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Soziales Rücksichtslose Selbstmörder

justus39
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf Dreierlei3 vom 08.12.2012, 10:03:38
alleine die Überschrift geht davon aus, dass ein/e Selbstmörder/in bewusst rücksichtslos handelt.



...und nur auf diese, die ganz bewusst rücksichtslos handeln und vor ihrer Selbsttötung noch andere Menschen ermorden, habe ich mich die ganze Zeit bezogen.
Wer vorher seine Frau erschießt, seine Kinder ertränkt, erstickt oder ihnen die Kehle durchschneidet, kann bei mir kaum auf Verständnis stoßen.

Dass aber auch bei einem rücksichtsvollen Suizid unschuldige Menschen betroffen werden, ist mir bekannt, nur habe ich diese hier nie gemeint. Das ist zwar für die Hinterbliebenen hart aber eben leider nicht restlos zu vermeiden.
Was in diesen Menschen vorgeht wage ich auch nicht zu beurteilen.

justus
Mareike
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf justus39 vom 08.12.2012, 13:48:46
Nach meinem Empfinden ist es dieser unreflektierte Titel des Threads der die Diskussion so schwierig macht.
Entweder wir machen uns Gedanken zu: Mord, Totschlag, Amok, oder zu Selbstmord/Suizid.

Und dann ist es noch schwierig genug.

Mareike
justus39
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
als Antwort auf Mareike vom 08.12.2012, 14:37:38
Dann zitiere ich noch einmal Olgas Eingangskommentar:
Ich habe den Eindruck, es vergeht keine Woche, ohne dass ich von SelbstmörderInnen höre, die allein oder mit ihren unschuldigen Kindern als Geisterfahrer auf Autobahnen versuchen, ihrem und dem Leben ihrer Kinder ein Ende zu bereiten. Oft gelingt es diesen Leuten ja - sehr oft zwingen sie andere Unbeteiligte in diese Pläne, die dann ebenfalls sterben oder schwerverletzt überleben.
Am schlimmsten finde ich die Mütter, die ihre Kinder in den Tod reissen - eine Überlebende, deren Kinder sie vorher auf einer Wiese erwürgte und dann wieder in das Auto packte, um gegen ein Hindernis zu fahren.........
geschrieben von Olga

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Mareike
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Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Mareike
als Antwort auf justus39 vom 08.12.2012, 16:04:30
Man könnte versuchen eine solche Tat einzuordnen:

Tod durch Verbrechen
Mord, Tötung, Totschlag?

Warum den Zusatz Selbst-Mord?

Zitat: "Betrachtet man den Suizid kognitiv (,,kognitiv": erkenntnismäßig, die Erkenntnis betreffend), so stellt man fest, daß suizidgefährdete Menschen häufig an nichts anderes mehr als an ihre Probleme denken können, für die sie keine Lösung finden. Die einzige Lösung sehen sie dann im Suizid. Auf diese Weise entwickelt sich dann ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit; das von vielen Klinikern als Indiz für Suizidabsichten gesehen wird.
Solche Menschen neigen auch dazu, in ,,Entweder-Oder-Kategorien" zu denken. Sie sehen den Suizid dann als einzigen Ausweg den sie haben und sind blind für andere Möglichkeiten ihre Probleme zu lösen.

" Psychische Störungen
Menschen, die den Versuch unternehmen, sich selbst zu töten, müssen nicht zwangsläufig an einer psychischen Störung leiden. Dennoch sind bei etwa 30 bis 70 Prozent dieser Menschen psychische Störungen zu beobachten.

Die am häufigsten auftretenden psychischen Störungen, die am engsten mit dem Suizid verknüpft sind, sind
¬ affektive Störungen
¬ Substanzbezogene Störungen und
¬ Schizophrenie."

