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mane
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 09.07.2016, 12:31:47
Ich kannte mal vor ca. 30 Jahren einen ganz lieben "Opa Isidor", so hat er sich meiner damals 8-jährigen Tochter vorgestellt, er war ein wahres warmherziges Urgestein in dem Dorf in dem wir damals lebten, aber.....er ging zu keiner einzigen Beerdigung und als ich ihn mal fragte warum, gab er zur Antwort,
" warum denn, die kommet doch auf mei Beerdigung au ned "!
Und......wo Opa Isi recht hat, hat er recht!

Edita


... hat er, liebe Edita.

Man geht zur Beerdigung, um dem Verstorbenen die "letzte Ehre zu erweisen". Dabei bekommt dieser es gar nicht mehr mit.
Es geht eher um die Hinterbliebenen und wie wichtig es ihnen ist, dass man bei der Beerdigung dabei ist, finde ich.

Dann ist es mir natürlich ein tiefes Bedürfnis, mich am Grab eines Menschen, der mir sehr nahe gestanden hat, zu verabschieben.
Wie mein damals fast dreijähriger Enkel, der das mit einem: "Tschüß Uroma!" und einigen Rosenblüten in der Hand, tat. Er wusste nicht wirklich um was es ging - die Eltern sahen es aber als gute Möglichkeit an, ihm zu vermitteln, dass die Uroma jetzt nicht mehr da ist.
Gruß Mane
schorsch
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Edita vom 09.07.2016, 14:07:54
In unserer Nachbarschaft ist ein Junggeselle (etwa 80), der hat vor etwa 20 Jahren seine Mutter zu Grabe getragen. Er besucht sie noch jeden Tag und redet mit ihr.

In Kürze wird dieses Grab wohl aufgehoben werden. Ich fürchte um das Wohlergehen dieses Nachbarn.
mane
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.07.2016, 13:33:28
Zitat von ksta
„Den anderen 5 Kindern meiner Eltern und deren Partnern und Nachkommen verbiete ich die Teilnahme an dieser Feier. Ihr seid alle ausgeladen.“Quelle

Das ist doch eine klare Ansage. Ich finde, sie hat nichts mit Abneigung oder Hass zu tun.

Ich fasse das als Rücksichtnahme auf!

Ich wollte auch niemand traurig am meinem Grab stehen sehen. Habe aber in der Sache nichts vorbereitet.
Es gibt auch anonyme Gräber/anonyme Beerdigungen. Finde ich ganz gut.

Ich liebe alle meine Geschwister und meine Verwandten auch mehr oder weniger, möchte sie aber nicht traurig sehen. Das steht schon mal fest. Das einzige, was sie bis jetzt wissen, ist, dass ich keine Orgelmusik möchte oder sonstige Tränenlieder, sondern Hardrock. Von wem, das wissen sie.
Oder überhaupt nichts - siehe oben.

Werde später darüber nachdenken.

LG Morrison


Hallo Morrison,

in meinem Augen stecken Rachegedanken hinter so einer Anzeige, begründet auf Abneigung seinen 5 Geschwistern und deren Nachkommen gegenüber. Meinst du, ihn trugen Gedanken der "Rücksicht" auf die ihm Nahestehenden, die bei der Beerdigung sonst "traurig" gewesen wären?

Ich freue mich auf weitere Gedanken von dir.
Gruß Mane

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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 10.07.2016, 11:18:30
Hallo mane,

ich muss zugeben, dass ich dabei mehr an mich als an diesen "Auslader" gedacht habe.

Ich würde so etwas aus Rücksichtnahme machen, weil ich die Menschen, die ich liebe, nicht traurig sehen möchte (obwohl ich sie ja nicht mehr sehen kann).

Unternommen habe ich in dieser Sache deshalb noch nichts, weil ich nicht allein bestimmen möchte, was wie mit mir geschieht, wenn ich nicht mehr da bin.

Ich habe meinem Mann mal gesagt, dass ich eine anonyme Beerdigung möchte und es soll keiner dabei sein. Ja, und das möchte er nicht. So ganz verstanden habe ich das nicht, denn er ist -wie ich auch- kein Friedhofgänger. Wir sind beide so, dass wir andernorts trauern. Bei mir ist es sogar so, dass ich mich auf einem Friedhof, sofern noch andere Menschen dort traurig vor Gräbern stehen, gestört fühle. Ich bin dann gern ganz allein und gedenke der Person, die mir fehlt und die ich sehr liebe - immernoch, zum Beispiel.

Ich suche nach einem Kompromiss, der sowohl für mich als auch für meinen Mann akzeptabel ist.
Meine Geschwister und andere Verwandte oder Freunde werden das dann akzeptieren; viele davon leben sehr weit weg, sind selber alt ....

