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Soziales Rücksichtslose Selbstmörder

Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf olga64 vom 03.12.2012, 17:05:35
Olga, dann wird Dir in den Gesprächen mit Deiner Freundin gewiß klar geworden sein, dass das vereinfachte Denkmodell Täter - Opfer nicht greift. Denn würde es greifen, dann würden die Hinterbliebenen nichr ihr Leben lang daran tragen.
Das Opfer-Täter Denkschema verlangt ein Wegdenken hunderttausender Einflussgrößen. Das ist die große Tragödie für alle Beteiligten.

Wer möchte kann mal unter dem Stichwort "traumatisierte Lokführer " nachschlagen.

Auch da auch immer wieder die Frage: Hätte ich´s nicht verhindern können? Der Verstand sagt nein, das Gefühl ist ein anderes.

Würde die Schuldfrage nicht thematisiert, wäre der Weg frei, das Geschehen als ein "Ereignis" zu betrachten.
Es hat sich etwas Furchtbares ereignet - man hat es nicht abwenden können.

Mareike
justus39
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf olga64 vom 03.12.2012, 17:05:35
In meinem Freundeskreis brachte sich der Mann einer Freundin durch Erhängen um; er wurde von der Tochter gefunden, die damit ein lebenslanges Trauma erlitt. Im Abschiedsbrief schrieb der Mann seiner Frau, dass er seit langem eine Geliebte habe. Nach seiner Sicht forderten beide Frauen "ihr Recht" - dem fühlte er sich nicht mehr gewachsen und brachte sich um und die beiden überlebenden Frauen in lebenslange Probleme. Olga


Das habe ich im Bekanntenkreis auch erleben müssen, da hat der kleine Sohn seinen erhängten Vater gefunden.
"Mutti, der Papa ist angebunden!" hat er dann aufgeregt seiner Mutter berichtet.
So etwas stell ich mir schrecklich vor, trotzdem gehört der bedauernswerte Mann nicht zu den rücksichtslosen Selbstmördern, wie ich sie meine.
Wäre ich sein vertrauter Freund gewesen, und hätte er sich mit seinen Problemen mir anvertraut, ich glaube, dass es mir gelungen wäre, ihn davon abzubringen.
Denn schließlich hat dann keine von den beiden Frauen, die er ja beide liebte, noch etwas von ihm.
Oft ist es Rat- und Hoffnungslosigkeit, was einem Menschen dazu bringt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Oder es ist ein letzter verzweifelter Hilfeschrei an seine Umgebung.
Das ist auch für mich nicht das Thema dieses Threads.

Über Menschen, denen in ihrer Verzweiflung ihr eigenes Leben nichts mehr Wert ist und wie ihre Angehörigen darunter zu leiden haben, könnte man ein eigenes Thema eröffnen.

justus
olga64
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 03.12.2012, 20:08:49
Beide zurückgebliebene Frauen in dem Fall meiner Freundin denken nur mit grosser Wut und Unverständnis an diesen Selbstmörder. Dazu kommt ja noch, dass die Lebensversicherung dieses Selbstmörders nicht an die Ehefrau ausbezahlte, weil dies bei Suiziden nicht der Fall ist. Meine Freundin verkaufte damals die Geschäfte, die sie beiden führten und auch Immobilien, damit sie für den Anfang finanziell weiterkam. Heute sieht dies wieder anders aus - sie ist eine Frau, die wieder aufsteht.
Männer vertrauen sich nach meiner Erfahrung nicht oder nur sehr schwer anderen an - auch nicht Männern. Mit diesen sprechen sie meist über Fussball, Autos und oft noch über Frauen. Richtig ernsthafte Themen werden nach meiner ERfahrung erst bei den jüngeren Männern gleichgeschlechtlich diskutiert - die haben es anders gelernt und müssen nicht mehr den Anspruch "des vermeintlich starken Mannes" erfüllen, der früher ja so wichtig war, auch wenn es sich um richtige Schwächlinge bei den Männern handelte.
Ganz aktuell: in München musste heute eine U-Bahn Station evakuiert und gesperrt werden. Dort drohte eine Frau, sich umzubringen - sie fuchtelte dabei mit einem Messer rum. Finde ich ebenfals mehr als rücksichtslos - da gibt es doch wirklich andere Methoden, um aus dem Leben zu gehen, wenn es so gewünscht ist. Olga

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Mitglied_b12f0f2
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 03.12.2012, 20:08:49
Über Menschen, denen in ihrer Verzweiflung ihr eigenes Leben nichts mehr Wert ist und wie ihre Angehörigen darunter zu leiden haben, könnte man ein eigenes Thema eröffnen.

justus


So sehe ich das auch,Justus!

Und wer so grausiges Geschehen zu beurteilen versucht,ohne auch nur ansatzweise in irgendeiner Form direkt damit konfrontiert gewesen zu sein,
sollte sich mit seinen Vermutungen,Urteilen und Verurteilungen besser zurückhalten.

Menschen,die ihr Leben durch Selbstmord beenden wollen,sind meist so verzweifelt,dass sie selber gar nicht mehr bedenken können,was sie mit ihrer Tat den ihnen Nahestehenden,der Familie aber auch den Rettungskräften zumuten!

Wer diesen Verzweiflungsschritt überlebt,weil er gerettet wurde, kann den Rest seines Lebens kaum noch bewältigen.