Ausloesefaktoren und Motive für Suizid

Beide Links aus dem Forum:
http://www.augenblicke-zwischen-leben-und-tod.de/

Mareike
pilli
pilli
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von pilli
"Die Ehre der Jacintha Saldanha"

und die angst vor spott und hohn könnten ein grund für ihren selbstmord sein, der vor wenigen stunden von den britischen offiziellen stellen als todesursache bestätigt wurde. die urteilenden, die erst lachten über den spot der australischen moderatoren und gleich das team des krankenhaus schuldig sprachen ob der geschehenen indiskretionen, blöcken jetzt unqualifiziert und ahnungslos davon, was menschen bewegen könnte, sich so zu verhalten, das netz voll mit ihren schuldsprüchen in richtung der beiden moderatoren des australischen senders. auf facebook möchten sie ihnen den tod wünschen und sie aufgehangen sehen...übler geht es sicher nicht mehr?

Die Herzogin von Cambridge (30) war wegen ihrer Schwangerschaftsübelkeit in der Klinik. Nachdem sich der Anruf als Scherz herausstellte, wurde zuerst das Krankenhaus kritisiert. Offenbar fühlte sich Jacintha Saldanha danach so sehr schuldig, dass sie nicht mehr weiter wusste.

Für unsere Sendung sprechen wir mit einem Experten über das Ehrgefühl von Menschen in Pflegeberufen - denn dass kleine Fehler von den verantwortlichen als schwerwiegender empfunden werden, als sie eigentlich sind, ist in der Branche offenbar nicht unüblich. Die Moderatoren hätten unmöglich voraussehen können, dass ihr Scherz so tragische Konsequenzen haben würde, sagte indes Rhys Holleran, Chef des australischen Unternehmens Southern Cross Austereo (SCA), dem der Sender gehört.

Trotzdem wurden die Moderatorin Mel Grieg und ihr Kollege Michael Christian, der im Hintergrund Prinz Charles mimte, "aus Respekt für die Familie" der Schwester vom Dienst suspendiert. Schockierte Hörer hatten die beiden Moderatoren mit zornigen Kommentaren überschütteten. Sie schlossen deshalb ihre Twitter-Konten.
geschrieben von wdr


ein experte nach dem anderen meldet sich, nur Jacintha Saldanha hilft es nicht mehr...

Jeff Kennett, der in Australien prominente Chef der Organisation "beyondblue", die über Depressionen informiert, nahm die Moderatoren dagegen in Schutz. "Sie haben sich nichts zu Schulden kommen lassen" sagte er im Rundfunk. "Es war ein harmloser Scherz, sie hatten keine üblen Absichten." Die beiden brauchten jetzt Unterstützung und Hilfe statt Häme, meinte er.
geschrieben von Badische Zeitung


Badische Zeitung zum Selbstmord

wer will hier nach schuld suchen und urteilen, wer nun "rücksichtslos" gehandelt hat:

die moderatoren, das klinikteam oder gar die betroffene selbst? hat sie womöglich rücksichtslos gehandelt, weil Kate und Prinz William die schwangerschaft mit dem gedanken an den selbstmord der betreuenden krankenschwester von Kate erinnern könnten?

nur mal so angedacht zum thema, weil die m.e. gnadenlos verurteilende überschrift des themas hinterfragt werden muss!

---
pilli
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf pilli vom 08.12.2012, 17:40:55
Hab auch eben erst vom Tod der Krankenschwester gelesen und war einfach nur fassungslos:

In was für einer Welt leben wir,

- wenn jemand, der vielleicht nur zu gutgläubig einen lapidaren Anruf weitergeleitet hat, erfährt, dass er damit "Royals der Öffentlichkeit preisgab" (!!) und darüber so verzweifelt, dass er sich offenbar umbringt

- wenn die Schwangerschaft einer britischen Adligen überhaupt eine derartige Bedeutung bekommt

- wenn diese tragische Geschichte dann nur noch weiteres Futter für die Medien ist

Ich bin nur noch entsetzt.

