Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Wertezerfall oder Wertewandlung?

Soziales Wertezerfall oder Wertewandlung?

trux
trux
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von trux
als Antwort auf gaby100 vom 21.02.2012, 11:49:21
Unbefriedigende Zustände im Schulwesen hier zu diskutieren bringt uns nicht weiter, wenn dazu keine Lösungsvorschläge gemacht werden.

Die Erziehungsberechtigten sind zur Überwachung der Schulpflicht verpflichtet.

Schulpflicht ist in den Landesverfassungen geregelt. Das Bundesverfassungsgericht hat im Jahre 2006 die Schulpflicht aller Kinder bestätigt. Für Schulschwänzer ist die Staatsgewalt zuständig. Die Schüler können sogar zwangsweise zur Schule gebracht werden.

Elternbeiräte sollten die Chancen zur Mitgestaltung und Prävention in der Schule nutzen. Die Befugnisse des Elternbeirats sind in den Schulgesetzen für die einzelnen Schularten geregelt. Die Eltern sollten die Gesetze kennen. Das Wohl und die Entwicklung der Kinder haben Priorität, die Kinder haben keine andere Lobby als uns.

Seit Jahren werden niedrigere Klassenfrequenzen gefordert. Was wurde erreicht? Wie steht es um ausreichende Lehrkräfte? Wir alle können mithelfen, die Lage zu verbessern. Bürger, Politiker, Eltern, auch dies ST-Forum. Wir müssen raus dem Klage- und Jammertal und ran ans Licht. Mit breiter Unterstützung wird es funktionieren.
Trux

clara
clara
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von clara
als Antwort auf adam vom 21.02.2012, 12:01:00


Werte sind undefinierbare Ideale, die der Mensch nicht in der Lage ist, zu erreichen. Wie kann er da deren Zerfall oder Wandlung beurteilen?

--

adam


geschrieben von adam

Das ist mir zu abstrakt. Mitmenschlichkeit zu zeigen (Werte wie Pünktlichkeit, Ordnungssinn u.ä. sind für mich zwar auch wichtig, aber sekundär) ist definier - und sichtbar. Sie zeigt sich in Form von Zuwendung im engeren Bereicht, familiär, nachbarschaftlich, aber auch im Verhältnis zu Fremden, Migranten, allgemein als Empathie.
Kindern müssen Werte vorgelebt werden, weil sie (die Werte) mehr erworben, als angelegt sind. Fehlen diese Vorbilder, kann das Kind keinen Wertmaßstab entwickeln. Leider ist es genau so mit den Unwerten.

Das Beispiel für Wertewandlung wurde hier schon genannt, die Einbeziehung von behinderten Kindern in Kindergärten und Normalschulen. Es ist doch eine Wandlung zum Besseren.
Gegenbeispiel und Werteverlust wäre - wie von einzelnen Politikern schon geäußert - die Forderung nach reduzierter Leistung im Krankheitsfall bei alten Menschen. Oder war es früher nur vorsorglicher Eigennutz, wenn der Bibelspruch heran gezogen und eingetrichtert wurde, "du sollst Vater und Mutter ehren"? Auch damals war das Miteinander der Generationen nicht einfach.
Jede Generation muss die zu den Problemen und Gegebenheiten ihrer Zeit "passenden" Werte neu finden, aber die Grundwerte, die das Miteinander garantieren, dürfen nicht angetastet oder in Frage gestellt werden.

Clara
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von luchs35
Werte sind undefinierbare Ideale, die der Mensch nicht in der Lage ist, zu erreichen. Wie kann er da deren Zerfall oder Wandlung beurteilen? Des Einen Wert steht einem anderen entgegen. Wie unmöglich es ist, Werte zu definieren oder sie gar zu verwirklichen, ist an grundlegenden Rechten wie Leben und Freiheit zu erkennen. Keines kann auch nur annähernd erfüllt werden, ohne das andere zu verletzen.

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, ja, das unterscheidet den Menschen von allen Wesen, weil die Menschheit zu delettantisch ist, Werte/Ideale im allgemeinen Zusammenhang zu erfüllen. Sie sieht die Fehler wohl, ist aber für die Allgemeinheit außerstande sie abzustellen. Werte können nicht zerfallen oder sich wandeln, aber im menschlichen, ungeschickten Bemühen, sie zu werten, sie zu verwirklichen, wogen ihre Stellenwerte auf und ab
geschrieben von Adam.


