Soziales Nice to miet you!
Die Internet-Platform "Rent a Friend" vermietet platoniche Freunde.
Aber kann man sich den Draht zu einem Gegenüber wirklich kaufen?
Jeder 8. Deutsche fühlt sich einsam laut einer Umfrage. Das Start-Up Rent a Friend will daraus ein Geschäft machen und vermittelt Kontakte an Menschen, die auf normalen Wege Probleme haben, andere Menschen kennenzulernen.
Gegen eine Grundgebühr von ca 25.-- Euro monatlich und einem Stundenlohn von ca 20.- Euro kann man Kontakt zu einem platonischen Freund in der realen Welt aufnehmen.
Die Regeln der Plattform verbieten Körperkontake (es dürfte aber keine Möglichkeit geben, diese Einhaltung der Regel zu überwachen).
In den USA sollen sich schon mehr als 600.000 Menschen registriert haben; in Deutschland sehr viel geringer.
Ist das eine gute Idee, introvertierte Menschen aller Altersklassen aus ihrer Isolation rauszulocken und damit auch deren soziale Fähigkeiten besser zu trainieren? Oder vergrössert es die Enttäuschung nach dem Treffen, wenn man GEld ausgegeben hat, aber die persönlichen Träume und Vorstellungen wieder nicht erfüllt werden?
Oder soll es praktisch gesehen werden? Der zahlende Kunde wählt das Restaurant aus und sitzt mit seinem platonischen Partner dann wenigstens nicht allein beim Essen? Olga
RentAFriend.com has Friends from around the world available for hire.Rent a Friend to attend a social event, wedding, or party with you. Hire someone to introduce you to new people, or someone to go to a movie or a restaurant with. Hire a Friend to show you around a new town, teach you a new skill/hobby, or just someone for companionship.Das ist also eigentlich nichts weiter als die gebührenpflichtige Vermittlung eines privaten Eskordservice. Für Vielreisende in fremden Städten vielleicht eine Möglichkeit. Ich vermute aber, dass dies Gaunereien Tor und Tür öffnet.
Immerhin, man könnte so auch mit Sportpartnern in Kontakt kommen oder Kaffekränzchen organisieren:
Mich würde schon interessieren, was Seniorentreffler meinen würden, wenn wir solche lokalen Kontakte kostenlos unter Senioren vermitteln würden? Voraussetzung ist aber immer eine entsprechende Menge lokal angemeldeter Leute.
Karl
In der heutigen SZ gibt es einen kleinen Erfahrungswert (unter der o.g. Überschrift, die auch ich sehr witzig finde). DA geht es um einen Südamerikaner, der seit einiger Zeit in München lebt, aber keinen Anschluss findet, u.a., weil er unsere Sprache auch nicht spricht.
Er mietete sich eine platonische Kontaktperson und verbrachte einige Zeit mit ihm in einem Restaurant. Da er vorher versäumte, nach den Hobbies usw. zu fragen, verlief die 'Anbahnung anscheinend sehr, sehr schleppend.
Für mich kann ich mir so etwas nicht vorstellen. Ich habe mittlerweile schon Probleme, wenn ich auf irgendeiner Einladung mit Menschen bin, die ich vorher nicht kannte, dass ich mich oft schnell langweile und denke, auch allein zu Hause mit einem guten Buch oder Film wäre es mir besser gegangen.
Ich denke, auch das ist eine Alterserscheinung und die mangelnde Lust auf 'Experimente zwingt mich dann dazu, mich doch vorwiegend in mir bekannten Kreisen aufzuhalten, wo ich weiss "was ich bekommen kann" (und was nicht). Olga
Das ist doch reine Geschäftemacherei und eine Form von gehobener Prostitution. Es gibt auch kostenlose Angebote für einsame Menschen, z. B. über die Kirchen. Bei uns (in meiner Kirchengemeinde) ist eine Initiative ins Leben gerufen worden, wo einsame Menschen sich für einen Besuchsdienst mit Gesprächen anmelden können. Hier machen Ehrenamtliche mit, die so etws gern tun und denen es nicht um den schnöden Mammon geht, das ist viel glaubwürdiger und effektiver.
In England gibt es übrigens schon ein Ministerium für Einsamkeit, wo Initiativen aufgebaut werden für Einsame, das wird vielleicht auch bei uns mal eingeführt. Es gibt aber auch bei uns Selbsthilfegruppen oder Telefondienste für Einsame, alles kostenlos.
