Soziales Gewalterfahrungen in der Kindheit
"Wer seine Kinder liebt, der züchtige sie". Leider hat unser Vater das sehr wörtlich genommen - und sogar unsere Mutter als Kind behandelt!
Hallo Schorsch,
es gibt eine Dokumentation mit dem oben genannten Titel:
Hier werden Themen aufgeworfen, die in diesem Thread immer wieder zur Sprache kommen:
Karl, Du schreibst von Deinem Vater, der abends eher widerwillig die Urteile vollstreckte, die die Mutter tagsüber gefällt hatte.
Das Recht, Kinder zu züchtigen, lag lt. BGB von 1900 allein beim Vater, dem Familienoberhaupt. 1958 wurde in Westdeutschland dieser Passus gestrichen, aber nicht, weil man die Kinder schützen wollte, sondern weil §1631 gegen die Gleichberechtigung verstieß. Von nun an wurde das Wort "Züchtigung" nicht mehr erwähnt. Verboten war das Prügeln von Kindern jedoch nicht.
Das Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung gibt es erst seit 2000.
Philippe und Edita bericheteten von der Gefühlskälte und Härte ihrer Eltern und der Distanz zu ihren Kindern.
Edita stellt sich, ebenso wie Mart die Frage, ob es möglich sei, dass prügelnde Eltern ihre Kinder trotzdem lieben könnten.
In der Dokumentation rechtfertigen Eltern sich mit den Worten: "Das tun wir alles, weil wir euch lieben" oder ein Vater: "Ich tu das auch nicht gerne, sondern ich muss das machen."
Lange war die Überzeugung verbreitet, dass Kinder nur mit Schlägen erzogen werden könnten.
Mane
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das stimmt alles, doch kann man auch nicht übersehen, dass dort, wo Gewalt gegen Kinder herrscht, auch sehr häufig die Gewalt in der Eltern-Beziehung zu Hause ist.
Mane, ich habe die Links eingesetzt, aber es scheint sie niemand lesen zu wollen.
Das ist schade, weil diese sachlich verdeutlichen - einmal ohne die große Tragik der persönlichen Schicksale, die ich ganz bestimmt nicht schmälere - wie weit verbreitet auch heute noch die Gewalt in den Familien nistet.
Es ist eben nicht nur eine Randerscheinung.
Und ein Strafgesetzbuch verhindert die Straftaten nicht.
Es verdeutlicht aber, dass Gewalt jeglicher Art, die zum Schaden eines Kindes, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senioren, Pflegebedürftigen geahndet werden muss, wenn sie zur Anzeige kommt und bewiesen wird.
Im Link von Wikipedia ist sehr deutlich erklärt, wie stark auch bei den Ermittlungen persönliche oder antiquierte Ansichten mit hineinspielen.
Meli
Mane, ich habe die Links eingesetzt, aber es scheint sie niemand lesen zu wollen.
Das ist schade, weil diese sachlich verdeutlichen - einmal ohne die große Tragik der persönlichen Schicksale, die ich ganz bestimmt nicht schmälere - wie weit verbreitet auch heute noch die Gewalt in den Familien nistet.
Es ist eben nicht nur eine Randerscheinung.
Und ein Strafgesetzbuch verhindert die Straftaten nicht.
Es verdeutlicht aber, dass Gewalt jeglicher Art, die zum Schaden eines Kindes, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senioren, Pflegebedürftigen geahndet werden muss, wenn sie zur Anzeige kommt und bewiesen wird.
Im Link von Wikipedia ist sehr deutlich erklärt, wie stark auch bei den Ermittlungen persönliche oder antiquierte Ansichten mit hineinspielen.
Meli
doch kann man auch nicht übersehen, dass dort, wo Gewalt gegen Kinder herrscht, auch sehr häufig die Gewalt in der Eltern-Beziehung zu Hause ist.
