Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Rücksichtslose Selbstmörder

Soziales Rücksichtslose Selbstmörder

bukamary
bukamary
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von bukamary
Selbstmord, Suizid, Freitod oder Selbsttötung - heißt immer die beabsichtigte Beendigung des Lebens, sei es aktiv (z.B. Überdosis von Medikamenten, erhängen, erschiessen) oder passiv ( z.B. Verweigerung von Nahrung, Flüssigkeit).
Eine Freie Entscheidung? Ich weiß es nicht, ich kann es mir aber nicht vorstellen und glaube es nicht auch nicht, auch nicht in Zusammenhang mit dem Thema Sterbehilfe.

Rücksichtslose Selbstmörder? Für Außenstehende,Familienangehörige, Freunde mag es vielleicht so sein oder auch so wahrgenommen werden.
Ob jemand alleine Suizid begeht und wie oder ob er andere mit in den Tod nimmt hängt m. E. von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Persönlichkeitsstruktur, Lebensgeschichte.

Ich möchte kurz eine Geschichte erzählen. Ein junger Mann, gerade 20 Jahre. Jede Menge Probleme. Wurde von einem teil maßlos verwöhnt, vom anderen Elternteil massiv mit einer Erwartungshaltung unter Druck gesetzt. Hochintelligent hat er mit Mühe und Not den Hauptschulabschluß geschafft, Akademikerfamilie. Nach Außen wurde eine Heile - Welt - Familie verkauft. Probleme wurden totgeschwiegen. Er wurde gegenüber seinen Eltern zunehmend Aggressiv, ging mit einem Messer auf den Vater los. Es kamen bei dem jungen Mann zunehmend Alkoholprobleme dazu und einiges mehr. Die Atmosphäre im Elternhaus - kalt und lieblos.

Eines Abends machte er einen sehr entspannten, gelösten Eindruck auf mich, hat sich Schick angezogen und ist ausgegangen. Ich war mir in dem Moment sicher, dass ich diesen jungen Mann nicht mehr lebend wieder sehen würde. Ich habe das auch den Eltern gesagt und wurde massiv beschimpft. Am späten Vormittag des nächsten Tages wurde mir dann mitgeteilt, dass er sich das leben genommen hat. Er hatte sich erhängt. Er hat übrigens nie mit jemanden darüber gesprochen, dass er suizidale Gedanken hat. Das hat er mit sich alleine ausgemacht.

Im Vorfeld hatte ich es geschaffft, dass er sich auf eine Therapie einlassen wollte. Es wurde von den Eltern verhindert.

Ich bin überzeugt, dass er in dem Moment wo er für sich die Entscheidung getroffen hatte, sich das Leben zu nehmen, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben frei gefühlt hat. War das Rücksichtslos oder die Bilanz eines sehr unglücklichen, scheinbar perspektivlosen Lebens.

Nur bis dahin hat er unendlich viele Verletzungen über sich ergehen lassen müssen, wurde nie ernst genommen, war das Problemkind, der nur Ärger bereitet hat. Er wollte einfach auch nur geliebt werden, ernst genommen werden. Statt dessen entwickelte sich bei ihm ein unendlicher Hass und er hat immer wieder versucht seine Eltern und teilweise auch seine Umgebung in gleichem Maße zu verletzen und zu bestrafen. Er hatte nie die Chance zu lernen, dass man auch anders damit umgehen kann. Er hatte niemanden an seiner Seite, der stark genug war gegenüber den Eltern paroli zu bieten.

War dieser junge Mann rücksichtslos?

Ich kenne einige Menschen, die Suizidal sind, sich auch das Leben genommen haben. Und ich kenne deren Lebensgeschichte sehr gut, auch solche, die andere mit in den Tod genommen haben oder zumindest die Absicht hatten. Mal abgesehen von denen, die an einer Psychose litten kenne ich keinen, der nicht in seinem Leben zutiefst verletzt wurde und mit diesen Verletzungen nicht fertig geworden ist, trotz professioneller Hilfe. Sie haben für sich keinen anderen Weg gesehen.

In unserer Gesellschaft sind Aggressionen jedweder Art nicht erwünscht.
Nur wir haben sie. Und was mache ich mit Ihnen. Immer wieder unterdrücken, was wohl viele von uns tun. Oder wir lernen damit angemessen umzugehen. Oder wir entwickeln irgendwelche Krankheiten oder agieren uns in Fitnessstudios aus usw. oder richten die Aggressionen gegen uns selber was im Extremfall Suizid bedeutet und wenn der Hass gegenüber meiner Umwelt dann auch noch entsprechend stark ist dann nehme ich noch andere mit in den Tod im Zweifelsfall auch stellvertretend.

Nur bei einem Punkt bin ich mir ziemlich sicher. Wer sich mit solchen Gedanken beschäftigt, ist nicht mehr in der Lage daran zu Denken, was er dem anderen antut.

