Soziales Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Der aktuelle Bericht von Unicef zur Lage der Kinder in Deutschland 2013 bestätigt wieder einmal, was schon lange bekannt ist. Ja, es ist wahr, Kinder aus sozial schwachen Familien werden abgehängt! Auch diese Kinder haben Wünsche und Träume, können aber nicht mitreden, wenn es um Taschengeld, neue Handy´s, tolle Sachen oder Urlaubserlebnisse geht. Wenn bei den Koalitionsverhandlungen zwischen den Unionsparteien und SPD eine Kindergelderhöhung für alle herauskommt, hilft das den armen Kindern, die von Hartz IV leben müssen, wieder einmal gar nicht. Das Kindergeld wird ja als anrechenbares Einkommen bei der Ermittlung des Regelsatzes angerechnet, unterm Strich bleibt der Regelsatz immer gleich. Aber auch ein Kind aus einer sozial schwachen Familie wächst und braucht Kleidung. Mein Vorschlag: In der Schulzeit darf das Kindergeld bei der Ermittlung des Hartz IV Regelsatzes nicht als Einkommen eingesetzt werden, sondern muß zusätzlich ausgezahlt werden. Das Kindergeld müsste ja nicht an alle Familien gezahlt werden, Familien mit einen Jahreseinkommen über 100.000,00 € sind darauf sicherlich nicht angewiesen. Das so eingesparte Geld könnte zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland verwendet werden. Wie ist Eure Meinung dazu?
Eine gute Idee. Aber ich zweifle, dass da diejenigen, die dafür etwas abgeben müssten, dabei mitspielen werden.
Nicht vergessen: Wer an den Schalthebeln von Politik und Wirtschaft sitzt, ist meistens der Meinung, dass Armut selbst verschuldet sei!
Nicht vergessen: Wer an den Schalthebeln von Politik und Wirtschaft sitzt, ist meistens der Meinung, dass Armut selbst verschuldet sei!
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
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grübel, margarit
Ja, es ist wahr, Kinder aus sozial schwachen Familien werden abgehängt! Auch diese Kinder haben Wünsche und Träume, können aber nicht mitreden, wenn es um Taschengeld, neue Handy´s, tolle Sachen oder Urlaubserlebnisse geht. fett von mir.
grübel, margarit
Hier ist der UNICEF Bericht zur Lage der Kinder in den Industriestaaten. Das ist lesenswert, nicht nur für Deutschland.
Interview mit dem Autor Peter Adamson - auf Englisch:
Hier wird besonders der Vorteil des internationalen Vergleichs hervorgehoben. Das gehe über reine Kritik an Missständen hinaus, denn der Vergleich zeige auch Wege auf, in dem er deutlich mache, was in bestimmten Ländern besser läuft als in anderen.
Karl
Deutschland ist bei der Bildung in die Spitzengruppe auf Platz 3 vorgerückt – hinter den Niederlanden und Belgien, knapp gefolgt von Finnland. Deutsche Schüler haben bei den neueren PISA-Tests ihre Leistungen deutlich verbessert – beim Lesen, in Mathematik und Naturwissenschaften. Zudem erfasst das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem mehr Jugendliche als im Durchschnitt der europäischen Länder. 96 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren befinden sich in Schule oder Ausbildung. In Spanien und Italien gingen dagegen bereits 2009/10 mehr als zehn Prozent der Jugendlichen unter 19 Jahren weder zur Schule noch hatten sie eine Lehrstelle.
In keinem der anderen 28 Länder hat sich der Anteil der Jugendlichen, die rauchen, in den vergangen Jahren so deutlich reduziert wie in Deutschland. Mädchen und Jungen hierzulande konsumieren auch Alkohol und Cannabis deutlich seltener. Die früher bereits niedrige Zahl von Teenagerschwangerschaften ist noch weiter gesunken. Vorbildlich ist zudem die besonders niedrige Gewaltbereitschaft. In Kontrast hierzu steht die eher negative Selbsteinschätzung vieler Heranwachsender. Deutsche Kinder sind zudem deutlich häufiger übergewichtig als früher.
Interview mit dem Autor Peter Adamson - auf Englisch:
Hier wird besonders der Vorteil des internationalen Vergleichs hervorgehoben. Das gehe über reine Kritik an Missständen hinaus, denn der Vergleich zeige auch Wege auf, in dem er deutlich mache, was in bestimmten Ländern besser läuft als in anderen.
