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Soziales Gewalterfahrungen in der Kindheit

Mitglied_81b4260
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Mitglied

Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2015, 14:37:11
hallo, Meli!

Ich wollte dich keineswegs in irgendeiner Weise korrigieren. Ich wollte vor allem die Schwarze Pädagogik (vor allem Alice Miller) einbringen, durch deren Lektüre schon oft das große AHA Erlebnis eingetreten ist. Half Menschen zu erkennen, was da abgelaufen ist und half dabei sich aus dem verderblichen Zyklus des Opfer- und Schuldsein zu befreien.
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 11.02.2015, 12:53:32
Das schwierigste ist mit dem Hass fertig zu werden, im voraus geht die Aufgabe des Selbstmitleides, was enorme Kräfte sowie Geduld verlangt.
Voraus schicken muß ich, daß ich keine körperliche Gewalt erlebt habe. Doch waren die Erfahrungen seelischer Mißhandlung nicht weniger schwerwiegend. Meine Erfahrungen waren deutlich anders als von Phil. beschrieben. Ich mußte langsam lernen, daß ich hassen darf, statt mir an allem die Schuld zu geben. Das war kein Selbstmitleid, sondern das Ergebnis vieler Jahre, in denen mir erklärt wurde, daß ich sowieso von nichts eine Ahnung hätte, zu allem zu dumm sei und die Klappe zu halten habe. Ironischerweise war die Suchterkrankung hilfreich bei der Bewältigung meiner Vergangenheit. Es wurde für mich zur Überlebensfrage, mich damit auseinanderzusetzen und einen Weg heraus zu finden. Zu lernen, daß ich hassen darf war der erste entscheidende Schritt und er ermöglichte erst, daß ich im nächsten Schritt meine Familie realistisch sehen konnte. Sie haben mich nicht unterdrückt weil sie schlechte menschen waren, sondern weil sie es nicht besser wußte. Wer weiß, was aus mir mit den Erlebnissen meiner Eltern- und Großelterngeneration geworden wäre. Trotzdem bedeutet Verständnis nicht, daß sich danach ein normaler Umgang mit der Familie eingestellt hätte. Ich hatte mich zwar grundlegend geändert, aber sie nicht. So war es reine Selbsterhaltung, den Kontakt auf Dauer abzubrechen.

Manes Erklärungen zu den "resilienten Menschen" kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Ich habe bisher nur wenige erlebt, die eine Kindheit mit körperlicher und/oder seelischer Mißhandlung wirklich unbeschadet überstanden hätten. Fast alle die mir begegneten kompensierten ihre Kindheitserlebnisse auf die eine oder andere Art. Meistens war es irgendeine Form aggressiven Verhaltens. Selbst ohne die berüchtigte Küchenpsychologie zu bemühen war deutlich, daß sie genauso gegen ihre Vergangenheit kämpften, wie alle anderen.

Um es kurz zu machen: Ich glaube nicht daran, daß man so eine Kindheit, wie die hier beschriebenen unbeschadet überstehen kann. Nur die Form der Kompensation variiert.

det
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2015, 14:42:44
Mart,

ich habe es nicht negativ aufgefasst, sondern finde Deinen Hinweis im Zusammenhang wichtig.

Meli

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Edita
Edita
Mitglied

Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2015, 14:42:44
Ich frage mich jetzt schon eine ganze Weile, seitdem der Thread hier besteht, ob es möglich ist, daß prügelnde Eltern, so wie meine auch, ihre Kinder trotzdem geliebt haben, ich habe nämlich heute das Gefühl, damals nicht so sehr, aber denkt ein Kind überhaupt daran, daß sie uns schon auch geliebt haben müssen, denn sie haben wegen uns ja selber auch auf sehr viel verzichtet, oder male ich mir das nur schön?
Kann man das überhaupt im Nachhinein objektiv beurteilen? Ich denke da an meinen Vater, der hat mich kein einziges mal körperlich bestraft, dafür meine Brüder mit Rohrstock, Teppichklopfer und Besenstiel um so öfter, und dabei noch bevorzugt den älteren, für " meine Prügel fühlte sich nur meine Mutter zuständig!
Ich kann trotzdem nicht sagen, daß ich eine schlechte Kindheit gehabt habe, aber ohne Prügel wäre sie perfekt gewesen1
Und noch eins geht mir im Kopf rum, wenn man hier liest, muß man sich überhaupt nicht mehr wundern, wenn alte Leute, die im Altersheim oder im Krankenhaus gelandet sind, von ihren Kindern nicht mehr oder nur sehr selten, besucht werden!

