Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales "Warum wir eine Zunahme der Kriminalität sehen, wo keine ist"

Soziales "Warum wir eine Zunahme der Kriminalität sehen, wo keine ist"

mart
mart
Mitglied

"Warum wir eine Zunahme der Krimininalität sehen, wo keine ist."
geschrieben von mart
von Katja Seefeldt 08.11.2004 in Teleopolis


"...Die Statistiken melden rückläufige Zahlen bei Straftaten, vor allem bei schweren Delikten, doch das Strafbedürfnis der Deutschen steigt ebenso wie die Zahl der Häftlinge. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat die Berichterstattung über Kriminalität in den Medien und eine Politik, die sich eng an der öffentlichen Meinung ausrichtet. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen ([extern] KFN) hat in einer Studie nachgefragt, wie die Bevölkerung in Deutschland die Kriminalitätsentwicklung beurteilt, wie sie in ihrem Urteil von den Medien beeinflusst wird und welche Folgen dies für die Kriminalpolitik hat..."
--
mart
arno
arno
Mitglied

Re:
geschrieben von arno
als Antwort auf mart vom 03.01.2008, 18:08:15
Hallo, mart,

Angst (vor Überfremdung, Kriminalität, usw.) ist und war stets
das wirkungsvollste Manipulationsmittel der Politiker, welches
immer dann aus der Mottenkiste geholt wird, wenn vor Wahlen keine
Inhalte zur Diskussion gestellt werden oder wenn Gelder locker
gemacht werden sollen.
Dieses Manipulationsmittel funktioniert immer!!!!

Viele Grüße
--
arno
pharaox
pharaox
Mitglied

Re:
geschrieben von pharaox
als Antwort auf mart vom 03.01.2008, 18:08:15
Hallo mart,

da wir in der Familie sehr eng mit der Materie befasst sind, hat uns das Gespräch von Christian Pfeiffer im Gespräch mit der Katja Seefeld in Telepolis schon sehr beschäftigt! Besonders der Absatz
"Geld spielt keine Rolle
Gerade besonders schwere Straftaten sinken, doch Justiz und Politik benehmen sich, als würde das Verbrechen ungehemmt wuchern. Statt auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und zu fragen, welcher Nutzen für die Allgemeinheit den extrem steigenden Kosten gegenüber steht, wird allein das wachsende Strafbedürfnis bedient. Dabei wäre es an der Zeit zu fragen, ob es ratsam ist, dass Sozialhilfeempfänger ihre Geldstrafen im Gefängnis absitzen und, ob es nicht auch für kleine Ganoven Alternativen zur Haft gibt. Da Geld anscheinend keine Rolle spielt, wäre es sinnvoller, statt Haftplätzen mehr in präventive Maßnahmen zu investieren".

Hier sind Tatsachen aufgezeigt worden, die es zu beachten gilt. Und diese Aussagen geben zu neuen Überlegungen Anlass!

pharaox

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Karl
Karl
Administrator

Ein weiteres Beispiel für die Macht der Medien und die Gewissenlosigkeit mancher Politiker
geschrieben von Karl
als Antwort auf mart vom 03.01.2008, 18:08:15
Hallo Mart,


dieses Faktum ist in der Tat sehr erstaunlich und auch Besorgnis erregend. Da sinkt z. B. auch die Jugendkriminalität kontinuierlich und das Jugendstrafgesetz, das nicht nur auf Strafe, sondern auch auf Hilfe setzt, ist ein Riesenerfolg, gleichzeitig aber wird uns weisgemacht, die Welt ginge unter und die Straftaten nähmen zu, weil so Wählerstimmen gewonnen werden sollen, das Nichtanwenden des Jugendstrafgesetzes wird zu einer öffentlichen Forderung.

Heute lässt man den Fernseh- und Internetzuschauer genüßlich wiederholt mit über die Republik eingesammelten Gewaltvideos erschaudern und gaukelt ihm so vor, von Verbrechern nur so umgeben zu sein. Das subjektive Sicherheitsgefühl schwindet trotz objektiv verbesserter Bedingungen. Problempunkte, Brennzonen der Gewalt verunsichern auch am Land und in der guten Stube.

