Sonstiges Der kleine, alte Mann und das Seil ...

Selbst wer ihn nur einmal kurz im TV gesehen hat, wird sich an Konrad Thurano erinnern: Den kleine, alten Mann mit dem zu kleinen, knautschigen Hut. 98 Jahre alt ist er geworden und bis zuletzt trat er noch mit seinem immerhin auch schon betagtem Sohn auf. Jetzt ist er in Dänemark im Kreise seiner Familie verstorben. 80 Jahre ist er auf dem Seil getanzt und hat sein Publikum, jung und alt, begeistert. Der älteste, noch arbeitende Artist der Welt war sicher einer der letzten seiner Zunft - diese Art von Körperbeherrschung, ständigem Training , Präzesion und Perfektionismus, gemischt mit einem würdevollem Charme und einem gewaltigen Schalk im Nacken, der für einen Moment alle Sorgen vergessen lässt und dessen artistische Clownerien, die so leicht und beschwingt aussehen, täglische Schwerstarbeit bedeuteten.

Düsseldorf (dpa) - Das Drahtseil war sein Zuhause: Konrad Thurano, der älteste aktive Artist der Welt, ist tot. Er starb am Dienstag im Kreise seiner Familie in Dänemark, wie eine Sprecherin des Apollo Varieté Theaters in Düsseldorf sagte.

Im April hatte Thurano auf der Bühne seinen 98. Geburtstag gefeiert - mit Zwei- Finger-Klimmzügen am Drahtseil. Mehr als 80 Jahre lang war der gebürtige Düsseldorfer in Varietés in aller Welt aufgetreten - im Lido in Paris, im Palace in Hongkong und in den Casinos von Las Vegas. Er stand zusammen mit Show-Größen wie Charlie Chaplin, Bing Crosby, Frank Sinatra und Josephine Baker auf der Bühne. Auch Zarah Leander, Jerry Lewis, Hans Albers, Marlene Dietrich und Dean Martin gehörten zu seinem Bekanntenkreis.

«Ich will die Menschen amüsieren», lautete Thuranos Devise. Der kleine Mann, dessen Markenzeichen ein zerknautschter Hut und ein schwarz-weiß karierter Anzug waren, hielt sich auch im hohen Alter noch mit Liegestützen fit. Legendär war die Nummer, bei der er sich zusammen mit seinem Sohn Johnjohn auf dem Drahtseil einen Schlagabtausch lieferte - die Zuschauer lachten oft Tränen. «Das Publikum sieht, ob einer mit Liebe arbeitet», sagte der Artist einst auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept.

Thuranos rasante Karriere begann 1924. Im Alter von 15 Jahren wurde der Arztsohn von einer Trapezkünstlertruppe entdeckt, als er auf einer Wiese am Rheinufer in Düsseldorf «herumkasperte». Beim berühmten Zirkus Althoff lernte er seine Frau Henriette Althoff kennen, die er 1932 heiratete. Mit seinen drei Kindern zog das Paar durch die Varietés Europas, darunter das Apollo-Theater in Düsseldorf, das Hansa-Theater in Hamburg und den Berliner Wintergarten.

1938, als die Nationalsozialisten in Deutschland an der Macht waren, emigrierte die Familie nach Südafrika. 20 Jahre später kehrte sie nach Deutschland zurück, um bald schon wieder durch die Welt zu tingeln - sogar vor dem Schah von Persien sind «Die Thuranos» aufgetreten. In den 70er Jahren folgte Paris, 1980 wanderte die Familie nach Amerika aus. Zuletzt lebte Thurano mit Kindern und Enkeln - seine Frau starb 2004 - in Dänemark. Anfang 2006 nahm er in Hamburg seinen offiziellen Abschied von der Manege. Von einer Lungenentzündung im Sommer erholte er sich gut. Deshalb sei sein Tod für seine Varieté-Freunde überraschend gekommen, sagte die Apollo- Sprecherin.

Seinem Publikum wird Thurano als Künstler mit unvergleichlichem Charme und Humor in Erinnerung bleiben, der bis zuletzt Fröhlichkeit ausstrahlte: «Ich fühle mich lustig, richtig lustig», sagte er an seinem 98. Geburtstag.

Farewell, wunderbarer alter Mann auf dem Seil .. ich habe gerne über Dich gelacht!





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angelottchen

Hallo Angelottchen,

es freut mich immer sehr wenn ich auf jemanden treffe, der noch einen Blick für wirkliche Kunst und großartige Leistungen hat. Es wir heute so vieles hoch gelobt und bewundert, was eigentlich gar keine Kunst ist, und auch keine Leistung.

Konrad Thurano war ein Phänomen und ein wirklicher Künstler. (solche werden leider immer weniger)

Randbemerkung: Schau mal auf dem Bild, wie er mit zwei Fingern am Seil hängt - in seinem Alter! Sag mal zu einem Jungen, er soll das nachmachen!

Gruß

Kai

Hallo Kai - wie schön, dass sich doch noch jemand zu dem Thema meldet
Ja, er war wirklich ein Künstler und man kann nur ahnen, welche lebbenslange Disziplin und Körperbeherrschung dieser Mann gehabt haben muss - genau deswegen habe ich dieses Bild ausgesucht .. der machte an den 2 Fingern ja auch noch Klimmzüge! Hier kann man es sehen:

Hier ein kleiner Videoclip vom letzten Jahr
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angelottchen

... der machte an den 2 Fingern ja auch noch Klimmzüge!
angelottchen

... und lächelte dabei noch unverkrampft

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kai

und hatte wache, verschmitzte augen.

schade, dass solche großartige künstler *aussterben*.
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eleonore