Soziales Rücksichtslose Selbstmörder
Ich bin sehr gut mit einer Psychologin (praktizierend) befreundet und wir unterhalten uns sehr oft über solche Themen.
Anscheinend sind sowohl beim Selbstmörder als auch beim Amokläufer in grossem Umfang das Aufmerksamkeitssyndrom ausschlaggebend für ihre Taten.
Sprechen Sie vom Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom? Also ADS? Oder gibt es tatsächlich eine Störung "Aufmerksamkeitssyndrom"?
Beim Selbstmörder oft als Aufschrei, weil ihn niemand bemerikt - beim Amokläufer kommen dazu noch die Allmachtsfantasien hinzu; diese Menschen wollen einmal und dies dann am Ende ihres LEbens als die grössten der WElt erscheinen.
Deshalb ist es auch so schwierig, diese Kandidaten im Vorfeld zu fassen oder gar zu therapieren. Wir müssen mit diesen Erscheinungen leben.
Hat Ihnen das Ihre Psychologenfreundin wirklich so erzählt? Das würde mich sehr interessiert. Vllt. fragen Sie da noch mal genauer nach, wenn Sie mögen, ich wäre Ihnen dankbar.
Auch speziell wegen der Bezeichnung "Aufmerksamkeitssyndrom".
Anscheinend sind sowohl beim Selbstmörder als auch beim Amokläufer in grossem Umfang das Aufmerksamkeitssyndrom ausschlaggebend für ihre Taten.
…das glaube ich nicht so allgemein.
Wenn es um Jugendliche Selbstmörder und Amokläufer geht, müsste deren Verhalten spätestens in der Schule bemerkt worden sein und ich gehe davon aus, dass solche Schüler auch zumindest einmal dem Arzt vorgestellt worden sind, denn wir reden hier nicht von leichten Fällen.
Bei Erwachsenen ist es auch nur schlecht vorstellbar, dass sie nicht schon im Kindesalter davon betroffen sind.
Ihre These wird teilweise dadurch aufgeweicht, weil sehr oft nach solchen Taten über sehr unauffällige und freundliche Menschen berichtet wurde.
Im nachfolgendem Link wird es relativ deutlich erklärt!
..ein_lächeln_für_dich…..
Amok
Mareike, vorausgesetzt Olga sprach tatsächlich von AD(H)S, stimmen die Schlussfolgerungen, die ihr ihre Freundin da erzählt hat meiner Ansicht nach ohnehin nicht so richtig.
Es geht schon beim Namen los: Die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom kommt nicht daher, dass die Betroffenen unbedingt Aufmerksamkeit wollen (das wird ihnen unterstellt), sondern, weil sie massive Konzentrationsprobleme haben, also nicht aufmerksam sein können.
Es ist zu vergleichen mit übermüdeten Kindern, die sich dann ganz genauso verhalten.
Aus dem Grunde erhalten sie ja Medikamente, die bei störungsfreien Menschen wie Aufputschmittel wirken.
Ohne Medikamente haben sie mitunter den ständigen Drang, sich irgendwie zu bewegen, irgendwas zu machen, Energie abzubauen, obwohl sie eigentlich total erschöpft sind. Sie sind ungeduldig und lassen sich von ihren Gefühlen leiten.
Ich finde es merkwürdig, dass ein ADS'ler in dem von dir verlinkten Forum davon spricht, er wolle Aufmerksamkeit haben. Das habe ich bisher noch von keinem ADS'ler so gehört - abgesehen von dem normalen Maß an Aufmerksamkeit, welches jedes Kind von seinen Eltern haben möchte.
An dieser Stelle ist nämlich noch das zweite Problem: AD(H)S wird viel zu schnell diagnostiziert. Viele Kinder laufen mit der Diagnose rum, ohne wirklich AD(H)S zu haben. Die sind wirklich nur verzogen. Ich denke auch bei dem beschriebenen Fall im Ausgangsposting haben die Eltern alles falsch gemacht, was nur ging. Wenn das Kind wirklich AD(H)S hatte, ist das Schlimmste, was man als Elternteil tun kann, ihm alles durchgehen zu lassen - so verziehen sie das Kind, das ja trotz seiner Störung dringend Grenzen benötigt. Wenn diese fehlen, passiert genau das, zu was sich das Kind dann entwickelt hat. Es wird von der Familie und den Geschwistern schlussendlich verstoßen, weil alle mit den Nerven am Ende sind und der Betroffene ADS'ler verfällt im schlimmsten Fall in schwere Depressionen oder bringt sich anderweitig in Schwierigkeiten um die Einsamkeit zu ersticken.