Ich will, dass auch gegen den Rest an Gewalt vorgegangen wird und die Gewaltkriminalität weiter intensiv bekämpft wird. Ich will aber nicht, dass die Fortschritte, die hierbei bereits erzielt wurden, durch gewissenlose Politiker und Langnasen wie Koch aufs Spiel gesetzt werden. Ich will, dass deutlich wird, dass hier mit Lüge Politik gemacht wird und genau das Gegenteil erreicht wird von dem, was als Ziel angegeben wird.
--
karl
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Ein weiteres Beispiel für die Macht der Medien und die Gewissenlosigkeit mancher Politiker
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 04.01.2008, 09:07:28
Anscheinend weiß hier jeder was anderes.
Nun hab ich gerade ein interview mit der gewerkschaft der polizei gehört und die sagen geradeheraus, daß die gewalt unter und von jugendlichen, darunter ein großer anteil mit migrationshintergrund in den letzten jahren in anzahl und ausmaß enorm angestiegen ist.
Eine negierung dieser tatsache ist rein politisch motiviert.
Man fordert härtere maßnahmen gegen vielfache wiederholungstäter weil befürchtet wird, das die jugendgewalt immer stärker ausufert.
--
gram
ehemaligesMitglied57
ehemaligesMitglied57
Mitglied

Re: Ein weiteres Beispiel für die Macht der Medien und die Gewissenlosigkeit mancher Politiker
geschrieben von ehemaligesMitglied57
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 04.01.2008, 14:08:11
Zur Bewertung der tatsächlichen Entwicklung der Kriminalität hält man sich besser an die Statistiken der Polizei, da man diese noch als objektiv gesichert einschätzen kann. Politiker basteln sich ihre Stastiken so zusammen, wie sie sie am günstigsten für sich verwerten können, die kann man nicht so ohne weiteres für bare Münze nehmen, speziell dann nicht, wenn Wahlen anstehen.

Vergleichszahlen der ersten 3 Quartale 2005/2006 (Jugendgruppengewalt)

Raub + 9 %
mit Waffen + 22,7 %

Körperverletzung (KV) + 10 %
mit Waffen + 46%

Sachbeschädigung - 1,3%

Sonstige Straftaten + 40%



3.533 Tatverdächtige (TV) ermittelt + 7,4 %

TV mit Migrationshintergrund + 43 %

Deutsche TV + 6,3 %

Nichtdeutsche TV + 10,3 %

Deutsche nichtdeutscher Herkunft + 15,6 %
(Quelle: Bericht der Gewerkschaft der Polizei Berlin 2006)


Ein Absinken der Kriminalität sieht wohl anders aus, stimmt`s?



--
gerald

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Karl
Karl
Administrator

Re: Ein weiteres Beispiel für die Macht der Medien und die Gewissenlosigkeit mancher Politiker
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 04.01.2008, 15:09:27
Gerald,

die großen Städte sind besondere Brennpunkte der Kriminalität, Berlin gehört sicher dazu, auch wenn dort entgegen deinen älteren Daten die Zahlen rückläufig sind. In Die Zeit (vom 12.4.2007) gibt es eine aktuellere Übersicht über mehrere bundesdeutsche Großstädte.
Frankfurt am Main bleibt das «heißeste Pflaster» unter den Großstädten in Deutschland, München statistisch gesehen die sicherste der Metropolen. Nach einer Umfrage der dpa zeigt die Kriminalstatistik 2006 in den zehn bevölkerungsreichsten deutschen Städten ein recht unterschiedliches Bild. Während die Polizei in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Bremen, Dortmund und Essen weniger Straftaten registrierte als 2005, verzeichneten Düsseldorf, Köln, Stuttgart und München wieder mehr Delikte. Die Top-Quote bei der Zahl der aufgeklärten Delikte erzielte wie schon im Jahr 2005 Stuttgart (62,7 Prozent). Die Polizeiliche Kriminalstatistik für ganz Deutschland wird Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am 8. Mai vorstellen. «Der Gesamttrend bei der Entwicklung der Kriminalität in Deutschland bleibt positiv, im langjährigen Vergleich nimmt die Zahl der Straftaten immer mehr ab», sagte Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Bei den Großstädten, die wieder mehr Straftaten verzeichneten, handele es sich, bis auf Düsseldorf, um Schauplätze der Fußball-WM im vergangenen Jahr. «Ansonsten steht nach wie vor der Satz: Die Vergreisung der Republik fördert die innere Sicherheit
geschrieben von Die Zeit


Das Bild ist also nicht mit einfachen Strichen zu zeichnen und keinesfalls steigt die Kriminalität überall an, wie deine Berliner Statistik glauben machen könnte.

