Soziales Einsam
Liebe Mareike.
Ich fühle mich selten einsam - allerdings am EHESTEN in größeren Gruppen. 😁
Mareike
Tja das ist auch wahrscheinlich das komplizierste, ganz allein unter Fremden, womöglich auch noch mit einer anderen Muttersprache. Ich liebte diese Situationen, wo man in der fremde Gruppe versuchte Halt zu finden, wo wir beruflich ab und zu ausgesetzt waren. 😊
Ohne Humor, ich fühle oft mit den Zuwanderer. Das ist ein grosses Problem für diese Menschen.
Phil.
Ich blieb eine Weile bei ihm, denn da war noch vieles ein- und umzuräumen, auch zu entsorgen. Auffällig dabei war, dass er sich sehr schwer damit tat Sachen zu entsorgen, die er mal GESCHENKT bekam.
Mareike
Das macht ihn mir aber sehr sympathisch, @Mareike Auch ich tu mich schwer, Dinge, die ich geschenkt bekam, und mit denen ich konkret den Schenker oder die Schenkerin assoziiere, wegzuwerfen oder wegzugeben.
Zum Thema Einsamkeit. Ich denke, man sollte zwischen Einsamkeit und Alleinsein klar unterscheiden. Allein bin ich oft und gern, man kann auch gut zu zweit allein sein. Oft ist meine Frau in ihrem, und ich in meinem Zimmer, und wir sehen uns nur morgens und abends... Aber wir fühlen uns nie einsam.
Einsam fühle ich mich in großen Versammlungen jedweder Art. Selbst in Konzerten/Kino/Theater fühle ich mich manchmal einsam, von größeren Partys, die ich seit 40 Jahren nicht mehr besuche, ganz zu schweigen. Aber in meinem Atelier oder an meinem Schreibtisch, oder auf dem Balkon, in der Sonne lesend, spüre ich keine Einsamkeit, auch wenn ich allein bin.
Zum C.G.Jung Zitat: Das Wort "unfähig" kann einen negativ-vorwurfsvollen Beigeschmack haben. Aber ich denke, Jung meint es nicht in diesem Sinn, sondern einfach, dass ein Mensch etwas in diesem Moment nicht kann. Es vielleicht verlernt hat. Oder so oft so sehr verletzt wurde, dass er es auch nicht (mehr) mag oder es nicht mehr über sich zu bringen vermag. Oder es nie gelernt hat, z.B. zu seiner Meinung zu stehen, aus Angst, dass ihn seine Meinung "einsam" macht.
Zu etwas nicht (mehr?) fähig zu sein, ist ja keine "Schuld" und noch nicht einmal in jedem Fall "eigene Verantwortung"
findet
DW
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Da klingelte es bei mir. Sohnemann stand total entrüstet bei mir vor der Tür.
Vor ihm ausgebreitet den Teppich, den er vor einigen Jahren von mir geschenkt bekam. Das Teil war stark abgewetzt von seinem fahrbaren Schreibtischstuhl, war durchaus erneuerungsbedürftig. Er sah darin aber nur das Geschenk der Oma ...
Er hatte entrüstet den neuen Teppich abgelehnt: Zu grau, zu klein, nicht sein Geschmack - im Grund alles nur vorgeschobene Argumente.
Meine Tochter schimpfte über Undankbarkeit, Sturheit etc.
Er wollte den Oma-Teppich reinigen und den Grauen rausschmeißen, es wäre schließlich sein Zimmer.
Als erstes bekam er von mir einen Schrubber zum Reinigen des Teppichs. Schnell stellte er fest, es war kein Schmutz sondern es waren abgewetzte Stellen.
Dann gingen wir hoch und ich bewunderte die Neugestaltung, machte nebenbei die Bemerkung, dass mir das Grau gut gefiel. Nun war der Druck raus.
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Mareike
Hallo @Mareike,
der Junge hat doch nichts Unrechtes verlangt!
Es wurde ihm aber vermittelt, dass seine eigene Meinung zum eigenen Wohlbefinden nichts wert ist.
Zumindest verstehe ich das so.
Ciao
Hobbyradler
Lieber HR
Um die Situation verstehen zu können, muss man die Beiden kennen. Ich weiß meist, wo der Schuh drückt.
Als ich ihm den Schrubber in die Hand drückte, gab ich ihm zu verstehen: "O K, ich nehme Dein Anliegen ernst. Dein Geschmack ist entscheidend."
Damit war natürlich Ärger mit Mama vorprogramiert. Das hätte ich in Kauf genommen.
Schnell wurde dann aber deutlich, dass es gar nicht um den Teppich als solches ging.
Ich glaube, erst im weiteren Verlauf wurde meinem Enkel klar, dass es eher ein emotionales Festhalten, ein Nicht Loslassen wollen war, was ihn so aufbrachte.
