Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Radikalisierung von Jugendlichen

Soziales Radikalisierung von Jugendlichen

mane
mane
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von mane
als Antwort auf Federstrich vom 01.12.2015, 18:03:49
Nein, den Vätern kommt m.E. ebenso viel Bedeutung zu wie den Müttern, vielleicht sogar mehr. Sie müssen den Söhnen ein Rollenvorbild geben, das ihnen zeigt, was (auch) männlich ist, d.h. nicht nur auf Gewalt zur Konfliktlösung zu setzen und sie mit Gewalt zu beantworten.

Es führt viel zu weit und wäre eine lange Liste, all das anzuführen, was auf Jungen Eindruck macht. Wenn der Vater es versäumt, diese Dinge zu bewerten, erfolgt die Prägung durch andere Jungen (d.h. deren Väter) und der Clique und den Medien. Es braucht ein ständiges Korrektiv und viel Kommunikation zwischen Sohn und Vater, um den Anfängen zu wehren und eine Art Immunkompetenz aufzubauen, die vor Radikalisierung schützen kann.


Meiner Meinung nach, kommt es auf das Alter des Kindes an und wie "Bedeutung" definiert wird.
Zwischen Mutter und Kind besteht in der ersten Zeit (manchmal jahrelang) eine Symbiose, die ein Vater nicht eingehen kann. Mutter und Kind waren 9 Monate aufs Engste miteinander verbunden und sind es auch während der Stillzeit (im besten Fall). Von dieser ersten körperlichen/emotionalen Bindung spricht Edit Schlaffer, aufgrund derer die Mutter eher in der Lage seien, zu erkennen, wenn ihr Kind gefährdet ist.

Der Vater wird wichtig, wenn sich das Kind neugierig der Welt zuwendet. Dann kommt all das zum Tragen, was Du ganz richtig anführst.
Da es heute vermehrt unterschiedliche Lebensmodelle gibt, wie auch Olga schreibt, muss es nicht unbedingt der Vater sein, sondern auch eine andere männliche Bezugsperson kann diesen Part übernehmen.

In diesem Artikel berichtet die Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter über Untersuchungen,die junge Dschihadisten betreffen. Sie forschte nach dem Zeitpunkt wo die Jugendlichen abglitten und fand bestimmte Muster:
Ein Dreh- und Angelpunkt der Dschihadistenbiografien sind die Väter. Sie waren in den untersuchten Fällen abhanden gekommen und hatten Lücken hinterlassen, die in einer Kultur, in der Frauen keinerlei Autorität zugestanden wird, von den Müttern schwer zu füllen sind, sagt die Psychiaterin.

Das heißt natürlich nicht, dass alle, die ohne Vater auswachsen, gewalttätig werden. Einige wurden kriminell, manche zerbrachen seelisch und viele führten ein paragrafengetreues, unauffälliges Leben.
Auch geht es nicht darum, Schuldige an den Pranger zu stellen, sondern darum, Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Mane
olga64
olga64
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 02.12.2015, 13:54:16
Wenn Kinder in patriarchalen Gesellschaften mit starker Rolle der Väter aufwachsen, die ihrerseits die Männlichkeitsideale leben und weitergeben, dürfte dies für die Buben noch komplizierter werden, weil sie zum einen auch in solchen Vätern Vorbilder sehen, bzw. die Väter ihre Rollen teilweise auch mit Gewalt ausüben und die Mütter dem nichts entgegenzusetzen haben.
Soeben wurde in Darmstadt ein pakistanisches Ehepaar, das lange in Deutschland lebt, zu lebenslang verurteilt, weil sie die Tochter im Schlaf erwürgt hatten. Die Tochter lebte nach unserem westlichen Muster und wollte dies auch so - dies war Grund genug für die Eltern - wobei der Vater die Hauptrolle spielte - zu erwürgen. Es gibt noch ein Mädchen in dieser Familie, das sich jetzt mühsam von diesen Eltern lossagt.
Die Mütter haben meist nur etwas oder viel zu sagen, wenn sie die Erziehung ihrer Kinder allein durchführen können - in vielen anderen Fällen reagieren Männer oft unangemessen, bzw. überhaupt nicht, wenn sie sich z.B. hinter ihren anstrengenden Berufen usw. verstecken, und nichts mit den Kindern zu tun haben wollen. Olga
mane
mane
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von mane
als Antwort auf Gerdd vom 01.12.2015, 21:45:47