Weiter:
Menschen, die durch Suizid verstarben, einen Suizidversuch gemacht haben oder einen planen - lassen sich meiner Ansicht nach nicht auf ADS reduzieren. Wenn Menschen eine (psychische/neurologische) Störung oder Erkrankung haben, ergibt sich der Gedanke des Suizids idR daraus, dass sie aus der Gesellschaft herausfallen und isoliert werden (Beispiel oben, bzw aus deinem Link). Sie enden folglich meist früher oder später im Spektrum der Depressionen (mal von Wahnvorstellungen/Halluzinationen abgesehen, aber das betrifft ADS'ler ja noch viel weniger). Dass es den Anschein hat, dass die meisten von ihnen an ADS leiden (wie Olga beschrieb) und die Störung selbst folglich prädestiniert dafür zu sein scheint, dass sich Betroffenen irgendwann das Leben nehmen werden, könnte eher daher kommen, dass ADS eben so häufig diagnostiziert wird - selbst bei jenen (wie schon erwähnt), die gar nicht an ADS leiden, sondern tatsächlich einfach nur nie ihre Grenzen erfahren haben.
Wie das bei Amokläufern ist, weiß ich nicht - aber auch hier wäre ich vorsichtig, die Ursache auf ADS zu reduzieren. Ich denke, ADS selbst schafft es nicht, einen so hohen Leidensdruck aufzubauen, dass jemand das Bedürfnis hat, nicht nur sich zu töten, sondern auch noch so viele Menschen wie möglich (die ja idR für den Leidensdruck verantwortlich gemacht werden). Das schafft nur, was isoliert. Und eine Krankheit alleine, isoliert nur, wenn sie ansteckend ist und/oder einen Kontakt zur Außenwelt unmöglich macht.
Ansonsten isoliert für gewöhnlich das soziale Umfeld.
Wo wir wieder bei Depressionen wären.
Es geht schon beim Namen los: Die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom kommt nicht daher, dass die Betroffenen unbedingt Aufmerksamkeit wollen (das wird ihnen unterstellt), sondern, weil sie massive Konzentrationsprobleme haben, also nicht aufmerksam sein können.
Es ist zu vergleichen mit übermüdeten Kindern, die sich dann ganz genauso verhalten.
Aus dem Grunde erhalten sie ja Medikamente, die bei störungsfreien Menschen wie Aufputschmittel wirken.
Ohne Medikamente haben sie mitunter den ständigen Drang, sich irgendwie zu bewegen, irgendwas zu machen, Energie abzubauen, obwohl sie eigentlich total erschöpft sind. Sie sind ungeduldig und lassen sich von ihren Gefühlen leiten.
Ich finde es merkwürdig, dass ein ADS'ler in dem von dir verlinkten Forum davon spricht, er wolle Aufmerksamkeit haben. Das habe ich bisher noch von keinem ADS'ler so gehört - abgesehen von dem normalen Maß an Aufmerksamkeit, welches jedes Kind von seinen Eltern haben möchte.
An dieser Stelle ist nämlich noch das zweite Problem: AD(H)S wird viel zu schnell diagnostiziert. Viele Kinder laufen mit der Diagnose rum, ohne wirklich AD(H)S zu haben. Die sind wirklich nur verzogen. Ich denke auch bei dem beschriebenen Fall im Ausgangsposting haben die Eltern alles falsch gemacht, was nur ging. Wenn das Kind wirklich AD(H)S hatte, ist das Schlimmste, was man als Elternteil tun kann, ihm alles durchgehen zu lassen - so verziehen sie das Kind, das ja trotz seiner Störung dringend Grenzen benötigt. Wenn diese fehlen, passiert genau das, zu was sich das Kind dann entwickelt hat. Es wird von der Familie und den Geschwistern schlussendlich verstoßen, weil alle mit den Nerven am Ende sind und der Betroffene ADS'ler verfällt im schlimmsten Fall in schwere Depressionen oder bringt sich anderweitig in Schwierigkeiten um die Einsamkeit zu ersticken.
Weiter:
Menschen, die durch Suizid verstarben, einen Suizidversuch gemacht haben oder einen planen - lassen sich meiner Ansicht nach nicht auf ADS reduzieren. Wenn Menschen eine (psychische/neurologische) Störung oder Erkrankung haben, ergibt sich der Gedanke des Suizids idR daraus, dass sie aus der Gesellschaft herausfallen und isoliert werden (Beispiel oben, bzw aus deinem Link). Sie enden folglich meist früher oder später im Spektrum der Depressionen (mal von Wahnvorstellungen/Halluzinationen abgesehen, aber das betrifft ADS'ler ja noch viel weniger). Dass es den Anschein hat, dass die meisten von ihnen an ADS leiden (wie Olga beschrieb) und die Störung selbst folglich prädestiniert dafür zu sein scheint, dass sich Betroffenen irgendwann das Leben nehmen werden, könnte eher daher kommen, dass ADS eben so häufig diagnostiziert wird - selbst bei jenen (wie schon erwähnt), die gar nicht an ADS leiden, sondern tatsächlich einfach nur nie ihre Grenzen erfahren haben.
