Soziales Die Lüge

val
val
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von val
als Antwort auf mane vom 03.10.2016, 14:39:17
Umgekehrt ist für mich eine unangenehme harte Wahrheit leichter zu verkraften, als eine rücksichtsvolle Lüge.
geschrieben von mane


Für mich auch, Mane.

Allerdings bin ich durchaus imstande, jemand anders 'rücksichtsvoll zu belügen'.

Ich muss jedoch diesen 'Jemand' sehr gut kennen, also einschätzen können.
Val
mane
mane
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von mane
als Antwort auf hera vom 03.10.2016, 12:27:09

.... manchmal möchte man dem Gegenüber nicht vor den Kopf stossen und z.B. sagen: "Du das Kleid steht Dir überhaupt nicht und es sieht auch scheußlich aus". Also sage ich:" siehst gut aus". Aber da geht es wohl um die Geschmacksrichtung, obwohl ich die Person aber anlüge?
LG Hera
geschrieben von hera


Hallo Hera,

klar, die Geschmäcker sind verschieden, trotzdem würde ich z.B. von einer Freundin erwarten, dass sie es mir sagt, wenn sie der Meinung ist, ein Kleidungsstück würde mir nicht stehen und nicht so tun, als sähe ich gut aus.
Ich denke dabei an eine ganz Liebe, die stets bemüht ist, mir Nettigkeiten zu sagen. Mir wäre ihre wirkliche Meinung viel lieber.

Nicht umsonst gibt es das Sprichwort

Wer einmal lügt,dem glaubt man nicht,selbst wenn er gleich die Wahrheit spricht---


Bei unserer Kartenspielrunde war eine Frau, die gerne schummelte und sich später köstlich darüber amüsierte, wenn wir darauf reinfielen.
Mit ihr haben wir bald nicht mehr gespielt - wir konnten ihren Beteuerungen, es zu lassen, nicht mehr glauben.
Eigentlich schade, denn sie war sonst sehr unterhaltsam.

Wenn man lügt, muss man ein sehr gutes Gedächtnis haben, denn "es ist nichts so fein gesponnen - es kommt doch ans Licht der Sonnen!" wie meine Großmutter immer sagte.


Die Betreffenden vertrauen darauf, dass die Lüge nicht aufgedeckt wird. Nicht immer bringt die "Sonne" es an den Tag. Oft wird sie nicht bemerkt und der Lügner fühlt sich ermutigt, weiter zu lügen.
Manchmal steht sie im Raum, kann aber nicht bewiesen werden.

Liebe Grüße,
Mane
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von schorsch
als Antwort auf mane vom 03.10.2016, 12:02:18
Nur Menschen, die selber besonders viel lügen, können solche Behauptungen aufstellen -, weil sie damit ihr Gewissen beruhigen wollen!

Anzeige

pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von pschroed
als Antwort auf mane vom 03.10.2016, 15:57:14

Bei unserer Kartenspielrunde war eine Frau, die gerne schummelte und sich später köstlich darüber amüsierte, wenn wir darauf reinfielen.
Mit ihr haben wir bald nicht mehr gespielt - wir konnten ihren Beteuerungen, es zu lassen, nicht mehr glauben.
Eigentlich schade, denn sie war sonst sehr unterhaltsam.
Liebe Grüße,
Mane
geschrieben von mane


Liebe Mane.

Genau über diese Schummelei ausser es geht ums Geld, könnte ich der Frau nicht böse sein, sie stünde mir nicht nahe genug und sowie die breite Gemeinschaft welche sich tagtäglich mit kleinen Lügen motivieren, ist das normal.

Das kann man nicht ernst nehmen, aber wenn meine Frau mein Sohn oder Tochter mir eine richtige Lüge gezielt einbrocken würde, wo man wirklich hintergangen wird, dann kenne ich kein pardon, schließlich sind diese ja sehr nahestehend.
Das wäre Vertrauensmißbrauch..

Phil.
Karl
Karl
Administrator

Re: Die Lüge
geschrieben von Karl
als Antwort auf mane vom 03.10.2016, 15:57:14
Ich sehe das wie Klara. Ich liebe die Wahrheit schon deshalb, weil man dann unbesorgt nach vorne schauen kann. Lügen werden entweder aufgedeckt oder sie ziehen ein Geflecht weiterer Unwahrheiten nach sich und das kann sehr unangenehm werden.

Kleine Komplimente, die andere glücklich machen, zähle ich nicht zu den Lügen.

Karl
mane
mane
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von mane
als Antwort auf Federstrich vom 03.10.2016, 14:38:42

Liebe mane,

ja, Lügen sind ein weites Feld. Entscheidend für meine Bewertung sind die genauen Umstände, der gesamte Kontext, in dem die Lüge verwendet wird. Du sprichst hier wohl vor allem die prosoziale, auch "weiße" Lüge an, für die Hera ein Beispiel geliefert hat. Diese Notlüge wird zwangsläufig allgemein akzeptiert, ja, zu einem gewissen Grad sogar erwartet, denn sie ist als Schmiermittel der Gesellschaft im Sinne Nietzsches unverzichtbar. Es würde im zwischenmenschlichen Bereich nicht funktionieren und zu unnötigen Reibungsverlusten führen, würde jeder immer sagen, was er genau denkt und fühlt. Von engen Freunden erwarte ich aber dennoch ein klares, kritisches Wort.
Phil spricht die die graue Lüge an, die den Lügner selbst schützen soll und gibt ein Beispiel dafür. Auch die wird unvermeidlich sein, und sie gibt es auch im privaten, zwischenmenschlichen Bereich. Wird sie öfter verwendet, führt es bei mir zu Misstrauen, das dann Zeit brauchen würde, um wieder abgebaut zu werden.