Lbe Mane und Schreiber(innen)!
Ich stimme Euch zu und bin der Meinung:
ALLE - Mütter, Väter, Kindergarten, Schule, wir alle - müssen da ran!
Ich denke, es fehlt auch besonders an Informationen und an Vorbildern.
Die Jugendlichen haben Fragen, Wünsche, Sehnsüchte, wollen was erleben, ernst genommen werden, eine Rolle übernehmen usw usw usw...
Unser Gehirn und besonders das der Jugendlichen sucht nicht im luftleeren Raum nach Informationen. Es nutzt JEDE verfügbare Information als Bezugspunkt oder -Anker, der zur Orientierung dient.
Und leider (Mißbrauch, Verführung, Gehirnwäsche usw.) kommt es dabei leicht zu Fehleinschätzungen oder Programmfehlern, die dann dazu führen, daß unser Verhalten von unbewußtem Wissen gesteurt wird.
hzl Gerdd


Hallo Gerdd,

so ist es, wir sollten alle sehr wachsam sein, um frühzeitig Anzeichen von Radikalisierung zu erkennen. Chancen bieten Aufklärung und Prävention, indem gezeigt wird, mit welchen Mitteln z.B. Salafisten-Prediger versuchen, Jugendliche zu ködern. Sind die Kinder erst einmal abgerutscht, wird es schwierig, sie noch zu erreichen. Das ist wie in einer Sekte - die Leute hören nur noch ihren Vordenkern zu, alles andere wird ausgeblendet.
Die Propaganda der Islamisten ist sehr raffiniert und häufig im Internet zu finden. Es wird ein Schwarz-Weiß-Bild vermittelt, in dem es immer klare Opfer und Feinde gibt. Die Bilder sind hochemotional und spielen mit den Phantasien und Träumen der Jugendlichen und graben sich tief ins Unterbewusstsein ein.
LG Mane

Anzeige

mane
mane
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von mane
als Antwort auf AugsburgerFan vom 02.12.2015, 01:15:06
Die Radikalisierung der Jugendlichen fängt tatsächlich bereits mit dem Kindheitsalter an, und mit der da vermittelten Bildung - gewisse Grundsätze in Ethik und Moral werden da vermittelt. Durch Bücher aber auch durch Vorbilder - Mama und Papa. Deswegen muss meiner Meinung nach hier schon in den ersten Lebensjahren angesetzt werden, und alles getan werden, um zu vermeiden, dass sich Jugendliche derart radikalisieren.


Du hast recht, bereits in den ersten Lebensjahren werden die Weichen fürs weitere Leben gestellt. Die meisten Jugendlichen, die sich zu der Salafistenbewegung hingezogen fühlen, die in meinen Augen sowas wie eine Einstiegsdroge ist, sind instabile Persönlichkeiten auf der Suche nach Sicherheit, Orientierung und Halt und finden dort quasi eine Ersatzfamilie und das, was ihnen das eigene Umfeld nicht geben konnte.

Zu oft wird der Islam im Zusammenhang mit Gewalt dargestellt, obwohl die Mehrheit der Muslime friedlich lebt. Die daraus resultierende Islamfeindlichkeit bestärkt, in meinen Augen, bei den Jugendlichen das Gefühl nicht dazuzugehören und macht sie anfälliger für radikale Ideen.
Mane
mane
mane
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 02.12.2015, 16:28:14
Wenn Kinder in patriarchalen Gesellschaften mit starker Rolle der Väter aufwachsen, die ihrerseits die Männlichkeitsideale leben und weitergeben, dürfte dies für die Buben noch komplizierter werden, weil sie zum einen auch in solchen Vätern Vorbilder sehen, bzw. die Väter ihre Rollen teilweise auch mit Gewalt ausüben und die Mütter dem nichts entgegenzusetzen haben.

