Soziales Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
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Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist.
Gibt es dazu eine Statistik oder was ist die Quelle?
Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist.
Das glaube ich nicht. Es gab sicherlich schon immer Babys und Kleinkinder, die getötet und verscharrt wurden. Nur hat die Gesellschaft früher darüber eher geschwiegen, wenn ein Kind plötzlich verschwunden war. Man hat sich mit Ausreden abspeisen lassen, von wegen, das Kind sei im Heim oder bei Verwandten irgendwo auf dem Lande. Heute wird genauer hingesehen und nachgefragt, deshalb kann man zu der Meinung kommen, das sei ein Phänomen der neueren Zeit.
LG,
woelfin
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist.
Das glaube ich nicht. Es gab sicherlich schon immer Babys und Kleinkinder, die getötet und verscharrt wurden. Nur hat die Gesellschaft früher darüber eher geschwiegen, wenn ein Kind plötzlich verschwunden war. Man hat sich mit Ausreden abspeisen lassen, von wegen, das Kind sei im Heim oder bei Verwandten irgendwo auf dem Lande. Heute wird genauer hingesehen und nachgefragt, deshalb kann man zu der Meinung kommen, das sei ein Phänomen der neueren Zeit.
LG,
woelfin
Ganz genau, Wölfin. Du hast vollkommen Recht.
Schon im 12 Jahrhundert liess der damalige Papst eine sogenannte Torno, eine Art walzenfürmige Drehdurchreiche und mit Recht auch Vorläufer der Babyklappe genannt, am päpstlichen Krankenhaus anbringen und verordnete dies für viele Pforten von Krankenhäusern. Der Grund waren die vielen misshandelten Babys und tot aufgefundenen Babys.
Hier ein text aus wikipedia:
Sogenannte Findelkinder wurden schon vor Jahrhunderten von Findelhäusern und Waisenhäusern aufgenommen. Eine der ältesten „Babyklappen“ ist noch heute am Vatikanischen Hospital Santo Spirito sichtbar. Papst Innozenz III. ließ gegen Ende des 12. Jahrhunderts als erster verfügen, dass an den Pforten der (damals besonders in den romanischen Ländern zahlreichen) Findelhäuser sogenannte Drehladen (ital. Torno) angebracht wurden. Die erste Drehlade wurde 1198 im Spital des Heiligen Geistes in Rom errichtet. Das von der Zunft der Seidenweber im 14. Jahrhundert gestiftete Findelhaus „Ospedale degli Innocenti“ in Florenz besitzt einen drehbaren Holzzylinder („Ruota“), an dem bis 1875 Säuglinge anonym abgegeben werden konnten.
In Hamburg wurde im dortigen Waisenhaus 1709 eine Drehlade eingerichtet, ausdrücklich zur Verhütung von Kindesmord, die aber aufgrund des großen 'Erfolges' (mehr als 200 abgegebene Kinder in einem Jahr) 1714 wieder geschlossen wurde.[1]
Johann Georg Krünitz beschreibt eine entsprechende Vorrichtung in seiner Oeconomischen Encyklopädie mit diesen Worten:
„An den Findelhäusern wird die Einrichtung gemacht, dass die Kinder in einen gewissen Drehschrank, Rolle oder Walze, Torno genannt, geleget, und dieselbe umgedrehet wird, dass das Kind in das Haus hineinwärts zu liegen kommt. Man zieht alsdenn an der daselbst befindlichen Glocke oder Klingel, und geht davon; da denn das Kind auf dieses gegebene Zeichen sogleich von den dabey wachenden Aufsehern in Empfang genommen wird. Gedachtes Behältnis oder Torno, welches in der Mauer an einer eisernen Spindel befestigt ist; sieht gemeiniglich einem großen Kornscheffel ähnlich, und kann umgedrehet werden, so bald der Deckel davon genommen wird.“
Und an anderer Stelle fügt er hinzu:
„Der Torno an dem Hamburger Findel= und Waisenhause, hat folgende merkwürdige Überschrift:
Auf dass der Kindermord nicht künftig werd verübet,
Der von tyrannscher Hand der Mutter oft geschicht,
Die gleichsam Molochs Wuth ihr Kindlein übergiebet,
Ist dieser Torno hier auf ewig aufgericht. ANNO 1709.“
Auch in Mainz gab es bereits im 19. Jahrhundert einen Vorläufer der Babyklappe in einer Hebammenanstalt, den sogenannten Triller.
1811 verordnete Kaiser Napoleon I. dass derartig ausgestattete Findelhäuser in allen französischen Departements errichtet werden sollten. Im Mittelalter wurde die Drehlade oft missbraucht, indem dort kranke Kinder ausgesetzt wurden. Auch Eheleute, die ihr Kind hätten aufziehen können, gaben es dort aus Armut ab. Im Jahre 1906 gab es in Italien noch 464 Drehladen. Die letzten Drehladen sollen 1913 in Toledo, 1939 in Warschau und 1952 in Kuba aufgehoben worden sein
Genau so ist es. Früher gab es auch nicht die medialen Möglichkeiten, zeitnah darüber zu berichten, bzw. dies überhaupt zu erfahren.
