Sonstiges Ein proletarischer Draufgänger und Hansdampf wird heute 101 Jahre alt
Man stelle sich nur vor, was dieser Mann in 101 Jahren alles erlebt hat - wer seine Zeitgenossen waren, wen er gekannt hat, was er erlebt und was er vor allem alles überlebt hat!
Erwin Geschonneck - ihn einfach nur als Schauspieler zu bezeichnen, wäre viel zu wenig, doch gerade als Schauspieler hat er mehr erreicht und mehr bewirkt als so manches ganze Ensemble jüngerer Generationen. Was für ein Mann!
Zu seinem 100. schrieb die Berliner Zeitung:
"Wer 1906 zur Welt kam, gehört zum selben Jahrgang wie Billy Wilder, Herbert Wehner und Dietrich Bonhoeffer, wie Josephine Baker, Hannah Arendt und Adolf Eichmann. Kollegen, Gleichgesinnte und Feinde, längst in den Geschichtsbüchern verewigt. Irgendwie hatte Erwin Geschonneck mit ihnen allen zu tun, entweder direkt oder indirekt. Seine Biografie kann ohne Umschweife ein Jahrhundertleben genannt werden."
Die Liste seiner Filme ist lang und auch wenn man nicht in der DDR gelebt hat, sollte jeder ein paar davon kennen - und wird sie auch kennen, wie ich die STler so kenne :
* 1931 "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?" (Regie: Slatan Dudow)
* 1947 "In jenen Tagen" (Regie: Helmut Käutner)
* 1948 "Finale"
* 1948 "Liebe 47"
* 1949 "Hafenmelodie""
* 1949 "Der Biberpelz" (nach Gerhart Hauptmann)
* 1950 "Das kalte Herz" (in der Rolle des Holländer-Michel)
* 1951 "Das Beil von Wandsbek" (nach Arnold Zweig, Regie: Falk Harnack)
* 1952 "Schatten über den Inseln"
* 1953 "Die Unbesiegbaren" (als Wilhelm Liebknecht, Regie: Artur Pohl)
* 1955 "Mutter Courage und ihre Kinder"
* 1956 "Der Hauptmann von Köln" (Regie: Slatan Dudow)
* 1957 "Die Abenteuer des Till Ulenspiegel" (DDR/Frankreich, Regie: Gérard Philipe)
* 1957 "Schlösser und Katen" (Regie: Kurt Maetzig)
* 1958 "Der Lotterieschwede" (nach Martin Andersen Nexö, Regie: Joachim Kunert)
* 1958 "Sonnensucher" (Regie: Konrad Wolf; bis 1972 verboten)
* 1960 "Leute mit Flügeln" (Regie: Konrad Wolf)
* 1960 "Fünf Patronenhülsen" (Regie: Frank Beyer)
* 1961 "Gewissen in Aufruhr" (Fernsehfilm nach Rudolf Petershagen, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1962 "Ach, du fröhliche" (Regie: Günter Reisch)
* 1963 "Nackt unter Wölfen" (nach Bruno Apitz, Regie: Frank Beyer)
* 1963 "Karbid und Sauerampfer" (Regie: Frank Beyer)
* 1965 "Berlin um die Ecke"
* 1967 "Die Fahne von Kriwoj Rog" (Regie: Kurt Maetzig)
* 1967 "Ein Lord am Alexanderplatz" (Regie: Günter Reisch)
* 1970 "Jeder stirbt für sich allein" (Fernsehfilm, als Otto Quangel nach dem Roman von Hans Fallada, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1974 "Polizeiruf 110: Der Tod des Professors" (Fernsehfilm)
* 1974 "Jakob der Lügner" (nach Jurek Becker, Regie: Frank Beyer); wurde als einziger DEFA-Film für den Oscar vorgeschlagen
* 1975 "Looping" (Regie: Kurt Tetzlaff)
* 1975 "Bankett für Achilles" (Regie: Roland Gräf)
* 1976 "Das Licht auf dem Galgen" (nach Anna Seghers)
* 1977 "Die Insel der Silberreiher" (DDR/CSSR)
* 1978 "Anton der Zauberer" (nach Karl Georg Engel, Regie: Günter Reisch)
* 1978 "Des kleinen Lokführers große Fahrt" (Fernsehfilm mit seinem Sohn Alexander Geschonneck, Regie: Hans Werner)
* 1978 "Abschied vom Frieden" (nach F. C. Weiskopf, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1980 ""Levins Mühle" (nach Johannes Bobrowski, Regie: Horst Seemann)
* 1981 "Meschkas Enkel" (Fernsehfilm, Regie: Klaus Gendries)
* 1981 "Asta mein Engelchen" (Regie: Roland Oehme)
* 1982 "Benno macht Geschichten" (Fernsehfilm)
* 1982 "Der Mann von der 'Cap Arcona'" (Regie: Lothar Bellag)
* 1986 "Wie die Alten sungen..."