Aber es gibt Brennpunkte:
Rechtsextreme Straftaten auf Höchststand (Stand 2006)

und eventuell politisch motivierte Statistikpannen:
Kriminalität: Hamburgs Statistik falsch

In der Zeit heißt es weiter: "Weil es immer weniger junge Menschen gebe, gingen Delikte wie Einbruch, Bankraub, Autodiebstahl oder auch Rauschgiftvergehen kontinuierlich zurück. Dagegen sei häufig eine Zunahme von Gewalttaten, besonders bei Jugendlichen(*), und ein Anstieg der Internetkriminalität zu verzeichnen."

(*) Es sei in diesem Punkt auf den Widerspruch mit dem Artikel in der Welt vom 3.7.2007 verwiesen

Internetkriminalität ist z. B. etwas Neues, was es zuvor noch nicht gab. Auch die 12000 Fälle der Kinderpornografie im Internet gehören wohl dazu und werden sich in der Statistik niederschlagen müssen.
--
karl
Karl
Karl
Administrator

Hier die verlinkte offizielle Kriminalstatistik des Innenministeriums für 2006
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 04.01.2008, 18:52:50
Polizeiliche Kriminalstatistik 2006: weniger Kriminalität und höhere Aufklärungsquote
geschrieben von Kriminalstatistik Bundesrepublik 2006


Aber wahrscheinlich werden hier einige auch weiterhin ihre subjektiv empfundene Unsicherheit pflegen.
--
karl
hugo
hugo
Mitglied

Re: Hier die verlinkte offizielle Kriminalstatistik des Innenministeriums für 2006
geschrieben von hugo
als Antwort auf Karl vom 04.01.2008, 19:21:29
naja , eine solche Statistik ist doch aber Wahlkampferschwerdend für Koch und Konsorten,,die sollte man doch nicht auch noch ansprechen.

Die Kandidaten der CDU haben es doch schon schwer genug bei der Aussuche und beim Erfinden brauchbarer ansprechender Themen, um entsprechende Kreuzelmacher für sich zu rekrutieren *g*
--
hugo
Karl
Karl
Administrator

Re: Hier die verlinkte offizielle Kriminalstatistik des Innenministeriums für 2006
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 04.01.2008, 19:21:29
Unbedingt lesenswert aus der Kriminalstatistik 2006 ist auch folgender Auszug:
Der erfreuliche Trend eines überproportionalen Rückgangs der nichtdeutschen Tatverdächtigen setzte sich hierbei fort. Die Zahl der deutschen Tatverdächtigen sank im Vergleich zum Vorjahr (lediglich) um 0,8% auf 1.780.090, während die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 3,2% auf 503.037 zurückging. Die Gründe für diesen Trend sind vielschichtig. Neben fortwirkenden Faktoren wie der Novellierung des Asyl- und Flüchtlingsrechts sowie der EU-Osterweiterung im Mai 2004 mit ihren Auswirkungen auf die legalen Einreisemöglichkeiten der Staatsangehörigen der neuen Mitgliedsstaaten wirken hier auch die erheblich gesteigerten Integrationsbemühungen des Bundes und der Länder.

Vielfach wird in der Öffentlichkeit die Kriminalität unter Jugendlichen und Heranwachsenden thematisiert. Die Zahl der Tatverdächtigen im Kindes-, Jugend- und Heranwachsendenalter sind jeweils (wie bei den Erwachsenen) leicht rückläufig. Diese Feststellung gilt für die Gesamtbetrachtung aller Deliktsfelder. Allerdings sind im Bereich der Gewaltkriminalität –wie im letzten Jahr- auch für Jugendliche und Heranwachsende Anstiege zu verzeichnen. Auffällig sind Anstiege im Jahr 2006 insbesondere bei einfachen Körperverletzungsdelikten (Jugendliche: +2,7%; Heranwachsende: + 4,6%).
geschrieben von Linktipp


Daraus hätte Herr Koch keine Wahlkampf-Munition aktivieren können, da kamen ihm die aktuellen Einzelfälle passend.
--
karl

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