Dass Werte undeffinierbar und gegensätzlich sind, kann ich so nicht sehen, aber dass sie als Allgemeingut erreichbar sind, glaube ich auch nicht. Da sind zu viele Einflüsse vorhanden. Verwirklichen können wir sie auch nur in Anpassung des Rahmens, den jeder für sich persönlich gesteckt hat.
Es gibt Grundwerte, die sich unbeeinflusst durch die ganze heutige Menschheit ziehen, beispielsweise: nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen etc. Dass sie auch so bestehen bleiben, hat aber auch etwas mit Bestrafung zu tun, mit dem Bruch der Gesetze.

Selbst die im Grundgesetz verankerten Werte unserer (noch) demokratischen Gesellschaft werden immer mehr gebogen und unterlaufen von jenen, die eigentlich auch dafür gewählt sind, sie zu bewahren.

Den Dilettantismus möchte ich nicht noch weiter in diese Diskussion einbeziehen, weil es m.E. einfach zu weit führen würde und alles zu theoretisch wird.

Sich auf seine eigenen Wertvorstellungen mit mehr Gelassenheit zurückziehen , wie Marija es anregt, ist eine gute Einstellung. Aber wir müssen sie auch unseren Nachkommen (Kinder + Enkel) durch Vorleben weitergeben.

Ein oft propagiertes "laisser-faire" (gewähren lassen) im Zusammenhang mit der Erziehung der Kinder halte ich jedoch persönlich für grundfalsch. Kinder lernen durch Beispiele- gute und schlechte. Um diesen Gedanken kommen wir wohl nicht herum.
Und als wichtig betrachte ich in erster Linie das menschliche Miteinander, das heute eher auseinander driftet, weil oft Ellbogen und Egoismus das Handeln bestimmen.

Luchs

Clara, ich wollte dich nicht überspringen- wir haben zeitgleich geschrieben

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von olga64
als Antwort auf gaby100 vom 20.02.2012, 20:19:53
Auch aus meiner Familie, in der es einige Lehrer gibt, höre ich in diesem Sinne. Teilweise entblöden sich die Eltern ja nicht, bei schlechten Zensuren ihrer Prinzen und Prinzessinnen mit gerichtlicher Klage zu drohen.
Alles basiert wohl auf der teilweisen berechtigten, aber oft nicht durchführbaren Eltern-Strategie: "die Kinder sollen es mal besser haben". DAfür werden sie dann - egal ob dafür geeignet oder nicht - durch Gymnasien gejagt; eine intellektuelle Unterstützung aus dem Elternhaus ist oft nicht möglich, da die Eltern eine andere Schuldbildung hatten als dann die Kinder. Dafür werden oft schon - dies erstaunte mich sehr, als ich es hörte - schon in der Grundschule Nachhilfedienste eingesetzt. Olga
Mareike
Mareike
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Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von Mareike
Die Welt unterliegt stetigem Wandel. Darin ist ein grundlegendes und unveränderliches Gesetz wirksam, das Gesetz vom Ausgleich der Gegensätze. Wer die Wechselwirkungen der äußeren Welt studiert und das dahinterliegende Prinzip erkannt hat, kann dieses Prinzip wiederum auf die Welt anwenden.

"Moral ist Dürftigkeit

Ein Mensch des Dao lässt sowohl von persönlichen Wünschen und Begierden, als auch von gesellschaftlich anerkannten Zielen und Regeln ab. Insofern versucht er auch nicht mehr, moralisch gut zu sein. Moral ist bei Lǎozǐ bereits die Endstufe des Verfalls der Motive: Ist der SINN [Dao] verloren, dann das LEBEN [De]. … dann die Liebe. … die Gerechtigkeit. … die Sitte. Die Sitte ist Treu und Glaubens Dürftigkeit und der Verwirrung Anfang.(38) Erst wenn das Dao verloren sei, erfänden die Menschen Sitten und Gebote, was sie noch weiter vom natürlichen Tun entferne. Die Regierung soll dem nicht Vorschub leisten: Tut ab die Sittlichkeit, werft weg die Pflicht, so wird das Volk zurückkehren zu Kindespflicht und Liebe.(19)

Hiermit steht Lǎozǐ in starkem Gegensatz zu der einflussreichen Sittenlehre des Konfutse, der Sitte und Gesetz als Ausformungen der letzten Wahrheit hochhielt und pflegte. Desgleichen spricht Konfutse davon, bei der Regierungskunst seien zunächst die „Namen“ (Worte) richtigzustellen, von denen Lǎozǐ wiederum sagt, sie seien nicht zu entbehren, um zu überschauen alle Dinge,(21) aber sie träfen nicht deren ewiges Wesen.(1) Er empfiehlt den Verzicht: Macht selten die Worte, dann geht alles von selbst.(23) Der SINN als Ewiger ist namenlose Einfalt.(32) Aber viele Worte erschöpfen sich daran. Besser ist es, das Innere zu bewahren.(5)(4)"

Ich habe diesen Abschnitt aus Wikipedia: Daodejing übernommen, weil es mE in anderen Worten das aussagt, was ua Adam beschreibt: Zitat Adam: "Werte können nicht zerfallen oder sich wandeln, aber im menschlichen, ungeschickten Bemühen, sie zu werten, sie zu verwirklichen, wogen ihre Stellenwerte auf und ab ..."

