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Soziales Rücksichtslose Selbstmörder

justus39
justus39
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.11.2012, 09:02:10
@ nordstern
Einige Gedanken dazu habe ich ja schon in meinem Beitrag an Felide1 dargelegt. Ich bin da auch hilflos, und die Ursachen werden in jedem Fall verschieden sein und lange in der Vergangenheit wurzeln.
In den wenigsten Fällen merkt die Umgebung etwas, die Täter werden sehr oft als freundliche unauffällige Mitmenschen beschrieben.
Mich erschreckt nur, dass sich solche tragischen Ereignisse zunehmend häufen. Es ist, als ob jeder veröffentlichte Fall neue derartige Handlungen auslösen würde. Es muss wohl lange schon im Unterbewusstsein geschlummert haben.
Ich habe keine Erklärung, und diese Hilflosigkeit könnte mich wütend machen.

justus
Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 25.11.2012, 10:19:03
@ Justus39

Nach meinem bescheidenen Einblick ist es oft so, dass
schon manchmal einer etwas merkt.
Aber selbst, wenn es ein Angehöriger ist, läuft er gegen Wände.
Man weiß sehr schnell, was da wohl nicht stimmt, ohne Fachmann zu sein.
Dafür sind ja auch Fachleute da.
Man wird ganz schnell auf den richtigen Weg gebracht.
Aber dann beginnt das Spießrutenlaufen.
Die Einen können nichts tun, bevor etwas passiert.
Die Anderen wollen nichts tun weil "Recht muss Recht bleiben".

Das ist die Situation, vor der jeder steht, wenn ihm etwas auffällt.

Nun hat ein Angehöriger, Vater, Mutter, PartnerIn, eine ungleich höhere
Motivation als wenn es ein Fremder wäre.

Ich hatte gerade kürzlich eine Anfrage innerhalb des Tauschringes.
Da ging es um einen befreundeten Nachbarn. Langjährig befreundet.
Es ist sehr schwer geworden, diesen Freund vor Folgen zu bewahren.
Ich glaube, der bedauerliche Fall ist noch nicht ausgestanden.

Ja, man könnte wütend werden.
Aber das hilft nicht.
Es gibt aber inzwischen Initiativen, die von Angehörigen angeschoben es
etwas erleichtern, Hilfe zu bekommen.
Aber einfach ist es nicht.
Diese Thematik ist auch erst seit etwa 20 Jahren
etwas mehr in die Köpfe aller Beteiligten gekommen.
Es bleibt aber noch viel zu tun.

Verständnis wecken durch Information ist eine Aufgabe.

nordstern
Klaro
Klaro
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Mareike vom 24.11.2012, 22:58:59
Hallo Mareike,

ja, man muss sensibel damit umgehen, das bedeutet aber auch, dass man über das Vorgehen ein wenig nachdenkt. Formulierungen wie...haben den Selbstmörder keinen Anstand...halte ich für unangebracht. Mit ein bißchen Mitgefühl für seinen Nächsten sollte es möglich sein sich vorzustellen, dass ein Selbstmörder - in den beschriebenen Situationen vom Eingangsthread - sicher nicht an Anstand denkt. Ich empfinde diesen Satz eher als gewollt reißerisch oder einfach unüberlegt.

Ja, wie hier schon viele geschrieben haben, dieses Thema ist eher nichts für eine Diskussionsrunde vor dem PC, weil man sich als Außenstehender nicht in die seelische Situation eines suizidalen Menschen hineinversetzen kann. Diese psychische Stimmung kann wohl nur der nachempfinden, der schon selber an dieser Grenze gestanden ist.

Ich glaube nicht, dass ich mir darüber Gedanken machen möchte und kann, ob ein Freitod in Anstand möglich ist. Das geht über meine Vorstellungsvermögen und ist - glaube ich - auch müßig...

Klaro

P.S. Ich danke Nordstern für seine einfühlsamen Worte.

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justus39
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf Mareike vom 25.11.2012, 10:16:19
Mit Würde und Anstand sein Leben selbst zu beenden sollte doch möglich sein.
Es wäre dann das genaue Gegenteil von den geschilderten Fällen um die es hier ging.