Wie das bei Amokläufern ist, weiß ich nicht - aber auch hier wäre ich vorsichtig, die Ursache auf ADS zu reduzieren. Ich denke, ADS selbst schafft es nicht, einen so hohen Leidensdruck aufzubauen, dass jemand das Bedürfnis hat, nicht nur sich zu töten, sondern auch noch so viele Menschen wie möglich (die ja idR für den Leidensdruck verantwortlich gemacht werden). Das schafft nur, was isoliert. Und eine Krankheit alleine, isoliert nur, wenn sie ansteckend ist und/oder einen Kontakt zur Außenwelt unmöglich macht.
Ansonsten isoliert für gewöhnlich das soziale Umfeld.
Wo wir wieder bei Depressionen wären.
Yuna, ich stimme Dir voll und ganz zu. Ein hilfreiches Buch zur Thematik ADHS:
Neues von Zappelphilipp. ADS/ADHS: verstehen, vorbeugen und behandeln [Taschenbuch]
Verschwiegen oder zumindest zu wenig thematisiert wird hinsichtlich medikamentöser Behandlung, dass durch Ritalin und andere Psychostimulanzien die Suizidgefahr geradezu hervorgerufen oder verstärkt werden kann:
Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Methylphenidat Nebenwirkungen
Das alles in einem Umfeld, wo die Erzieher ohnehin schon total überfordert sind.
Schnelle Antworten finden sich da leider nicht.
Mareike
Neues von Zappelphilipp. ADS/ADHS: verstehen, vorbeugen und behandeln [Taschenbuch]
Verschwiegen oder zumindest zu wenig thematisiert wird hinsichtlich medikamentöser Behandlung, dass durch Ritalin und andere Psychostimulanzien die Suizidgefahr geradezu hervorgerufen oder verstärkt werden kann:
Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Methylphenidat Nebenwirkungen
Das alles in einem Umfeld, wo die Erzieher ohnehin schon total überfordert sind.
Schnelle Antworten finden sich da leider nicht.
Mareike
Re: Rücksichtslose Selbstmörder
geschrieben von ehemaliges Mitglied
... ich gebe es gerne zu:
Ich kann keinen Bezug zum Thema des Threads und ADS oder ADHS herstellen.
Das sind für mich 2 verschiedene Welten ...
Ich kann keinen Bezug zum Thema des Threads und ADS oder ADHS herstellen.
Das sind für mich 2 verschiedene Welten ...
Richtig.
Deshalb ging ja ursprünglich auch meine Frage an Frau Olga, ob ihre Freundin, die lt. Olga praktizierende Psychologin ist, tatsächlich diesen Zusammenhang so hergestellt hat, wie es Frau Olga in ihrem Beitrag beschreibt. Vorausgesetzt eben, sie meint tatsächlich AD(H)S.
Denn, wie Mareike schon richtig schreibt, Medikamente können da mehr anrichten, als die Störung selbst. Das ist auch bei vielen anderen Erkrankungen und Störungen so, die medikamentös behandelt werden müssen - sie können depressiv machen und bevor die Patienten richtig eingestellt sind, kann es durchaus zu ersten Suizidgedanken oder gar -versuchen kommen.
Deshalb ging ja ursprünglich auch meine Frage an Frau Olga, ob ihre Freundin, die lt. Olga praktizierende Psychologin ist, tatsächlich diesen Zusammenhang so hergestellt hat, wie es Frau Olga in ihrem Beitrag beschreibt. Vorausgesetzt eben, sie meint tatsächlich AD(H)S.
Denn, wie Mareike schon richtig schreibt, Medikamente können da mehr anrichten, als die Störung selbst. Das ist auch bei vielen anderen Erkrankungen und Störungen so, die medikamentös behandelt werden müssen - sie können depressiv machen und bevor die Patienten richtig eingestellt sind, kann es durchaus zu ersten Suizidgedanken oder gar -versuchen kommen.
Ozimmi, ich kenne einen Fall:
Schon früh die Diagnose ADHS - Behandlung mit Ritalin. kaum psychologische Betreuung des Kindes und der Eltern - es entwickelte sich Epilepsie (Nebenwirkung des Ritalins?) - schlechte berufliche Aussichten - Mobbing in der Schule - Depressionen - Suizidgedanken - Therapie - Mit 17 Suizid (Zug) ...
Nordstern schrieb am Anfang dieses Threads von der Kausalkette.
Mareike
Schon früh die Diagnose ADHS - Behandlung mit Ritalin. kaum psychologische Betreuung des Kindes und der Eltern - es entwickelte sich Epilepsie (Nebenwirkung des Ritalins?) - schlechte berufliche Aussichten - Mobbing in der Schule - Depressionen - Suizidgedanken - Therapie - Mit 17 Suizid (Zug) ...
Nordstern schrieb am Anfang dieses Threads von der Kausalkette.
Mareike
Aber Ritalin soll doch ( auch vom Gestzgeber her) von Ärzten nur noch in ganz besonderen Ausnahmefällen verschrieben werden dürfen, und zwar seit 2009 glaube ich, gerade wegen der viel zu oft vorgekommenen katastrophalen Nebenwirkungen?
Edita
Edita