Soziales Einsamer Tod
In unserem Haus wohnte jahrzehntelang ein Ehepaar, die nun das stolze Alter von fast 90 und über 90 erreicht hatten. Die Frau wurde zum Pflegefall mit Demenz und zog um in ein gutes Pflegeheim; er sträubte sich dagegen,tauschte aber die grosse Wohnung im 3. Stock ohne Lift gegen eine kleine Gartenwohnung im EG. Soziale Kontakte bestanden (alte Freunde, zwei Kinder, die in der Nähe wohnen, Essen auf Rädern und Pflegedienst), obwohl er ein recht schwieriger alter Herr war, der manchmal auch zuviel getrunken hatte und dann streitsüchtig wurde. Das ist aber in Bayern kein KO-Kriterium, solange der der Streithansl das Echo ertragen kann.
Jetzt starb er nachts und allein, so wie es aussieht, sehr friedlich. Gefunden wurde er am nächsten Tag als er auf Klingeln nicht öffnete, weil man ihm sein Essen zustellen wollte.
Die Kinder versuchen, die Mutter im Pflegeheim darüber zu informieren - die alte DAme realisiert dies allerdings nicht mehr, weil die Demenz zu fortgeschritten ist.
So kann es also auch gehen - Gevatter Tod kommt, wann es ihm passt und fragt nicht nach den genehmen Umständen. Der einsame Tod hätte auch im Altenheim erfolgen können, da auch dort nachts nicht permanent jemand bei den Patienten sein kann. Mich regen diese Umstände, die allgemein nun nicht von übergrosser Trauer geprägt sind, zum Nachdenken an. Olga
Jetzt starb er nachts und allein, so wie es aussieht, sehr friedlich. Gefunden wurde er am nächsten Tag als er auf Klingeln nicht öffnete, weil man ihm sein Essen zustellen wollte.
Die Kinder versuchen, die Mutter im Pflegeheim darüber zu informieren - die alte DAme realisiert dies allerdings nicht mehr, weil die Demenz zu fortgeschritten ist.
So kann es also auch gehen - Gevatter Tod kommt, wann es ihm passt und fragt nicht nach den genehmen Umständen. Der einsame Tod hätte auch im Altenheim erfolgen können, da auch dort nachts nicht permanent jemand bei den Patienten sein kann. Mich regen diese Umstände, die allgemein nun nicht von übergrosser Trauer geprägt sind, zum Nachdenken an. Olga
Ich glaube, der Tod ist immer einsam, auch wenn der Partner
neben einem im Ehebett schläft. Für den Partner ein Schock.
Mein Vater starb am dritten Herzinfarkt im Schlaf neben meiner Mutter...
neben einem im Ehebett schläft. Für den Partner ein Schock.
Mein Vater starb am dritten Herzinfarkt im Schlaf neben meiner Mutter...
Das ist wohl so. Mein VAter starb mit 53 Jahren an seinem neuen Arbeitsplatz an einem Herzinfarkt an meinem 15. Geburtstag. ER verliess pumperlgsund die Wohnung und kam nicht mehr nach Hause. ER hinterliess eine Ehefrau mit Anfang 40 und zwei Kinder.
Da war der Tod des Hausbewohners schon gnädiger, wie ich finde. Aber Gevatter Tod hat seine eigenen Regeln, denen wir uns alle irgendwann einmal beugen müssen. Olga
Da war der Tod des Hausbewohners schon gnädiger, wie ich finde. Aber Gevatter Tod hat seine eigenen Regeln, denen wir uns alle irgendwann einmal beugen müssen. Olga
Ich stelle mir den Augenblick des Sterbens als einen sehr persönlichen, vielleicht sogar intimen Moment vor. -
So er nicht völlig unvorbereitet kommt, aber in einem solchen Fall gibt es möglicherweise Sekunden oder Minuten, die nur mir gehören.
Die Lebenden sollen frei von mir sein, wenn meine Zeit hier auf Erden vorbei ist. Das könnte mir das Sterben einfacher machen, da es mir ermöglicht, in meiner ureigensten Gedankenwelt zu verweilen.
Das ist meine Vorstellung jetzt, sie kann sich stündlich ändern .
Ich war 12 als mein Vater 55-jährig allein in seiner Wohnung starb.
Eine Woche hat er uns Kindern mitgeteilt, dass er bald sterben wird.
