Soziales Wertezerfall oder Wertewandlung?
Zitat von @carlos1
Die Frage warum wir lernen sit darin verborgen. Es gibt Menschen, die gerne lernen nur um besser zu sein als andere. Ehrgeiz kann eine Stützfunktion fürs Lernen sein. Nur all zu deutlich sollte er nicht zur Schau gestellt werden.
Autor: carlos1
Beiträge 1862
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carlos1
da stimme ich Dir bei!
Sonja
Die Frage warum wir lernen sit darin verborgen. Es gibt Menschen, die gerne lernen nur um besser zu sein als andere. Ehrgeiz kann eine Stützfunktion fürs Lernen sein. Nur all zu deutlich sollte er nicht zur Schau gestellt werden.
Autor: carlos1
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carlos1
da stimme ich Dir bei!
Sonja
Zitat von Karl
Motivation ist wichtig für Lernprozesse und Belohnungen sind besser als Bestrafungen. Am Besten wäre es natürlich ein Schüler würde am Lernprozess und an den Lerninhalten selber so viel Gefallen finden, dass er sich quasi durch Lernen selbst belohnt. Aber als Initiation und Anschub sind externe Anreize wichtig und warum sollen Eltern nicht auch schon einmal Belohnungen in Aussicht stellen, das muss ja nichts Großes sein
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Karl
selbverständlich sehe ich auch dass eine kleine Belohnung immer drinn liegt, Bestrafung nimmt dem Lernenden die Motivation dazu!
Bei der Belohnung habe ich mich auf mein vorheriges schreiben bezogen, nämlich auf das Pferd das einer Mitschülerin von meiner Tochter bei guten Noten versprochen
wurde!
Sonja
Motivation ist wichtig für Lernprozesse und Belohnungen sind besser als Bestrafungen. Am Besten wäre es natürlich ein Schüler würde am Lernprozess und an den Lerninhalten selber so viel Gefallen finden, dass er sich quasi durch Lernen selbst belohnt. Aber als Initiation und Anschub sind externe Anreize wichtig und warum sollen Eltern nicht auch schon einmal Belohnungen in Aussicht stellen, das muss ja nichts Großes sein
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Karl
selbverständlich sehe ich auch dass eine kleine Belohnung immer drinn liegt, Bestrafung nimmt dem Lernenden die Motivation dazu!
Bei der Belohnung habe ich mich auf mein vorheriges schreiben bezogen, nämlich auf das Pferd das einer Mitschülerin von meiner Tochter bei guten Noten versprochen
wurde!
Sonja
liebe Silhouette,
es betrübt mich freilich zutiefst, daß meine so wohlüberlegt ausgewählte, empirische Erhebung Deinen Erwartungen so wenig entsprechen konnte ...
tatsächlich mußte ich gestern Abend noch schnell ein paar Hausaufgaben machen und konnte hier nur wenig teilnehmen. Dein Dialog mit Pschroed ließ mich dann die Googlezwerge loswuseln. Mir gefiel die anschlauliche Darstellung, wie ein Ausschnitt des Wertewandels vorgeführt wird, inhaltlich muß ich es bei Gelegenheit nochmals intensiver durchgehen.
Richtig – solche Untersuchungen sind prinzipiell selbst nicht wertfrei, teils leiden sie an der sachgebotenen Beschränkung, nicht selten sind aber auch ganz explizite Interessen im Spiel, d.h. das Ergebnis soll bereits bei der Auswahl der Fragebogenitems vorweggenommen werden – ich schau’s nochmal an.
Wenn Du nun den Bogen schlägst zu den Diskussionen, dann kann ich allerdings gerade bei dieser Runde hier, die Luchs‘ Einladung zu diesem anspruchsvollen Thema gefolgt ist, neben den vielen inhaltlichen Beiträgen, Gedankenanreizen, auch was die soziale Kompetenz betrifft, en gros keine erwähnenswerten Defizite erkennen. Ich habe Deine zwinkernde Mandarine aber auch nicht übersehen.
Bedauerlicherweise geht es mir momentan wie Luchs: die Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden, sonst folgt schnell die Bestrafung, so verwerflich sie auch sein mag. Wie Karl vor kurzem zutreffend formulierte: nicht allein die sofortige Belohnung ist wichtig, sondern auch die Aussicht auf eine solche. Es braucht ja nicht gleich ein Pferd zu sein, wie ich’s weiter oben gelesen habe. Bei der Wirksamkeit von Belohnung muß man, wie dort auch richtig ergänzt wurde, zwischen dem materiellen und dem psychologischen Wert unterscheiden.