Meli
Eben Meli sehr häufig, aber eben auch nicht immer, meine Eltern z.B. gingen sehr zärtlich und liebevoll miteinander um, aber sie hatten ja auch nur sich .......und uns, sie waren 29 und 23 Jahre alt, als schon alle 3 kinder auf der Welt waren, und in dem zerstörten Nachkriegs-Dortmund in einer Einzimmer-Wohnung, sehr weit weg von ihren Eltern, die auch noch 1600 km in gegensätzlicher Richtung wohnten! Untereinander haben sie sich schon mit zärtlichem Umgang seelische Unterstützung geboten, aber eben nur untereinander, ich habe mich oft auch als Kind schon gefragt, wie ist das möglich, gerade eben war sie zu meinem Vater noch zärtlich und kuschelig und im nächsten Moment zu mir so bockelhart!
Aber......sie haben uns eben auch nicht vernachlässigt, d.h. emotional denke ich schon, aber sonst haben sie alles für uns getan, was in ihrer Macht stand, das kann ich nicht verstehen!
Ich kann mich an keine einzige Umarmung oder an ein Küßchen meiner Mutter erinnern, nur an " stell dich nicht so an " oder " hör auf zu heulen, sonst kriegst du eine " oder " was hab ich dir gesagt "!
je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr muß ich mich wundern, daß ich so geworden bin wie ich bin, mir gegenüber auch fast schon gefühlskalt, aber was meine Kinder betrifft eine Löwin, bei der jedes einzelne Häarchen am Körper eine sensible Antenne darstell!
Habe ich nun Glück gehabt, oder ist das eine logische Folgeerscheinung, oder ist das auch schon " fast krank " ?
What shalls, es ist wie es ist, sonst kann man verrückt werden!
Edita
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Danke für diese ausführliche Antwort Edita.
Eine Erklärungsmöglichkeit für Dich wäre vielleicht!!!!, dass Du aus dem damaligen Mangel heraus alles getan hast, damit Deine Kinder diesen überaus schmerzhaften Mangel nicht erleben.
Für Dich selbst warst Du an den Zustand des Lebens in der Kälte gewohnt - es klingt sehr grausam, aber ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren soll.
Diese Möglichkeit, aus dem Mangel heraus anders zu handeln, als man es selbst erlebt hat, habe ich oft während meiner Berufstätigkeit erlebt und auch im engeren privaten Umfeld beobachten können.
Und wenn ich daran denke, wie großartig Du Dein Leben eingesetzt hast, damit es Deiner Mausi so gut geht wie nur irgend möglich, dann ziehe ich wirklich den Hut.
Es ist großartig!
Das alles ist DEIN Werk, DEINE gegebene Liebe und Aufmerksamkeit.
Denn ohne diese Liebe, gepaart mit einem starken Realismus hätte das nicht gehen können.
Liebe Grüße zu Euch
Meli
Eine Erklärungsmöglichkeit für Dich wäre vielleicht!!!!, dass Du aus dem damaligen Mangel heraus alles getan hast, damit Deine Kinder diesen überaus schmerzhaften Mangel nicht erleben.
Für Dich selbst warst Du an den Zustand des Lebens in der Kälte gewohnt - es klingt sehr grausam, aber ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren soll.
Diese Möglichkeit, aus dem Mangel heraus anders zu handeln, als man es selbst erlebt hat, habe ich oft während meiner Berufstätigkeit erlebt und auch im engeren privaten Umfeld beobachten können.
Und wenn ich daran denke, wie großartig Du Dein Leben eingesetzt hast, damit es Deiner Mausi so gut geht wie nur irgend möglich, dann ziehe ich wirklich den Hut.
Es ist großartig!
Das alles ist DEIN Werk, DEINE gegebene Liebe und Aufmerksamkeit.
Denn ohne diese Liebe, gepaart mit einem starken Realismus hätte das nicht gehen können.
Liebe Grüße zu Euch
Meli
In Kooperation mit Gesundheitsministerien der Länder, Landesstellen für Suchtfragen, Landeszentralen für Gesundheit und regionalen Netzwerken der Suchthilfe und Suchtprävention findet vom 13. Juni bis 25. Juni 2015 die Woche "Aktionswoche Alkohol und Gewalt" statt.
