Soziales Roboter und die Notwendigkeit eines Grundeinkommens
Der 5. Januar 1914 war in Detroit ein bemerkenswerter Tag. Henry Ford hatte zur Pressekonferenz geladen und ganze drei Reporter waren erschienen, um über seine „Revolution“ zu berichten. Henry Ford verkündete die erfolgreiche Umstellung der Produktion seiner Autos auf Fließbandmontage, die Reduktion des Preises für das Automodell T von 810 auf 310 Dollar, die Reduktion der täglichen Arbeitszeit von 9 auf 8 Stunden und gleichzeitig die Erhöhung der Löhne für seine Arbeiter von 2,34 Dollar auf 5 Dollar pro Tag. Durch diese Lohnerhöhung um 114% versetzte er seine Arbeiter in die Lage, selber für einen der Fordwagen anzusparen, die sie herstellten.
Henry Ford hatte erkannt, dass er nur dann Abnehmer für seine Produkte finden würde, wenn diese auch genügend Finanzmittel zur Verfügung hätten. Die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Arbeitern und Kapitalist sollte nicht zu weit auseinanderklaffen.
Das läuft aber schief in der heutigen Zeit. Die oberen 5% der Gesellschaft haben einen immer größeren Anteil am Warenumsatz. Der Anteil der unteren 80% wird immer geringer, d. h. deren Kaufkraft schwindet.
Der zunehmende Anteil von Robotern und Digitalisierung, der gewaltige Produktivitätszuwachs und der Verlust von Arbeitsplätzen selbst in hochqualifizierten Bereichen führt heutzutage zu einem dramatischen Auseinanderdriften der Einkommen von Arm und Reich, weil der Produktivitätszuwachs im Wesentlichen nur den Eigentümern der Produktionsmittel zugutekommt.
Brauchen wir also einen neuen Henry Ford?
Kapitalismus braucht Warenumsatz und damit Konsumenten. Die wachsende Digitalisierung birgt die Gefahr in sich, dass die Kaufkraft der Konsumenten sinkt und könnte damit in eine große Wirtschaftskrise münden, die neue politische Lösungen erfordert.
Eine dieser schon jetzt absehbaren und oft diskutierten Lösungen ist das bedingungslose Grundeinkommen, das Menschen in die Lage versetzt, weiterhin Produkte zu kaufen, die Maschinen herstellen, auch wenn sie – die Menschen – keinen Platz mehr im Produktionsgewerbe haben.
Oder fällt jemandem von Euch eine bessere Lösung ein?
Karl
Auch ich frage mich: Wenn es dann mal nur noch Roboter in den Betrieben gibt, die Roboter fabrizieren, wer kauft sie dann noch, resp. wer braucht dann noch welche?
Lieber Karl,
... ich stelle mir gerade vor, dass ich mal von einem Roboter beerdigt werde
und das ist, wie ich meine, keine besonders tolle Vorstellung …
Auch finde ich den Einsatz von Robotern am Menschen in bestimmten Situationen nicht gut, denn eine menschliche Wärme und Nähe kann durch einen Roboter eigentlich niemals ersetzt werden.
Roboter haben aber natürlich durchaus überall dort eine Berechtigung, wo sie den Menschen als Hilfe und meinetwegen auch zum Zeitvertreib dienen könnten.
Der Mensch selbst darf aber nicht verlernen, als Mensch zu leben
und genau das könnte irgendwann mal passieren, wenn überall ohne Nachzudenken Roboter entwickelt und eingesetzt werden und dann nur noch das bedingungslose Grundeinkommen für alle als “Notlösung” übrig bleibt, weil keine arbeitsmäßigen Betätigungsfelder mehr vorhanden sind.
Einen schönen Sonntag wünscht sirod49
@schorsch
@sirod49
ich teile Eure Skepsis, ob wir uns naiv freuen sollten über die stattfindende technologische Revolution. Ich halte sie aber für unverhinderbar, weil sie naturgesetzlich wie die Evolution ablaufen wird.
Nicht die Menschen sind mehr die Einheiten, die in der kulturellen Evolution selektiert werden, sondern selektiert werden Unternehmen, Organisationen und Staaten und diese alle werden die Digitalisierung einsetzen, um im Wettbewerb gegen andere Unternehmen, Organisationen oder Staaten zu bestehen.
Menschen werden also ohne Frage aus der Produktion und auch aus den höheren Führungsetagen freigesetzt werden. Der Prozess des Auseinanderdriftens der Einkommen wird noch schlimmer werden als derzeit. Deshalb wird (irgendwann) gehandelt werden müssen, um "Bilderstürmerei" oder neuzeitliche "Weberaufstände" zu verhindern.
Wie wird die Gegenreaktion aussehen?
Karl
An eine Gegenreaktion glaube ich nicht, denn Diejenigen, die diese Entwicklung verhindern könnten, werden es nicht tun, denn Geld regiert nun mal die Welt …
Ist schon viel zu sehr fortgeschritten ... aber vielleicht gibt es ja noch ein Wunder?