Karl
Hallo Karl,
ich habe über diese Studie in der vergangenen Woche in unserer Tageszeitung gelesen und sie hat mich nachdenklich gemacht. Da gibt es viele positive Entwicklungen für Jugendliche in Deutschland, im Vergleich zu anderen Industrieländern.
Im Kontrast dazu steht jedoch lt. UNICEF-Studie die subjektive Selbsteinschätzung der Lebenszufriedenheit der Kinder. Da liegt Deutschland ganz unten, nämlich auf Platz 22 von 29 Ländern.
Die Studie ist wohl sachlich richtig. Nur die Interpretation und die Darstellung der Ergebnisse ist in den Medien überspitzt aufbereitet worden.
Was wie eine Negativmeldung klingt, ist in Wirklichkeit weniger dramatisch, weil die Ergebnisse der einzelnen Länder sehr nah beieinander liegen. In Deutschland haben 84,2% der Jugendlichen auf einer Befindlichkeitsscala von eins bis zehn einen Positivwert zwischen 6 und 10 angekreuzt (Frankreich 85,5%, Dänemark 86,1%, Norwegen 88%).
84% der Jugendlichen fühlen sich gut in Deutschland, das ist doch kein schlechtes Ergebnis, oder?
Unglückliche Jugend?
ich habe über diese Studie in der vergangenen Woche in unserer Tageszeitung gelesen und sie hat mich nachdenklich gemacht. Da gibt es viele positive Entwicklungen für Jugendliche in Deutschland, im Vergleich zu anderen Industrieländern.
Im Kontrast dazu steht jedoch lt. UNICEF-Studie die subjektive Selbsteinschätzung der Lebenszufriedenheit der Kinder. Da liegt Deutschland ganz unten, nämlich auf Platz 22 von 29 Ländern.
Die Studie ist wohl sachlich richtig. Nur die Interpretation und die Darstellung der Ergebnisse ist in den Medien überspitzt aufbereitet worden.
Was wie eine Negativmeldung klingt, ist in Wirklichkeit weniger dramatisch, weil die Ergebnisse der einzelnen Länder sehr nah beieinander liegen. In Deutschland haben 84,2% der Jugendlichen auf einer Befindlichkeitsscala von eins bis zehn einen Positivwert zwischen 6 und 10 angekreuzt (Frankreich 85,5%, Dänemark 86,1%, Norwegen 88%).
84% der Jugendlichen fühlen sich gut in Deutschland, das ist doch kein schlechtes Ergebnis, oder?
Unglückliche Jugend?
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Hallo Karl,
Ich will mit meiner Diskussion zum Kindergeld auch nachdenklich machen.
Der Regelbedarf nach § 20 SGB II für ein schulpflichtiges 9-jähriges Kind beträgt 255,00 € im Monat.
In diesem Betrag ist das Kindergeld von 184 €, welches von der Familienkasse gezahlt wird, schon mit eingerechnet da ja zur Zeit das Kindergeld bei der Ermittlung des Bedarfes von Hartz IV als anrechenbares Einkommen zählt.
Eine eventuell vorgesehene Erhöhung des Kindergeldes reduziert somit nur den Zahlbetrag (Regelbedarf) von der Arge, so dass unterm Strich in Summe (255,00€) alles gleich bleibt.
Auch das Kind aus einer sozial schwachen Familie wächst und benötigt Kleidung. Es wird von anderen Kindern gehänselt, sogar verprügelt, weil es keine “Markenware” trägt oder weil die so dringend benötigten Sachen wie Hosen/ Jacken zu klein geworden sind.
Viele dieser armen Kinder werden somit krank (depressiv) oder eben auch aggressiv, weil sie diese Ungerechtigkeiten nicht verstehen können.
In der Folge verschlechtern sich die schulischen Leistungen und der Teufelskreis beginnt. Nur allein mit Nachhilfe und den Bildungs- und Teilhabe-Gutscheinen ist dieses Problem nicht zu lösen.
Deswegen habe ich den Vorschlag gemacht, dass das Kindergeld an Hartz IV- Familien zusätzlich gezahlt wird und nicht wie Einkommen gehandelt wird.
Hier noch ein Link UNICEF REPORT
sirod49
Ich will mit meiner Diskussion zum Kindergeld auch nachdenklich machen.
Der Regelbedarf nach § 20 SGB II für ein schulpflichtiges 9-jähriges Kind beträgt 255,00 € im Monat.