Die Rolle von Belohnung beim Erwerb, bei der Vermittlung, der Weiterentwicklung von individuellen Werten ist in dem Modell von Lawrence Kohlberg ausgeführt. Bemerkenswert, daß er dabei das Kind, den Jugendlichen nicht als passives Objekt darstellt, dem Werte eingeimpft werden, oder das Werte einfach unverändert kopiert. In Weiterentwicklung des Modells der kognitiven Entwicklung von Jean Piaget, das vielleicht eher bekannt sein dürfte, beschreibt auch er dabei einen interaktiven Prozeß eines Subjekts mit seiner Umgebung und seinem Innenleben.
Anspruchsvoll – wer Zeit und Lust hat ... Stufenmodell
und L. Kohlberg
Nun muß ich zunächst mal weg. Vielleicht darf ich mich später noch mit der Schilderung eines Beispiels zu der Bedeutung der von Carlos angesprochenen Wertehierarchie belohnen – es reizt mich.
diogenes
es betrübt mich freilich zutiefst, daß meine so wohlüberlegt ausgewählte, empirische Erhebung Deinen Erwartungen so wenig entsprechen konnte ...
tatsächlich mußte ich gestern Abend noch schnell ein paar Hausaufgaben machen und konnte hier nur wenig teilnehmen. Dein Dialog mit Pschroed ließ mich dann die Googlezwerge loswuseln. Mir gefiel die anschlauliche Darstellung, wie ein Ausschnitt des Wertewandels vorgeführt wird, inhaltlich muß ich es bei Gelegenheit nochmals intensiver durchgehen.
Richtig – solche Untersuchungen sind prinzipiell selbst nicht wertfrei, teils leiden sie an der sachgebotenen Beschränkung, nicht selten sind aber auch ganz explizite Interessen im Spiel, d.h. das Ergebnis soll bereits bei der Auswahl der Fragebogenitems vorweggenommen werden – ich schau’s nochmal an.
Wenn Du nun den Bogen schlägst zu den Diskussionen, dann kann ich allerdings gerade bei dieser Runde hier, die Luchs‘ Einladung zu diesem anspruchsvollen Thema gefolgt ist, neben den vielen inhaltlichen Beiträgen, Gedankenanreizen, auch was die soziale Kompetenz betrifft, en gros keine erwähnenswerten Defizite erkennen. Ich habe Deine zwinkernde Mandarine aber auch nicht übersehen.
Bedauerlicherweise geht es mir momentan wie Luchs: die Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden, sonst folgt schnell die Bestrafung, so verwerflich sie auch sein mag. Wie Karl vor kurzem zutreffend formulierte: nicht allein die sofortige Belohnung ist wichtig, sondern auch die Aussicht auf eine solche. Es braucht ja nicht gleich ein Pferd zu sein, wie ich’s weiter oben gelesen habe. Bei der Wirksamkeit von Belohnung muß man, wie dort auch richtig ergänzt wurde, zwischen dem materiellen und dem psychologischen Wert unterscheiden.
Die Rolle von Belohnung beim Erwerb, bei der Vermittlung, der Weiterentwicklung von individuellen Werten ist in dem Modell von Lawrence Kohlberg ausgeführt. Bemerkenswert, daß er dabei das Kind, den Jugendlichen nicht als passives Objekt darstellt, dem Werte eingeimpft werden, oder das Werte einfach unverändert kopiert. In Weiterentwicklung des Modells der kognitiven Entwicklung von Jean Piaget, das vielleicht eher bekannt sein dürfte, beschreibt auch er dabei einen interaktiven Prozeß eines Subjekts mit seiner Umgebung und seinem Innenleben.
Anspruchsvoll – wer Zeit und Lust hat ... Stufenmodell
und L. Kohlberg
Nun muß ich zunächst mal weg. Vielleicht darf ich mich später noch mit der Schilderung eines Beispiels zu der Bedeutung der von Carlos angesprochenen Wertehierarchie belohnen – es reizt mich.
diogenes
Nur als Randnotiz zur Wertediskussion:
Facebook drückt seine eigenen Werte durch .
Gewalt und zerquetschte Köpfe lässt das Netzwerk zu , Nippel nicht.
