Soziales Ab wann ist das Mamaseinmüssen beendet ??

Hallo liebe Tina,
Dein Bedürfnis nach Ruhe, weil Du Dich überfordert fühlst, ist nachvollziehbar.
Das macht Dich weder zur schlechten Mutter, noch stellt es Dich als gute Oma in Frage.

Ich habe zwei Kinder. Die Tochter war Spätgebärende mit 40 Jahren. Ewiger Kinderwunsch und endlich klappte es. Dann ging genau das Gejammer los, was Du so anschaulich beklagst. Zuerst Unsicherheit, später Überforderung, zunehmende Unzufriedenheit und letztendlich hemmungsloses Zetern.
Ich habe mir das nur ein kurzes Weilchen angehört, fühlte mich genau wie Du völlig überfordert. Meine Tochter, die ich so sehr liebe, hat Probleme. Mein Gott! 
Das hat mich bis in die Nächte verfolgt. Dann habe ich unter das Kapitel -Jammertiraden- mal einen kräftigen Punkt gesetzt.  Meine Antwort darauf war eine klare Ansage an meine Tochter.

-Wenn Du Fragen zu irgendwelchen Dingen hast, dann enden die auch grundsätzlich mit einem Fragezeichen.
-Wenn Du Hilfe brauchst, komm mit einem konkret formulierten Anliegen.  Dann weiß ich, was du von mir erwartest und werde dir helfen können. Dafür stehe ich gern-Gewehr bei Fuß!  In der Not bin ich für dich uneingeschränkt da!  
- Wenn du einen Rat brauchst, höre ich mir auch deine Sorgen an. Aber ich werde mich weder in deine Partnerschaft noch in deine Kindererziehung einmischen.   Rat -Ja!  Einmischung -Nein!  
-Für sonstige allgemeine Klagelieder bin ich nicht zuständig, weil die weder eine Frage noch eine Bitte um Rat oder Hilfe beinhalten. 

So, das war es, was ich im Umgang mit meiner erwachsenen Tochter als Regel festlegte. Daran halte ich mich auch und es funktioniert prima. Wenn sie etwas bedrückt, sehe ich ihr das an. Will sie drüber reden, bin ich für sie da, wenn nicht, dann akzeptiere ich auch das. 

Aber generell habe ich festgestellt, dass unsere Nachfolgegeneration  hin und wieder zum Jammergen neigt. Natürlich wird ihnen in der heutigen Zeit viel abverlangt. Im Beruf stehen sie unter Stress und in Konkurrenz. In den Firmen gibt es oftmals gnadenlose Hackordnungen. Wer schwächelt ist fällig! 
In der Freizeit verschaffen sie sich und ihren Familien meist selbst Druck. Es muss ja alles auf ein Mal sein. Sie vergessen, dass auch für sie der Tag nur vierundzwanzig Stunden hat. Wenn es geht fahren sie drei Mal im Jahr in Urlaub. Nun geht es nicht, wegen der Corona- Beschränkungen und es wird gejammert, was das Zeug hält. Homeoffice, dazu ein quengelndes Kind an der Backe, das ist nicht einfach, sicher!  Aber sie suchen zu selten nach eigenen organisatorischen Lösungen, sondern lieber nach einem greifbaren Ohr, an das sie in ihrem Jammer knabbern. Ist ihr Kindchen  gerade geboren, pflegen sie hemmungslos ihren Babyblues. Vielleicht ist das jetzt chic und wer ihn nicht hat, gehört nicht dazu? Aber als ich meine Kinder geboren habe, war dieses Wort noch nicht einmal erfunden. Natürlich hatten wir auch nach der Entbindung hormonbedingte Stimmungsschwankungen, aber wir klagten darüber nicht öffentlich.
Später geht der Zirkus erst richtig los. Das Kind muss zum Ballett, zum Schwimmkurs, wird zum Tennis oder Fußball gefahren, darf, weil es so energisch fordert auch noch zum Reiten, muss in die Musikschule, natürlich für Klavier, braucht  in der Woche mindestens  ein Treffen bei Freunden für den seelischen Ausgleich und notwendige Sozialkontakte, wird dahin natürlich chauffiert und wieder abgeholt. Im Gegenzug ist man verpflichtet hin und wieder die Kinderfreunde an einem darauffolgenden Nachmittag zu bespaßen und das bei beruflicher Vollbeschäftigung. Ein klares Nein oder eine Einschränkung auferlegt man sich nicht. Es wird danach getrachtet, alles mitzunehmen, was das Leben im Angebot hat.

