Soziales Pöbelhölle Internet?
Der Journalist Prandtl, gelernter Jurist, schreibt heute zu dieser Formel eine SZ-Kolumne, die mich aufhorchen lässt, weil er ja nach juristischen Regeln ruft.
Bei wikipedia findet sich zum Pöbeln unter anderem folgendes:
"Wort „Pöbel“ wird gewöhnlich ein Mangel an Kultur, Kultiviertheit, Intelligenz, Stil, Feingefühl oder „Sinn für Höheres“ unterstellt.
Daran schließt sich das Verb „(an)pöbeln“ an, worunter man allgemein ein ausgeprägt vulgäres „Anmachen“ mit beleidigender Wirkung versteht."
Suchen auch wir bei ST hier erst noch unseren Weg?
Mich jedenfalls hat das Thema zum Nachdenken veranlasst, gibt es zu viel pöbelei-fördernde anonyme Möglichkeiten im Internet?
Also, ich bin überzeugt, wir stehen im ST noch gut da. Man braucht aber sich nur die Kommentare bei YouTube zu politischen Themen anschauen, um zu wissen, was Prandtl meint.
Karl
Wer mit seinem echten Namen für das einstehen muß, was er von sich gibt, wird vermutlich weniger forsch schreiben und vor dem Schreiben möglicherweise ein wenig häufiger seinen Verstand einsetzen. Das wäre zumindest zu hoffen.
wenn die Wadenbeißer
unterwegs sind.
Clematis
juristische Regeln sind sicher schwierig, da ist der Abstand zu "Zensur", je nachdem, nicht weit.
Über die "anonymen Antworten" im Netz habe ich mir ebenfalls schon häufig Gedanken gemacht. In der Forenwelt habe ich dies noch nicht so deutlich festgestellt - vermutlich weil sich dort häufig Gleichgesinnte treffen und eine gewisse Vertrautheit eingestellt hat.
Mich jedenfalls hat das Thema zum Nachdenken veranlasst, gibt es zu viel pöbelei-fördernde anonyme Möglichkeiten im Internet?
Bei FB jedoch stellen sich mir häufig die Nackenhaare auf, wenn ich Kommentare lese, die unter aller (menschlicher) Würde sind.
Niveaulos sich auszuleben, DAS macht wohl den betreffenden Personen nur dann Spass, wenn sie sich durch die Anonymität geschützt fühlen. Ich vergleiche jene mit den Fassadenschmierern, die nächtens unterwegs sind und Schaden machen. Hauptsache, sie müssen nicht für ihr Verhalten Rechenschaft ablegen. Auch die Netz-Stänkerer verursachen Schaden ... sie verletzen die Gefühle "Andersdenkender".
Ja, das sehe ich auch so, heigl.
Zitat heigl:
Mich jedenfalls hat das Thema zum Nachdenken veranlasst, gibt es zu viel pöbelei-fördernde anonyme Möglichkeiten im Internet?
Meine Meinung:
Egal wo man Kommentare abgeben kann, wird nicht nur gepöbelt, was das Zeug hält. Am schlimmsten ist das aggressive und rechtslastige 'Pöbeln'. Mir kommt es so vor, als sei dies ansteckend.
Ich habe mir einmal geschworen, Kommentare im Netz (Artikel in Zeitungen, youtube etc.) gar nicht mehr zu lesen, weil es mir meine eigene gute Laune verdirbt.
Hier im ST frägst Du?
Dort wo viel privat gestänkert wird, werden die Themen verwässert und verblödet und mir vergeht dann das Lesen sowieso - auch wenn mich das Thema interessieren würde.
Wer mit seinem echten Namen für das einstehen muß, was er von sich gibt, wird vermutlich weniger forsch schreiben und vor dem Schreiben möglicherweise ein wenig häufiger seinen Verstand einsetzen. Das wäre zumindest zu hoffen.Ich denke, die Internet-Foren sind die modernen Stammtische.