Edita hat ja schon beschrieben, wie es sein kann, als sie auf dem Friedhof einem Mann begegnet ist, der seine Frau gesucht hat, die anonym begraben ist. Das ist nicht schön. Und dabei fiel mir auch sofort mein Mann ein, ob es ihm dann so ginge? Ich weiß es nicht, da er ja kein Friedhofgänger ist .....

Ich möchte es ja nicht nur mir recht machen (in diesem Fall). Ich will nicht, dass mein Hinterbliebener (was für ein Wort!!) leidet.

Liebe Grüße
Morrison
Edita
Edita
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.07.2016, 11:48:24

..... hat ja schon beschrieben, wie es sein kann, als sie auf dem Friedhof einem Mann begegnet ist, der seine Frau gesucht hat, die anonym begraben ist. Das ist nicht schön. Und dabei fiel mir auch sofort mein Mann ein, ob es ihm dann so ginge? Ich weiß es nicht, da er ja kein Friedhofgänger ist .....
Liebe Grüße
Morrison


Ja Morrison - das war ganz schlimm, er hat oft bitterlich geweint, viele, viele Wochen war er schon morgens um 8:00h auf dem Friedhof um zu schauen, wo die Anonymen überall beerdigt werden, es muß ein sehr inniges Verhältnis gewesen sein, ich denke daß es darauf ankommt, ob man "ein Friedhofsgänger" ist, das merkt man ja erst, wenn es tatsächlich "ernst" wird, sonst ist ein Friedhof für viele Leute "nur", wegen der vielen Blumen, Sträucher, Büsche, Bäume, Vögel und zahmen Eichhörnchen, ein stimmiger und friedlicher Erholungsort für die Seele, oder eben überhaupt kein Ort zum mal eben Hingehen!

Über den Tod hinaus noch mal einen Giftstachel neu zu setzen, das halte ich persönlich für überaus autoritär, gängelnd, schäbig und gehässig, nicht nur den Giftstachelempfängern gegenüber, sondern auch der hinterbliebenen Familie gegenüber, die vielleicht "Gras über die Sache" wachsen lassen würde, vielleicht ein Zeichen auch von Tyrannei?

Edita
mane
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.07.2016, 11:48:24
Hallo mane,
...Unternommen habe ich in dieser Sache deshalb noch nichts, weil ich nicht allein bestimmen möchte, was wie mit mir geschieht, wenn ich nicht mehr da bin.

Ich habe meinem Mann mal gesagt, dass ich eine anonyme Beerdigung möchte und es soll keiner dabei sein. Ja, und das möchte er nicht. So ganz verstanden habe ich das nicht, denn er ist -wie ich auch- kein Friedhofgänger. Wir sind beide so, dass wir andernorts trauern. Bei mir ist es sogar so, dass ich mich auf einem Friedhof, sofern noch andere Menschen dort traurig vor Gräbern stehen, gestört fühle. Ich bin dann gern ganz allein und gedenke der Person, die mir fehlt und die ich sehr liebe - immernoch, zum Beispiel.

Ich suche nach einem Kompromiss, der sowohl für mich als auch für meinen Mann akzeptabel ist.

Edita hat ja schon beschrieben, wie es sein kann, als sie auf dem Friedhof einem Mann begegnet ist, der seine Frau gesucht hat, die anonym begraben ist. Das ist nicht schön. Und dabei fiel mir auch sofort mein Mann ein, ob es ihm dann so ginge? Ich weiß es nicht, da er ja kein Friedhofgänger ist .....

Ich möchte es ja nicht nur mir recht machen (in diesem Fall). Ich will nicht, dass mein Hinterbliebener (was für ein Wort!!) leidet.

Liebe Grüße
Morrison


Liebe Morrison,

anonym würde ich mich auch nicht gerne begraben lassen, weil ich sehe (so geht es mir mit den Verstorbenen, die mir viel bedeutet haben), dass viele Zurückbleibende gerne einen festen Ort haben, wo sie trauern können und an dem zumindest ein Teil von dem Toten zu finden ist.

Ich schließe da von mir auf andere. Meiner Meinung nach, ist es viel wichtiger, was die Zurückbleibenden wollen, als der Verstorbene. Dieser bekommt davon nichts mehr mit, die Lebenden müssen auf ihre Art mit ihrer Trauer fertig werden. Und wenn dazu dieser Ort auf dem Friedhof oder in einem Friedwald gehört, dann sollen sie entscheiden dürfen.

Ich überlasse dies meinem Mann, sollte ich früher gehen und umgekehrt halte ich es so, wie mein Mann es sich wünscht. Er möchte nämlich auf keinen Fall verbrannt werden.

