Soziales Einsamkeit

RE: Einsamkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf barbarakary vom 28.11.2019, 23:29:52

danke barbarakary

weil ich mir dachte, gerade weil wir anspruchsvoll sind, und auch sein dürfen, ist es mitunter nicht so einfach
aber das geht konform mit dir, verbiegen würde ja diesen Wunsch nach Vertrautheit auch nicht erfüllen

WurzelFlügel

RE: Einsamkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.11.2019, 23:45:04

Ich frage mich gerade, ob es zu Anspruchsvoll ist, wenn man nur zu zweit etwas machen möchte. Zum Beispiel klönen oder Bummeln gehen, Dinge, die nichts oder nicht viel kosten. Ich denke auch, dass die Meisten wissen, wo  irgendwelche Gruppen sind, aber vielleicht ist jemand ja auch gern allein und möchte nur ab und zu mal mit einer anderen Person etwas machen. 

Ein Phänomen wäre da noch, wenn jemand in einer Gruppe zugibt, dass er alleine lebt und viele Angehörige verloren hat und auch Freunde, dann gibt es sofort Vorschläge, in welche Gruppen man gehen soll anstatt, das mal jemand sagen würde, komm, dann lass uns mal Bummeln gehen oder irgendwo außerhalb der Gruppe ein Tässchen Kaffee trinken und klönen. Vertrautheit baut sich langsam auf. Es gibt keine Gruppen nur für Einsame, meistens haben die Besucher noch genug Anhang und möchten in der Gruppe nur mal etwas Abwechselung und nicht unbedingt neue Bekannte finden. Und dann passt es oft nicht, weil die Interessen für Zweierbegegnungen außerhalb der Gruppe doch zu unterschiedlich sind. 

Und dann gibt es noch solche, die zwar sagen, dass sie sich einsam fühlen, investiert man und schlägt vor, doch mal etwas gemeinsam zu machen, dann kommt da nur ein laues "könnte man ja mal" aber meldet man sich dann mit konkreten einfachen Vorschlägen kommt kein Feedback. Jeder fühlt sich zu schlecht, als dass er in der Lage wäre, mal spazieren zu gehen aber  in die Gruppe gehen die dann wieder. Einseitige Sachen nerven mit der Zeit, wenn nie etwas zurück kommt. Da ruft man gelegentlich an und klönt mit der Person, die sich angeblich so einsam fühlt, aber die Person ruft nie zurück. Sowas ist mir zu blöd, wenn man immer mal wieder auf Leute zugeht und diese dann meinen, sie könnten sich aus allen möglichen Gründen keiner neuen Bekanntschaft hingeben.

Selbstverständlich muss so etwas immer auf Gegenseitigkeit beruhen. Die Fähigkeit von sich zu erzählen und dem Gegenüber auch zuhören können, muss schon vorhanden sein. Wenn ich mich öffne, erwarte ich auch, dass mein Gesprächspartner es tut, wenn er/sie sich schon bei mir beklagt, dass er/sie einsam ist.

RE: Einsamkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2019, 06:04:07

Ein Phänomen wäre da noch, wenn jemand in einer Gruppe zugibt, dass er alleine lebt und viele Angehörige verloren hat und auch Freunde, dann gibt es sofort Vorschläge, in welche Gruppen man gehen soll anstatt, das mal jemand sagen würde, komm, dann lass uns mal Bummeln gehen oder irgendwo außerhalb der Gruppe ein Tässchen Kaffee trinken und klönen.

Wie recht Du damit hast, liebe Cenima❗️
Genau das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
Vielen Dank für Deine offenen und mutigen Beiträge, mit denen Du
sicher vielen Leuten aus der Seele sprichst 💐
LG Suse

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RE: Einsamkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2019, 09:51:02

Was die Anderen hier schreiben finde ich aber auch gut und wichtig.

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Einsamkeit
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf barbarakary vom 28.11.2019, 20:09:35

Das sehe ich ähnlich..., Jeder ist anders und man weiß meistens sehr genau, was einem gut tut oder eben auch nicht. Gegen Einsamkeit kann man etwas tun..., manchmal braucht es aber der Fähigkeit, auf Andere zu zugehen ohne diese zu verschrecken. Andere können nämlich auch einsam sein und trauen sich auch nicht..., da wird es nie ein "Rezept" geben können...den Schritt nach vorn aber, muss Jeder schon selbst machen !