In diesem Betrag ist das Kindergeld von 184 €, welches von der Familienkasse gezahlt wird, schon mit eingerechnet da ja zur Zeit das Kindergeld bei der Ermittlung des Bedarfes von Hartz IV als anrechenbares Einkommen zählt.
Eine eventuell vorgesehene Erhöhung des Kindergeldes reduziert somit nur den Zahlbetrag (Regelbedarf) von der Arge, so dass unterm Strich in Summe (255,00€) alles gleich bleibt.
Auch das Kind aus einer sozial schwachen Familie wächst und benötigt Kleidung. Es wird von anderen Kindern gehänselt, sogar verprügelt, weil es keine “Markenware” trägt oder weil die so dringend benötigten Sachen wie Hosen/ Jacken zu klein geworden sind.
Viele dieser armen Kinder werden somit krank (depressiv) oder eben auch aggressiv, weil sie diese Ungerechtigkeiten nicht verstehen können.
In der Folge verschlechtern sich die schulischen Leistungen und der Teufelskreis beginnt. Nur allein mit Nachhilfe und den Bildungs- und Teilhabe-Gutscheinen ist dieses Problem nicht zu lösen.
Deswegen habe ich den Vorschlag gemacht, dass das Kindergeld an Hartz IV- Familien zusätzlich gezahlt wird und nicht wie Einkommen gehandelt wird.
Hier noch ein Link UNICEF REPORT
sirod49
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
Auch das Kind aus einer sozial schwachen Familie wächst und benötigt Kleidung. Es wird von anderen Kindern gehänselt, sogar verprügelt, weil es keine “Markenware” trägt oder weil die so dringend benötigten Sachen wie Hosen/ Jacken zu klein geworden sind.
Viele dieser armen Kinder werden somit krank (depressiv) oder eben auch aggressiv, weil sie diese Ungerechtigkeiten nicht verstehen können.
ich hatte das "vergnügen" ... einem kleinen , heulenden mädchen im bus beiwohnen zu dürfen ...
das so tieftraurig war , weil sie nicht den "echten scout" ranzen hatte ... den mutti sich
nicht leisten konnte .
es ist zum kotzen .
sitting bull
weil sie nicht den "echten scout" ranzen hatte ... den mutti sich nicht leisten konnte .
..vielleicht hat sie aber auch geweint, weil sie mit dem Bus fahren musste und Mutti sie nicht mit dem eigenen Auto abholen konnte.
Man kann so auch übertreiben und Stimmung in die verkehrte Richtung betreiben, gell?
sammy
Man kann so auch übertreiben und Stimmung in die verkehrte Richtung betreiben ...
vielleicht erklärst du den kindern , wie die richtige "stimmung" auszusehen hat .
sitting bull
Re: Kinderarmut in Deutschland, was kann man dagegen tun?
UNICEF-Report
Ich habe soeben deinen eingestellten Link sorgfältig gelesen.
sitting bull,
die Botschaft kann nicht sein: Spendet Markenklamotten!
…… und ich denke, das hast du auch nicht gemeint. Ich kenne Eltern, die sind gut situiert und hätten die Möglichkeit, ihren Kindern Markenklamotten oder wie in diesem Fall den Scout-Ranzen zu kaufen, aber sie machen diesen Irrsinn bewusst nicht mit und deren Kinder haben aufgrund der häuslichen Situation genug Selbstwertgefühl, entweder mit Angriffen umzugehen oder sie abzublocken.
In einem reichen Land, arm zu sein, macht die Kinder sozial schwacher Familien kaputt, lässt ihr Selbstwertgefühl verkümmern und sie spätestens, wenn eine Ausbildung ansteht, den Anschluss an die soziale Gesellschaft verlieren.
Diese Idee, die wirklich und ausschließlich den Kindern zugutekommt, stößt mehrfach auf Ablehnung, was ich jedoch nicht verstehen kann.
Es müsse etwas geschehen, betonen das Kinderhilfswerk, die Wissenschaft und auch die Politik. Nur was? Mit der Gießkanne mehr Geld an alle verteilen, das sei nicht die Lösung, sagt Unicef-Chef Heraeus. Bildungs- und Teilhabe-Gutscheine seien besser als ihr Ruf – schließlich könnten sie nicht irgendwo in den Familien verschwinden, sondern kämen wirklich den Kindern zugute.
loretta