Gewalt ja, Nippel nein
Marija
Nun kann ich es doch nicht lassen, weiterzubohren - genaugenommen ein Gedankenblitz im Wartezimmer des Zahnarztes heute Morgen:
Das einst vielbeschworene Wort *Ehre*, das uns seit Urzeiten begleitet und auf das sich viele in ihrem Tun berufen haben.
Ehrenhaft zu sein gehört sicher zu den hier diskuttierten Wertebegriffen. Aber wie sehr hat sich dieser Begriff im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, ohne jemals wirklich erfassbar zu sein.
Die Ehre angreifen bedeutete auch einmal Duellieren und Töten, um die "Ehre" wieder herzustellen - wir kennen es heute als Ehrenmorde, die aus anderen Kulturen wieder vor Augen geführt wird.
Ehre bedeutete die Auszeichnung eines Soldaten mit einem Orden, den er mit dem Blut anderer Menschen erwarb.
Ehre musste erkämpft werden, und Ehre wurde missbraucht, weil damit vieles erreicht werden konnte .
Unehrenhaft zu handeln oder zu sein führte bis zum Ausschluss aus der Gesellschaft.
Ehre ist ein moralischer Anspruch und gleichzeitig ein Begriff, hinter dem vieles versteckt werden kann - sogar die Mafia, die sich selbst in ihren Verbrechen als "ehrenwerte Gesellschaft" betrachtet. Aber auch das Ehren-Amt, das sich um Menschen in verschiedenen Situationen kümmert, das Hilfe und Zuwendung bedeutet, gehört geradezu konträr dazu.
Ist es also nicht so, dass alle Begriffe, die wir als Werte betrachten , einfach wandelbar sind und sich Situationen anpassen?
Luchs
Das einst vielbeschworene Wort *Ehre*, das uns seit Urzeiten begleitet und auf das sich viele in ihrem Tun berufen haben.
Ehrenhaft zu sein gehört sicher zu den hier diskuttierten Wertebegriffen. Aber wie sehr hat sich dieser Begriff im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, ohne jemals wirklich erfassbar zu sein.
Die Ehre angreifen bedeutete auch einmal Duellieren und Töten, um die "Ehre" wieder herzustellen - wir kennen es heute als Ehrenmorde, die aus anderen Kulturen wieder vor Augen geführt wird.
Ehre bedeutete die Auszeichnung eines Soldaten mit einem Orden, den er mit dem Blut anderer Menschen erwarb.
Ehre musste erkämpft werden, und Ehre wurde missbraucht, weil damit vieles erreicht werden konnte .
Unehrenhaft zu handeln oder zu sein führte bis zum Ausschluss aus der Gesellschaft.
Ehre ist ein moralischer Anspruch und gleichzeitig ein Begriff, hinter dem vieles versteckt werden kann - sogar die Mafia, die sich selbst in ihren Verbrechen als "ehrenwerte Gesellschaft" betrachtet. Aber auch das Ehren-Amt, das sich um Menschen in verschiedenen Situationen kümmert, das Hilfe und Zuwendung bedeutet, gehört geradezu konträr dazu.
Ist es also nicht so, dass alle Begriffe, die wir als Werte betrachten , einfach wandelbar sind und sich Situationen anpassen?
Luchs
Nun kann ich es doch nicht lassen, weiterzubohren - genaugenommen ein Gedankenblitz
Ist es also nicht so, dass alle Begriffe, die wir als Werte betrachten , einfach wandelbar sind und sich Situationen anpassen?
Luchs
Eine Diskussion zwischen Philosophie, Pädagogik und Soziologie
Ich verweise auf :
Otto Friedrich Bollnow
Vom Wesen und Wandel der Tugenden
(Sehr gute sprachliche Ausformulierungen mit Unterscheidungkriterien)
Wesen und Wandel der Tugenden
Marija
Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
Danke für den Buchtipp, Marija.
Das ist die Diskussion tatsächlich, denn die angesprochenen Wertevorstellungen liegen in diesen Bereichen.
Luchs
Eine Diskussion zwischen Philosophie, Pädagogik und Soziologie
Das ist die Diskussion tatsächlich, denn die angesprochenen Wertevorstellungen liegen in diesen Bereichen.
Luchs
Liebevoller, ehrlicher Umgang innerhalb der Familie,
Höflichkeit und Respekt den Mitmenschen gegenüber,
uneigennützige Hilfe wo sie erforderlich ist,
das Reiten auf hohen Rössern vermeiden,
Besserwisserei sich verkneifen -
das sind doch alles so einfache Übungen,
um es gar nicht erst zu einem Zerfall
kommen zu lassen.