Wie sag ich immer so schön..., alles tun, Hauptsache ist doch, man fühlt sich wohl !
Manchmal möchte man nicht allein sein, hin und wieder tut es gut, allein zu sein...

Kristine

olga64
olga64
Mitglied

RE: Einsamkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2019, 06:04:07

Bei diesem Thema musste ich auch an meine Mutter denken, die von Anfang 80 bis zu ihrem Tod mit 92 Jahren in einem sehr gut geführten Altenheim lebte.
Dort war sie sicher nie allein - es waren ja viele alte Menschen dort und auch Betreuungspersonal.
Einmal nahm sie mich mit zu den Treffen ,die dort permanent abgehalten wurden. Dafür gab es einen grossen Raum, wo die alten Menschen sich aufhielten, es wurde auch Kaffee und Kuchen serviert usw.
Aber nur wenige sprachen zusammen; die sassen meist stumm in der Runde,bzw. einige Grüppchen stritten lautstark, weil ihnen irgendwas nicht passte.
Viele, die sich dort aufhielten, bekamen auch sehr selten Besuch, obwohl ihre Kinder (und die meisten Frauen hatten viele Kinder) in der gleichen Stadt lebten.
Meine Mutter zog sich meistens in ihr Zimmer zurück, weil es ihr dort nicht gefiel. Sie hörte dann lieber ein Hörbuch usw.
DAs ist m.E. eine hohe Einsamkeit, wenn man unter Menschen ist, aber sich sehr allein fühlt.
Das hat aber m.E. nicht nur was mit dem Alter zu tun. Viele dieser Generation hat es vermutlich auch nie gelernt, sich eigene Kontakte aufzubauen oder auf andere zuzugehen, sich mit denen auseinanderzusetzen und auch dann noch respektvoll zu reagieren, wenn die anderen Leute völlig anders denken und handeln als man selbst. Das ist ein lebenslanger Prozess, den man schon früh beginnen sollte. Olga


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rumpelstilzchen
rumpelstilzchen
Mitglied

RE: Einsamkeit
geschrieben von rumpelstilzchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2019, 18:02:33

Marina, Deine Antwort ist sehr passend.
Ich glaube auch, dass es eine große Scham gibt, über Einsamkeit zu reden. Dabei ist sie im Alter weit verbreitet. Nich jeder/jede traut sich nochmal heraus ins pralle Leben. Gruppen, selbst ehrenamtliche, sind oft voller Gezänk,als deren Ursache ich Neid ausgemacht habe.

War man Jahrzehnte mit einem Partner verbunden, ist diese Zweisamkeit unersetzbar, auch nicht durch eine beste Freundin. Aber Vertraute sind immerhin gut. Doch viele Verbindungen aus früheren Jahren enden durch Tod oder schwere Krankheit. Einen Freund habe ich, der einen Riesenbekanntenkreis hat, den seine verstorbene viel jüngere Frau aufgebaut hatte. Er ist mit 92 J. sehr mobil, von fröhlichem Gemüt und immer positiv.

Wie heißt es so schön in einem Gedicht von Schiller "Das Mädchen aus der Fremde" s.u. " von einer glüclkicheren Natur".

Gedicht:


 
Das Mädchen aus der Fremde
 
            In einem Tal bei armen Hirten
            Erschien mit jedem jungen Jahr,
            Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
            Ein Mädchen, schön und wunderbar.
 
            Sie war nicht in dem Tal geboren,
            Man wußte nicht, woher sie kam,
            Und schnell war ihre Spur verloren,
            Sobald das Mädchen Abschied nahm.
 
            Beseligend war ihre Nähe,
            Und alle Herzen wurden weit,
            Doch eine Würde, eine Höhe
            Entfernte die Vertraulichkeit.
 
            Sie brachte Blumen mit und Früchte,
            Gereift auf einer andern Flur,
            In einem andern Sonnenlichte,
            In einer glücklichern Natur.
 