Und wer jemals in seinem Leben öfter an einem Stammtisch war (egal ob es einer in einem Dorf ist oder ein spezifischer, z.B. ein Frauen-Stammtisch) wird erleben, dass es auch dort, wo man sich kennt und die Namen bekannt sind, nicht gerade pflegeleicht abläuft, insbesondere, wenn Alkohol im Spiel ist, was bei Stammtischen ja der Fall ist.
Ich übernachtete mal in einem hübschen Weindorf in Baden einige Monate in eiem solchen Gasthof, weil ich noch in der Probezeit war und nicht sofort umziehen wollte. Der Wirt dieses Gasthofes bot mir an, am Stammtisch Platz zu nehmen, weil ich dort jeden Abend gegessen hatte.
So etwas hatte ich vorher nie erlebt: da wurde schon über die negativ hergezogen, wenn sie noch gar nicht anwesend waren. Ich erfuhr alles von solchen Leuten, was die privat und geschäftlich so treiben. Auch der Bürgermeister war Mitglied des Stammtisches (auch über den erfuhr ich vorher schon viel). Von Anständigkeit und Fairness konnte nicht die Rede sein.
Die waren teilweise auch untereinander verfeindet und irgendwann endete das dann oft in einer grossen Schlägerei.
Davon sind wir wenigstens in Internet-Foren verschont - da wird dann nur verbal geprügelt.
ABer es sind nicht immer nur die bekennenden Rabauken. Mir fallen oft gerade die unangenehm auf, die nach aussen dein Eindruck von Sanftmütigkeit, Herzensbildung oder was auch immer machen wollen und wenn es darauf ankommt, ihren Hass so richtig austoben und zwar über lange Zeit. Da genügt es dann schon, wenn sich jemand erlaubt, anderer Meinung zu sein - da werden die Sanftmütigen dann oft zu richtigen Furien...
Ob sich das ändern würde, wenn sie mit Klarnamen aufträten? Ich denke nicht - es ist alles eine SAche des zivilisierten Umganges untereinander, der Erziehung und des Niveaus. Olga
Gerade höre ich, jetzt massiv, dass eine Umfrage unter Bürgermeistern ergab, dass 40% z.T. wegen der Möglichkeit, es anonym zu tun, bedroht, beschimpft, runtergemacht werden/wurden.
Das sind ja Dimensionen, die auf eine Verwahrlosung der Gesellschaft hinweisen.
Da fehlen mir fast die Worte, denn das geht ja weit über Pöbeln hinaus.
Ich überlege mir gerade, ob ich nicht, zum Trotz sozusagen, mehr konkrete Daten, auch hier bei ST über mich eintrage, um die Transparenz zu erhöhen.
Es müsste z.B. ein eigener Nick nicht sein.
Bei facebook hingegen präsentiert man sich ja auf dem Tablett der Welt, dort überleg ich mir jedes jota mehr von mir preiszugeben.
hm
Ich habe von dieser Umfrage auch gehört. Die Bürgermeister (und übrigens viele andere Politiker) sagen aber auch, dass mittlerweile die Menschen mit vollem Vor- und Zunamen ihre Unverschämtheiten absondern bis hin zu Drohungen usw. Vermutlich sind einige von denen auch so blöd, dass sie gar nicht wissen, dass sie juristisch verfolgt werden können.
ES gab ja schon PolitikerInnen, die sich die Mühe machten, ihre persönlichen Hater mit diesem Tun zu konfrontieren; viele von denen erstatten aber auch Anzeigen ,was ich völlig gerechtfertigt finde, insbesondere wenn jemand mit dem Tode bedroht wird, was ja heute in gewissen Kreise schon völlig normal ist.
Um nun umständlich nachzudenken, ob es helfen könnte, wenn die Anonymität aufgehoben wird, könnte man auch auf die Idee kommen ,sich einfach anständig zu benehmen und die Reste seiner guten Erziehung, die hoffentlich vorhanden war, hervorzukramen und anzuwenden.
Wenn Menschen nur noch mit Klarnamen im Netz auftreten düften, finden die andere Möglichkeiten, zu lügen und zu betrügen. So einfach ist das ja alles nicht: wer SChlechtes im Schilde führt, wird seine Mittel und WEge finden. Olga