Liebe Grüße,
Mane

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mane
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf schorsch vom 09.07.2016, 11:30:35


Nicht Grabstein will ich, Kreuz und Grab;
verzeiht mir, wenn ich was verbrochen hab;
war gerne hier, nun lasst mich treiben;
als Erinnerung in euren Herzen bleiben.


Lieber schorsch,
der Spruch gefällt mir. Damit ist alles gesagt/geschrieben.
Gruß Mane
mane
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf Trollblume vom 09.07.2016, 15:16:16
Ich habe meine "Beerdigung" auch soweit geregelt, daß ich meiner Nichte meine Wünsche mitgeteilt habe. Ich hoffe, daß sie die respektieren wird.

Anonyme Baumbestattung (Gingko) auf einem großen Friedhof hier in der Nähe, ohne Pomp und Gloria. Keine Trauerfeier, keine Grabreden. Punkt.

Trollblume


Hallo Trollblume,

du willst gehen, ohne dass die Menschen, die dich lieben, von dir Abschied nehmen können - falls es nicht vor dem Tode möglich ist? Ich nehme an, dass du ein sehr bescheidener Mensch bist, der auch ohne "Pomp und Gloria" lebt.
Gruß Mane
Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 10.07.2016, 14:45:49
Hallo Edita,

den ganzen Tag habe ich hier herumgepuzzelt, hatte aber immer deinen Beitrag mit dem Mann auf dem Friedhof im Hinterkopf, der so verzweifelt war.

Dieser Beitrag hat mich dazu bewogen, von einer anonymen Beerdigung abzusehen. Man darf niemanden von seiner Trauerarbeit abhalten, ihn dabei stören oder behindern. Das ist die Kurzfassung meines Ergebnisses auf deinen für mich sehr wertvollen Beitrag.
Ich möchte mich dafür bei dir ganz herzlich bedanken!

Mit meinem Mann habe ich heute nicht darüber gesprochen, ich werde es ihm aber demnächst sagen. Seine Worte damals, als ich das Thema ansprach, dass er "es nicht gut findet" sind mir heute natürlich auch dauernd begleitend im Kopf umhergeschwirrt. Diese Worte bewogen mich ja damals, das Thema einfach fallenzulassen und nichts festzulegen.

Zum "Nicht-Friedhofgänger":
Mir fiel ein, dass ich am Grab meiner Eltern doch 2 oder 3mal gewesen bin, dann nicht mehr, weil ich es als störend empfand, wenn sich dort auch andere Menschen aufhielten. Ich brauchte das Alleinsein. Trauer bewältigt jeder eben anders. Meine Eltern sind schon seit über 30 Jahren tot.

Hallo mane,

gerade las ich deinen Beitrag, wie du und dein Mann es halten. Genau das ist zu meinem Ergebnis hinzugekommen. Du hast ja gelesen, dass Editas Beitrag mich sehr beeindruckt und zum Nachdenken veranlasst hat.

Irgendwie bin ich jetzt erleichtert, weil ich von mir selbst weiß, wie schwer Trauerarbeit ist. Wenn ich also meinen Mann so agieren lasse wie er möchte, kann er auch so damit umgehen, wie es am besten für ihn ist. Er selbst möchte für sich "alles normal", ich weiß, was er damit meint.

Ich war jetzt die ganze Zeit beim Überdenken heute garnicht traurig, sondern glücklich! Das überrascht mich selber.

Liebe Grüße
Morrison
Trollblume
Trollblume
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Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von Trollblume
als Antwort auf mane vom 10.07.2016, 18:21:42
Ich habe meine "Beerdigung" auch soweit geregelt, daß ich meiner Nichte meine Wünsche mitgeteilt habe. Ich hoffe, daß sie die respektieren wird.

Anonyme Baumbestattung (Gingko) auf einem großen Friedhof hier in der Nähe, ohne Pomp und Gloria. Keine Trauerfeier, keine Grabreden. Punkt.

Trollblume
geschrieben von mane


Hallo Trollblume,

du willst gehen, ohne dass die Menschen, die dich lieben, von dir Abschied nehmen können - falls es nicht vor dem Tode möglich ist? Ich nehme an, dass du ein sehr bescheidener Mensch bist, der auch ohne "Pomp und Gloria" lebt.
Gruß Mane


hallo mane,

keine Trauerfeier und keine Grabrede bedeutet nicht, daß es keinen Abschied geben kann. Wenn die Menschen, denen ich wichtig war/ bin sich zusammensetzen und Geschichten aus dem Leben austauschen möchten, dann ist das wunderschön.
Wir haben das bei einer Freundin, die auch keine Trauerfeier wollte, gemacht. Ich bin mir sicher, daß ihr das gut gefallen hätte.

Liebe Grüße
Trollblume

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