Zwar ist jeder Tod eine Belastung für die Angehörigen, und der Freitod kann dazu noch Schuldgefühle hinterlassen, die dann nie mehr zu klären sind. Aber bei einer unheilbaren Erkrankung sollte doch der Patient über sein Leben selbst bestimmen können. Er müsste vorher seinen Angehörigen sein Vorhaben erklären dürfen ohne dass sich diese schuldig machen und seinen Nachlass ordnen. Ich bin sogar dafür, dass so etwas legitimiert wird.

Das hat aber auch wieder nichts mit dem Thema hier zu tun, da mit der Selbsttötung keine Ermordungen Unschuldiger verbunden sind.

justus
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf justus39 vom 25.11.2012, 18:31:47
Manchmal hilft es das Gegenteil zu denken, um deutlich zu machen, wo der Unterschied liegt.

Mareike
justus39
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf Mareike vom 25.11.2012, 18:40:44
Manchmal hilft es das Gegenteil zu denken, um deutlich zu machen, wo der Unterschied liegt.

Mareike


Das ist richtig und auch nützlich.
man darf es nur nicht durcheinander bringen.

justus

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf justus39 vom 25.11.2012, 18:43:05
Vielleicht für die Diskussion auch hilfreich:
http://www.gutefrage.net/frage/selbstmord-oder-selbst-toetung

" Wir müssen immer nach den Beweggründen schauen."

Mir erscheint eine begriffliche Unterscheidung hilfreich.

Mord geschieht aus niederen Beweggründe.

Mareike
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf Klaro vom 25.11.2012, 18:20:28
..ich weiß auch nicht, was in einem Amokläufer vor sich geht.

Sicher, es sind Rachegefühle mit im Spiel. Der Amokläufer will sich für seine ungerechte Behandlung rächen.

In seinem Gedankengut mögen sich schon die Szenarien abspielen.

Kann es aber auch nicht sein, dass, wenn er sieht, was er angerichtet hat, dann der einzige Ausweg die anschließende Selbsttötung ist?

Ich glaube aber, dass es in jedem Fall Verzweiflungstaten sind die nicht immer lang geplant sind, sondern spontan erfolgen (Ausnahmen wird es auch hier geben).

Ich weiß nicht, wie man solche schrecklichen Taten verhindern kann?

Über jeden Mist wird Werbung gemacht, hier wäre eine sensible und sinnvolle Werbung angebracht. Denn keine Verzweiflung rechtfertigt den Tod Unschuldiger und keiner muss aus Verzweiflung aus dem Leben scheiden.

..ein_Lächeln_für_dich…
justus39
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 25.11.2012, 19:41:51
..ich weiß auch nicht, was in einem Amokläufer vor sich geht.

Sicher, es sind Rachegefühle mit im Spiel. Der Amokläufer will sich für seine ungerechte Behandlung rächen.

In seinem Gedankengut mögen sich schon die Szenarien abspielen.

Kann es aber auch nicht sein, dass, wenn er sieht, was er angerichtet hat, dann der einzige Ausweg die anschließende Selbsttötung ist?

..ein_Lächeln_für_dich…
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich


Ja, ich glaube auch, dass ein Amokläufer (Wenn er nicht aus politischen oder religiösen Fanatismus handelt) in erster Linie der Welt zeigen will, wie ungerecht sie ihn behandelt.
Es ist ein verzweifelter Aufschrei an seine Umgebung, und der eigene Tod ist dabei schon fest eingeplant, sozusagen als spektakulärer endgültiger Abgang.

Das ist immer in doppelter Hinsicht tragisch, aber mit dem Begriff Anstand kann ich in dem Zusammenhang wenig anfangen.

justus
olga64
olga64
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 25.11.2012, 19:59:33
Ich bin sehr gut mit einer Psychologin (praktizierend) befreundet und wir unterhalten uns sehr oft über solche Themen.
Anscheinend sind sowohl beim Selbstmörder als auch beim Amokläufer in grossem Umfang das Aufmerksamkeitssyndrom ausschlaggebend für ihre Taten. Beim Selbstmörder oft als Aufschrei, weil ihn niemand bemerikt - beim Amokläufer kommen dazu noch die Allmachtsfantasien hinzu; diese Menschen wollen einmal und dies dann am Ende ihres LEbens als die grössten der WElt erscheinen.
Deshalb ist es auch so schwierig, diese Kandidaten im Vorfeld zu fassen oder gar zu therapieren. Wir müssen mit diesen Erscheinungen leben. Olga

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