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Sonstiges An der Kasse im Supermarkt

elisa7
elisa7
Mitglied

An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von elisa7

In der Schlange an der Kasse ging es einfach nicht weiter. Eine alte Frau versuchte, ihr ganzes Kleingeld loszuwerden. Prompt fehlten ihr am Ende zehn Cent. Schließlich entschloß sie sich, der Verkäuferin einen Fünfzig-Euro-Schein aus ihrer Geldbörse zu geben. Ich dachte nur: Schon wieder fünf Minuten verloren. Wenn das so weitergeht, werde ich noch meinen Kursus in der VHS verpassen. Noch vier Personen vor mir; wenn die jeweils auch fünf Minuten brauchen, ist alles zu spät. Auch die anderen Kunden in der Reihe wurden unruhig.

Die Diskussion einer Mutter mit ihrem Kind riß mich aus meinen Gedanken. Die beiden waren an der Reihe, und das Kind versuchte, die Gunst der Stunde auszunutzen und im letzten Moment noch eine Tafel Schokolade durchzuboxen. Mir schien, dass die Mutter ihr Kind zu einer kritischen Persönlichkeit erziehen wollte, und so bahnte sich unausweichlich ein Konflikt an.

Ich atmete durch und wandte mich um. Die Frau hinter mir blickte mich ziemlich hoffnungslos an. Dabei hoben sich ihre Augenbrauen, so dass sich ihre Stirn in Falten legte. Sie hatte nur zwei Artikel in der Hand - wie ich.

Ich drehte mich wieder um und starrte auf meinen Liter Milch und das halbe Pfund Butter. Spontan wandte ich mich ihr zu und bot ihr an, sich vor mir in die Schlange einzureihen. Die Falten auf ihrer Stirn verschwanden, und sie nahm dankend an.

Im Vorbeigehen fragte sie mich, wie ich darauf gekommen sei, dass sie unter Zeitdruck stünde. Ich konnte ihr nur mit einer Geste antworten, die soviel sagte wie: "Ist schon o.k.".

Die Kundin, die gerade an der Reihe war, nahm der jungen Frau die Eier und die Nudeln aus der Hand und sagte zur Kassiererin: "Bevor Sie mit meinen Sachen anfangen, machen Sie erst diese hier." Die Atmosphäre war inzwischen lockerer geworden, die Leute machten Witze und lachten.

Mir wurde klar, wie wenig oft genügt, um andere ein wenig Mitmenschlichkeit und Verständnis spüren zu lassen...
marianne
marianne
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von marianne
als Antwort auf elisa7 vom 20.02.2011, 17:55:08
Elisa7" ist wieder da.

Nun denn....
myrja
myrja
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von myrja
als Antwort auf marianne vom 20.02.2011, 18:03:26
Eiderdaus wie schön!

Sicher lauert auch schon irgendwo der Stefan mit einem neuen selbst erlebten Geschichtchen.



Myrja

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lotte2
lotte2
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Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von lotte2
als Antwort auf elisa7 vom 20.02.2011, 17:55:08
ja, elisa7, du beschreibst haarscharf eine Situation, die wir wohl alle kennen - zwar mit verschiedenen Requisiten und Aktören, aber in der Grundsituation "Schlangestehen"......

ich bin mal die Ungeduldige - mal die " Gütige"
sonja47
sonja47
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von sonja47
als Antwort auf lotte2 vom 20.02.2011, 19:44:50



Lustiges GB Pics


Sonja
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf elisa7 vom 20.02.2011, 17:55:08
Mich ärgern vorallem jene Typen, die der Kassierin genüsslich beim Ware-über-die-Glasscheibe-ziehen zuschauen, dann gemütlich mit ihrer Tasche zur Box gehen, wo sich ihre Ware staut, dann einzupacken beginnen, dann erstaunt die Kassierin angucken, die darauf wartet, dass die Kundin endlich ihre Karte in den Schlitz steckt und ihren Code eingibt, dann entgeistert auf das Display starren, weil dieses ihnen kund tut, die Karte sei nicht gedeckt resp. überzogen, dann unschlüssig zu ihrem Warenberg gucken um zu entscheiden, was davon man nicht unbedingt braucht, damit die Restmenge auf der Karte plus das bisschen Bargeld in der Geldbörse doch noch reichen......

.......und nicht mal merken, dass sich inzwischen eine Warteschlange von 10 Metern gebildet hat vor der Kasse!

Aber in ihrer Geldbörse haben sie wohl an die 20 solcher Kreditkarten!

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caya
caya
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von caya
als Antwort auf schorsch vom 21.02.2011, 08:53:12

Diese Typen kennen wir alle, Schorsch

schön beschrieben!
Ich mag Alltagsgeschichten aus dem Leben gegriffen und fein beobachtet

Manchmal findet sich die Geldbörse aber auch erst nach einem Tauchgang, tief unten in ihrem Hackenporsche

Caya
antje43
antje43
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von antje43
als Antwort auf caya vom 21.02.2011, 10:33:18
Seit zwei Jahren bin ich Rentnerin und gehe nur noch vormittags einkaufen!
Mit zwei Geldbörsen, denn meine alten Nachbarn geben mir auch einen Zettel mit.
Manchmal fummel ich das Kleingeld zusammen, die Verkäuferin kuckt dann stoisch in die Runde und macht sich wohl so ihre Gedanken. Aber hinter mir ,die anderen Rentner, sind alle sehr moderat und geduldig ...
Liesbeth
Liesbeth
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von Liesbeth
als Antwort auf antje43 vom 22.02.2011, 13:59:33
Ich kenne diese Situation nur allzu gut. Allerdings bin ich ein sehr "entspanntes" Gemüt und habe relativ schnell gelernt, das diese Situationen halt zum Alltag gehören. Was diese Situation allerdings sehr klar aufzeigt, ist die Hektik , die dieser tage in uns allen wohnt. Keine Zeit, schnell,schnell,Zeit ist Geld,etc. FURCHTBAR finde ich das! Und das allerschlimmste ist , das der Mensch von selbst eigentlich garnicht so geschaffen ist. Unsere Gesellschaft hat es binnen weniger Jahrzente geschafft uns zu Anti-sozialen Robotern zu machen. Sie haben uns,beispielsweise durch den EURO, soviel Zeit gestohlen, da wir das gleiche Pensum an Leistung bringen müssen,um an die selbstverständlichsten konsumgüter wie Lebensmittel nicht angeglichen...soll heissen,wir müssen hinnehmen, das der Tag zu wenig Stunden hat um alles zu schaffen und noch mehr arbeiten. Soziale Kontakte bleiben aufgrund dieses Wandels komplett auf der Strecke und man ist oftmals viel zu erledigt um noch freizeitgestaltung zu betreiben. Weil man einfach keine Freizeit mehr hat, die man planen könnte!
Ich merke gerade, ich komme vom hundertste ins tausendste...entschuldigung. :)
Ich denke, es wäre mal wieder Zeit für ein wenig sozialere Umgangsformen, denn die eben beschriebene Kassensituation ist ein Sinnbild für unsere soziale Verarmung!
Liesbeth
lars
lars
Mitglied

Re: An der Kasse im Supermarkt
geschrieben von lars
als Antwort auf antje43 vom 22.02.2011, 13:59:33
Also ich bezahle immer mit einer Kreditkarte, geht am schnellsten und ist nicht aufwendig!
Und als Rentner nicht unbedingt am Samstag oder an Randzeiten einkaufen.

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