Mir wird das Thema jetzt aber zu kompliziert
sirod49
Liebe @sirod49
eigentlich ist es nicht kompliziert:
1. Die Digitalisierung führt zum Kaufkraftverlust der Massen, weil sie von Arbeit freigestellt werden.
2. Das wird aber auch den Profiteuren der Digitalisierung nicht gefallen, da sie ihre Produkte ja verkaufen wollen.
3. Also wächst der Druck, der zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens führen wird.
Karl
Liebe @sirod49
Karl, es sollte hier nicht der Eindruck entstehen, dass Roboter noch nirgendwo in Deutschland tätig sind. Sie sind es u.a. in den Automobilfabiken seit Jahrzehnten. Und dort änderten sich zwar die Aufgaben für die Mitarbeiter, aber zu Massenentlassungen kam es nie.
eigentlich ist es nicht kompliziert:
1. Die Digitalisierung führt zum Kaufkraftverlust der Massen, weil sie von Arbeit freigestellt werden.
2. Das wird aber auch den Profiteuren der Digitalisierung nicht gefallen, da sie ihre Produkte ja verkaufen wollen.
3. Also wächst der Druck, der zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens führen wird.
Karl
Im Gegenteil - in der BRD sind ca 45 Mio Menschen in Arbeit. Gerade in der Automobilindustrie werden hohe Gehälter bezahlte plus Boni usw.
Die Forderungen nach einem Grundeinkommen kommen übrigens aus den Reihen der Unternehmer (.z.B. Herr Kaeser von Siemens und dem DM-Markt WErner). Mir erscheint das dergestalt transparent, weil diese Unternehmen die Bezahlung der Mitarbeiter auf den Steuerzahler umlegen möchten, um sicherzustellen, dass die Produkte der Firmen weiterhin gekauft werden.
Wovon ein bedingungsloses Grundeinkommen bezahlt werden soll, wenn - wie aus Ihrer Aufstellung ersichtlich - ein gigantischer Einbruch in der Beschäftigung und in Folge davon, ein ebensolcher bei Steuer- und Sozialleistungen erfolgt, ist mir zumindest unklar.
Die Arbeitsaufgaben änderten sich in den letzten Jahrzehnten ständig. Die grosse Lösung ist lebenslanges Lernen und ständiges Updaten seiner beruflichen Kenntnisse und natürlich auch des allgemeinen Wissens. Olga
Karl, es sollte hier nicht der Eindruck entstehen, dass Roboter noch nirgendwo in Deutschland tätig sind. Sie sind es u.a. in den Automobilfabiken seit Jahrzehnten. Und dort änderten sich zwar die Aufgaben für die Mitarbeiter, aber zu Massenentlassungen kam es nie.Liebe Olga64,
Im Gegenteil - in der BRD sind ca 45 Mio Menschen in Arbeit. Gerade in der Automobilindustrie werden hohe Gehälter bezahlte plus Boni usw.
...
wessen Zahlen erzählst Du nach? Ich habe bei Martin Ford "Aufstieg der Roboter" gelesen, dass 2013 ein durchschnittlicher Mitarbeiter in der Produktion 13% weniger verdient hat als 1973 (in Relation zu den Lebenshaltungskosten).
Roboter sind natürlich im Einsatz, weil sie die Produktionskosten drücken. Sie führen nur im Märchen dazu, dass die gleiche Zahl von Menschen "höherwertige" Tätigkeiten zu höheren Gehältern ausübt, sondern sie werden langfristig deren vollständigen Ersatz zur Folge haben.
In den USA entstand von 2000 bis 2010 netto kein einziger neuer Arbeitsplatz.
Die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre möglich, dazu müssten die Anteilseigner an den Produktionsmitteln zur Kasse gebeten werden.
Karl
Ich wusste nicht ,dass Ihre Ausführungen die USA betreffen. Allerdings sinken auch dort seit Jahren die Arbeitslosenzahlen und auch dort existiert ein FAchkräftemangel.
Dies hängt in allen Industrieländern natürlich auch mit dem demographischen Faktor zusammen, d.h., es kommen immer weniger junge Menschen nach, um den Arbeitsmarkt-Bedarf zu stillen. Auch das ist ein Grund, wenn Unternehmen Roboter "beschäftigen", weil sie einfach keine Menschen mehr bekommen, die diese Arbeiten durchführen können.
Es bedeutet aber auch, dass die Finanzierung eines Grundeinkommens durch dann weniger Steuerzahler m.E. schwer durchführbar sein wird, wenn man auch berücksichtigt, dass die steigenden Zahlen bei alten Menschen immer grössere finanziellen Bedarf beinhalten. Olga
Ich wusste nicht ,dass Ihre Ausführungen die USA betreffen.@Olga64
...
das Thema wurde von mir nicht auf ein Land beschränkt. Es handelt sich um ein grundsätzliches Problem.
Nicht die Steuerzahler finanzieren das Grundeinkommen, sondern die hohe Produktivität der Roboter.
Karl