Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Ihr seid alle ausgeladen

Soziales Ihr seid alle ausgeladen

mane
mane
Mitglied

Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
In unserer Tageszeitung las ich vor einigen Tagen über einen Mann, der "offen, ehrlich und nachtragend" vor seinem bevorstehenden Tod die eigene Traueranzeige verfasst hatte.

In ihr steht am Schluss:
„Den anderen 5 Kindern meiner Eltern und deren Partnern und Nachkommen verbiete ich die Teilnahme an dieser Feier. Ihr seid alle ausgeladen.“Quelle
geschrieben von ksta

"Die anderen 5 Kinder" sind seine Geschwister. "Die Partner" sind seine Schwager und Schwägerinnen, dazu seine Nichten und Neffen.

Warum der Mann so gehandelt hat, soll hier nicht das Thema sein und spekuliert werden. Mir geht es darum, von Euch zu erfahren, ob Ihr es Euch vorstellen könnt, Eure eigene Todesanzeige zu verfassen - und wenn ja, ob Ihr es übers Herz bringen würdet, dies in der oben gezeigten Form zu tun?

So wie es große Geschwisterliebe gibt, gibt es auch abgrundtiefen Geschwisterhass.
Die beste Lösung ist wohl, sich mit den Betreffenden, vor dem Tod auszusprechen. Ich habe es eher mit der Harmonie, aber nicht um jeden Preis. Manchmal bringt es nichts, allzuviel Energie in die Aufrechterhaltung von Familienbanden u.a. zu stecken. Da passt es einfach nicht.

Trotzdem wäre eine solche Anzeige für mich undenkbar. Obwohl: Wenn ich manchmal die Todesanzeigen in der Zeitung sehe - da wird viel schöngeredet (gelogen?). Meine Mutter hat z.B. ihre eigene Todesanzeige verfasst - aber ganz lieb.
Gruß Mane
Medea
Medea
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von Medea
als Antwort auf mane vom 08.07.2016, 13:56:25
Liebe Mane,
so ganz ungewöhnlich ist es wohl nicht, noch als Lebende
die eigene Todesanzeige zu verfassen - ich las es schon des öfteren.
Allerdings sollten nicht (meine Meinung) den staunenden Lesern
öffentlich die offfenbar unüberbrückbaren Familienschwierigkeiten
per Silbertablett serviert werden. Hier zeigt es sich, daß Hass über
den Tod hinaus sein zerstörerisches Werk fortsetzt.

Nicht mitzuhassen, mitzulieben sind wir da.

Medea.
Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 08.07.2016, 13:56:25
Mein Vater hat auch seine eigene Todesanzeige verfasst und mir noch während seiner Lebzeiten übergeben. Ich finde da nichts ungewöhnliches daran. Er hatte einen Wunsch, sollte sein letzter Wunsch sein und ich habe ihn erfüllt. Spektakuläres stand da nicht drin. Ein paar einfach Worte, wie er gelebt hat so ist er gegangen, bescheiden und liebenswürdig.

Bruny

Anzeige

Sylvie46
Sylvie46
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von Sylvie46
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.07.2016, 14:30:41
Als mein jüngster Sohn mit 24 Jahren tödlich verunglückte, ubergab sein älter Bruder mir ein Couvert !!! Darin war ein Brief mit einem Gedicht, welches zur Todesanzeige in der Zeitung - an alle Verwandten, Bekannten + Freunden war !!!
Herzlich
Sylvie
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von schorsch
Auch ich werde - hoffentlich überlebe ich es! - meinen eigenen Abgesang schreiben. Jemand muss ja schliesslich etwas Positives über mich sagen!
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 08.07.2016, 14:23:15
Mane und Medea - ich habe dies auch gelesen und habe mir vorgestellt, was in diesem bis zum Tode unversöhnlichen Mann da passierte und in ihm vorgegangen ist. Vermutlich hat er sich lange Zeit für die Formulierung gegeben, immer wieder verbessert oder verschärft, je nachdem. Wenn ihm das gut getan hat, soll es okay sein. Ein klärendes Gespräch zu Lebzeiten wäre auch eine gute Idee gewesen - dazu gehören natürlich mehrere 'Beteiligte, sonst wäre es ein Monolog.
Mich amüsieren übrigens immer sehr die Inschriften auf Grabsteinen, da ich gerne in Friedhöfen von GRossstädten eine Pause einlegen. Dort ist es meist ruhig und grün und ich mache mir Gedanken, wer da so liegt und seinen Hass mit ins Grab genommen hat. Ich überlegte deshalb schon länger, ob eine anonyme Beerdigung oder Urnenabsenkung nicht der beste aller Wege wäre, um sich aus diesem Leben zu verabschieden? Das kann man selbst vorher organisieren und bezahlen und der Fall ist bereinigt. Wenn unbedingt nötig, kann man ja den Leuten, denen man nicht verzeihen möchte, vorher noch mit passenden Worten etwas sagen.... Olga

