Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Ein Dorf für Alzheimerkranke?

Soziales Ein Dorf für Alzheimerkranke?

Karl
Karl
Administrator

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 02.02.2012, 22:52:08
Liebe luchs35,

neben Alzheimer gibt es eine Reihe anderer neurologischer Krankheiten, bei denen sich Eiweißplaques in Nervenzellen bilden. Ging man ursprünglich meist davon aus, dass diese Eiweißablagerungen ursächlich für die Krankheitssymptome sind, weiß man heute, dass diese "Müllkippen" für hochpolymere Eiweiße eher der Versuch der Zellen sind, die eigentlichen Probleme, nämlich giftige kleinere Eiweiße durch Vernetzung untereinander unschädlich zu machen. Das bedeutet, dass es nicht unbedingt hilfreich ist, vorhandene Plaques wieder aufzulösen, die Ursachen für das Entstehen der giftigen Oligomere gilt es zu beseitigen.

Bis zur "Heilung" oder zur erfolgreichen vollständigen "Prävention" von Demenzerkrankungen ist es noch ein weiter Weg. Es gibt allerdings schon heute das Wissen um einige Verhaltensweisen, die helfen den Beginn hinauszuzögern. Dazu gehört mäßig Sport zu treiben, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern, dazu gehört es aber auch, das Gehirn zu fordern, die grauen Zellen zu bewegen. Vielleicht ist uns allen hierbei ab und zu der Seniorentreff eine Hilfe

Karl
luchs35
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Mitglied

Re: In diesem Thread sollte es um Altzheimer-Erkrankungen gehen!
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.02.2012, 01:31:17
Liebe Mart, gib es auf. Mir kommt die Diskussion hier vor ,als würden Blinde und Taube einander etwas zu erklären versuchen. Morbus Alzheimer ist eine Erkrankung, die nicht als Demenz beginnt, sondern in Demenz endet. Diese Krankheit von außen frühzeitig zu erkennen ist fast nicht möglich, da diese Menschen mit aller Konsequenz Anzeichen, die sie für vorübergehende Schwächen halten, verbergen.

Hier erklären teilweise nur Kurzzeitpflegende wie sie mit Dementen umgehen, haben aber vermutlich nie den Weg eines an Alzheimer Erkrankten erlebt, bis die Demenz ausbricht . Erst dann unterscheiden sie sich kaum mehr von sogenannten "normalen Dementen", die überwiegend auf altersbedingten Abbau beruht.

Ich möchte darüber auch nicht mehr schreiben, denn nicht einmal Fachleute schaffen es, hier klare Grenzen zu ziehen. So schlimm es sich auch anhört, aber für Ehepartner oder andere enge Angehörige beispielsweise ist es fast eine "Erleichterung" , wenn das Stadium Demenz erreicht ist, denn die Zeit davor ist ein Stück Hölle, von der sich enge Angehörige kaum mehr ganz lösen können.

Luchs

luchs35
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Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 03.02.2012, 09:20:33
Danke, lieber Karl, Erklärungen gibt es etliche und sie mögen auch zutreffen, aber erst jetzt beginnt man nachzuforschen, was überhaupt der Auslöser des Morbus Alzheimer ist und vor allem wann die Krankheit überhaupt begonnen hat. Das Gehirn im Denk-Training zu halten, ist sicher eine brauchbare Methode, um den Ausbruch der Erkrankung Demenz hinauszuzögern.

Nur aus meiner eigenen persönlichen Erfahrung heraus, bin ich da etwas skeptisch. Mein vor Jahren verstorbener Mann hatte ein Riesenwissen in vielen Bereichen (Studium : Chemie, Physik, Biologie) , sein Bildungsniveau war sehr hoch und dementsprechend war auch sein "Denk-Training". Auch das körperliche Training war ein Vielfaches des Üblichen. Niemals wäre jemand auf die Idee gekommen, seine hin und wieder auftretenden heftigen "Schrullen" auch nur wirklich ernst zu nehmen. Seine leitende Funktion in der Firma blieb völlig unbeeinträchtigt. Damit will ich lediglich ausdrücken, dass Gehirntraining und körperliche Bewegung vielleicht den dementen Teil hinauszögern können, aber was davor abläuft mit Sicherheit nicht. Die Demenz selbst ist nur das "Sahnehäubchen".
Man denke auch an Walter Jens, der bestimmt kein Gehirnjogging benötigte.