Gruß, Federstrich


Lieber Federstrich,

danke für deine umfassende Antwort.

Du schreibst ganz richtig von der Vielseitigkeit von Lügen, bedingt durch den Ort, wo sie stattfinden - die Motivation dazu - und welche Auswirkungen sie erfahren.
Die Unterscheidung in weiße/graue/schwarze Lügen ist mir neu, bietet aber eine sinnvolle Abgrenzung/Überblick, der fließend sein wird.

In dem von mir eingestellten Zitat von Nietzsche:
"Nicht dass du mich belogst,
sondern dass ich dir nicht mehr glaube,
hat mich erschüttert."
ging es mir darum, dass Lügen eines nahen Menschen dazu führen können, das Vertrauen in ihn zu verlieren - was kaum noch wieder gutzumachen ist. Wäre das nach deiner Definierung eine sog. graue Lüge? Je intimer eine Beziehung ist, desto stärker ist die Annahme, dass der/die andere die Wahrheit sagt. Darum wiegt auch der Vertrauensbruch umso stärker.

Gewisse Unwahrheiten als "Schmiermittel der Gesellschaft" - so habe ich das noch nicht gesehen. Da scheint wohl was Wahres dran zu sein. Wenn alle immer nur den anderen Wahrheit ins Gesicht sagen würden, wäre unsere nahe Umwelt sehr brutal. Wir lassen bestimmte Details weg oder verfälschen sie, damit sie den anderen nicht verletzen.
Gruß Mane

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 03.10.2016, 22:29:43
Eine wirkliche tiefe Lüge eines vermeintlich nahen Menschen kann den Belogenen dermaßen traumatisieren, daß sie ihn, sein Leben und sein Verhalten für immer negativ beeinflußt!

Edita
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Edita vom 04.10.2016, 07:28:50
Das Urvertrauen wäre zerstört, das können die Fundamente der Partnerschaft, Zieheltern, was auch immer der einzelnen Person in seinem Leben "sehr" wichtig ist.

Phil.
mane
mane
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von mane
als Antwort auf caya vom 03.10.2016, 15:01:38
Wer mich kennt und mich anlügt ist bescheuert, denn er braucht sich diese Mühe wirklich nicht zu machen.

Ich verstehe fast alles was aus menschlicher Unzulänglichkeit und Schwäche getan oder gesagt wird, kann aber mit jeder noch so krassen Wahrheit besser umgehen als mit einer Lüge, die einen großen Vertrauensbruch darstellt.

Ich kann Lügen verzeihen, aber sie verändern meine Einstellung zu dem Betreffenden.

Caya
geschrieben von caya


Liebe Caya,

wie du dich beschreibst, sehe ich mich auch. Wenn mir an einem Menschen liegt, werde ich ihm, auch eine größere Lüge verzeihen. Nur mit dem Vergessen tue ich mich schwer.

Zu deinem ersten Satz: Wenn mich jemand anlügt, kann es auch daran liegen, dass er zu mir kein Vertrauen hat. Dass er, aus seiner Erfahrung (mit anderen Menschen/Eltern usw.) heraus, glaubt, dass ich nicht zu ihm stehen würde, wenn er die Wahrheit gesteht - dass ich ihm nicht verzeihen könnte.
Mane
Roxanna
Roxanna
Mitglied

Re: Die Lüge
geschrieben von Roxanna
Nach dem Durchlesen aller Beiträge fiel mir auf, dass fast ausschließlich darüber geschrieben wird, wie es "mir" damit geht, wenn ich angelogen werde. Da ja jeder Mensch lügt, wäre aber doch auch interessant darüber nachzudenken und zu sprechen, was macht es mit mir, wenn ich lüge, vielleicht dabei ertappt werde, wie verhalte ich mich dann, bleibe ich immer bei der Wahrheit, auch wenn ich möglicherweise dadurch beim anderen aus "der Liebe falle" oder lüge ich da auch lieber, wann lüge ich und warum.

Vielleicht wäre auch die Formulierung "die Unwahrheit sagen" oder als Steigerung "grob die Unwahrheit sagen" sagen geschmeidiger als das Wort Lüge .

Für mich bedeutet angelogen zu werden von Menschen, denen ich vertraue, einen großen Vertrauensbruch, der auf jeden Fall, auch wenn verziehen werden kann, Spuren hinterlässt. Ich würde mir auch vom meinem Gegenüber wünschen, dass es mir zutraut, mit der Wahrheit umgehen zu können und damit zurechtzukommen. Angelogen werden aus Rücksichtnahme auf Empfindlichkeiten bedeutet für mich nämlich auch, dass angenommen wird, ich wäre "schonungsbedürftig". Lügen hinterlassen diffuse Gefühle, man spürt, dass etwas nicht stimmt, insofern lohnen sie sich m.E. nicht.

Mich hat dieser Thread zum Nachdenken angeregt.

Gruß
Roxanna

Anzeige