* 1988 "Mensch, mein Papa...!"
* 1995 "Matulla und Busch" (Fernsehfilm, Regie: Matti Geschonneck)
Lang ist auch die Liste seiner Auszeichnungen:
* 1954, 1960, 1961 und 1968 Nationalpreis
* 1976 Vaterländischer Verdienstorden
* 1981 Karl-Marx-Orden
* 1985 Kunstpreis des FDGB
* 1993 Deutscher Filmpreis für sein Gesamtschaffen
* 1997 Die Goldene Henne der Super-Illu für sein Lebenswerk
* 2004 Ehrenmitglied der neu gegründeten Deutschen Filmakademie
Zu seinem Ehrentag wird viel geschrieben - ein paar Zeilen aus dem Hamburger Abendblatt will ich zitieren:
101 Jahre und immer noch sieht man die kleinen Teufelchen, die von innen seine Augen putzen und zum Strahlen bringen, immer noch der wache Blick und der Schalk im Gesicht -
Herzlichen Glückwunsch!
Hoffentlich schenkt uns das ÖRF ein paar schöne Filme mit ihm ...
--
angelottchen
Erwin Geschonneck - ihn einfach nur als Schauspieler zu bezeichnen, wäre viel zu wenig, doch gerade als Schauspieler hat er mehr erreicht und mehr bewirkt als so manches ganze Ensemble jüngerer Generationen. Was für ein Mann!
Zu seinem 100. schrieb die Berliner Zeitung:
"Wer 1906 zur Welt kam, gehört zum selben Jahrgang wie Billy Wilder, Herbert Wehner und Dietrich Bonhoeffer, wie Josephine Baker, Hannah Arendt und Adolf Eichmann. Kollegen, Gleichgesinnte und Feinde, längst in den Geschichtsbüchern verewigt. Irgendwie hatte Erwin Geschonneck mit ihnen allen zu tun, entweder direkt oder indirekt. Seine Biografie kann ohne Umschweife ein Jahrhundertleben genannt werden."
Die Liste seiner Filme ist lang und auch wenn man nicht in der DDR gelebt hat, sollte jeder ein paar davon kennen - und wird sie auch kennen, wie ich die STler so kenne :
* 1931 "Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?" (Regie: Slatan Dudow)
* 1947 "In jenen Tagen" (Regie: Helmut Käutner)
* 1948 "Finale"
* 1948 "Liebe 47"
* 1949 "Hafenmelodie""
* 1949 "Der Biberpelz" (nach Gerhart Hauptmann)
* 1950 "Das kalte Herz" (in der Rolle des Holländer-Michel)
* 1951 "Das Beil von Wandsbek" (nach Arnold Zweig, Regie: Falk Harnack)
* 1952 "Schatten über den Inseln"
* 1953 "Die Unbesiegbaren" (als Wilhelm Liebknecht, Regie: Artur Pohl)
* 1955 "Mutter Courage und ihre Kinder"
* 1956 "Der Hauptmann von Köln" (Regie: Slatan Dudow)
* 1957 "Die Abenteuer des Till Ulenspiegel" (DDR/Frankreich, Regie: Gérard Philipe)
* 1957 "Schlösser und Katen" (Regie: Kurt Maetzig)
* 1958 "Der Lotterieschwede" (nach Martin Andersen Nexö, Regie: Joachim Kunert)
* 1958 "Sonnensucher" (Regie: Konrad Wolf; bis 1972 verboten)
* 1960 "Leute mit Flügeln" (Regie: Konrad Wolf)
* 1960 "Fünf Patronenhülsen" (Regie: Frank Beyer)
* 1961 "Gewissen in Aufruhr" (Fernsehfilm nach Rudolf Petershagen, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1962 "Ach, du fröhliche" (Regie: Günter Reisch)
* 1963 "Nackt unter Wölfen" (nach Bruno Apitz, Regie: Frank Beyer)
* 1963 "Karbid und Sauerampfer" (Regie: Frank Beyer)
* 1965 "Berlin um die Ecke"
* 1967 "Die Fahne von Kriwoj Rog" (Regie: Kurt Maetzig)
* 1967 "Ein Lord am Alexanderplatz" (Regie: Günter Reisch)
* 1970 "Jeder stirbt für sich allein" (Fernsehfilm, als Otto Quangel nach dem Roman von Hans Fallada, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1974 "Polizeiruf 110: Der Tod des Professors" (Fernsehfilm)