Hier muss die Forschung ansetzen, das tut sie jedoch erst in neuerer Zeit und sie hinkt hinterher, wenn man weiß, dass der Arzt und Neuropathologe Alois Alzheimer diese Erkrankung bereits zu Beginn des 20. Jh. entdeckte.

Luchs


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pippa
pippa
Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von pippa
als Antwort auf luchs35 vom 03.02.2012, 10:01:31
Danke, Luchs!

Ja, es kann viele Jahre dauern und es ist ein Höllenritt für alle.

Als ich die Wohnung meiner Mutter auflöste, war auf dem ersten Blick alles genau so gepflegt wie immer, obwohl sie allein lebte und sämtliche Hilfen, die ich immer wieder organisierte, kurzerhand vor die Tür setzte.

In den Schränken jedoch herrschte Chaos. Auch fehlte bereits vieles (zB Schmuck und Bücher).

Ganz schrecklich waren jedoch all die Notizhefte und Zettel, auf denen ich Schreibübungen fand. Wie furchtbar muss es sein, wenn man einfach nicht mehr die Adresse der Tochter schreiben kann und das auch noch weiß.

Außenstehende haben nichts von diesem inneren Chaos mitbekommen, nicht mal ihre beiden Ärzte, obwohl ich oft genug auf die Veränderung hingewiesen hatte.
Die Beschimpfungen, die ich viele Jahre ertragen musste, waren noch das kleinere Übel.

Ich musste tatenlos zusehen, bis sich die Nachbarn bedroht fühlten und einen Gerichtsbeschluss erwirkten.

Wer nun aber glaubt, dass meine Mutter sich nun geborgen fühlen würde, immerhin hatte sie ein sehr großes Zimmer, ausgestattet mit ihren Lieblingsmöbeln, Bildern und Teppichen, der täuscht sich gewaltig.

Sie machte mich dafür verantwortlich, das sie nun "eingesperrt" war und somit ging der Kampf mit Gerichten, Ärzten, Freunden uvm noch einige Jahre weiter, bis die körperliche Kraft nicht mehr reichte.

Erwähnen möchte ich noch, dass sie natürlich keineswegs eingesperrt war. Es war ein sehr schönes Haus mitten in der Stadt und sie hätte jederzeit gehen können.
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von pschroed
als Antwort auf pippa vom 03.02.2012, 11:09:30
Hallo pippa

Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, wir hatten auch dieses Problem. Man muß leider in so einem Fall den Mensch vor sich selbst schützen.

Es ging soweit daß er seine Haustür nicht mehr öffnen konnte. Geld hatte für ihn überhaupt keine Bedeutung mehr, er lud jeden (auch Fremde) in ein Restaurant zum Essen ein.

Seine Nachbarn ruften uns an, und sagten dein Schwiegervater rennt unkontrolliert über die Hauptsstrasse.

Er kaufte sich 2 - 4 mal den gleiche Anzug, und und ...

Der Übergang zum Altenheim war sehr schlimm, er machte uns ein sehr schlechtes Gewissen, aber in solch einem Fall muß man konsequent bleiben.

Vor einiger Zeit sagte er zu mir, es ist aber gut daß ich im Heim bin.

Meiner Meinung nach, sollte man wenn man gesund ist, sich mit dieser Krankheit auseinander setzen und sich selbst die Frage stellen, was mache ich im Falle wo ?


Phil.


anjeli
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Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von anjeli
als Antwort auf pschroed vom 03.02.2012, 11:52:59
Nicht immer nimmt die Alzheimer Krankheit so einen schlimmen Verlauf wie von Luchs35 und
pippa geschildert wurde.

Warum gibt es Unterschiede? Ich glaube, die Frage kann wohl niemand eindeutig beantworten.
Denn der Mensch ist so individuell wie sein Leben und auch wie seine Krankheit.

Ich muß sagen, ich habe auch schon tobende Menschen erlebt und Menschen mit Wahnvorstellungen.
Aber, ich kann mich abgrenzen, ein pflegender Anghöriger kann es nicht. Da ist das Miterleben des Todes auf Raten, das Mitleiden, weil ja der Angehörige in Liebe zu dem Dementen verbunden ist.

Ich weiß nicht, ob ich das als Angehörige diese Rundumpflege leisten kann und ich habe Hochachtung vor den pflegenden Angehörigen.