Die Mütter haben meist nur etwas oder viel zu sagen, wenn sie die Erziehung ihrer Kinder allein durchführen können - in vielen anderen Fällen reagieren Männer oft unangemessen, bzw. überhaupt nicht, wenn sie sich z.B. hinter ihren anstrengenden Berufen usw. verstecken, und nichts mit den Kindern zu tun haben wollen. Olga


Einwanderer tragen eventl. andere Frauen- und Männerrollenbilder in unsere Gesellschaft, welche von Gleichberechtigung weit entfernt ist.
Frauen im Patriarchat sind weitgehend auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter beschränkt und spielen eine dem Mann untergeordnete Rolle. Sie werden die Kinder sicher in seinem Sinne und wie es in ihrem Land üblich war, erziehen. Das wird bei den Kindern für viel Verwirrung sorgen, wenn sie eine Lebensweise kennenlernen, die wenig mit ihrem gewohnten Leben zu tun hat.

Edit Schlaffer erzählt, dass sie am Anfang auch versucht hätten, mit den Vätern von gefährdeten oder bereits radikalen Jugendlichen zu arbeiten aber gescheitert seien. Der Vater hatte das Gefühl, total versagt zu haben, wenn sein Kind in die falsche Richtung abdriftet. Besonders in der muslimischen Gesellschaft ist die Idee des Beschützers stark ausgeprägt und wenn ihm das nicht gelungen ist, dann baut er eine Mauer auf und verteidigt seine Kinder eher noch. Wahrscheinlich kann er ein Versagen weder vor sich noch vor anderen zugeben.
Mane
olga64
olga64
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 03.12.2015, 15:19:50
Wir sollten jetzt nur nicht so tun als sei diese Problematik durch den Zuzug der aktuellen Flüchtlinge völlig neu für uns. Es leben ja immerhin ca 4 Mio Muslime in Deutschland und diese oft schon in der 3. Generation. Gerade bei den jungen Frauen der 3. Generation, die wesentlich gebildeter sind als es z.B. ihre Eltern waren, die oft noch als Analphabeten aus Anatolien zu uns kamen, sind hier meist keine Unterschiede zu deutschen Frauen dieses Alters und Bildungsgrades erkennbar.
Fehlt aber Bildung und fehlen Zukunftsperspektiven,sieht es bei allen schlimmer aus . aber nicht nur bei Muslimen.
ABer auch in unserer eigenen Bevölkerung ist ja Emanzipation bei Frauen kein Standard. Es gibt nach wie vor Männer und Frauen, die daran gar nicht interessiert sind. Junge Frauen, die den Mann als Beschützer und Ernährer sehen wollen und dafür bereit sind, auf ihre Rechte zu verzichten. Nur schlimm, wenn dieser "Beschützer" dann vom Hof reitet und sich einer anderen zuwendet.
WEr als Frau unserer Generation diesen Emanzipationsprozess selbst miterlebte, -gestaltete und bis heute lebt, weiss auch, wie anstrengend dies sein kann. Aber es lohnt sich in jedem Fall - bei mir ist es wenigstens so. Olga

Anzeige

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 03.12.2015, 15:56:13
Wie lernen junge Elefanten in Indien das Arbeiten? Man spannt sie zwischen zwei ältere, erfahrene Elefantenkühe und lässt sie mitlaufen. Wenn sie dann nicht gut tun, bekommen sie eins mit dem Rüssel hinter die Ohren.

So könnten denn auch die neuen Einwanderer von längst assimilierten Landsleuten darin unterrichtet werden, wie man sich im Gastland zu benehmen habe. Die Crux dabei: Die dritte Generation möchte am liebsten gar nichts mehr mit den Neuen zu tun haben....
olga64
olga64
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 04.12.2015, 10:31:19
Wie lernen junge Elefanten in Indien das Arbeiten? Man spannt sie zwischen zwei ältere, erfahrene Elefantenkühe und lässt sie mitlaufen. Wenn sie dann nicht gut tun, bekommen sie eins mit dem Rüssel hinter die Ohren.