Du erkennst sicherlich liebe Tina, worauf ich hinaus will. Unsere Kinder bauen sich in ihren Wunschvorstellungen Traumwelten, die sie nicht mehr bewältigen können und deshalb lassen sie bei uns  Müttern und Vätern hemmungslos ihren Überdruck ab. 
Wenn wir Eltern den Kontakt abbrechen, so verlieren wir unsere Kinder. Das ist von Grund auf der falsche  Weg. Aber wir haben das Recht, schützende Grenzen zu ziehen. Mach eine klare Ansage an Deine Tochter und lass keinen Zweifel daran, dass ihre Vorhaltungen wie -Ignoranz, Bestrafung -oder etwas anderes in dieser Preislage einer gegen Dich gerichteten Erpressung gleichkommt.  Wehre Dich dagegen, Du hast  auch dazu das Recht.  Gib aber auch das Signal, dass sie Deine Tochter ist und bleibt, solange Du lebst. Sag ihr unbedingt, dass Du sie liebst, Dich aber deshalb nicht gesundheitlich zugrunde richtest, weil Du mit der Belastung nicht klar kommst. Das kann nicht ihr Ansinnen sein.  Du bist gern ihre Mutter aber keinesfalls eine Funktionseinheit auf Abruf. Ich drücke Dir in aller Herzlichkeit die Daumen für ein gutes Miteinander. 
Bleib schön gesund, Veronika 
 

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Ich habe nämlich mehr schlechtes Gewissen als mir gut tut .


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Tina48

Liebe Tina
ich greife nur Deinen letzten Satz auf.

Vorab: Ähnliches habe ich über vielen Jahren bei meiner Herzens-Freundin beobachtet und mit-erlebt.
Die älteste Tochter meiner Freundin war von klein an schwierig, es brauchte sehr lange, bis erkannt wurde, dass sie autistische Züge hat.
Meine Freundin: Ein Familienmensch durch und durch. Sie lebte für ihre Großfamilie, stand für alle Tag und Nacht bereit - ihr Schwachpunkt dabei war ihr ausgeprägtes Kontrollbedürfnis.

Um es kurz zu machen:. Die Tochter heiratete unter äußerst ungewöhnlichen Umständen und innerhalb von 4 Jahren waren 3 Kinder da.
Von der ersten Schwangerschaft an Zustände wie von Dir beschrieben.
Das führte dazu, dass meine Freundin und ihr Mann - also die Großeltern - die Versorgung der Enkelkinder übernahmen, sogar den Haushalt der Tochter führten.
Der Ehemann der Tochter flüchtete sich in seine Arbeit, Die Tochter ging auch mehr schlecht als recht ihren anspruchsvollen Job nach.
Nach 10 Jahren war die Ehe zerrüttet und wer war in den Augen der Familie Schuld an allem?

Die gutmeinende Mutter und Großmutter! -  die sich in der Situation mit der Frage quälte: "Was habe ich falsch gemacht?"

Der weitere Verlauf: Die Tochter fand schon während dem noch laufenden Rosenkrieg eine reichen, wesentlich älteren Witwer, der nun alles für sie regelt.

Meine Freundin wurde schwer depressiv und verstarb innerhalb weniger Wochen an einem äußerst aggressiven Krebsleiden.

Liebe Tina
Suche DIR Hilfe - nur so kannst Du womöglich auch für Deine Tochter etwas bewirken. Häufig sind es Beziehungsmuster, die die Situation so erschweren. Man ist darin so verstrickt, dass man da nicht alleine rausfindet.

Alles Gute und viel Kraft wünscht Dir
Mareike

Hallo, ihr Lieben ,

an alle, die mir seit meinem letzten Post geantwortet haben :

Ihr habt alle irgendwo eine große Prise Wahrheit aufgegriffen .
Jede/r auf ihre/seine Weise.

Es ist von Allem Alles.

Nein , ich leide nicht unter Kontrollbedürfnis. Eher leidet meine Tochter unter ihrem Perfektionismus.
Und unter dem Anspruch jederzeit über mich verfügen zu müssen .
Zu wollen.
Als ich während eines Telefonates einmal mit Vorankündigung auflegte ( " Ich kann nicht mehr diskutieren, ich bin völlig erschöpft") , verschaffte sie sich 20 Minuten später rigoros mit ihrem Zweitschlüssel Zugang zu neiner Wohnung , um mich zur Rede zu stellen.
"Du hast nicht das Recht einfach aufzulegen!!".
Es gab noch mehrere solcher Vorfälle.
Ua. meldete sie mich zu einem Geburtsvorbereitungskurs an, weil ihr Mann daran nicht teilnehmen wollte .
Und plante mich ungefragt zur Renovierung des Kinderzimmers an , weil niemand sonst da war, der ihr hätte helfen wollen.

Ich denke, dass ich viel zu viel habe durchgehen lassen , um nicht als schlechte Mutter zu gelten .

Dabei bin ich weit über meine Gernzen gegangen . Und habe dafür gesorgt , dass sie mich eher als Gebrauchsgegenstand sieht als als Mensch.

Will sagen : alles das , was nun geschieht , das ist auch irgendwie "auf meinem Mist gewachsen" .