            Und teilte jedem eine Gabe,
            Dem Früchte, jenem Blumen aus,
            Der Jüngling und der Greis am Stabe,
            Ein jeder ging beschenkt nach Haus.
 
            Willkommen waren alle Gäste,
            Doch nahte sich ein liebend Paar,
            Dem reichte sie der Gaben beste,
            Der Blumen allerschönste dar.
 
            Friedrich v.Schiller 1759-1805
 
 
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Einsamkeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf rumpelstilzchen vom 10.01.2020, 12:39:58

Alle, die sehr lange in Zweierbeziehungen leben, wissen es ja: einer wird zuerst gehen und einer wird zurückbleiben.
Ob das aber immer bei allen nur negativ beurteilt wird?
Ich denke z.B. an Frauen und MÄnner, die ihre PartnerInnen viele Jahre gepflegt haben und das eigene Leben darüber vergessen haben.
Ich denke auch an die, die sich schon seit Jahren nicht mehr viel zu sagen haben, spätestens seitdem das Bindeglied "Kinder" weg ist, aber zusammenbleiben, weil die Vermögensverhältnisse, bzw. die Rentensituation darauf abgestellt ist.
Wir haben eine noch lebende Tante, die mittlerweile 94 Jahre alt ist und die mit ihrem Mann (einem Onkel von uns) fast 70 Jahre zusammen war. Dieser Mann war ausgesprochen schwierig, sehr eitel und extrem egoistisch bis egozentrisch.
Er starb vor wenigen Jahren und wir machten uns grosse Sorgen, wie die überlebende Tante das bewerkstelligen wird (nicht finanziell, sie ist bestens versorgt).
Als erste Massnahme zog sie in ein gut geführtes Altenheim, freundete sich rasch mit anderen Insassen an (was er nie akzeptiert hätte) und lebt förmlich auf.
Sie fährt mittlerweile mit ihrem Rollstuhl auch nach draussen, bzw. nimmt sich ein Taxi für ihre Fahrten zum Friseur, in eine Gaststätte usw. und geniesst die Jahre, die ihr noch bleiben. Olga
 

RE: Einsamkeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf rumpelstilzchen vom 10.01.2020, 12:39:58

Liebes Rumpelstilzchen (schöner Name übrigens 😉),

vielen Dank für das schöne Gedicht. Man sollte doch öfter mal wieder die Klassiker lesen. 😉
Dafür kriegst du jetzt auch eins von mir:

Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.

Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...

(Rainer Maria Rilke)

Ich finde es übrigens interessant, dass dieses Gedicht auch die Einsamkeit in den Blick nimmt, wenn man zu zweit ist. Es gibt sicher unzählige sich einsame fühlende Ehepartner/innen.
Die Einsamkeit hat ja nicht unbedingt etwas mit dem Alleinsein zu tun. Ich kann auch allein sein, ohne mich einsam zu fühlen, wenn ich zufrieden damit bin. Und ich kann mich sehr einsam fühlen, wenn ich mit dem falschen Menschen zusammen bin. Und das ist für mich die schlimmere Einsamkeit. Lieber allein und zufrieden als zu zweit mit jemandem, den man auf den Mond wünscht. 😉
 

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

RE: Einsamkeit
geschrieben von Drachenmutter

Ein ganz wichtiger Aspekt, der Einsamkeit vorzubeugen ist die Beschäftigung mit Hobbies. Mannigfaltige Interessen schützen vor Einsamkeit.

Seit ich meinen Mann im Oktober des vergangenen Jahres beerdigt habe, bin ich nicht einen Tag einsam gewesen, alleine schon, aber nie einsam. Von Kindheit an hatte ich viele Interessen, die ich teilweise während meiner Ehe hinten angestellt hatte und die ich jetzt wieder aufleben lasse. Der Tag hat für mich zu wenige Stunden, um all diese Hobbies ausführen zu können.

Es geht mir gut, wenn auch die Gesundheit zu wünschen übrig lässt. Ich kann tun und lassen was ich will und muss niemanden mehr nach seinem Einverständnis fragen, muss in meinen vier Wänden keine Rücksicht mehr nehmen. Das ist ein unglaublich befreiendes Gefühl.

LG,
Drachenmutter

 


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