Und seine Schwester fand ihn bei geöffneter Wohnungstür, in seinem Bett liegend.
Für mich fühlt es sich so an, als habe er seinem Tod zugestimmt.
Ohne dass es irgendeine "erschreckende" Diagnose gab, die über ein schwaches Herz hinausging.
Früher habe ich diesbezüglich nur meinen Kinderschmerz gesehen. Als Erwachsene und selbst Eltern, habe ich über seine Art zu gehen häufig nachgedacht und seine Ankündigung als "sein" Abschiednehmen sehen können.
Ein Gefühl ist geblieben: Alles wie es war, war für ihn so in Ordnung.
Wer weiß, wie es bei dem Nachbarn war?
Adoma
So er nicht völlig unvorbereitet kommt, aber in einem solchen Fall gibt es möglicherweise Sekunden oder Minuten, die nur mir gehören.
Die Lebenden sollen frei von mir sein, wenn meine Zeit hier auf Erden vorbei ist. Das könnte mir das Sterben einfacher machen, da es mir ermöglicht, in meiner ureigensten Gedankenwelt zu verweilen.
Das ist meine Vorstellung jetzt, sie kann sich stündlich ändern .
Ich war 12 als mein Vater 55-jährig allein in seiner Wohnung starb.
Eine Woche hat er uns Kindern mitgeteilt, dass er bald sterben wird.
Und seine Schwester fand ihn bei geöffneter Wohnungstür, in seinem Bett liegend.
Für mich fühlt es sich so an, als habe er seinem Tod zugestimmt.
Ohne dass es irgendeine "erschreckende" Diagnose gab, die über ein schwaches Herz hinausging.
Früher habe ich diesbezüglich nur meinen Kinderschmerz gesehen. Als Erwachsene und selbst Eltern, habe ich über seine Art zu gehen häufig nachgedacht und seine Ankündigung als "sein" Abschiednehmen sehen können.
Ein Gefühl ist geblieben: Alles wie es war, war für ihn so in Ordnung.
Wer weiß, wie es bei dem Nachbarn war?
Adoma
Adoma, was Du hier schreibst ist völlig identisch mit meiner Vorstellung vom Sterben, und ich bin sogar überzeugt, dass dieses Allein-sein-wollen in diesem Moment völlig natürlich ist.
Wenn ich Tiere beobachte, die sich zum Sterben völlig zurückziehen und auch von anderen den Tieren in Ruhe gelassen werden, liegt dies vielleicht auch genau so in unserer Natur, die uns in diesem sehr intimen Moment genommen wird. Wir werden es erst wissen, wenn es soweit ist.
Luchs35
Wenn ich Tiere beobachte, die sich zum Sterben völlig zurückziehen und auch von anderen den Tieren in Ruhe gelassen werden, liegt dies vielleicht auch genau so in unserer Natur, die uns in diesem sehr intimen Moment genommen wird. Wir werden es erst wissen, wenn es soweit ist.
Luchs35
Re: Einsamer Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Guten Abend, da ich das Sterben von Angehörigen und durch meine Arbeit im Pflegeheim in den letzten Jahren unmittelbar begleitet habe, habe ic h unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die meisten Menschen, die den Tod nahe waren, waren froh, daß jemand bei Ihnen war. Sie fühlten sich geborgen und hatten keine Angst mehr. Meine Mutter und meine Oma waren beruhigt, daß ich dabei war. Und für mich war es in Ordnung. So wußten ich, daß sie wirklich in Ruhe und Frieden sterben konnten. Nicht umsonst gibt es Sterbebegleitung. Oft können die Menschen erst sterben, wenn sie Ihre Lieben noch einmal sehen. In den Heimen ist es nicht angenehm allein zu sterben. Wie gesagt, ich kann es nur von meinem eigenen Erfahrungen her beurteilen.
Die Menschen sind nun mal unterschiedlich.
Heddy
Die Menschen sind nun mal unterschiedlich.
Heddy
ich bin dankbar dass ich bei meinen beiden Männern "dabei sein" sie begleiten durfte. Es heisst zwar "jeder stirbt für sich allein" aber ich denke es ist trotzdem tröstlich wenn man einen nahen Menschen in den letzten Minuten bei sich hat.
Die Menschen sind unterschiedlich, sagt Heddy.