Ich habe drei Kinder groß gezogen , bin 40 Jahre in Vollzeit arbeiten gegangen , habe diese Kinder fast überwiegend alleine groß gezogen und immer noch nicht gelernt Grenzen zu setzen und klar "Nein!" zu sagen.

Das gefällt mr nicht .

Das macht mich richtig krank.

Es ist jetzt an mir mich von jedwedem schlechten Gewissen frei zu machen und eben nicht in Sack und Asche weiter zu gehen .

Ich muss das üben.

Danke für eure zahlreichen Anregungen.

LG

Tina 48

Das Mamaseinmüssen fängt dann an, wenn das Mamaseindürfen aufhört....

.....und umgekehrt!

Was  auch  immer früher  war,  als  Deine  Kinder  jünger  waren:  Keines hat  das Recht .  Dich  als  Müllhalde für ihre Probleme  zu  missbrauchen.  Lass  dir  kein  schlechtes  Gewissen  machen.  Wie  stehen  denn Deine anderen  Kinder  dazu?  Vielleicht  hilft  es, mit  denen  darüber  zu  reden  und  dann einen Familienrat  in  Anwesenheit eben dieser  Tochter  einzuberufen. Manifestier  Deine  Position und setz  Dich  durch, auch  wenn es  Tränen  und  Geschrei  gibt  und sperr einfach mald ie  Telefonnummern  Deiner  Tochter,  sodas  sie nur  auf  dem AB  landet,,

Was mir dazu spontan eingefallen ist:
Lass dir von einem Arzt des Vertrauens eine mindestens 3 Wochen dauernde Kur verschreiben.
In dieser Zeit bist du maximal 1mal täglich für 10 Minuten telefonisch erreichbar, wenn es unbedingt sein muss. Sag ihr, dass du diese Zeit brauchst, um nicht selbst schlapp zu machen.
Versuch selbst Abstand zu gewinnen, und dir selbst möglichst viel Gutes zu tun.

Natürlich sollte sich deine Tochter professionelle Hilfe suchen. Sag ihr, dass du das nicht für sie leisten kannst, obwohl du sie liebst. Aber du bist keine Therapeutin.

Sollte das nicht verstanden werden, würde ich eine Zeitlang wirklich das Telefon nicht mehr abheben.

Liebe Tina,
ich bin ganz erschüttert, mit welchem Selbstbild deine Tochter herumläuft. Sich selbst für "bescheuert" zu halten, das ist schon krass.
Und ich bin erschüttert, dass diese Ereignisse dich dazu bringen, ebenfalls in eine Selbstabwertung zu verfallen.
Du hast alle diese Dinge in der Vergangenheit so gemacht, weil sie jedesmal die in dem Moment beste Lösung für dich gewesen ist.
Zu sehr verwöhnt oder so, gibt es nicht. Du bist in Ordnung, lass dir nichts anderes einreden.

Ich vermute, dass du, wenn du einfach den Hörer auflegst und deine Tochte abwimmelst, selbst ein ungutes Gefühl dabei hast. Mir geht das immer so.
Hilfreicher ist es bestimmt, wenn du dir nicht solche unguten Gefühle bereiten müsstest und trotzdem dich wirksam schützen könntest.

Du hast ihr eine Lösung angeboten. Hol dir Hilfe!
DAS ist deine Position.
Wann immer sie dich anruft, kannst du völlig stereotyp diese Lösung anbieten. Nicht anderes. "Hast du meinen Rat befolgt? Nein? Dann warte ich darauf, dass du es tust." Punkt
Alle ihre Klagen anhören aber nicht anders reagieren las: Hol dir professionelle Hilfe.

Das will sie nicht, gibt es dann nicht.

Vielleicht merkt sie, dass du unbeweglich wie ein Fels sein kannst und es bei dir nichts anderes zu holen gibt.

Wahrscheinlich wird sie toben und beleidigen. Einen Felsen berwegt das nicht.

Ich drück dir alle daumen, die ich habe!!!!

Alles Liebe

Constanze

Ich hoffe nur dass die junge Frau wo es betrifft, hier nicht mitliest, das würde mir für sie wirklich leid tun.
Phil.

Es wäre sowas wie "Horchen an der Wand"  oder "Lesen von Post von anderen".
Die Kosquenzen muss man dann wohl tragen.

Hier geht es ja um die Not von Tina.

Als meine Frau vor ein paar Jahren nach der Herz-OP zur Kur war, hatte unsere Tochter gerade Probleme in der Familie -, die sie wie (wie gewohnt) mit Mutti besprechen wollte. Als ich dann meine Frau besuchte, war sie sehr aufgewühlt. Sie erzählte mir auch den Grund dafür. Ich sagte nicht viel dazu. Als ich dann aber zuhause war, griff ich zum Telefon und wusch unserer Tochter recht ordentlich den Kopf. Es hat gewirkt!