Ich sage hier ausdrücklich, dass ich mit Einsetzen dieses Links nicht jeden Menschen, der Gewalt ausübt oder ausgeübt hat, als Alkohol krank ansehe und dass nicht jeder an der Alkoholerkrankung Leidende gewalttätig ist.
Dies so ausdrücklich, damit hier keinerlei Missverständnisse entstehen.
Aktionswoche Alkohol
In dem weiteren Link, der zu Wikipedia führt und den ich zum Thema einsetze, sind die Untersuchungs- und Forschungsergebnisse über die Zahlen der Betroffenen in der heutigen Zeit.
Ich habe im Netz´weiter gesucht und ich fand hier bei Wikipedia die Seite über Häusliche Gewalt, denn Gewalterfahrung in der Kindheit ist Gewalt im häuslichen Bereich gewesen.
Es ist ein langer und erschütternder Artikel, der nüchtern Untersuchungs- und Forschungsergebnisse der Gewalt gegen Frauen, als auch die Gewalt gegen Männer, bei gleichgeschlechtlichen Paaren und gegen Kinder aufzeigt.
Wikipedia - Häusliche Gewalt
Meli
Hallo Meli,
danke für das Einsetzen der Links.
Hier wird gezeigt, dass, neben vielen anderen Faktoren, der Alkohol ein zusätzliches Risiko bedeutet, zum Gewalttäter oder Gewaltopfer zu werden. Bei gut einem Drittel der Gewalttaten, die bei der Polizei bekannt werden, ist Alkohol im Spiel.
Menschen, die immer wieder gedemütigt und misshandelt werden, sind in Gefahr, selbst alkoholabhängig zu werden und neigen dazu, diese (Gewalt und Alkohol) als Mittel zur Konfliktlösung anzuwenden. Auch wenn Kinder davon nicht selbst betroffen sind, aber zusehen müssen, wie ihre Eltern offene Gewalt untereinander anwenden, leidet ihre Psyche schwer darunter.
In dem zweien Link werden u.a. Untersuchungen angeführt, die belegen, dass dreiviertel aller Deutschen in ihrer Kindheit körperliche Züchtigungen erfahren haben.
Seit Beginn der 1990er Jahre rückte häusliche Gewalt immer mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Sensibilisierungskampagnen durch öffentliche Stellen, z.B. durch die WHO, trugen dazu bei, dass mehr Delikte angezeigt werden. Ob die Taten insgesamt zu- oder abnehmen, kann jedoch aus den Zahlen nicht geschlossen werden.
Mane
Edita,
vielleicht hast du wirklich Glück gehabt, dass dein Gehirn so ausgelegt ist, um das negativ Erlebte zu verarbeiten und in den Alltag integrieren zu können...
Manche traumatisierten Menschen bleiben weitgehend gesund oder genesen vergleichsweise schnell. Sie entwickeln eine psychische Widerstandsfähigkeit
(Resilenz).
Du hattest das ja schon erwähnt.
Auch KZ-Überlebende konnten ihre Traumata verarbeiten ohne eine Therapie...
Edita kannst du dir vorstellen, dass manche Kinder/Jugendliche lieber eine Prügelstrafe gehabt hätten, als tagelang Stubenarrest... z.B. wenn sie zu spät nach Hause gekommen sind...
anjeli
vielleicht hast du wirklich Glück gehabt, dass dein Gehirn so ausgelegt ist, um das negativ Erlebte zu verarbeiten und in den Alltag integrieren zu können...
Manche traumatisierten Menschen bleiben weitgehend gesund oder genesen vergleichsweise schnell. Sie entwickeln eine psychische Widerstandsfähigkeit
(Resilenz).
Du hattest das ja schon erwähnt.
Auch KZ-Überlebende konnten ihre Traumata verarbeiten ohne eine Therapie...
Edita kannst du dir vorstellen, dass manche Kinder/Jugendliche lieber eine Prügelstrafe gehabt hätten, als tagelang Stubenarrest... z.B. wenn sie zu spät nach Hause gekommen sind...
anjeli
Eine Erklärungsmöglichkeit...