Der Grund zu dieser schrecklcihen Tat besteht ja nach wie vor,dazu kommen dann Selbstvorwürfe und häufig auch bleibende gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Oft werden die Geretteten auch von Familie und Freunden verlassen
und haben dann erst recht keine Kraft mehr ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Gudrun
Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 04.12.2012, 16:39:53

Ganz aktuell: in München musste heute eine U-Bahn Station evakuiert und gesperrt werden. Dort drohte eine Frau, sich umzubringen - sie fuchtelte dabei mit einem Messer rum. Finde ich ebenfals mehr als rücksichtslos - da gibt es doch wirklich andere Methoden, um aus dem Leben zu gehen, wenn es so gewünscht ist. Olga


Nach Informationen der SZ ist sie als Drogenkonsumentin bekannt. Sie wurde zur psychiatrischen Betreuung ins Isar-Amper-Klinikum in Haar eingeliefert.

Wie ist das eigentlich zu sehen, wenn ein Betrunkener auf die Gleise purzelt. Betrunkene gelten auch als "hilflose Personen", werden ja sonst sorgfältig ausgenüchtert.
Sollte man denen nicht auch empfehlen, ihren Zustand woanders zu bereinigen ?

Für mich ist diese Frau in dem Zustand auch eine hilflose Person.

Es gibt auch noch die Variante, kam in Hamburg schon mehrfach vor, dass Leute vor einfahrende Züge geschubst werden.
Oft sind es Leute, die versehentlich den Zorn einer Gruppe auf sich lenkten, indem sie hochsahen.

Sind das denn Kavaliersdelikte?
Oder müßte man das ahnden ?
Da gibt es doch auch andere Möglichkeiten seinen Ärger abzubauen.
Ohne seine Mitmenschen zu belästigen.
Ohne den Lokführer zu traumatisieren.

nordstern
Mitglied_b12f0f2
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2012, 17:24:55
Nordstern

an deiner Schilderung über die Schilderung der Drogenkranken ist sehr gut erkennbar,wie wichtig die Art der Schilderung ist!
Von dir wird der Vorgang nicht als zu kritisierende Handlung geschildert!

Die anderen von dir erwähnten Beispiele,wenn ein Mensch von anderen in ein Unglück oder zu Trode gebracht werden,
zählt wohl nicht zum Thema

"Rücksichtslose Selbstmörder"

Gudrun

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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2012, 17:36:41

Die anderen von dir erwähnten Beispiele,wenn ein Mensch von anderen in ein Unglück oder zu Trode gebracht werden,
zählt wohl nicht zum Thema

"Rücksichtslose Selbstmörder"

Gudrun
geschrieben von gudrun_d


Richtig,
erfüllt aber die gleichen Kriterien, weshalb dieses Thema eröffnet wurde.
Nämlich:

Stört andere Menschen,
stört den Ablauf des Zugverkehrs,
traumatisiert die Lokführer.

Alles die Begründungen, die ich hier gelesen habe.

nordstern
olga64
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Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2012, 17:24:55
Es gibt sie - leider - in allen Grossstädten dieser Welt. Betrunkene stürzen auf die U-Bahn-Geleise oder werden dorthin gestossen. Ich persönlich habe mir schon vor langem angewöhnt, auf U-Bahn-Stationen niemals "frei im Raum" zu stehen, sondern lehne mich an Säulen o.ä. Es marschieren ja zu viele Verrückte durch die Gegend, die eigene Aggressionen oder Defizite zu gerne an anderen auslassen. Dies geschieht nicht nur in U-Bahnen, sondern auf unseren Autobahnen mit Falschfahrern - es gibt viele Gelegenheiten, ein solches Verhalten "auszuleben".
Es ist falsch - natürlich - aber leider Alltag - damit muss gelebt werden.
Wenn aber Menschen Selbstmord begehen und als letztes Zeichen noch ihre Familie oder Mitglieder derselben oder gar völlig Unbeteiligte (z.B. der Lokfahrer) involvieren, so erachte ich auch dies für sehr rücksichtslos, da diese Menschen ja weiterleben müssen oder irgendwann sogar wollen. Olga
Mitglied_b12f0f2
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.12.2012, 17:42:45

"Stört andere Menschen,
stört den Ablauf des Zugverkehrs,
traumatisiert die Lokführer.Justus"


Das der Zugeverkehr ge-stört wird,ist das kleinere Übel!
Ich weiss aber aus Erfahrung,dass andere Menschen und die Retter sehr ver-stört sind und lange Zeit brauchen,um wieder Boden unter die Füsse zu bekommen.

An meinem 1. Tag auf der Intensivstation wurde ein Selbstmörder eingeliefert,der im Wald gefunden worden war.
Erst bei der Untersuchung stellte sich heraus,dass er schon einige Tage dort gelegen haben musste und er kam in die
Pathologie.

Das ist nun so lange her,doch ich kann das Entsetzen nicht vergessen!

Werde auch niemand mit Einzelheiten belasten.

Gudrun
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.12.2012, 08:25:27
Guten Morgen Gudrun

Ein jeder, der mit Suizid konfrontiert wird, wird bis ins Mark erschüttert.

Olga fragt den Selbstmörder (in ihrem Eingangsbeitrag):
"Hättest Du nicht wenigstens soviel Rücksicht und Anstand aufbringen können, dies alleine zu tun, ohne andere damit zu belasten?"
Dies war die Ausgangsfrage.

Haben wir eine Antwort gefunden?

LG
Mareike

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