die bei Werten geschlossen werden. Meiner Meinung nach zeigt das, dass Werte für vermeintlich höhere aufgegeben werden. "Du sollst nicht töten" wird dem Volk und Vaterland oder der Religion untergeordnet. Das entlastet die Täter, baut scheinbar neue Werte auf.
Erschütternd an "Bash" war, dass es hier keiner "Werte" mehr bedurfte, was zählte war nur die eigene Befindlichkeit.
Diese radikale Reduktion entlarvt im Grunde alle Werte-Alibis.
DAnke für den Tip - scheint ja ein Stück aus dem wirklichen Leben zu sein: in Emden mordete ein 18-jähriger ein 11-jähriges Mädchen (mutmasslich -er hat anscheinend gestanden). In der Nähe von Erding ermordeten (einer hat gestanden) ein junger Mann und eine 17-jährige Schülerin ältere Nachbarn und verscharrten diese in deren Garten.
Mich erschüttert, dass einige junge Menschen immer grausamer werden und immer früher töten. Was läuft da schief in den Familien mit diesen Kindern? Sie kommen ja nicht als Mörder auf die Welt, sondern werden von ihren Familien, von der Gesellschaft zu diesen gemacht. Olga
Mich erschüttert, dass einige junge Menschen immer grausamer werden und immer früher töten. Was läuft da schief in den Familien mit diesen Kindern? Sie kommen ja nicht als Mörder auf die Welt, sondern werden von ihren Familien, von der Gesellschaft zu diesen gemacht. Olga