Hallo meli,
muß man als Betroffener Erklärungen suchen? Dabei ist man doch nur wieder auf die Schinder angewiesen und begibt sich erneut in die passive Rolle. Was bleibt, ist die Erinnerung an den geschundenen Körper und die geschundene Seele.
Hinter jeder derartigen Kindheit steckt eine andere Geschichte, mit anderen Hintergründen. Bei mir war mein Vater weder Säufer, noch hat er meine Mutter oder meine Schwester geprügelt.
Wichtig ist, wie der Betroffene die Ereignisse verarbeitet, um ein normales Leben führen zu können. Wie bei det war es bei mir die Distanz. Nachdem ich mich, kurz nach meinem 18. Geburtstag, aus der Gewaltspirale befreit hatte, war mein Vater nicht mehr an meinem Leben beteiligt. Wir haben die folgenden 45 Jahre so gut wie nicht mehr miteinander gesprochen, schon gar nichts Persönliches mehr.
Wichtig bei meiner Entwicklung war, daß ich lernte über den Dingen zu stehen, Wie man es auch mit anderen Ereignissen aus Kindheit und Jugend macht. Da gab es ja auch andere unerfreuliche Vorkommnisse, die man als Erwachsener abhakt, sie Zeiten und Umständen zuordnet, die unbeeinflussbar anders waren.
Mir hat in den ersten Jahren sehr geholfen, daß ich meinem Vater aus der Entfernung beweisen konnte, daß und wie ich ohne ihn unvergleichlich besser dran war und zurecht kam. Führerschein, Abitur und Studium selber finanziert, dann gutes Geld verdient, denn ich war bald verheiratet. Das alles, mit Zeit und Distanz hat geholfen, über den Dingen zu stehen, wobei das natürlich kein Vergessen beinhaltet. Das merke ich daran, daß ich schon lange keine Angst mehr vor meinem Vater habe, er mich höchstens noch nervt.
Vor etwa acht Wochen hatte ich ihn auf meinem Anrufbeantworter. Er bat um Rückruf. Ich ließ ihn erst mal vier Tage hängen und rief ihn dann an, in der Erwartung, es ginge um seine Steuererklärung, wie meistens.
Aber oh Wunder, er wollte über vergangene Zeiten reden und brachte so etwas zustande wie eine Entschuldigung. Allerdings hatte er die durchprügelte Kindheit und Jungend auf eine einzige Ohrfeige zurecht gestutzt und relativiert. Was sollte ich sagen? Der Mann ist jetzt 87, hat schwer Krebs, kann kaum noch krabbeln und wird nur noch zusammengehalten vom Herzschrittmacher und nach wie vor von seiner Überzeugung, er sei der Größte ansich. Soll ich jetzt nochmal alles aufrollen, mich nochmal mit dem ganzen Elend beschäftigen, nur um ihn zu korregieren und ihm nach fast 50 Jahren die Meinung zu geigen? Endlich die späte Rache? Nein, denn dazu stehe ich heute viel zu fest und bequem über den Dingen. Als er die Prügel von 18 Jahren zu einer Ohrfeige reduzierte, konnte ich nur still in mich rein lächeln. Soll er seinen Frieden mit sich selbst machen. Mir ist es egal. Das und er bedeuten mir etwa so viel wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt. Schlimm? Mag sein. Aber so über den Dingen zu stehen, hat mir ein gutes Leben ermöglicht.
--
adam
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mane,
ich danke Dir für die Zusammenfassung der Links.
Das ist wahrscheinlich die bessere Variante, das wird dann auch gelesen.
Doch zu dem Erleben häuslicher Gewalt zwischen den Eltern.
So weit ich weiß, ist das Erleben einer solchen Gewalt unter den Eltern eine sehr schlimme Verletzung der Psyche. Es führt die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht massiv vor Augen.
Ein solches Erleben verstärkt
eigene Ängste, selbst Opfer dieser Brutalität zu werden, was ja sehr häufig der Fall ist.
Es kommt zur schweren Selbstwertverletzung, denn diese Brutalität geht einher mit den verbalen Herabsetzungen.
die Verletzung der elterlichen Liebe, denn
es wird Partei ergriffen, wenn nicht direkt (weil die Kräfte noch fehlen), sondern indirekt für den in der Regel schwächeren Partner.