P.S. Für mich wäre das übrigens alles nix, weder ein kostenpflichtiges noch ein kostenloses Modell. Ich brauche keine Mitleidsbekanntschaften, Gott sei Dank habe ich Leute um mich herum, und wenn nicht, dann eben nicht. Man kann sich auch die Einsamkeit vertreiben mit Lesen, Musik hören, selber singen und ähnlich schönen Dingen. Man kann sich auch ehrenamtlich beschäftigen, dabei kommt man auch mit Leuten zusammen. Na ja, das Forum gibt es ja auch noch, auch wenn es manchmal mehr Ärger als Freude bringt.
@marina,
das als eine gehobene Form der Prostitution zu bezeichnen, ist m. E. falsch. Bezahlt wird ja die vermittelnde Webseite und nicht der „Partner“.
Es können sich auch Menschen mit dem gleichen Hobby treffen.
Karl
Zitat Olga:
"Das Start-Up Rent a Friend will daraus ein Geschäft machen und vermittelt Kontakte an Menschen, die auf normalen Wege Probleme haben, andere Menschen kennenzulernen.
Gegen eine Grundgebühr von ca 25.-- Euro monatlich und einem Stundenlohn von ca 20.- Euro kann man Kontakt zu einem platonischen Freund in der realen Welt aufnehmen."
Das ist doch reine Geschäftemacherei und eine Form von gehobener Prostitution.So weit, dass ich dieses Start-up mit Prostitution in Zusammenhang bringen würde, gehe ich nicht, weil sie ja in ihren Statuten explizit Körperkontakte "verbieten" (obwohl dies natürlich nicht nachprüfbar ist).
P.S. Für mich wäre das übrigens alles nix, weder ein kostenpflichtiges noch ein kostenloses Modell. Ich brauche keine Mitleidsbekanntschaften, Gott sei Dank habe ich Leute um mich herum, und wenn nicht, dann eben nicht. Man kann sich auch die Einsamkeit vertreiben mit Lesen, Musik hören, selber singen und ähnlich schönen Dingen. Man kann sich auch ehrenamtlich beschäftigen, dabei kommt man auch mit Leuten zusammen. Na ja, das Forum gibt es ja auch noch, auch wenn es manchmal mehr Ärger als Freude bringt.
Würde man es in diese Schiene pressen, wäre jede Partnervermittlung eine Art Prostitution oder gar VEranstaltungen wie "Ball der einsamen Herzen" oder wie solche Events noch heissen mögen.
Aber Start-Ups gründen so etwas nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern sie wollen Geld verdienen und möglichst so viel,dass sie so interessant werden, dass sie irgendjemand mal kauft und sie selbst Millionäre werden.
Ich sehe die Lösung meines"Einsamkeits--Status" wie sie. Schon immer konnte ich mich gut mit mir beschäftigen, mag viele Dinge, für die ich keine anderen brauche. Aber das hat auch Nachteile, die ich auch an mir selbst bemerke: es steigen die Ansprüche und ich gehe heute bewusst evtl. Mitleids-Treffen aus dem Weg, weil sie bei mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen und mich meist auch sehr unfroh machen. Olga
Olga, das mit der Prostitution war natürlich nicht wörtlich gemeint, sondern im übertragenen Sinne, will sagen: Man erkauft sich Zuwendung mit Geld.
Hach nee, man muss aber auch immer alles erklären. Sie sind doch intelligent und hätten das als eifrige Leserin und dadurch geschult an Texten eigentlich richtig verstehen können.
Dass man das Bedürfnis nach Sozialkontakten hat, kann ich nachvollziehen. Was sich mir nicht erschließt ist, was einem Sozialkontakte geben sollten, die man nur hat, weil man dafür bezahlt. Das ist ja dann eher keine echte Zuwendung, sondern eine Dienstleistung, die man konsumiert. Freundschaft ist für mich aber alles andere als ein Konsumgut. Wobei es natürlich jedem frei steht das anders zu empfinden.
Bekanntschaften und Freundschaften kann man auch bei Sprachkursen, organisierten Wandertagen, beim Aushelfen bei einem Tierschutzverein oder was auch immer einen selbst interessiert, knüpfen.
Da fallen mir die von Privatleuten organisierten Abendessen ein - bei sich zuhause - da konnte man sich anmelden, wenn man in einer femden Stadt niemand kannte und keine Lust hatte, allein in einem Restaurant zu essen.
Ich fand das damals eine gute die Idee, weil völlig unverbindlich.
Habe aber schon sehr lange nichts mehr davon gehört.
Gruss Val