Soziales Es lohnt sich nicht, fleißig und gebildet zu sein

Guten Morgen,

schlaflos in Freiburg habe ich jetzt gelesen.

Karl, es ist einerseits gut zu wissen, dass Du diese Threads nicht gelesen hast - denn sie waren teils an inhaltlichen, ich sage milde formuliert, schlimmen Aussagen kaum zu übertreffen.
Andererseits hätte es vielleicht manchen Auswuchs verhindert. Dies ist bitte nicht als Vorwürflichkeit zu nehmen, sondern einfach Überlegung.

Diese Threads sind im übrigen auch Gründe, warum meine Leute lesen aber nicht zu überreden sind, hier ebenfalls mitzumischen.

Ich war und bin nach wie vor der Meinung, dass das Einzige, was mir nicht gestohlen werden kann das ist, was ich im Kopf habe.
Die Räumlichkeiten desselben sind unerschöpflich und dort gibt es viele Nischen, aus denen Kraft in schwierigen Lebensphasen geholt werden kann. Ich selbst habe das persönlich in den letzten Monaten sehr hautnah erlebt.

Das betrifft aber natürlich den Einzelnen, seine Entwicklung und ganz persönliche Lebenssituation.
Je breiter angelegt Bildung ist, um so kreativer könnten Menschen sein, wenn.....

Und wenn ich von Bildung spreche, meine ich nicht Fachwissen.
Wir alle kennen den Begriff des Fachidioten, der hervorragend auf seinem beruflichen Steckenpferd reiten kann und ansonsten in der Reife und Sozialisation weit hinten geblieben ist.

Ich kann nicht für die gesamte Nachkriegsgeneration sprechen. Aber ich weiß, dass ich es in der Zeit meines Aufbaues so leicht hatte nach einem guten Ausbildungsabschluss eine Arbeitsstelle zu finden und bin damit mit meinen noch lebenden Schulkameraden einer Meinung.
Wir hatten ein Wirtschaftswunder, das nicht verwunderlich ist, wenn man sich die damaligen Gegebenheiten ansieht.

Es gab nur Aufbau nach dem Krieg. Hinzu kamen die vielen Flüchtlinge, die alles verloren hatten. Natürlich wurde gekauft, finanziert, abgestottert.
Eltern, die es sich leisten konnten und wollten schickten ihre Kinder auf die Gymnasien, denn damals musste noch Schulgeld bezahlt werden.

Für die Kinder und Jugendlichen, für welche dieser Weg häufig aus finanziellen Beschränkungen nicht möglich war, gab es genügend Ausbildungsstellen.

Das sogenannte Wirtschaftswunder war also kein Wunder, sondern eine Folge der Zerstörungen und Umwälzungen nach dem Krieg.

Das alles lässt sich mit der heutigen Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr vergleichen, gehört aber mit in die Betrachtung.

Ich kenne genügend Beispiele aus dem Berufs- und Privatleben darüber, dass Menschen keine Chance hatten und sie nutzen. Dazu gehört ein hohes Maß an Flexibilität, Umsicht, das Erkennen der tatsächlichen eigenen Grenzen und Fähigkeiten.

Doch auch das ist nicht jedem Menschen in die Wiege gelegt.

Ich bin jedenfalls aus dem eigenen Erleben im familiären Umfeld, also auch im Freundes- und Bekanntenkreis der Meinung, dass es sich immer noch lohnt, zu lernen und vertrete die Meinung, dass dieses Lernen bis zum letzten Schnapper möglich ist.

So und jetzt stelle ich den Läpi ab, hole mir einen Kaffee und widme mich den nicht einfachen Anforderungen des heutigen Tages.

Meli

Karl, es ist einerseits gut zu wissen, dass Du diese Threads nicht gelesen hast - denn sie waren teils an inhaltlichen, ich sage milde formuliert, schlimmen Aussagen kaum zu übertreffen.
Andererseits hätte es vielleicht manchen Auswuchs verhindert. Dies ist bitte nicht als Vorwürflichkeit zu nehmen, sondern einfach Überlegung.

Danke für den Hinweis, ich werde mich kundig machen. Karl

Oft sind es nicht diejenigen, die besonders begabt und begütert sind, sondern diejenigen, die wissen, dass sie es eben nicht sind, die vorwärts kommen.

Anders gesagt: Wer weiss, dass er nicht besonders begabt und begütert ist, weiss dafür, dass er sich besonders anstrengen muss, damit er auf einen grünen Ast zu sitzen kommt.

Und so kann es halt kommen, dass einer, der früher als dumm und ungebildet galt, plötzlich Chef des Kollegen ist, dem früher alles in den Schoss fiel.

Dazu wieder mal als Illustration die Geschichte des Millionärs, der das Kilo Alteisen für 2 Cents kaufte und für 5 Cents verkaufte - und von den 3 Prozent Zwischenverdienst gut leben konnte!

Ja schorsch, ich habe selbst solche Beispiele in meinem engsten Freundeskreis.

Mühsam hochgearbeitet über das Abendgymnasium, Studium, etc., sozusagen aus den Münchner Hinterhöfen heraus.

Aber diese Beispiele sind vor allem Beispiele dafür, dass es einige WENIGE, ganz besonders begabte und durchsetzungsfähige aus diesem Milieu schaffen konnten.