Manchmal bedarf es nur noch eine Kleinigkeit, die dazuführt, dass jemand sich dann tatsächlich das Leben nimmt. Und wie oft gehen wir gedankenlos mit den Menschen in unserer näheren Umgebung um? Ich schließe mich da keineswegs aus.

bukamary
Klara39
Klara39
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von Klara39
als Antwort auf bukamary vom 14.12.2012, 01:34:37
Nachdem ich noch mal den Anfang des Themas gelesen habe, bin ich der Meinung, dass sich dieses "rücksichtslos" der Lebensmüden auf die Geisterfahrer und andere bezog, die nicht an andere denken bei der Realisierung ihres Vorhabens. (Eltern, die ihre Kinder mit in den Tod nehmen, um sich am untreuen Partner/in zu rächen u.ä.) Inzwischen liest es sich hier so (wenigstens für mich), als wäre jeder Suizid rücksichtslos.
In unserer Tageszeitung von gestern stand auf Seite 1 das Ergebnis einer Umfrage, dass ca. 50% der befragten Deutschen lieber den Freitod (begleiteten Suzid) wählen würden als zum Pflegefall zu werden. (Ganz ehrlich: In einem bestimmten Stadium würde ich mich wahrscheinlich auch dafür entscheiden, wenn ich die Wahl hätte! Aber was daran rücksichtslos wäre, kann ich nicht erkennen.)
Klara
justus39
justus39
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von justus39
als Antwort auf Klara39 vom 14.12.2012, 14:01:28
Nachdem ich noch mal den Anfang des Themas gelesen habe, bin ich der Meinung, dass sich dieses "rücksichtslos" der Lebensmüden auf die Geisterfahrer und andere bezog, die nicht an andere denken bei der Realisierung ihres Vorhabens. (Eltern, die ihre Kinder mit in den Tod nehmen, um sich am untreuen Partner/in zu rächen u.ä.) Inzwischen liest es sich hier so (wenigstens für mich), als wäre jeder Suizid rücksichtslos.

Klara


Du sagst es!
Auch ich hatte das schon wieder ein paar mal richtig gestellt, aber es interessiert offenbar niemanden.
Über Menschen, die aus irgend einem Grund ihrem Leben ein Ende setzen, sollte man einen extra Thread eröffnen.
Hier ging es um Menschen, die ihre Frau erschießen, ihre Kinder ermorden oder ein Haus in Brand stecken bevor sie sich selbst umbringen.

Das schrieb ich bereits ganz am Anfang:
Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39 am 22.11.2012 16:53 als Antwort auf olga64 vom 22.11.2012 16:16

So wie ich es hier verstanden habe ging es nicht um Lebensmüde, die aus irgend einem Grund Ihrem Leben ein Ende setzen wollen, sondern um solche, die andere unschuldige Menschen vorsätzlich und heimtückisch mit in den Tod reißen oder anderen Personen dabei Schaden zufügen.

justus

Anzeige

yuna
yuna
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von yuna
als Antwort auf justus39 vom 14.12.2012, 14:18:04
Es liegt vllt. an der Definition Justus - Menschen, die erst ihre Kinder/Familie etc. töten (ungeachtet der Gründe, die sie dafür haben) sind zu diesem Zeitpunkt Mörder. Dann töten sie sich selbst und werden zu einem Suizidanten.
Hier geht es um rücksichtslose "Selbstmörder" - das funktioniert aber nicht. Bei einem Suizidanten kann man nicht von Rücksicht sprechen, denn zu Rücksicht ist er in seinem Zustand nicht fähig - es würde voraussetzen, dass er noch rational denkt - aber eben das geht ja nicht mehr.
Bei einem Mörder von Rücksicht zu sprechen oder darüber zu diskutieren ist ebenso sinnlos, denn ein Mörder wird ja zu eben diesem, weil er tötet. Und bei einer Tötung kann man nicht davon sprechen, warum der Mörder nicht ein bisschen Rücksicht nimmt. Rücksichtsvoll töten - fragwürdig bis paradox, es sei denn die Person, die getötet wird, bat darum getötet zu werden und der Mörder wählt einen Weg, der das "Opfer" nicht leiden lässt.

Somit ist das Threadthema "rücksichtslose Selbstmörder" (zumindest für mich) nicht diskutierbar.
Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf claudiawien vom 13.12.2012, 20:09:42
Ich bin froh über die vielen Menschen, die "olga64" hier widersprochen und versucht haben, die unfassbare Tragik, die hinter und in jeder Selbsttötung steckt, zu erklären. Viele waren, genau wie ich es jetzt bin, fassungslos über diesen Threadtitel - das ist beim Lesen wirklich zu spüren.

Zu "olga64" möchte ich an dieser Stelle etwas Persönliches anmerken, weil ich die Formulierung "Rücksichtlose Selbtmörder" nicht hinnehmen kann und will: Ich weiß nicht, wie die Person, die als "olga64" hier schreibt, in Wirklichkeit ist. Aber das, was unter diesem Nick gepostet wird, zeichnet sich bei allen Themen durch völlige Emotionslosigkeit aus. Bei Plauderthemen oder konkret sachlichen Themen fällt dieses Phänomen vielleicht nicht allzu sehr auf; es sei denn, man achtet eine Zeitlang bewusst darauf. Beim Lesen des Eingangsbeitrags dieses Threads allerdings habe ich angesichts dieser emotionalen Kälte und Empathielosigkeit Angst vor "olga64" bekommen.