Ja, Medea - einfache Übungen - aber so schwer in einer etwas verrotteten GEsellschaft, bestehend aus Egoisten und Egomanen, wo auch Kinder schon in diesem Sinne zu Prinzen und Prinzessinnen mit hoher Einzigartigkeit erzogen werden.Wo man die Schuld stets nur bei den anderen sucht (Politiker, Arbeitgeber usw)
Besserwisserei wird oft nur von solchen kritisiert, die es nicht akzeptieren, dass man deren Meinung sich nicht zur eigenen macht.
Ansonsten halte ich es gerne so, dass ich andere so behandeln will, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ohne religiöse Ansprüche - manchmal gelingt es mir, manchmal nicht - aber damit kann ich dann schon leben. Ciao Olga
Höflichkeit und Respekt den Mitmenschen gegenüber,
uneigennützige Hilfe wo sie erforderlich ist,
das Reiten auf hohen Rössern vermeiden,
Besserwisserei sich verkneifen -
das sind doch alles so einfache Übungen,
um es gar nicht erst zu einem Zerfall
kommen zu lassen.
Ja, Medea - einfache Übungen - aber so schwer in einer etwas verrotteten GEsellschaft, bestehend aus Egoisten und Egomanen, wo auch Kinder schon in diesem Sinne zu Prinzen und Prinzessinnen mit hoher Einzigartigkeit erzogen werden.Wo man die Schuld stets nur bei den anderen sucht (Politiker, Arbeitgeber usw)
Besserwisserei wird oft nur von solchen kritisiert, die es nicht akzeptieren, dass man deren Meinung sich nicht zur eigenen macht.
Ansonsten halte ich es gerne so, dass ich andere so behandeln will, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ohne religiöse Ansprüche - manchmal gelingt es mir, manchmal nicht - aber damit kann ich dann schon leben. Ciao Olga
Wertezerfall und Wertewandel sind m.M. n. auch vom Zeitgeist abhängig, der jeweils gerade herrscht.
Zeitgeist definiere ich als Denken und Fühlen der Gesellschaft eines zeitlichen Abschnittes in der Geschichte. Das ist eigentlich ein nicht enden könnender Prozess, weil die Kindergenerationen immer andere Wertvorstellungen haben, als die Elterngenerationen, weil irgendwann in der Erziehung , der alleinige Erziehungseinfluss der Eltern, von weiteren Faktoren beeinflusst wird! Ich bin auch der Meinung, daß die jeweiligen politischen Verhältnisse dabei eine maßgebliche Rolle spielen! Bestes Beispiel, die 68ger " Revolution ", das haben wir ja alle miterlebt!
Edita
Zeitgeist definiere ich als Denken und Fühlen der Gesellschaft eines zeitlichen Abschnittes in der Geschichte. Das ist eigentlich ein nicht enden könnender Prozess, weil die Kindergenerationen immer andere Wertvorstellungen haben, als die Elterngenerationen, weil irgendwann in der Erziehung , der alleinige Erziehungseinfluss der Eltern, von weiteren Faktoren beeinflusst wird! Ich bin auch der Meinung, daß die jeweiligen politischen Verhältnisse dabei eine maßgebliche Rolle spielen! Bestes Beispiel, die 68ger " Revolution ", das haben wir ja alle miterlebt!
Edita
jeweiligen politischen Verhältnisse dabei eine maßgebliche Rolle spielen! Bestes Beispiel, die 68ger " Revolution ", das haben wir ja alle miterlebt!
Edita
Obwohl ich als junge Studentin selbst bei der 68er Bewegung dabei war und auch davon geprägt bin, würde ich dies wirklich nie als "Revolution" bezeichnen. Damals stand die erste Generation, die grossenteils Nazi-Eltern hatte, auf und wollte Änderungen, die teilweise auch gelungen sind. Auf der anderen Seite aber waren mehrheitlich Menschen, die dies nicht wollten und uns empfahlen, nach drüben zu gehen, bzw. uns am liebsten umgebracht hätten - bei einigen ist es ihnen ja auch gelungen. Anschliessend kam die mordende RAF - und da stiegen die 68er meist schon aus, weil sie in gutbezahlte Jobs wechselten.
Und viele haben schon deshalb nichts miterlebt, weil sie völlig apolitisch waren - genau so wie heute. Olga