Laotse´s Worte auf Werte übertragen könnten vielleicht so klingen: "Wir müssen Werte benennen, um alle Dinge überschauen zu können, aber sie treffen nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist verborgen und zeigt sich in der Liebe."

Mareike

olga64
olga64
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Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 21.02.2012, 16:48:55
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang immer gerne an die Aussage von Joschka Fischer: mit den Sekundär-Tugenden (Pünktlichkeit, Ordnung, Sauberkeit) kann man auch ein KZ leiten - und genau so war es ja auch. Olga

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luchs35
luchs35
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Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Mareike vom 21.02.2012, 16:48:55
Mareike bitte entschuldige, ich habe dich in meiner Antwort um 15.09 Uhr versehentlich mit Marija angesprochen...fängt auch mit Ma an.

LG Luchs
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf luchs35 vom 21.02.2012, 17:20:27
Hallo Luchs,
mir macht es nichts aus, hoffentlich Marija auch nicht!?
Lg
Mareike
gaby100
gaby100
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Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von gaby100
als Antwort auf trux vom 21.02.2012, 13:53:37
Ich wollte hier keine Diskussion über Schulprobleme lostreten, habe nur diese Beispiele gewählt, weil sie aus meinem beruflichen Erfahrungsgebiet stammen.Hier wurden Werte wie Aufrichtigkeit und Selbstverantortung nicht nur an die Kinder nicht weitergegeben, es wurde ihnen demonstriert, dass man ohne sie erfolgreicher ist.
Folgende Fragen stellen sich mir jetzt: Gibt es noch verbindliche Werte, wenn ja, welche? Sind Werte heute schicht- oder generationsabhängig? Oder haben wir uns einfach daran gewöhnt, dass es ohne sie besser geht( siehe Politik)? Inwieweit passen sich Werte dem Zeitgeist an?
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf gaby100 vom 21.02.2012, 17:29:42
Ich wollte hier keine Diskussion über Schulprobleme lostreten, habe nur diese Beispiele gewählt, weil sie aus meinem beruflichen Erfahrungsgebiet stammen.Hier wurden Werte wie Aufrichtigkeit und Selbstverantortung nicht nur an die Kinder nicht weitergegeben, es wurde ihnen demonstriert, dass man ohne sie erfolgreicher ist.
Folgende Fragen stellen sich mir jetzt: Gibt es noch verbindliche Werte, wenn ja, welche? Sind Werte heute schicht- oder generationsabhängig? Oder haben wir uns einfach daran gewöhnt, dass es ohne sie besser geht( siehe Politik)? Inwieweit passen sich Werte dem Zeitgeist an?


Hallo gaby100

Der Mensch ist ein Individium, er macht nach seiner Geburt die ersten negative und positive Erfahrungen im Elternhaus sowie später in einem breiteren Umfeld Schule, Familie, noch später am Arbeitsplatz.

Wenn eine normale Erziehung vorausgegangen ist wie:

1. Das Kind wurde nicht extrem von allem negativen bewußt ferngehalten.
2. Das Kind hat eine normale Wahrnehmung.
3. Das Kind wurde nicht diktatorisch erzogen und konnte seine Grenzen ausleben.
(Diktatorische Erziehung ist immer Angst)

4. Das Kind wurde gelernt zu Lernen sowie positiv über die Vorteile eines guten Schulabschluß
aufgeklärt.

Dann glaube ich nicht, daß der Teenager, in seiner späteren Entwicklung ein Politiker oder DSDS sucht den Superstar als Haupt-Ziel bzw. Orientierungs-Ziel braucht.

Ich teile die Gesellschaft noch heute in zwei Teile ein,

1.Die breite Masse (Circa 90%) welche sich von den Medien, Mode, TV, Trends,leiten
lassen,das ist auch ein bequemer Weg.

2.Die anderen 10% haben die Fähigkeit sich selbst ein Bild zu machen und stehem über den
künstlichen Einflüssen.

Diese circa 10% haben vermehrt auch die Fähigkeit sich in Richtung Werte, Ethik,
Verantwortung,Wissenschaft - usw gezielt weiter zu entwickeln.

Damit möchte ich nicht sagen daß die anderen circa 90% keine Werte usw. haben diese sind
vielleicht nicht so ausgeprägt oder werden einfach für nicht so wichtig genommen.

Phil.

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