Du sagst es. Angesichts dieser dummen Überschrift, die einen vollständigen Mangel an Empathie für die Verzweiflung, die immer hinter solchen Taten steckt, erkennen lässt, fällt mir nur noch Ludwig Wittgenstein ein: „Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“.

Und ich wundere mich darüber, mit welcher Vehemenz hier Leute über ein Thema unter einem solch unsäglichen Ttitel diskutieren und gleichzeitig behaupten, das Threadthema "rücksichtslose Selbstmörder" sei für sie nicht diskutierbar.

Und damit bin ich wieder weg. Denn: Wovon ich nicht reden kann, darüber muss ich schweigen.

Gruß Marina
justus39
justus39
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von justus39
als Antwort auf yuna vom 14.12.2012, 14:33:50
Es liegt vllt. an der Definition Justus - Menschen, die erst ihre Kinder/Familie etc. töten (ungeachtet der Gründe, die sie dafür haben) sind zu diesem Zeitpunkt Mörder. Dann töten sie sich selbst und werden zu einem Suizidanten.
Hier geht es um rücksichtslose "Selbstmörder" - das funktioniert aber nicht.
geschrieben von yuna

Ich dachte in erster Linie an dem Vater, der seine drei Kinder auf dem Rücksitz anschnallte und dann mit ihm in ein Gewässer fuhr, und Olga bezog sich auf eine Mutter, die mit ihren ermordeten Kindern im Auto auf der Autobahn vorsätzlich einen Verkehrsunfall verursachte.

Alles Andere über Selbstmörder im Allgemeinen wurde erst nachträglich immer wieder hineininterpretiert.

Hier der Eingangsbeitrag:

Am schlimmsten finde ich die Mütter, die ihre Kinder in den Tod reissen - eine Überlebende, deren Kinder sie vorher auf einer Wiese erwürgte und dann wieder in das Auto packte, um gegen ein Hindernis zu fahren, erklärte "ihre Beziehung sei zu kompliziert geworden".
Können Selbstmörder, wenn sie un bedingt denken, sie müssten durch Selbstentscheidung aus dem Leben gehen, nicht noch so viel Anstand aufbringen, dass sie dies allein machen? Olga


So kamen immer wieder Missverständnisse und ungerechte Beurteilungen zustande.

justus

Anzeige

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 14.12.2012, 17:14:48
In diesen Gedankenkreis schliesse ich auch die mit ein,die sich vor Züge werfen und unbeteiligte Lokführer damit ein Traum für deren weiteres Leben bescheren.
Oder Selbstmörder, die sich erhängen und dann oft von Kindern gefunden werden, die damit ebenfalls schwere Traumata entwickeln dürften. Olga


Das sind die beiden Sätze, mit denen Olga
das Thema dann auf alle erweitert und nicht bei denen bleibt,
die andere Menschen töten.
Denn die Selbstmörder, die sich vor den Zug werfen töten nicht ihre Kinder,
Partner oder fremde Menschen, sondern nur sich selber.
Jedenfalls bei ihrem eigenen Suizid.
Ebenso wie jene, die sich erhängen.

nordstern
bukamary
bukamary
Mitglied

Re: "Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von bukamary
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2012, 17:22:23
Ja Nordstern, so habe ich es auch verstanden.

Ich würde mir wünschen, dass man vielleicht einen Beitrag mal ganz liest bevor man dann einen Satz herauspickt und diesen dann interpretierend kommentiert.

bukamary
Stella
Stella
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Stella
als Antwort auf olga64 vom 22.11.2012, 16:16:46
"rücksichtslose Selbstmörder"???

Liebe Olga, von aussen gesehen würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen, religös,provokativ,Blackout,eiskalt, geplant, die Schuld dafür anderen zuschieben etc...., in Memorien bleiben usw......!?

Aber wie sieht es wirklich aus- innerlich, in Jemanden der den letzten Schritt "wissentlich od. im Affekt" macht?
Ich persönlich weiss es nicht, kann nur versuchen zu erahnen bzw. mir im ungefähren eine(evtl.) Meinung dazu erlauben, da jeder Caso für sich spricht; bin aber soweit davon überzeugt, das eine Alterazion(krankhaft od. Blackout) einer Emotivität zugrunde liegt!?
Eine Frage hierzu - trägt nicht z. Teil auch das Umfeld, wo bzw. in dem man heranwächst, seinen Teil dazu? Evtl. wäre dies ein neues Thema?

Gruss Stella
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Stella vom 14.12.2012, 19:46:35
Na entzückend! Damit wäre ja Stoff genug da für mindestens 10 weitere, altkluge, menschenverachtende Beiträge am Montag. Toll!

Anzeige