* 1974 "Jakob der Lügner" (nach Jurek Becker, Regie: Frank Beyer); wurde als einziger DEFA-Film für den Oscar vorgeschlagen
* 1975 "Looping" (Regie: Kurt Tetzlaff)
* 1975 "Bankett für Achilles" (Regie: Roland Gräf)
* 1976 "Das Licht auf dem Galgen" (nach Anna Seghers)
* 1977 "Die Insel der Silberreiher" (DDR/CSSR)
* 1978 "Anton der Zauberer" (nach Karl Georg Engel, Regie: Günter Reisch)
* 1978 "Des kleinen Lokführers große Fahrt" (Fernsehfilm mit seinem Sohn Alexander Geschonneck, Regie: Hans Werner)
* 1978 "Abschied vom Frieden" (nach F. C. Weiskopf, Regie: Hans-Joachim Kasprzik)
* 1980 ""Levins Mühle" (nach Johannes Bobrowski, Regie: Horst Seemann)
* 1981 "Meschkas Enkel" (Fernsehfilm, Regie: Klaus Gendries)
* 1981 "Asta mein Engelchen" (Regie: Roland Oehme)
* 1982 "Benno macht Geschichten" (Fernsehfilm)
* 1982 "Der Mann von der 'Cap Arcona'" (Regie: Lothar Bellag)
* 1986 "Wie die Alten sungen..."
* 1988 "Mensch, mein Papa...!"
* 1995 "Matulla und Busch" (Fernsehfilm, Regie: Matti Geschonneck)
Lang ist auch die Liste seiner Auszeichnungen:
* 1954, 1960, 1961 und 1968 Nationalpreis
* 1976 Vaterländischer Verdienstorden
* 1981 Karl-Marx-Orden
* 1985 Kunstpreis des FDGB
* 1993 Deutscher Filmpreis für sein Gesamtschaffen
* 1997 Die Goldene Henne der Super-Illu für sein Lebenswerk
* 2004 Ehrenmitglied der neu gegründeten Deutschen Filmakademie
Zu seinem Ehrentag wird viel geschrieben - ein paar Zeilen aus dem Hamburger Abendblatt will ich zitieren:
Geschonneck, der am 27. Dezember 1906 unter ärmlichsten Bedingungen in Ostpreußen geboren wurde, hat ein Jahrhundertschicksal: Kommunistisch erzogen spielte er in Agitprop-Gruppen und emigrierte 1933 in die Sowjetunion, wo er dem Stalin-Terror knapp entkam. 1939 wurde er von der Gestapo in Prag verhaftet und ins KZ verschleppt. Von Neuengamme aus trieb ihn die SS mit 4000 anderen Häftlingen zur Lübecker Buch und auf die "Cap Arcona", die die Briten am 3. Mai 1945 irrtümlich bombardierten. Geschonneck gehörte zu den wenigen Überlebenden.
Nach Kriegsende holte ihn Ida Ehre an die Hamburger Kammerspiele. 1947 spielte er in der Uraufführung von Borcherts "Draußen vor der Tür" . Zwei Jahre später ging er nach Ost-Berlin ans Deutsche Theater und dann zu Brecht ans Berliner Ensemble (BE). Doch sein Respekt vor der Theater-Ikone Brecht hielt sich in Grenzen; Geschonneck verließ das BE und drehte für die Defa. Zu seinen besten Filmen gehören das Buchenwald-Drama "Nackt unter Wölfen" (1963) und "Jakob der Lügner".
Obwohl er sich bis heute als Kommunist fühlt, übte er an den Zuständen im SED-Staat häufig Kritik und geriet auch ins Visier der Zensur. Gleichwohl verlieh ihm die DDR viermal den Nationalpreis, 1993 erhielt er den Deutschen Filmpreis. Sei Sohn, der Regisseur Matti Geschonneck, holte ihn 1995 ein letztes Mal vor die Kamera: Seine Rolle in "Mattula & Busch" absolvierte er bereits im Rollstuhl.
101 Jahre und immer noch sieht man die kleinen Teufelchen, die von innen seine Augen putzen und zum Strahlen bringen, immer noch der wache Blick und der Schalk im Gesicht -
Herzlichen Glückwunsch!
Hoffentlich schenkt uns das ÖRF ein paar schöne Filme mit ihm ...
--
angelottchen