Ich bestreite nicht, dass man mittels Bildung, Klugheit, Geschick im Vorteil ist. Kommt dann noch Flexibilität und Fleiß hinzu, wird sicher ein Auskommen gefunden (wenn auch nicht unbedingt in den angestrebten Höhen).

Ich möchte nur immer wieder erwähnen, dass ein Volk nicht nur aus herausragend Begabten besteht.
Noch nicht einmal der Teil, der es bis zum Studium schafft.
Denn neben dem Draufschaffen von Bildung kommt es auch noch auf die Begabung an, damit etwas anzufangen

Mit der These: bilde dich, sei flexibel, sei fleißig - und du wirst Arbeit haben, wird das echte Leben übersehen.

In meinem Arbeitsleben habe ich es zum Beispiel mit ehemals arbeitslosen älteren Produktionsmitarbeitern zu tun, deren unbestrittenes Merkmal großer Fleiß ist. Als gelernte Schriftsetzer galten sie seinerzeit auch als gebildet, zu dieser Ausbildung wurden nur Schulabsolventen mit sehr guten Zeugnissen ausgewählt. Sie sind aber nicht sonderlich flexibel (weil das u.a. auch ein Ausdruck höherer Intelligenz ist). Dass gute Zeugnisse nicht unbedingt mit höherer Intelligenz zusammenhängen, sondern auch durch besonderen Fleiß zu erreichen sind, ist hoffentlich bekannt?

Diese Mitarbeiter haben nur innerhalb eines besonderen Projektes bei uns Arbeit gefunden,
auf dem Arbeitsmarkt wären sie sonst wohl nicht mehr zu vermitteln gewesen, obwohl sie keineswegs schlechte Produktionsmitarbeiter sind.
Die Masse der Arbeitslosen kommt jedoch nicht in den Genuss solcher Projekte,
und diejenigen, die vor allem den Einsatz von Steuergeldern für die Begleitung solcher Projekte beklagen,
haben sicher auch an deren Existenz wieder zu nörgeln.

Ich fasse mich so zusammen:
wenn nur noch herausragende Begabungen Arbeit bei uns finden, dann sieht es düster aus.

Sorella

Flexibilität, Kreativität, Inspiration, Innovativität ich übersetz das einfach mal mit *erneuernde Ideen*

auf der Nebenschiene zu Fleiss und Bildung, zu kultivieren ist das Zauberwort oder sind die Zauberwörter zu gleichen Teilen, wenn nicht noch einen Tick mehr!!!

Aber das hat erfolgreiche Menschen schon immer ausgezeichnet.

Caya

...
Mit der These: bilde dich, sei flexibel, sei fleißig - und du wirst Arbeit haben, wird das echte Leben übersehen. ...

Wenn alle drei Forderungen erfüllt sind, sollte es doch gehen. Deine Beispiele haben ja gezeigt, dass jeweils eine oder zwei dieser Prämissen nicht erfüllt waren. Dann ging es halt nicht.

geli, der Schluss "dann ging es halt nicht" klingt in meinen Ohren nach Achselzucken.
Ich nehme aber an, dass du es nicht so gemeint hast.

In dem Link, den ich in mein Eingangsposting gestellt habe,
ging es nicht um die Frage, ob es besonders Begabte (bzw. Menschen, die über einen Strauß weiterer hervorragender Eigenschaften verfügen) mittels Fleiß und Bildung zu lohnender Beschäftigung bringen könnten.

Überhaupt ging es nicht um die Frage: Was muss ich tun, um besonders erfolgreich zu sein.

Es ging darum, dass durchschnittlich gesehen Fleiß und Bildung nicht mehr als ausreichend vorausgesetzt werden können.

Den Lösungsvorschlag: "dann mach doch einfach eine/n Studienabschluss/Ausbildung, der gebraucht wird" halte ich für sehr kurzfristig zündend. Es gibt mehr Bedarf an Arbeit, als an Arbeitsplätzen. Und es gibt zuwenig Arbeitsplätze für durchschnittlich Begabte (die die Mehrheit der Menschheit bilden, sonst wären sie nicht der Durchschnitt).

Sorella

"Dann ging es halt nicht" war in der Tat etwas flapsig formuliert - und keinesfalls so gemeint!

Aber ich wollte darauf hinweisen, dass alle drei Eigenschaften zusammen die Chance doch wesentlich erhöhen. Nicht Bildung allein, nicht Fleiß allein, nicht Bildung + Fleiß allein, sondern Bildung + Fleiß + Flexibilität (und möglicherweise noch weitere Anforderungen)!
Da meine Flexibilität auch ihre Grenzen hat, bin ich froh, dass ich diese Phase meines Lebens, wo man "etwas werden" will oder muss, bereits hinter mir habe! Ich bewundere die jungen Menschen von heute, die sich diesen Herausforderungen stellen!

eine portion glück gehört auch dazu.

glückliche fügungen. zur rechten zeit am rechten ort zu sein,

das ist auch manchmal karriereentscheidend.


davon abgesehen:

ein leiser, hochintelligenter mensch hat auch oft nicht die gleichen

chancen wie ein sogenannter draufgänger.

das ist selbst in der schulzeit schon so zu beobachten.

Ja, da hast Du natürlich auch Recht!