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Schwarzes Brett Was ist los mit unserer Gesellschaft

RE: Was ist los mit unserer Gesellschaft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 31.07.2019, 19:02:03

Erst einmal ein herzliches Hallo in die Runde. Ich bin die "Neue" und beginne, mich so langsam durch die Foren zu lesen und bin auf diesen doch sehr interessanten Strang gestoßen.

Allenthalben höre ich genau die Frage: Was ist los mit unserer Gesellschaft?

Ich denke, mit unserer Gesellschaft ist nicht mehr (oder weniger) los, als vor unserer Zeit.

Die Krux an der heutigen Gesellschaft ist, dass sie eine Informationsgesellschaft geworden ist. Wo "früher" alles im Sprengel blieb (Mund-zu-Mund), steht heute alles in Zeitungen oder ist im Internet zu lesen, was am anderen Ende der Welt geschieht. Die Verbindung, dass alles hier passiert, tut ihr Übriges und aufgrund der Vielzahl der Informationen ist der Mensch oft nicht mehr in der Lage, den Überblick zu halten und läuft Gefahr, alles zu vermischen.

Ich wil die Tat von Frankfurt jetzt keinesfalls relativieren. Sie ist schlimm (wie jede für uns nicht fassbare Tat). Aber manche Menschen haben ein gerüttelt Maß an Aggression(en), die durch verschiedenste Auslöser ans Tageslicht kommen. Gerade im Fall Frankfurt bleibt offen, ob der Täter z.B. unter Medikamenten gestanden hat? Erwiesen soll inzwischen sein, dass die meisten Amokläufer in den USA sowohl in psychiatrischer Behandlung waren als auch unter Medikamenten standen. 

Es ist ein weites Feld und leider gibt es die Rund-um-sorglos-Gesellschaft nicht.

Wir alle sind (auf-)gefordert, auf uns aufzupassen und das viele Gute nicht zu vergessen, dass auch in unserer Gesellschaft vorhanden ist.

Ich z.B. bedaure, dass nicht mehr Positives berichtet wird. Aber auch das liegt anscheinend im Menschen verankert: Je gruseliger/schauriger die Geschichten, desto mehr Interesse.

Mir tut nicht nur die Mutter des kleinen Jungen leid, sondern auch der Lokführer und die Familie des Täters. Es sprengt meine Vorstellungskraft, sowohl auf der einen oder der anderen Seite zu stehen. Und ganz besonders natürlich der kleine Junge. Vielleicht hat er etwas Schönes mit seiner Mutter vorgehabt und sich auf die Zugfahrt gefreut.

Nach wie vor für mich nicht fassbar.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Was ist los mit unserer Gesellschaft
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.08.2019, 19:12:45

Man sollte nicht "von der GEsellschaft" als einem unbekannten Mysterium sprechen oder schreiben - denn wir sind es ja,diese Gesellschaft. Wir leben in ihr, wir formen sie, wir bemühen uns  - je nach Sichtweise - sie zu verbessern oder zu verschlechtern.
Tatsache ist aber ,dass seit Jahrzehnten eine grosse Individualisierung unserer Gesellschaft einsetzt und jeder versucht, seine Partikularinteressen durchzuboxen, teilweise um jeden Preis.
Das liegt auch an der ERziehung; denn solche Menschen kommen ja nicht aus dem Nichts. Sie wurden und werden in unserem Land sozialisiert und irgendwann ist das fertige Produkt vorhanden.
Auch eine Informationsgesellschaft sind wir seit Jahrzehnten; das Internet gibt es übrigens auch seit mehr als 25 Jahren.
Es gab "in der guten alten Zeit" staatlich gelenkte Medien, was hoffentlich kein normaler Mensch zurückhaben möchte.
Ich bin auch nicht dafür ,dass vorwiegend über gute Dinge berichtet werden soll - Tatsachen sind wichtig und leider funktioniert das dann nach Medien-Regeln: Bad News are good News. Denn lesen wollen wir es ja alle mit einem Schauer, der uns den Rücken runterläuft.
Wäre es anders, würden wir diese Berichte ignorieren - können wir ja alles selbst entscheiden.
Auch ich habe grosses Mitleid mit der Mutter des getöteten Jungen in Frankfurt. ABer auch da gibt es eine positive Geschichte: spontan wurde eine Sammlung organisiert und es kam auch ein guter Betrag zusammen, der natürlich das Leid nicht direkt lindern kann, aber helfen kann es schon, wie ich denke.
Ich habe aber auch grosses Mitleid, wenn einem ausländischen Kind in "meinem Land" von irgendwelche wildgewordenen Nazis Angst eingejagt wird, weil diese vor Asylunterkünften grölend und mit Wurfgegenständen aufmarschieren. Mitleid habe ich auch mit dem jungen Eritraer, der von einem Rechtsradikalen ohne jeglichen Grund angegriffen wurde, nur weil er anders aussieht als wir.
Mein Mitleid kennt da keine Grenzen. Olga

RE: Was ist los mit unserer Gesellschaft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 09.08.2019, 19:24:35

Natürlich ist/sind die Gesellschaft wir alle. Das muss nicht betont werden, sondern ist selbsterklärend. Lächeln

Es ist - denke ich - eine Gemengelage mehrerer Faktoren, ob nun Erziehung, gewisse Krankheitsbilder, krankhafter Individualismus oder Mangel an Bildung. Für Letzteres gibt es nicht den passenden Spruch: Je weniger einer weiß, desto mehr glaubt er jeden Sch....ß. Zwinkern

Individualisierung per se muss nicht zwingend mit im wahrsten Sinn des Wortes "über-Leichen-gehen" verbunden sein.

Ich habe auch keineswegs etwas gegen die Informationsgesellschaft, aber die Medien haben ihren Anteil am "Wertewandel" der Gesellschaft und auch eine gewisse Klientel, die offenkundig immer mehr zu werden scheint, schätzt eher plakative Großbuchstaben als einen gut recherchierten längeren Text.

Und in der Tat: In der Haut des Täters möchte ich auch nicht stecken, keine Frage; aber er wird - so er hier in Deutschland inhaftiert wird - alle erdenkliche Hilfe bekommen, was für die betroffenen Familien noch fraglich ist. Unser Opferschutz ist ausbaufähig. Wie er in der Schweiz für die dortige Familie aussieht, kann ich nicht beurteilen.



 


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