Soziales Deutschland - Ein Vergnügungspark für Senioren?
Hallo liebe Community,
„Deutschland - ein Vergnügungspark für Senioren“ – ich erinnere mich noch gut daran, als mein Professor in Sozialpsychologie 2006 seine Theorie von der Zukunft unseres Landes zeichnete, in heller Voraussicht der wachsenden Bevölkerungsschicht über 60 und der Unternehmen, die sich um sie reißen werden.
Meine Vorstellung war geprägt von Erlebnisreisen, Abenteuer, Aktivität und Spaß.
Betrachte ich heute die Senioren in meinem Umfeld (unabhängig von Corona), sehe ich vielerorts ein anderes Bild, geprägt von Zukunftsängsten, Frustration, Einsamkeit und Isolation. Gleichwohl weiß ich, dass es starke Unterschiede gibt und die Spanne der Zufriedenheit in höherem Alter sehr breit ist.
Ich stelle mir also die Frage, was würde Personen helfen, die sich in einer negativen Spirale befinden. Wie werden die letzten Jahre im Leben genau so glücklich wie die Ersten (ich weiß, ein hohes Ziel).
Würde es helfen, wenn sich junge Leute Älteren widmen, um Sie in der Organisation der schönen Dinge im Leben, wie Familientreffen, Ausflügen oder gar Weiterbildungsangeboten zu unterstützen. Was, wenn sich Junge mehr dafür engagieren, ihre Lebenslust auf Ältere zu übertragen, sie mitzureißen, sie die Welt mehr durch ihre jungen Augen blicken zulassen, um sich mehr auf die Zeit, die vor ihnen liegt freuen zu können.
Klingt erstmal toll, aber die betriebswirtschaftliche Seite in mir, hegt starke Zweifel an der Umsetzbarkeit eines solchen Services.
- Wäre eine solche Unterstützung für Senioren von Nutzen bzw. trifft das Angebot das Bedürfnis Älterer oder überschätze ich das Problem?
- Wer ist bereit sein Geld dafür auszugeben?
- Wie erreiche ich alte Leute?
Herzliche Grüße
Jörg
Vielen Dank für die Anregungen. Ein paar kannte ich schon.
Das zeigt wohl auch das Problem an der Sache - Ein Teil der Leute besitzt die Energie, um sich über Angebote, die es ja zahlreich gibt, aktiv zu halten. Oberflächliche Kontakte findet man ohne Probleme.
Ein anderer Teil fehlt die Energie und der Zugang, um jene Möglichkeiten zu nutzen. Plattformen wie du sie nennst, führen daher mehr oder minder ein Nischendasein. Selbst nebenan.de, dass mit einem erfahrenen Gründer und viel Rückenwind gestartet ist, konnte bisher nicht den Erfolg erzielen, den man sich erhofft hatte. Bitte nicht falsch verstehen - Die Plattformen machen einen tollen Job und leisten Gutes, aber es ist nicht so, dass die Zielgruppe sich darum reißt.
Zwei Probleme sehe ich:
- Der erste Schritt - Man benötigt erstmal den Antrieb, sich auf einer Plattform zu registrieren, sich aktiv zu beteiligen, Bekanntschaften aufzubauen.
- Ist das geglückt, braucht man die Plattform häufig nicht mehr und kann auch ohne Vermittlung auf die neuen Bekanntschaften zugehen. Den Plattformen fehlen schon bald die Ressourcen.
Keine Frage, viele werden sagen "Dafür brauch ich niemanden, das kann ich alleine.", aber hat jeder noch diese Tatkraft?
Wie komme ich eigentlich aus das Ganze: Meine Oma, die mittlerweile 88 Jahre und schwach auf den Beinen ist, wohnt mittlerweile alleine in einem Haus. Da die Verwandten etwas weiter entfernt wohnen, hat sie mittlerweile eine Pfegekraft 24/7 zur Seite gestellt bekommen. Eine junge Frau, Mitte 40 - Seither ist sie sehr aufgeblüht - Schaut Tierfilme mit ihr auf Amazon Prime, organisiert ihren Haushalt voller Tatendrang neu, denkt sich tolle Gerichte aus, die sie gemeinsam kochen uvm. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist eine persönliche Freundschaft entstanden.
Wenn ich nun meiner Oma vorgeschlagen hätte: Such mal auf Nebenan.de - Funktioniert auf dem Dorf recht schlecht. Schau mal bei Silberdraht oder Wahlverwandtschaft - da fehlt ihr der Mut und das Interesse mit Fremden zu telefonieren.
Ich finde also in den bisherigen Angeboten, das Problem vieler nicht gelöst und mache mir Gedanken, ob kommerziell oder nicht, wie man es besser machen kann.
Menschen sind verschieden. Meine Mutter ist 84.
Für sie sind diese Plattformen auch nichts, aber sie ist so vernetzt im ländlichen Raum, das sie die notwendige Hilfestellungen weitgehend hat.