Wie hätte dies z.B. in der Nazizeit klappen sollen, wo viele Kinder im Rahmen der Euthanasie getötet wurden oder bei medizinischen Experimenten durch den Nazi-Arzt Mengele?
Es stimmt aber, dass zu viele Kinder in unserem Land missbraucht, misshandelt und auch getötet werden - es gibt hier zwei sehr aktive Mediziner an der Charité in Berlin, die darüber oft berichten und dagegen kämpfen.
Ob dies allerdings immer mit Geld zu retten wäre, wenn in sog. prekären Familien Frauen viele Kinder von vielen Vätern haben und sich nicht darum kümmern, wage ich sehr zu bezweifeln.
Es müsste der Zwang bestehen, dass gerade diese Kinder Kitas und Ganztagesschulen besuchen und nicht die Eltern durch Abstinenz derselben sich das Betreuungsgeld einheimsen und es dann doch nur für sich selbst verwenden.
Nicht diesen Frauen (oder Väter) darf Geld im Giesskannenprinzip gegeben werden - sondern z.B. Einrichtungen wie der Arche, wohin sich gerade diese Kinder flüchten, weil sie dort Zuwendung, Essen usw. erhalten, wozu sich die Eltern nicht bereiterklären. Olga
Wie hätte dies z.B. in der Nazizeit klappen sollen, wo viele Kinder im Rahmen der Euthanasie getötet wurden oder bei medizinischen Experimenten durch den Nazi-Arzt Mengele?
Es stimmt aber, dass zu viele Kinder in unserem Land missbraucht, misshandelt und auch getötet werden - es gibt hier zwei sehr aktive Mediziner an der Charité in Berlin, die darüber oft berichten und dagegen kämpfen.
Ob dies allerdings immer mit Geld zu retten wäre, wenn in sog. prekären Familien Frauen viele Kinder von vielen Vätern haben und sich nicht darum kümmern, wage ich sehr zu bezweifeln.
Es müsste der Zwang bestehen, dass gerade diese Kinder Kitas und Ganztagesschulen besuchen und nicht die Eltern durch Abstinenz derselben sich das Betreuungsgeld einheimsen und es dann doch nur für sich selbst verwenden.
Nicht diesen Frauen (oder Väter) darf Geld im Giesskannenprinzip gegeben werden - sondern z.B. Einrichtungen wie der Arche, wohin sich gerade diese Kinder flüchten, weil sie dort Zuwendung, Essen usw. erhalten, wozu sich die Eltern nicht bereiterklären. Olga
Nein, verhungern lassen darf man auch diese Menschen nicht; insbesondere nicht die Kinder, die am wenigsten für die Situation können, aber am meisten darunter zu leiden haben.
WEnn Kinder aus solchen Verhältnissen kommen, haben sie ja den Eindruck für ihr späteres Leben, dass dieses auch ohne Arbeit möglich ist. Sie müssen schon sehr stark sein und irgendwann doch jemanden finden, der ihnen hilft, ihrem Leben eine bessere Perspektive zu geben. Sonst geht diese Spirale endlos weiter - ein Leben zügig in die Altersarmut. Olga
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
"Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist."
Ich bedanke mich für die Belehrungen. Nur, ich habe von Familien geschrieben, die vom Jugendamt betreut wurden. In der von Ihnen aufgeführten Zeiten gab es meines Wissens noch keine Jugendämter.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurden Familien von den Fürsorgeschwestern betreut.
Diese Betreuung wurde nach dem 2 Weltkrieg gesetzlich verbessert und die Beratungsmethoden wurden optimiert. (JWG und BSHG)
In den Krisenjahren nach den beiden Weltkriegen verbesserten die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Familienhilfe.
Mitte der 90ziger Jahre setzte der Sparzwang ein. Viele Stellen wurden gestrichen. Aufgaben wurde an Verbände und gemeinnützigen Vereine delegiert und damit verloren auch die Jugendämter oft die Kontrolle über das Geschehen.
Fachleute wiesen damals darauf hin, das solche Einsparungen schließlich teuer werden und sie sollten Recht behalten.
Ich bedanke mich für die Belehrungen. Nur, ich habe von Familien geschrieben, die vom Jugendamt betreut wurden. In der von Ihnen aufgeführten Zeiten gab es meines Wissens noch keine Jugendämter.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurden Familien von den Fürsorgeschwestern betreut.
Diese Betreuung wurde nach dem 2 Weltkrieg gesetzlich verbessert und die Beratungsmethoden wurden optimiert. (JWG und BSHG)
In den Krisenjahren nach den beiden Weltkriegen verbesserten die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Familienhilfe.