Das geht wesentlich tiefer als "Geschmack". Der Waldler beschreibt es treffend. Es ist sicherlich äußerst schade, dass meine Tochter das in solchen Momenten nicht registriert. Da spielt ihr ihr Temperament immer wieder Streiche ...
Aktives Zuhören setzt glaube ich Geduld und Nachsicht voraus. Da habe ich es als relativ stressfreie Großmutter gewiss leichter ...
Mareike
"Einsamkeit kommt nicht davon keine Menschen um sich herum zu haben, sondern davon, unfähig zu sein, die Dinge zu äußern, die einem wichtig sind
oder seine eigenen Standpunkte zu vertreten, die andere als unzulässig finden.".So soll das Carl Gustav Jung gesehen haben.
Einsam inmitten von Gesellschaft - kann das denn sein?
A „unfähig zu sein, die Dinge zu äußern, die einem wichtig sind“
weil man wiederholt erfährt, nur Stichwortgeber für einen längeren Monolog des Gegenübers zu sein und weil der Gesprächspartner kaum erwarten kann seine Sicht der Dinge zu präsentieren. So entsteht kein Gespräch, das eigene Schweigen erspart wenigstens den nächsten Monolog.
Oder, alternativ, besteht nicht genügend Selbstbewusstsein, um die Wichtigkeit so einzustufen, dass sie auch andere interessieren könnte. Der Moment des Kairos (du hast ihn schon in einem anderen Thread vorgestellt) ist so selten, dass er dem zufälligen Finden einer Perle gleichkommt.
B „seine eigenen Standpunkte zu vertreten, die andere als unzulässig finden.“
Dazu gehört entweder Abgeklärtheit, die das Zulassen des Standpunkts durch andere als nicht relevant ansieht oder es besteht eine Verletzbarkeit, die verhindert diesen Standpunkt emotionskontrolliert zu vertreten.
Die Einsamkeit inmitten von Gesellschaft haben andere vor mir schon anschaulich dargestellt. Wenn aber Gesellschaft nicht als Menschen eines Freundes-, Kollegen- oder eines gesellschaftlichen Termins gemeint ist, dann kann ein Mensch auch innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft auf verlorenem Posten stehen, sieht sich einsam. Egal ob Kämpfer oder Feigling, wer nicht im jeweils angesagten Strom mitschwimmt ist zwangsläufig einsam.
Das Gefühl der Einsamkeit und des Verlassenseins kann viele Gründe haben und ist sehr individuell.
Spürt man in sich solche Gefühle, verdrängt man sie gerne. Jedoch sind sie eine Chance zu ergründen, weshalb man sich so fühlt. Damit sollte man nicht so lange warten, denn je länger diese Gefühle von Einsamkeit anhalten, desto sicherer ist es, dass sie chronisch werden und zu schweren Depressionen führen. Steckt man dann in der Depression, erkennt man meist nicht mehr, was der Anlass dazu war und kann auch den Grund seiner Einsamkeit nicht mehr nachvollziehen, denn man ist einsam und hat nicht mehr oder wenig Kraft, sich da wieder herauszuziehen.
Ich denke, Einsamkeitsgefühle gehören auch in manchen Phasen eines Lebens dazu.
Also so einfach ist es nicht, das Thema allgemein zu beantworten.
Da wären Beispiele hilfreich.
LG Lorena
Ich denke, Einsamkeitsgefühle gehören auch in manchen Phasen eines Lebens dazu.
geschrieben von Lorena
Ja, das sehe ich auch so.
LG
DW
In größeren Gruppen kannst Du Dich verloren fühlen, aber nicht einsam, einsam fühlen kann man sich nur, wenn soziale Beziehungen, z.B. zu den eigenen Kindern, zu Freunden, zu Verwandten, nicht stattfinden!
In einer größeren Gruppe kann man sich durchaus verloren vorkommen, natürlich auch in einer kleinen Gruppe oder überhaupt überall, wo man Standpunkte oder Ansichten nicht teilen möchte oder will!
Bei fehlender Kompromißbereitschaft oder Teamfähigkeit stellt man sich selber oft auf einen verlorenen Posten!
Edita
Man muss ja auch unterscheiden - Treffen in Gruppen irgendwo und ständig aber alles oberflächlich - aber leben tun dann viele ganz allein. Das ist aber seit Jahren gezielt so gewollt. Die Menschen wollen oft garnicht mehr tiefere Kontakte, wollen keine Kompromisse mehr eingehen, leben ihr Leben lieber allein.
Alles "gut", finde ich aber was ist später dann...wenn man älter geworden ist...dann kommt nämlich die Einsamkeit. Kein Partner, keine Kinder und Enkel...Freunde sind vielleicht auch weg...oder lassen sich nur noch schwer finden.
Ich habe das alles in Berlin mannigfaltig erlebt...und mich immer auch gefragt, was machen all die Singles später einmal...keine gute Entwicklung, empfinde ich jedenfalls.
Klar...auch in Beziehungen kann man einsam sein - gibt es alles !
Kristine