Das ist in den meisten Fällen die Mutter, obwohl auch Männer Opfer von Gewalt (körperlich als auch psychisch) werden. Das darf man nie vergessen.
Der Vater sollte aber auch geliebt werden und so entsteht in den Kindern eine Zerrissenheit, die Kinder an den Rand des Erträglichen bringt.
Doch, wenn das Fass überläuft:
In dem kleinen Ort, in dem wir während meiner Ehezeit lebten war eine Familie, Vater, Mutter und 2 Söhne.
Der Vater war brutal. Jeder im Ort wußte es, aber es drang nichts nach außen, Spuren waren nie zu sehen.
Doch als die Jungen (in kurzem Abstand nacheinander geboren) ihre Lehren beendet hatten, sie nach Hause kam in eine Szene, in der der Vater wieder brutal gegen die Mutter vor ging, gingen die Söhne auf ihren Vater los und schlugen ihn und hielten ihn in Schach.
Inzwischen reichten die Körperkräfte.
Dann packten sie ein paar Sachen ein, nahmen ihre Mutter und gingen zu Verwandten, die sie vorübergehend aufnahmen bis sie eine Wohnung für sich und die Mutter gefunden hatten.
Nachdem, was ich immer wieder über Bekannte hörte, sind die Söhne inzwischen verheiratet und haben Kinder.
Sie halten sehr stark zusammen und Prügel gibt es in diesen Familien keine mehr.
Solche Fälle gibt es viele. Im schlimmsten Fall enden solche Familiendrama tödlich.
Schäden bleiben in jedem Fall - welche Strategien unterbewusst oder/und bewusst angewandt werden, um mit diesen Belastungen leben zu können, liegt in der Psyche des Einzelnen und der evtl. Unterstützung von außen.
Der eine schafft es, der andere geht daran zugrunde.
Und ich möchte noch auf eines hinweisen.
Ein Kind, dass einer ständigen Zerrissenheit ausgesetzt ist, also die Eltern ambivalent erlebt, ist stärker gefährdet in eine Schizophrenie zu geraten.
Ich will das verdeutlichen:
Natürlich bist Du erwachsen. Du ziehst heute das rosa Kleid an - keine Widerrede.
Natürlich lieben wir Dich - und prompt kommen die Schläge...
Natürlich lieben wir uns - und die Hölle öffnet sich...
Das eine wird gesagt, es wird dagegen gehandelt und ein Kind kann diese Ambivalenz je nach eigener Stärke kaum verkraften.
Das sind dann die Fälle, wo man vor dem Satz steht: Wir therapieren die Verkehrten...
Das sind dann die Kinder, die die Kinder- und Jugendpsychiatrien füllen - Tendenz steigend.
Meli
ich danke Dir für die Zusammenfassung der Links.
Das ist wahrscheinlich die bessere Variante, das wird dann auch gelesen.
Doch zu dem Erleben häuslicher Gewalt zwischen den Eltern.
So weit ich weiß, ist das Erleben einer solchen Gewalt unter den Eltern eine sehr schlimme Verletzung der Psyche. Es führt die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht massiv vor Augen.
Ein solches Erleben verstärkt
eigene Ängste, selbst Opfer dieser Brutalität zu werden, was ja sehr häufig der Fall ist.
Es kommt zur schweren Selbstwertverletzung, denn diese Brutalität geht einher mit den verbalen Herabsetzungen.
die Verletzung der elterlichen Liebe, denn
es wird Partei ergriffen, wenn nicht direkt (weil die Kräfte noch fehlen), sondern indirekt für den in der Regel schwächeren Partner.
Das ist in den meisten Fällen die Mutter, obwohl auch Männer Opfer von Gewalt (körperlich als auch psychisch) werden. Das darf man nie vergessen.
Der Vater sollte aber auch geliebt werden und so entsteht in den Kindern eine Zerrissenheit, die Kinder an den Rand des Erträglichen bringt.
Doch, wenn das Fass überläuft:
In dem kleinen Ort, in dem wir während meiner Ehezeit lebten war eine Familie, Vater, Mutter und 2 Söhne.
