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Schwarzes Brett Die fünfziger Jahre/ Beilage in der NZZ

chris
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Re: Die fünfziger Jahre/ Beilage in der NZZ
geschrieben von chris
als Antwort auf mulde1 vom 24.06.2007, 13:27:19


Mir ist bewusst, dass wir alle unterschiedliche Erinnerungen an diese Zeit haben.
Für mich sind die 50iger J., die Zeit meiner Schulzeit und auch der Beginn meines
Berufslebens.

Vieles hat uns geprägt und vieles ist geblieben als unauslöschlich wertvolle Erinnerung
an Eltern, Geschwister, die Lehrer, die uns begleitet haben und auch persönliches und
politisches fliesst da ein.

Ich erinnere mich, dass ich immer gerne zur Schule ging, konnte es wohl 1949 kaum
erwarten. Schultüte gab es damals keine, dafür aber die Freude, endlich auch einen
Bücherranzen zu haben und auf die Tafel zu schreiben und was kam ich mir wichtig vor,
bei den 1. Kritzelstrichen auf der Tafel. Das erste Lob der Lehrerin, wenn was schön war oder gut, wer kann sich noch dran erinnern, sicher Alle!

Die ersten Freunde in der Schule, die ersten Singversuche in der 3. Klasse - jeden Morgen
gab es ein Morgenlied und der Lehrer spielte Geige dazu. Für die 1. naturkundlichen
Beobachtungen gab es ein Heft, in das man das Eintragen konnte...... was wohl aus dem
Heft wurde??

Es ist so vieles was von diesen Erinnerungen da ist, gut, dass so vieles auch im
Nachheinein noch als erinnerungswert empfunden werden kann.

--
chris
mea
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Mitglied

Re: Die fünfziger Jahre/ Beilage in der NZZ
geschrieben von mea
als Antwort auf chris vom 27.06.2007, 11:43:40

Die Fünfziger Jahre waren für mich eine prägende und wichtige Zeit .

1951 , endlich die Schule fertig , die Suche nach einer Lehrstelle wurde schwierig , ich wollte damals sooo gerne Schneiderin werden , Talent hatte ich wohl , hab später für unsere drei Töchter viel selber genäht , aber Mutter hätte noch dazuzahlen müssen , statt das ich ein paar Mark verdiene ,(wegen angeblichem Stoff-verschnitt usw.) das konnten wir uns nicht leisten bei vier Kindern , der Vater kam vom Krieg nicht mehr heim ....

Also Verkäuferin (Einzelhandelskaufmann) lernen , es war eine harte Zeit , da flog schon mal dem Chef sein Schlappen hinter uns her , wenn wir nicht spurten und von wegen 8 Stundentag , von früh bevor die Bauern aufs Feld gingen bis abends bevors dunkel wurde war der Laden offen ....
Das Gemischtwarengeschäft , es gab dort neben Lebensmitteln vieles was man so am Dorf braucht , von Babywolle bis zur Mistgabel , Fliegenfänger , Werkzeug , Petroleum usw.

Aber es war auch eine schöne Zeit , ein Lehrling hatte sich wohl in mich verguckt ...er schenkte mir zum Geburtstag eine Tortenschaufel , die ich heute noch habe .....
...Tanzstunde , erste Flirts noch ganz schüchtern , erste Dauerwelle , man wollte doch erwachsen sein ....

'54 Lehre erfolgreich beendet , nach der bestandenen Prüfung in Kassel wurde erst mal gefeiert in fröhlicher Runde mein erstes Glas Sekt in einem Cafe , eine Zigarette dazu ....wir waren ja jetzt erwachsen !!

Später neue Arbeit als Filial-leiterin in Kassel ...
..endlich weg von zu Hause , endlich frei von Mutters zwar liebevoller aber doch Aufsicht ....

Es waren schöne Jahre mit viel neuen Erfahrungen wenn auch nicht immer einfach , ich fand bald eine sehr gute Freundin mit der ich die neue Freiheit geniessen konnte ...

Aber ...es gibt im Leben auch mal das *aber* , jedenfalls war der Verdienst , der Lohn , weil ich im Haus des Chefs Kost und Logie hatte , eben weniger als ich mir vorgestellt hatte , ich suchte lange nach besseren Möglichkeiten ...

Irgendwann kam eine Tante von Süddeutschland , eben von hier , zu Besuch , lockte mich mit besseren Verdienstmöglichkeiten ins Schwabenland ...
..und hier lernte ich bald meinen Mann kennen , das war '57 und in '59 wurde Hochzeit gefeiert , die fünfziger Jahre gingen zu Ende , aber unsere glückliche Zeit dauerte noch lange ............
--
mea

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