Edita
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 11.02.2015, 15:03:16
Und noch eins geht mir im Kopf rum, wenn man hier liest, muß man sich überhaupt nicht mehr wundern, wenn alte Leute, die im Altersheim oder im Krankenhaus gelandet sind, von ihren Kindern nicht mehr oder nur sehr selten, besucht werden!


Das sind oftmals auch Fragen, mit denen sich - vor allem junge - Menschen in der Pflege befassen und danach fragen.

Meine Antwort als Mentorin darauf war immer, dass wir nichts, aber auch gar nichts über den Inhalt der Eltern-Kind-Beziehungen wissen und deshalb auch keinerlei Wertung vornehmen dürfen.

Meli
Mitglied_81b4260
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Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 11.02.2015, 15:03:16
Edita
diese Frage stell ich mir sehr oft....besonders wenn ich beobachte, wie Kinder würdelos behandelt werden.

Dann sehe ich die Eltern im mittleren und höheren Alter
vor mir, die sich später über ihre undankbaren Kinder beschweren.

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anjeli
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Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von anjeli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2015, 15:10:53
Edita,

du hast erwähnt, dass die Prügelstrafe keine Erfindung der Nazis war... sondern in Preußen an der Tagesordnung war... du hast auch den "Alten Fritz" erwähnt...

dazu fällt mir ein, dass die Lieblingsschwester von Kronprinz Friedrich,
Wilhelmine von Preußen, auch schwer misshandelt wurde...von ihrer Erzieherin Leto, die sie fast täglich prügelte...
Eingegriffen hat die Erzieherin des Kronprinzen, in dem sie der Königin sagte, dass die Prinzessin bald zum Krüppel werden würde...

Wilhelmine von Preußen

Wer interessiert ist, wie grausam Königs waren, der sollte das Ereignis aus dem 1730 lesen...

Bis zum heutigen Zeitpunkt beschäftigen sich die Historiker immer noch mit den Prügeleien...

(Ich habe vor einiger Zeit über Wilhelmine von Preußen, weil sie auch Komponistin war, recherchiert und war entsetzt, was ich alles gelesen habe...)

Auch im Hospiz gibt es Sterbende deren Kinder sich ausklinken... es gibt auch Sterbende, die von ihren Kinder nichts mehr wissen wollten...

Das ist aber nicht der Regelfall, der überwiegende Teil der Sterbenden wird von Kindern und Enkelkindern oder anderen Verwandten liebevoll begleitet...

Meine Schwester und ich, wir hatten eine gute Kindheit, wir sind liberal erzogen worden mit viel Liebe... meinen Eltern haben immer gesagt, dass ihre Kinder (also wir) es mal besser haben sollen als sie es hatten... das haben sie 1:1 umgesetzt...

anjeli
Edita
Edita
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Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2015, 15:10:53

Meine Antwort als Mentorin darauf war immer, dass wir nichts, aber auch gar nichts über den Inhalt der Eltern-Kind-Beziehungen wissen und deshalb auch keinerlei Wertung vornehmen dürfen.
Meli
geschrieben von meli


Siehst Du Meli, hätte es diesen Thread damals schon gegeben, hättest du deine Auszubildenden schon über alle " Eventualitäten " und die daraus resultierenden Folgen "aufklären" können, obwohl........ich denke ja auch jetzt erst darüber nach!

Edita
Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 11.02.2015, 16:51:11
Edita,

diese Aufklärung war mein Job und die Ausbildung dazu habe ich in der Uniklinik genossen.
Doch hier werde ich diesbezüglich nicht in alle Einzelheiten gehen.

Bei den Auszubildenden war und ist wichtig, dass sie wertungsfrei an jeden
Patienten herangehen, auch an die Angehörigen und je nach Identifizierung können durchaus Konflikte entstehen.
Deshalb gab es auch die Fallsupervisionen für das gesamte Team.

Grüßle, auch an Mausi

Meli
Edita
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Mitglied

Re: Gewalterfahrungen in der Kindheit
geschrieben von Edita
als Antwort auf anjeli vom 11.02.2015, 16:02:15
Edita,
du hast erwähnt, dass die Prügelstrafe keine Erfindung der Nazis war... sondern in Preußen an der Tagesordnung war... du hast auch den "Alten Fritz" erwähnt...
anjeli


Anjeli ich war sowas von geschockt und entsetzt als ich das gelesen habe, und vor allen dingen über die Begründung dieser
" vaterländischen " Erziehung, Jungen als Kanonenfutter und Mädchen als Gebärmaschinen für den garantierten Nachschub des Kanonenfutters, entsetzlich! Daß da ganze Generationen emotional abgestumpft durch's Leben getrieben worden sind, ist wahrlich kein Wunder!

Edita

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