Der Vater war brutal. Jeder im Ort wußte es, aber es drang nichts nach außen, Spuren waren nie zu sehen.
Doch als die Jungen (in kurzem Abstand nacheinander geboren) ihre Lehren beendet hatten, sie nach Hause kam in eine Szene, in der der Vater wieder brutal gegen die Mutter vor ging, gingen die Söhne auf ihren Vater los und schlugen ihn und hielten ihn in Schach.
Inzwischen reichten die Körperkräfte.
Dann packten sie ein paar Sachen ein, nahmen ihre Mutter und gingen zu Verwandten, die sie vorübergehend aufnahmen bis sie eine Wohnung für sich und die Mutter gefunden hatten.
Nachdem, was ich immer wieder über Bekannte hörte, sind die Söhne inzwischen verheiratet und haben Kinder.
Sie halten sehr stark zusammen und Prügel gibt es in diesen Familien keine mehr.
Solche Fälle gibt es viele. Im schlimmsten Fall enden solche Familiendrama tödlich.
Schäden bleiben in jedem Fall - welche Strategien unterbewusst oder/und bewusst angewandt werden, um mit diesen Belastungen leben zu können, liegt in der Psyche des Einzelnen und der evtl. Unterstützung von außen.
Der eine schafft es, der andere geht daran zugrunde.
Und ich möchte noch auf eines hinweisen.
Ein Kind, dass einer ständigen Zerrissenheit ausgesetzt ist, also die Eltern ambivalent erlebt, ist stärker gefährdet in eine Schizophrenie zu geraten.
Ich will das verdeutlichen:
Natürlich bist Du erwachsen. Du ziehst heute das rosa Kleid an - keine Widerrede.
Natürlich lieben wir Dich - und prompt kommen die Schläge...
Natürlich lieben wir uns - und die Hölle öffnet sich...
Das eine wird gesagt, es wird dagegen gehandelt und ein Kind kann diese Ambivalenz je nach eigener Stärke kaum verkraften.
Das sind dann die Fälle, wo man vor dem Satz steht: Wir therapieren die Verkehrten...
Das sind dann die Kinder, die die Kinder- und Jugendpsychiatrien füllen - Tendenz steigend.
Meli
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Danke für diesen Beitrag Adam, denn er befasst sich mit dem Umstand, wie gehe ich im Hier und Jetzt mit meinem Altvorderen um?
Ich verstehe Deine Haltung sehr gut. In diesem Alter und dem Zustand kann man nicht mehr aufrechnen, wenn man sich nicht selbst schaden will.
Meine Haltung war ja ähnlich.
Kontakt abgebrochen - 6 Jahre Stillschweigen, dann kam ein Anruf während meiner Dienstzeit auf Station - Intensivstation. Meine Mutter hatte einen schweren Unfall erlitten und wollte, dass mir das bekannt gemacht wurde, natürlich ohne jeglichen Druck machen zu wollen!!!
Meine Schwester und ich haben sehr viel Gewalt erlebt und hatten eine Mutter, die uns auslieferte und nicht schützte.
Ich war sehr ambivalent nach diesem Anruf.
Ich nahm den Kontakt wieder auf - um meinetwillen, dazu stehe ich.
Sie hat überlebt und lag noch 6 Jahre zu Hause im Pflegebett, Vollpflegefall, aber geistig fit.
Ich habe es durchgehalten und es gab einige Gespräche. Was ich erlebte war, dass sie sich bemühten, gut zu machen.
Es gab Rückfälle - klar, sie kamen ja aus ihrer Haut auch nicht heraus.
Doch war ich ja nicht mehr ausgeliefert. Ich stand dann in der Regel auf und ging. Das reichte.
Und das unterscheidet uns vom Kind. Wir haben die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir uns verhalten und haben diese Unabhängigkeit, die uns als Kinder nicht zur Verfügung stand.
Also nehmen wir diese und leben diese Dinge doch so, dass wir nicht noch einmal einen Schaden erleiden.
Ich möchte morgens in den Spiegel schauen können und ich bin mir sicher, Du auch!!!