Das wird bei diesem Thema auch sehr deutlich. Mein Eindruck ist, dass es diese zwei Pole gibt, und nur eine geringfügige "Ist mir egal-Mitte".
Natürlich - lieg ich darnieder und brauche noch Pflege,
so wird ja schon aus dem Grunde jemand in meiner Nähe sein.
Und vielleicht werden mir noch ein paar zarte Wünsche erfüllt.
Vielleicht eine schöne Musik, oder so etwas.
Ich überlege gerade, wenn ich angstfrei in diesen Prozess gehe, kann ich dann besser allein sein?
Adoma
Das wird bei diesem Thema auch sehr deutlich. Mein Eindruck ist, dass es diese zwei Pole gibt, und nur eine geringfügige "Ist mir egal-Mitte".
Natürlich - lieg ich darnieder und brauche noch Pflege,
so wird ja schon aus dem Grunde jemand in meiner Nähe sein.
Und vielleicht werden mir noch ein paar zarte Wünsche erfüllt.
Vielleicht eine schöne Musik, oder so etwas.
Ich überlege gerade, wenn ich angstfrei in diesen Prozess gehe, kann ich dann besser allein sein?
Adoma
Olga, ich denke in dem von Ihnen geschilderten Fall, ist es ein nachdenkenswerter Tod, da sie alle „Unbeteiligte“ an dem Geschehen gewesen sind. Der alte Herr mit seinen 90 Jahren hat sich dafür entschieden sein restliches Erdenleben alleine zu verbringen, nur mit den gebotenen Versorgungen. Und - so wie Sie berichten, ist er friedlich eingeschlafen. Wie schön, so ein langes Leben in dieser Form ohne Leiden beenden zu können.
Der erste Beitrag, erster Absatz, den Adoma schreibt, könnte von mir sein. So wäre es mein Wunsch. Aber, wie Adoma weiter schreibt, ist es ein JETZT empfinden, vielleicht denke ich irgendwann auch mal anders.
Als mein Vater gestorben ist, hat ihn meine Mutter auf seinem Weg begleitet. Er hat sich allerdings erst von unserer Erde verabschiedet, als meine Mutter ihn für eine kurze Ruhepause verlassen musste. Ich denke, das war seine Art mit vielem umzugehen und ich bin sehr seine Tochter.
Ursula
Der erste Beitrag, erster Absatz, den Adoma schreibt, könnte von mir sein. So wäre es mein Wunsch. Aber, wie Adoma weiter schreibt, ist es ein JETZT empfinden, vielleicht denke ich irgendwann auch mal anders.
Als mein Vater gestorben ist, hat ihn meine Mutter auf seinem Weg begleitet. Er hat sich allerdings erst von unserer Erde verabschiedet, als meine Mutter ihn für eine kurze Ruhepause verlassen musste. Ich denke, das war seine Art mit vielem umzugehen und ich bin sehr seine Tochter.
Ursula
Es kann sein, dass es die starken emotionalen Bindungen, Gefühle oder auch Ängste der Angehörigen gegenüber dem Sterbenden/dem Tod sind (oft unbewusst), die ihn am Sterben hindern. Weil er dadurch nicht richtig loslassen kann, vielleicht aus einer Schonhaltung heraus oder weil er nicht zur völligen Ruhe und Gelassnheit kommen kann - was den Sterbeprozess verlängert.
Ich habe erfahren, dass sie oft einen unbetreuten Moment für ihr Sterben auswählen, warum auch immer, bleibt für uns letztlich ein Rätsel, denn genau wissen wir es nicht.
Es muss also nicht so sein, dass der Sterbende es als schlimm empfindet, wenn niemand im Moment des Sterbens bei ihm ist. Es ist genauso möglich, dass er leichter gehen kann, wenn er allein ist und die Anwesenheit sehr nahestehender Menschen als eine Art "Hindernis" erfährt.
Mane
Ich habe erfahren, dass sie oft einen unbetreuten Moment für ihr Sterben auswählen, warum auch immer, bleibt für uns letztlich ein Rätsel, denn genau wissen wir es nicht.
Es muss also nicht so sein, dass der Sterbende es als schlimm empfindet, wenn niemand im Moment des Sterbens bei ihm ist. Es ist genauso möglich, dass er leichter gehen kann, wenn er allein ist und die Anwesenheit sehr nahestehender Menschen als eine Art "Hindernis" erfährt.
Mane