So könnten denn auch die neuen Einwanderer von längst assimilierten Landsleuten darin unterrichtet werden, wie man sich im Gastland zu benehmen habe. Die Crux dabei: Die dritte Generation möchte am liebsten gar nichts mehr mit den Neuen zu tun haben....


Ich möchte die Behandlung von Menschen nicht vergleichsweise in der Tierwelt ansiedeln (obwohl es sicher viele Menschen gibt, die ihrerseits mit Menschen oft nicht so klarkommen,die das anders sehen möchten).
Ich verlange auch von keinem, der zu uns kommt, Assimilierung, d.h. er hat das volle Recht, zu seinen Wurzeln und all dem zu stehen, was bisher für ihn wichtig war.
Integration ist jedoch sehr wichtig und wer ihm dabei hilft, dürfte sekundär sein - es ist aber keine Einbahnstrasse. Denke ich nun aber als Richtschnur, "wie man sich zu benehmen hat", nehme ich hier grossen Abstand. Wenn ich bei uns Menschen und ihr in meinen Augen schlechtes Benehmen - sei es nun beim Essen, in der Kleidung, in ihrer Rücksichtslosigkeit usw. sehe - sollten sie sich daran bitte nicht orientieren. Oft erscheinen mir Menschen aus den Flüchtlingskreisen mit besserem Benehmen ausgestattet - je nachdem, aus welchen "Schichten" sie kommen. Olga
Medea
Medea
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von Medea
als Antwort auf mane vom 03.12.2015, 15:19:50
Ja Mane und diese "Väter" sind dann ihren straffällig gewordenen
Söhnen gegenüber auch gar nicht zimperlich - ihr Erziehungschema
ist brutal, da gibt es mehr als nur einiges hinter die Ohren, da wird auch schon mal die Handfläche des "Bösewichts" auf die heiße Herdplatte
gedrückt, damit zeigen viele "Väter" ihre Macht. Die Ehefrau und
Muttter kriegt auch noch gleich ihren Teil ab, nämlich wegen "schlechter"
Erziehung des Sprößlings.

Ich war rund 20 Jahre Schöffin (Landgericht und Amtsgericht), ich kann ein gar garstig Lied davon singen, was in vielen Asylantenfamilien/
Emigrantenfamilien so abgeht, - Herr Buschkowsky kann dazu sein eigenes Lied singen, auch
was die Behandlung von heranwachsenden Töchtern betrifft.

Vorsorglich an
liebe Frau Olga, ICH schreibe hier von Einwanderungsfamilien und bewußt
nicht von den "ungeratenen Söhnen" deutscher Marginalfamilien.
Nicht dass Sie sich gleich wieder bemüßigt fühlen, Ihre Hand schützend
vor den Mors der Zugewanderten zu halten, denn die deutschen Knaben kriegen bei mir genau so
ihr Fett ab, allerdings nicht jetzt in diesem Beitrag.

Medea.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Radikalisierung von Jugendlichen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 04.12.2015, 17:17:15
SChon klar, Medea.
ABer dass Sie gerade Herrn Buschkowski erwähnen, der jahrelange seine eigenen Misserfolge in unzähligen Talkshows dokumentierte und darüber hinaus in vielen Büchern. Wann tat der eigentlich seinen Job?
Da gefällt mir seine Nachfolgerin schon viel besser. Frau Giffey tritt nicht so oft auf und macht viel in ihrem Aufgabengebiet, das aufgrund der vielen Flüchtlinge noch sehr viel komplizierter sein dürfte, als zu den Zeiten von Herrn B. Kürzlich konnte man ihn mal wieder bei einer Talkshow erleben - immer die gleiche Leier wie aus längst vergangenen Zeiten, die sich doch überholt haben. Olga

Anzeige