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Soziales Neue Rituale an den Straßenrändern

arno
arno
Mitglied

Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von arno
Hallo,

an Landstraßenkurven sieht man immer häufiger
mit Blumen verzierte Kreuze stehen.
An solchen stellen sind Menschen zu Tode gekommen.
Was haltet Ihr von solchen Ritualen?

Viele Grüße
--
arno
darklady
darklady
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von darklady
als Antwort auf arno vom 06.04.2007, 21:19:04
Arno wie kommst Du darauf dass das Aufstellen von Gedenkkreuzen neu sei?
Im Gegenteil es werden nicht mehr soviele Kreuze aufgestellt wie früher,da man an vielen Orten die Genhemigung der Strassenmeistereien braucht.
Für Freunde und Angehörige wird der Unfallort immer eine besondere Bedeutung haben.
Und man braucht diese Orte und Gesten,um mit der Trauer fertig zu werden.
Ausserdem sollen sie ja auch ein Mahnmal sein.
Es gibt also keine neuen Rituale an den Strassenrändern.
--
darklady
Medea
Medea
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von Medea
als Antwort auf darklady vom 06.04.2007, 23:28:44

-"Was haltet Ihr von solchen Ritualen" (Arno)


Nun vielleicht den Fuß vom Gas nehmen und den Gedanken zulassen, wie schnell alles ein Ende haben kann.

Medea.


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uki
uki
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von uki
als Antwort auf Medea vom 07.04.2007, 07:47:59

--
Neue Rituale sind das gewiss nicht. In Ballungsgebieten allerdings so gut wie nicht durchführbar.
Eine Erinnerung und Mahnung an Raser, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Wie medea sagt:" Fuß vom Gaspedal nehmen!" Geschwindigkeit herabsetzen.
Für Angehörige natürlich eine ganz besondere Gedenkstätte.
nil
nil
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von nil
als Antwort auf arno vom 06.04.2007, 21:19:04
sind zwar keine Rituale, aber eine gute Gelegenheit, auf Gestorbene im Strassenverkehr hinzuweisen, vielleicht nimmt der eine oder andere ein wenig das Gas weg, aus Melancholie-Anflug oder Angst, er könnte der nächste sein.
--
nil
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf nil vom 07.04.2007, 12:15:25
besonders in südeuropäischen Ländern beeindrucken diese Kreuze - nicht nur, weil die zum Teil furchterregenden und kaum befestigten Strassen entlang der Klippen und im Gebirge sehr abenteuerlich sind und man spätestens beim Anblick von Kreuzen oben und diversen Autowracks viele Meter weiter unten wirklich sehr, sehr vorsichtig fährt - sondern auch, weil die Hinterbliebenen die Toten - am Leben teilnehmen lassen. So oft habe ich gesehen, wie zu Feiertagen -zB Ostern- neben den Kreuzen gepicknickt wird, wie immer ein "ewiges Licht" brennt und liebevoll Fotos, die den Toten lachend und fröhlich zeigen, dort befestigt werden.

Dass Stätten, an denen Menschen zu Tode gekommen sind, mit Gedenktafeln oder Kreuzen usw versehen werden, ist nun wahrlich nichts neues ... man erinnere sich nur an die Marterl (Bildstöcke), die an Verstorbene erinnern und oft kauzig-komische Verse enthalten.
Und wie sehr es HInterbliebenen ein Bedürfnis ist, für Verunglückte am Ort, an dem sie ihr Leben verloren haben, eine Erinnerung aufzustellen und zu pflegen, zeigt der nachfolgende Link -
--
angelottchen

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eko
eko
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von eko
als Antwort auf Medea vom 07.04.2007, 07:47:59
Glaubt Ihr wirklich, dass sich solche, die es nötig hätten, den Fuß vom Gas zu nehmen, sich von solchen Kreuzen am Straßenrand beeindrucken lassen ?

Ich glaube nicht daran!

Gerade heute habe ich auf der Fahrt von Köln nach Aachen auf der Autobahn erlebt, wie zwei "heiße Öfen" ( einer davon ein Porsche mit rotem Kennzeichen) einander gejagt haben, was das Zeug hielt. Die hätten sich auch von Kreuzen nicht beeindrucken lassen.

Im Übrigen habe ich schon des Öfteren Kreuze am Wegesrand gesehen, die hundert und noch mehr Jahre alt sind und vom Tod eines Menschen berichten. Allerdings nicht durch ein Auto, sondern durch ein Fuhrwerk. Also so neu ist das nicht.