Mitte der 90ziger Jahre setzte der Sparzwang ein. Viele Stellen wurden gestrichen. Aufgaben wurde an Verbände und gemeinnützigen Vereine delegiert und damit verloren auch die Jugendämter oft die Kontrolle über das Geschehen.
Fachleute wiesen damals darauf hin, das solche Einsparungen schließlich teuer werden und sie sollten Recht behalten.
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Genau so ist es. Früher gab es auch nicht die medialen Möglichkeiten, zeitnah darüber zu berichten, bzw. dies überhaupt zu erfahren.
Wie hätte dies z.B. in der Nazizeit klappen sollen, wo viele Kinder im Rahmen der Euthanasie getötet wurden oder bei medizinischen Experimenten durch den Nazi-Arzt Mengele?
Es stimmt aber, dass zu viele Kinder in unserem Land missbraucht, misshandelt und auch getötet werden - es gibt hier zwei sehr aktive Mediziner an der Charité in Berlin, die darüber oft berichten und dagegen kämpfen.
Ob dies allerdings immer mit Geld zu retten wäre, wenn in sog. prekären Familien Frauen viele Kinder von vielen Vätern haben und sich nicht darum kümmern, wage ich sehr zu bezweifeln.
Es müsste der Zwang bestehen, dass gerade diese Kinder Kitas und Ganztagesschulen besuchen und nicht die Eltern durch Abstinenz derselben sich das Betreuungsgeld einheimsen und es dann doch nur für sich selbst verwenden.
Nicht diesen Frauen (oder Väter) darf Geld im Giesskannenprinzip gegeben werden - sondern z.B. Einrichtungen wie der Arche, wohin sich gerade diese Kinder flüchten, weil sie dort Zuwendung, Essen usw. erhalten, wozu sich die Eltern nicht bereiterklären. Olga
fett von mir: sirod49
Olga, du weißt doch sonst alles so genau:
Zu deiner Beruhigung aber:
wenn Eltern mit Hartz IV Bezug Betreuungsgeld beziehen, dann wird doch aber dieses als Einkommen auf den Regelsatz angerechnet. Das gibt es nicht noch oben drauf
sirod49
"Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist."
Ich bedanke mich für die Belehrungen. Nur, ich habe von Familien geschrieben, die vom Jugendamt betreut wurden. In der von Ihnen aufgeführten Zeiten gab es meines Wissens noch keine Jugendämter.
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Schon klar. Die Zahl der Patienten, die in Krankenhäusern sterben, sind auch ein Phänomen der neuen Zeit. Eben seit es Krankenhäuser gibt.
Auch die Menschen, die in Foren mit komplett unbelegten, also rein gefühlsmäßigen Aussagen argumentieren sind ein Phänomen der neuen Zeit. Eben seit es Foren gibt.
Das alles ist ein neuer Versuch des Vergleichs von Äpfeln mit Birnen.
"Ich will darauf hinweisen, dass die tot aufgefundenen Babys und Kleinkinder, deren Familien von Jugendämter betreut wurden, ein Phänomen der neueren Zeit ist."
Ich bedanke mich für die Belehrungen. Nur, ich habe von Familien geschrieben, die vom Jugendamt betreut wurden. In der von Ihnen aufgeführten Zeiten gab es meines Wissens noch keine Jugendämter.
In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurden Familien von den Fürsorgeschwestern betreut.
Diese Betreuung wurde nach dem 2 Weltkrieg gesetzlich verbessert und die Beratungsmethoden wurden optimiert. (JWG und BSHG)
In den Krisenjahren nach den beiden Weltkriegen verbesserten die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Familienhilfe.
Mitte der 90ziger Jahre setzte der Sparzwang ein. Viele Stellen wurden gestrichen. Aufgaben wurde an Verbände und gemeinnützigen Vereine delegiert und damit verloren auch die Jugendämter oft die Kontrolle über das Geschehen.
Fachleute wiesen damals darauf hin, das solche Einsparungen schließlich teuer werden und sie sollten Recht behalten.
Übrigens, Jugendämter gibt es bereit seit 1900.
Siehe Artikel bei Wikipedia:
Die historische Entwicklung, die zur Errichtung von Jugendämtern führte, setzte um die Wende zum 20. Jahrhundert ein. In dieser Zeit wurden in der Fachöffentlichkeit die Vereinheitlichung der organisatorisch zersplitterten Jugendhilfe sowie die Übernahme staatlicher Verantwortung für die Erziehung der Jugend gefordert.[3] Zur Erreichung dieser Ziele schien das selbständige Jugendamt die geeignete Organisationsform zu sein. Eine Reihe von Städten begann deshalb bereits zwischen 1900 und 1910, die Aufgaben der öffentlichen Jugendwohlfahrt in einer kommunalen Behörde zusammenzuführen, so z.B. Hamburg, Dresden, Düsseldorf und Mainz.
Monja.