Portrait einer Krankheit/Alzheimer


anjeli

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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von pschroed
als Antwort auf anjeli vom 03.02.2012, 12:49:26
Nicht immer nimmt die Alzheimer Krankheit so einen schlimmen Verlauf wie von Luchs35 und
pippa geschildert wurde.

Warum gibt es Unterschiede? Ich glaube, die Frage kann wohl niemand eindeutig beantworten.
Denn der Mensch ist so individuell wie sein Leben und auch wie seine Krankheit.

anjeli


Wie du schreibst, so sehe ich es auch. Auch die Krebskrankheit ist sehr verschieden. Bei dem einem schlägt sie total durch ein anderer lebt sehr lange damit.

Phil.
anjeli
anjeli
Mitglied

Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von anjeli
als Antwort auf luchs35 vom 03.02.2012, 10:01:31
Ich denke mal vor Alzheimer ist niemand geschützt.
Es ist nicht eindeutig erwiesen, ob es eine Prävention gibt.

Luchs, du hast Walter Jens angesprochen, einer der letzten Universialgelehrten Deutschlands.
Schriftsteller, Philosoph und Rhetoriker, ein große Persönlichkeit.

Walter Jens (85) war Vorkämpfer für Sterbehilfe. Wie sich sein Willi komplett umgekehrt hat,
das sagte seine Frau Inge in einem Interview.
Auch sein Sohn Tilman Jens sagte das schon mal in "Hart aber fair" in einer Diskussion über
Sterbehilfe.



Inge Jens/Interview


Der Sohn Tilman Jens hat das "neue Leben" und den Verlauf der Krankheit dokumentiert.
Fazit ist - er ist zufrieden.

anjeli
nostalgie
nostalgie
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Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf anjeli vom 03.02.2012, 14:41:57
Ich glaube, ein schlechtes Gewissen bleibt immer, wenn man jemanden in ein Heim einweisen läßt.
Traurig aber wahr: ab einem gewissen Zeitpunkt gibt es keine Alternative. Es sei denn, jemand hat die finanziellen Mittel, die Wohnung oder das Haus zu einer Festung auszubauen und eine Rundumpflegerin einstellen zu können. Wer kann das schon?

Was ich aber auch sehr interresant bei der gestrigen Sendung von Beckmann fand: Auch durch Alkoholmißbrauch können solche Krankheiten entstehen. Man wies dabei auf Rudi Assauer hin, der ja auch Alkoholprobleme gehabt haben soll?

Fakt ist: über die Entstehung der Krankheit weiß man einfach so gut wie nichts, und es gibt eine Menge Fehldiagnosen.
olga64
olga64
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Re: Thema:Morbus Alzheimer
geschrieben von olga64
als Antwort auf nostalgie vom 03.02.2012, 15:30:56
Ich glaube, ein schlechtes Gewissen bleibt immer, wenn man jemanden in ein Heim einweisen läßt.

Auch durch Alkoholmißbrauch können solche Krankheiten entstehen. Man wies dabei auf Rudi Assauer hin, der ja auch Alkoholprobleme gehabt haben soll?


Mein Bruder und ich brachten unsere Mutter (mit deren Übereinstimmung - nicht dement) ebenfalls in ein gutes Pflegeheim. Beide wohnten wir nicht mehr am Wohnort unserer Mutter und waren auch pflegetechnisch in keiner Weise ausgebildet. Dieses Risiko, hier Fehler zu machen, wäre uns zu gross gewesen. Es ist natürlich eine finanzielle Frage, weil gute Heime viel Geld kosten und die Rente z.B. unserer Mutter plus Leistungen aus der Pflegeversicherung nicht ausreichen; wir stockten auf.
Assauer sagte im Stern-Interview, er hätte das Buch auch deshalb von seinem Co-Autoren verfassen lassen, weil seit langem das Gerücht umging, wenn er vor sich hinbrabbelte, er sei mal wieder besoffen. Da er jahrzehnte als harter Trinker galt (und dies ja auch gut zu seinem Macho-Image passte), wollte er es richtigstellen.
Ob übermässiger Alkoholgenuss Auslöser von Demenz ist, weiss heute noch niemand, wie so vieles zu dieser Krankheit. Da Demenz übersetzt jedoch "ohne Geist" bedeutet, kann es natürlich sein, oder?
Er wird für die Zukunft viel Geld brauchen, vermutlich deshalb auch das Buch - seine diversen Frauen haben ihn ja verlassen - jetzt ist er bei der Tochter untergekrochen und erhält auch noch Pflege seiner langjährigen Sekretärin.Olga


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