Nachdenklich machen sie allemal, allerdings nicht beim Vorbeifahren, sondern eher wenn man zu Fuß unterwegs ist.
--
eko
Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 06.04.2007, 21:19:04

--
nina


Hier in Bayer auf dem Land sehe ich immer mehr und mehr solche gedenkkreuze.
So manchesmal weiss ich sogar wer dort zu Tode gekommen ist.
Junge übermutige Menschen meist, die ihre Leichtsinn mit dem Leben
bezahlen mussten.
Ich würde gerne glauben , dass diese Kreuze ein warnende Wirkung haben.
Bei mir ist das auch so.
Aber, je mehr es werden desto weniger werden sie beachtet.
Man gewöhnt sich wohl einfach daran und die abschreckende Wirkung geht verloren....


Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 06.04.2007, 21:19:04
In den ländlichen Gegenden des Rheinlands und in Westfalen gibt es schon seit wohl 20 Jahren die privat organisierte Aufstellung und Pflege von Gedenkstellen, wo Freunde oder Familienmmitglieder bei Verkehrsunfällen verstarben.
Wenn die Gräber über Monate nicht mehr gepflegt werden, räumen die Mitarbeiter der Straßenwärterei die Gegenstände weg.

Wenn seit Beginn der Motorisierung in den 50er Jahren auf allen Land- und Bundesstraßen übrall Kreuze gäbe für Todesopfer - wäre der Anblick wohl erschütternd.
Ein Fachmann hat mal ausgerechnet, dass für eine 50 km Strecke der Bundesstraße von Münster nach Recklinghausen jeder Tod auf Rädern als Kreuz dauerhaft gekennzeichnet würde, etwa 500 solcher Gedenkstellen abzufahren wären.
.. Da brettern wir dran vorbei; und wollen nicht berückschtigen, dass auch schon übermorgen der eigene Namen in einer Todesanzeige gedruckt werden könnte - und eine solche Notiz übermorgen vergessen ist - außerhalb der Familie der Opfer.

*

Unfallkreuze an Straßenrändern - Mahn-, Gedenk- und Trauerorte - von Dr. Christine Aka
(2002 veröffentlicht)

Mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert zu werden, ist eine schlimme Herausforderung. Unfassbar wird der Tod, wenn man sich gerade noch gesehen hat, alles in bester Ordnung war und - nur ein paar Minuten später vielleicht - es den anderen einfach nicht mehr gibt. So geht es den Hinterbliebenen von Unfallopfern. Sie brauchen oft sehr lange Zeit, um die Realität Stück für Stück akzeptieren zu lernen.

Über 8000 Menschen sterben alljährlich bei Verkehrsunfällen in Deutschland. Alle paar Kilometer gibt es also einen Ort, an dein jemand auf einer Straße gestorben ist - eine langgezogene Kurve, ein Baum an einer geraden Strecke. Und immer öfter lassen die Zurückbleibenden es nicht zu, dass dieses Schicksal einfach vergessen wird und an den Unfall bald nichts mehr erinnert. Sie stellen ein Kreuz auf und gestalten diese Stelle als Erinnerungsstätte, manchmal für ein paar Monate, manchmal für mehrere Jahre. Würden die meisten Unfallkreuze nicht bald wieder verschwinden, hätten wir wohl das Gefühl, über riesige Friedhöfe zu fahren - Friedhöfe, von denen allerdings die Toten entfernt wurden.

Der plötzliche Tod im öffentlichen Raum schafft besondere Orte. Ihre Markierung hat eine lange Tradition - man denke an Wegekreuze oder Bildstöcke. Hier wurden die Vorbeikommenden an die Vergänglichkeit des Lebens und die Allgegenwart des Todes erinnert. Und wegen der Ungewissheit des Seelenheils forderte das Kreuz auch zum Gebet für den Toten auf.
Und die heutigen Unfallkreuze?

... Forts. s. Linktipp!
--
elfenbein
poldi
poldi
Mitglied

Re: Neue Rituale an den Straßenrändern
geschrieben von poldi
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.04.2007, 08:19:06
Mir sind sie vor Jahrzehnten vor allem auf dem Balkan (Autoput) aufgefallen. Diese waren m. E. als Warnung noch wirksamer, da häufig noch der oder die Schrotthaufen daneben lagen!
--
poldi

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