Ich habe hier den Plural eingesetzt, ich hoffe, dass Du damit einverstanden bis.
Lieben Gruß
Meli
Nachträglich
Die Erklärungen Adam helfen einfach dabei, die Ursache der Verletzung nicht mehr in sich selbst zu suchen, was viele Betroffene machen, sondern dem Täter zuzuweisen, und somit das verletzte Selbstwertgefühl zu heilen, so weit es möglich ist.
Ich verstehe Deine Haltung sehr gut. In diesem Alter und dem Zustand kann man nicht mehr aufrechnen, wenn man sich nicht selbst schaden will.
Meine Haltung war ja ähnlich.
Kontakt abgebrochen - 6 Jahre Stillschweigen, dann kam ein Anruf während meiner Dienstzeit auf Station - Intensivstation. Meine Mutter hatte einen schweren Unfall erlitten und wollte, dass mir das bekannt gemacht wurde, natürlich ohne jeglichen Druck machen zu wollen!!!
Meine Schwester und ich haben sehr viel Gewalt erlebt und hatten eine Mutter, die uns auslieferte und nicht schützte.
Ich war sehr ambivalent nach diesem Anruf.
Ich nahm den Kontakt wieder auf - um meinetwillen, dazu stehe ich.
Sie hat überlebt und lag noch 6 Jahre zu Hause im Pflegebett, Vollpflegefall, aber geistig fit.
Ich habe es durchgehalten und es gab einige Gespräche. Was ich erlebte war, dass sie sich bemühten, gut zu machen.
Es gab Rückfälle - klar, sie kamen ja aus ihrer Haut auch nicht heraus.
Doch war ich ja nicht mehr ausgeliefert. Ich stand dann in der Regel auf und ging. Das reichte.
Und das unterscheidet uns vom Kind. Wir haben die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir uns verhalten und haben diese Unabhängigkeit, die uns als Kinder nicht zur Verfügung stand.
Also nehmen wir diese und leben diese Dinge doch so, dass wir nicht noch einmal einen Schaden erleiden.
Ich möchte morgens in den Spiegel schauen können und ich bin mir sicher, Du auch!!!
Ich habe hier den Plural eingesetzt, ich hoffe, dass Du damit einverstanden bis.
Lieben Gruß
Meli
Nachträglich
muß man als Betroffener Erklärungen suchen? Dabei ist man doch nur wieder auf die Schinder angewiesen und begibt sich erneut in die passive Rolle.
Die Erklärungen Adam helfen einfach dabei, die Ursache der Verletzung nicht mehr in sich selbst zu suchen, was viele Betroffene machen, sondern dem Täter zuzuweisen, und somit das verletzte Selbstwertgefühl zu heilen, so weit es möglich ist.
meli,
genau das habe ich als Begründung angeführt, daß nämlich die Suche nach der Ursache für das Opfer nicht so wichtig ist. Die Erklärung relativiert die Tat immer zu Lasten der Opfer. Plötzlich beschäftigen sich alle nur noch mit der Ursache und keiner kümmert sich um die wirklich Leidtragenden.
Es wird gescheit daher geredet, schuld ist plötzlich der Alkohol, soziale Umstände, die Eltern der Eltern oder sonstwas. Als Ergebnis wird der Täter entlastet, gibt die Schuld locker weiter und die Opfer können die Erklärung auf ihre Wunden schmieren und zusehen, wo sie bleiben.
--
adam
genau das habe ich als Begründung angeführt, daß nämlich die Suche nach der Ursache für das Opfer nicht so wichtig ist. Die Erklärung relativiert die Tat immer zu Lasten der Opfer. Plötzlich beschäftigen sich alle nur noch mit der Ursache und keiner kümmert sich um die wirklich Leidtragenden.
Es wird gescheit daher geredet, schuld ist plötzlich der Alkohol, soziale Umstände, die Eltern der Eltern oder sonstwas. Als Ergebnis wird der Täter entlastet, gibt die Schuld locker weiter und die Opfer können die Erklärung auf ihre Wunden schmieren und zusehen, wo sie bleiben.
--
adam