Sonstiges Keiner griff ein - und ich hatte Angst !

Wenn ich morgens um sieben Uhr zur Arbeit gehe, sind die Straßen der Innenstadt oft völlig verstopft. Vor den Kreuzungen bilden sich lange Blechlawinen, und es geht nur im Schneckentempo voran. Manchmal beobachte ich Autofahrer, die es besonders eilig haben und nervös werden. So war es auch vor einigen Wochen:

Ein Kadett versuchte, sich rechts auf dem Parkstreifen an den wartenden Autos vorbeizudrängeln. Ein Taxifahrer hupte und versuchte, sich dem Kadett in den Weg zu stellen. Aus einiger Entfernung sah ich nur, dass die beiden Fahrer sich wilde Zeichen gaben. Schließlich stieg der Taxifahrer aus und drohte mit geballter Faust. Auch der Besitzer des Kadetts verließ seinen Wagen. Scheinbar kam er aus einem südeuropäischen Land. Ich konnte hören, wie er in gebrochenem Deutsch auf den Taxifahrer einschrie. Schließlich fielen ausländerfeindliche Worte und die beiden Männer begannen, aufeinander einzuschlagen.

Viele Passanten blieben stehen und schüttelten den Kopf, aber keiner griff ein. Auch ich dachte zunächst, dass mich das nichts anging, auch weil mir die ganze Sache auf den Magen schlug. Doch dann erinnerte ich mich, dass ich am vergangenen Sonntag von den Friedensstiftern gehört hatte. Und ich konnte nicht gleichgültig bleiben, wenn ich mich für den Frieden stark machen wollte.

Obwohl ich Angst hatte, ging ich auf die beiden Männer zu, die immer noch aufeinander einschlugen. Mit lauter Stimme und mit Nachdruck forderte ich den Taxifahrer auf, sofort wieder in sein Auto zu steigen und die Straße zu räumen. Zuerst schaute er mich verdutzt an, machte aber dann kommentarlos das, was ich ihm gesagt hatte. Auch der andere Autofahrer setzte seine Fahrt fort - da habe ich erst einmal tief Luft geholt. Natürlich war ich auch froh, dass es nicht zu Schlimmerem gekommen war!

Hallo Stefan,


Deine Kalenderblattgeschichten sind sicher gut gemeint. Zivilcourage ist auch etwas sehr Wichtiges und dafür darfst Du Dich einsetzen. Du solltest Deine Geschichten m. E. aber nicht in der Ichform erzählen, denn damit stilisierst Du Dich zum Helden. Du hast nach meiner Erinnerung zugegeben, dass nicht Du die erzählten Geschichten in der Länge einer Seite in einem Abreißkalender erlebt hast. Mein Vater las solche Geschichten jeden Abend vor dem Tischgebet.

Karl

".....scheinbar kam er aus einem osteuropäischen Land..."

schreibst du. Auch wenn es hier im Forum Hunderte von Malen unzutreffend geschrieben wird-, auch hier müsste es heissen; anscheinend...
Sorry, M