Anzeige

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 08.07.2016, 18:00:35
Habt ihr denn auch den Link angeklickt, wo die Trauerrede des Sohnes zu lesen ist?
Hier ist sie: Trauerrede.

Ein bisschen peinlich scheint ihm die Anzeige seines Vaters auch gewesen zu sein.

Ich habe mal eine Dankesanzeige von Angehörigen nach einer Beerdigung gelesen mit dem Zusatz: "Der Pfarrer hat für seine Grabrede keinen Dank verdient.

Das ging damals auch durch die Presse und wurde diskutiert.

Ich finde so etwas ganz interessant, so wie ich alles interessant finde, was von dem üblichen Geheuchel (es wird bekanntlich nirgendwo so viel geheuchelt wie bei Traueranzeigen und Beerdigungen) abweicht.

Selber würde ich so etwas allerdings nie machen, dazu hätte ich wohl keine Lust kurz vor meinem Tod. Aber mutig mutig, meinen Respekt hat er!
mane
mane
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf Medea vom 08.07.2016, 14:23:15
Liebe Mane,
so ganz ungewöhnlich ist es wohl nicht, noch als Lebende
die eigene Todesanzeige zu verfassen - ich las es schon des öfteren.
Allerdings sollten nicht (meine Meinung) den staunenden Lesern
öffentlich die offfenbar unüberbrückbaren Familienschwierigkeiten
per Silbertablett serviert werden. Hier zeigt es sich, daß Hass über
den Tod hinaus sein zerstörerisches Werk fortsetzt.

Nicht mitzuhassen, mitzulieben sind wir da.

Medea.


Liebe Medea,

Antigonie wollte nicht hassen sondern lieben. Meinte sie nicht auch, dass die Feindseligkeit aufhören muss, wenn der Feind hilflos ist?
Es ist sinnvoll, wenn es gelingt - erzwingen lässt es sich nicht. Manche können nicht aus ihrer Haut heraus, so sehr sie sich auch bemühen.
"Hass über den Tod hinaus", manchmal erleben Hinterbliebene ihr blaues Wunder, wenn ein Testament geöffnet wird - da erscheint es, als wolle der der Verstorbene seinen Nachkommen, aus dem Grabe heraus, noch eins auswischen.

Gruß Mane
mane
mane
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.07.2016, 14:30:41
Mein Vater hat auch seine eigene Todesanzeige verfasst und mir noch während seiner Lebzeiten übergeben. Ich finde da nichts ungewöhnliches daran. Er hatte einen Wunsch, sollte sein letzter Wunsch sein und ich habe ihn erfüllt. Spektakuläres stand da nicht drin. Ein paar einfach Worte, wie er gelebt hat so ist er gegangen, bescheiden und liebenswürdig.

Bruny


Hallo Bruny,

nein, ungewöhnlich ist es nicht, die eigenen Wünsche den Nachkommen zu hinterlassen - meist sind sie ja leicht zu erfüllen, wie bei Deinem bescheidenen Vater.
Mein Bruder, der die Papiere meiner verstorbenen Mutter ordnete, fand nach ihrer Beerdigung einen Zettel, wo sie vermerkt hatte, dass sie gerne unter einer Linde begraben werden möchte. Hätten wir das vorher gewusst, diesen Wunsch hätten wir ihr gerne erfüllt.
Gruß Mane
mane
mane
Mitglied

Re: Ihr seid alle ausgeladen
geschrieben von mane
als Antwort auf Sylvie46 vom 08.07.2016, 15:05:09
Als mein jüngster Sohn mit 24 Jahren tödlich verunglückte, ubergab sein älter Bruder mir ein Couvert !!! Darin war ein Brief mit einem Gedicht, welches zur Todesanzeige in der Zeitung - an alle Verwandten, Bekannten + Freunden war !!!
Herzlich
Sylvie


Hallo Sylvie,

war in dem Couvert ein Gedicht, welches Dein tödlich verunglückter Sohn geschrieben hatte?
Gruß Mane

Anzeige