Für sie ist - wie für mich selbst - die Vorstellung, da nimmt eine Person alles in die Hand, der Alptraum. Meine Mutter lebt seit Jahrzehnten allein. Sie findet die Besuche des Pflegedienstes, der sie spritzt, schon teilweise nervig. Sie wehrt sich energisch gegen jeden Versuch ihr mehr Leistungen zukommen zu lassen. Auch sie ist nach 2 Hüft-OPs nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs.
Wer reisen kann, kann sich auch um die Organisation in der Regel kümmern. In dem Punkt sehe ich den geringsten Handlungsbedarf.
Die Mitglieder des Gesprächskreises über Pflege, gutes Leben und Sterben, dem ich angehöre, sind zumeist 10 Jahre älter als ich und weitaus besser vernetzt, als ich es bin. Zum Teil WG erfahrenen, zum Teil in der Gemeinde bestens vernetzt.
Gemeinschaftliche Lebensformen finde ich interessant, aber wir hängen meist auch an unserem Zuhause.
Jetzt neu intensivere Kontakte zu finden, die auch zu Zeiten von Corona funktionieren, bei denen die familiären Kontakte meist schon die erlaubten Kontakte abdecken, ist derzeit fast unmöglich.
Es vereinsamen derzeit nicht nur ältere Menschen. Selbst diejenigen, die mit modernen Medien umgehen können und wollen, merken, das ersetzt keinen vollwertigen menschlichen Kontakt.
Augrund der Vielzahl der Senioren und der Demographie sehe ich jetzt nicht so schwarz für Plattformen, die die nächsten Jahre überleben. Meist entstehen nur begrenzt reale Kontakte in der virtuellen Welt.
Ich sehe schon den von dir geschilderten Bedarf. In der Tat gibt es hier noch kein ausreichendes Angebot, welches in allen Regionen breit angenommen wird.
Aber auch, das dies ein tolles Sammelbecken für Menschen sein kann, die gerade die unselbständigeren Senioren entmächtigen. Da wäre es wichtig ein Auge darauf zu haben.
Letztlich steht und fällt es mit dem Engagement der Menschen vor Ort. Im Landkreis Holzminden haben sich ganz früh die örtlichen Mitglieder des DRK darum gekümmert, das die ältesten Senioren geimpft werden. Sie gingen von Haus zu Haus.
Ich mache mir Gedanken, wie finden die passenden Menschen zusammen. Denn das ist die Grundlage für Freundschaften.
Guuuut gemacht, diese Werbung: Zuerst mache ich mal eine kleine Umfrage, und dann komme ich nochmals als du - und unterstütze dich - äh mich.....
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Hallo Schorsch,
wahrscheinlich handelt es sich um diese Art von Plattform:
https://www.silbersingles.de/silbersingles-entdecken/silbersingles-kosten
Herzlichen Gruß
Rosi65
Sollte mit dem Du ich gemeint sein.
Dann ist das eine böswillige Unterstellung. Du findest mich auf vielen Portalen unter meinem Nick. Mit politischen Links, mit Musik-Links.
Und auf Spin mit einem sehr umfangreichen Profil und mit Blogbeiträgen zu allen möglichen Themen unter Fragezeichen2.
Alle die von mir verlinkten Links sind völlig kostenlose Angebote von unterschiedlichen Projekten.
https://www.paritaet-berlin.de/verband/aktuelles-aus-dem-verband/aktuelles-detailansicht/article/silbernetz-ev.html
Seniorentelefon seit März bundesweit erreichbarÜber 60 und niemand da zum Reden? Silbernetz verbindet. Kostenlos. Anonym. Silbernetz ist ein einzigartiges Hilfs- und Kontaktangebot für ältere Menschen in Deutschland. Mit einem dreistufigen Ansatz bahnt es vereinsamten Älteren einen Weg aus der Isolation. Es ermöglicht anonyme Kontaktaufnahme, den schrittweisen Wiederaufbau persönlicher Verbindung sowie die Vernetzung zu zahlreichen Angeboten für ältere Menschen in ihrem Umfeld und ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
Hilfeleistung und Angebot:Kontakt und Erreichbarkeit:
- Seniorentelefon: kostenfreie Telefon-Hotline für Menschen über 60, die "einfach mal reden" wollen
- Angebot seit 13. März 2020 bundesweit freigeschaltet
- Telefon: 0800 4 70 80 90
- täglich von 8-22 Uhr
- E-Mail: silbernetz(at)posteo.net
- www.silbernetz.org
Seit sechs Jahren baut Elke Schilling, ehemalige Staatssekretärin für Frauenpolitik in Sachsen-Anhalt, das Silbernetz auf, ein Netzwerk gegen Einsamkeit im Alter. Über das Silbertelefon, einer kostenlosen Hotline, können ältere Menschen 14 Stunden täglich anonym anrufen.
Sie bekommen auf Wunsch einen Silbernetz-Freund oder eine Silbernetz-Freundin vermittelt. Dann folgen regelmäßige Telefonate miteinander, die den ersten Schritt raus aus der Isolation ermöglichen sollen. Außerdem informiert Silbernetz über Angebote vor Ort. Bis vor einem Jahr nur in Berlin.
Seit März deutschlandweit freigeschaltet