Aber ich möchte auch noch auf die anderen Beiträge zu diesem Thema eingehen:

Der Titel stimmt, denn natürlich sind Selbstmörder rücksichtslos. In aller erster Linie gegenüber sich selbst. Aber wer so verzweifelt ist, dass er ein Weiterleben einfach nicht mehr erträgt, greift nach dem allerletzten Strohhalm, der ihm noch (aus seiner Sicht) bleibt - nämlich endlich all dem ein Ende zu machen. In dieser konkreten Situation gibt es keine Umsicht mehr, keine Einsicht und auch keine Rücksicht.

Ich bin überzeugt davon, dass sich niemand von uns - wirklich niemand! - ganz genau in eine solche absolut verzweifelte Situation hineinversetzen kann und deshalb auch kein Urteil sprechen sollte.

Dass die Menschen im Umfeld eines Selbstmörders davon tief getroffen, verletzt und ohne eigene Schuld vielleicht ein Leben lang gezeichnet sind, sehe ich auch. Aber ein Mensch, der diesen letzten Schritt geht, ist einfach nicht in der Lage, zu überlegen, ob und wie er es denn möglichst "schonend" für all die anderen um ihn herum tun könnte und sollte.

Seid barmherzig, vergebt ihnen, was sie getan haben. Auch wenn das - nicht nur Euch, sondern auch mir - furchtbar schwer fällt.

Emma - im Gedenken an K. und W.

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justus39
justus39
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von justus39
Jetzt gebe ich es aber entgültig auf zum xxx. Male zu erklären, was Frau Olga und auch ich unter einem "rücksichtslosen Selbstmörder" gemeint haben.

justus
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von schorsch
In unserer Hemisphäre ist die Zahl jener, die jegliche Todesstrafe verurteilen, gross. Wer so denkt, muss aber zwangsläufig auch jene verurteilen, die mit ihrem Selbstmord andere Personen mit in den Tod reissen.....
Dreierlei3
Dreierlei3
Mitglied

Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von Dreierlei3
als Antwort auf schorsch vom 09.12.2012, 11:35:04
In unserer Hemisphäre ist die Zahl jener, die jegliche Todesstrafe verurteilen, gross. Wer so denkt, muss aber zwangsläufig auch jene verurteilen, die mit ihrem Selbstmord andere Personen mit in den Tod reissen.....


Es ist immer leichter zu verurteilen im Gegensatz ganz für sich allein zu urteilen, ohne zu verurteilen.

Der Mensch ist bequem und wird immer lieber Verurteilen, anstatt sich mit der Materie auseinander zu setzen und zu versuchen zu verstehen.
claudiawien
claudiawien
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"Rücksichtslose Selbstmörder"
geschrieben von claudiawien
als Antwort auf olga64 vom 22.11.2012, 16:16:46
Ich bin froh über die vielen Menschen, die "olga64" hier widersprochen und versucht haben, die unfassbare Tragik, die hinter und in jeder Selbsttötung steckt, zu erklären. Viele waren, genau wie ich es jetzt bin, fassungslos über diesen Threadtitel - das ist beim Lesen wirklich zu spüren.

Zu "olga64" möchte ich an dieser Stelle etwas Persönliches anmerken, weil ich die Formulierung "Rücksichtlose Selbtmörder" nicht hinnehmen kann und will: Ich weiß nicht, wie die Person, die als "olga64" hier schreibt, in Wirklichkeit ist. Aber das, was unter diesem Nick gepostet wird, zeichnet sich bei allen Themen durch völlige Emotionslosigkeit aus. Bei Plauderthemen oder konkret sachlichen Themen fällt dieses Phänomen vielleicht nicht allzu sehr auf; es sei denn, man achtet eine Zeitlang bewusst darauf. Beim Lesen des Eingangsbeitrags dieses Threads allerdings habe ich angesichts dieser emotionalen Kälte und Empathielosigkeit Angst vor "olga64" bekommen.

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