Religionen-Weltanschauungen Wir betet gerne für dich

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Michiko vom 12.08.2024, 09:38:37

Liebe Michiko,

Danke. So sehe ich das auch.

Liebe @Ingrid60,

nein, diskutieren kann man da nicht drüber. Aber ich spreche und schreibe gern mit anderen Menschen über deren Glauben und deren Hoffnung. Aber nicht hier in diesem Forum, das habe ich mir abgewöhnt.

Liebe @Maja1,

danke für Deinen Beitrag. Für mich ist nichts so peinlich, wie missionierende Atheisten. Wäre ich einer, würde ich solche Beiträge auch gar nicht lesen, schon gar nicht in einem Seniorenforum, da dort wohl keine Chance besteht, jemanden von seinem Glauben oder Unglauben "abzubringen".

***

Ich gönne diese Erfahrung niemanden, aber wer mal stundenlang mit einem schweren Herzinfarkt an einem Ort gelegen hat,an welchem niemand in den nächsten 6-8 Stunden zu Hilfe kommen KANN, der aber genau weiß, was da tief in seiner Brust abgeht, und dabei den "Hauch des Todes" spürt, der betet nicht zu den Naturgesetzen,. sondern zu jemandem/etwas ganz anderem. Wer das für sich verneint, dem glaube ich erst, wenn er das wirklich erlebt hat und dann tatsächlich NICHT gebetet hat. Vorher großspurig zu reden, das beweist gar nichts!

LG

DW

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Kettwiger vom 11.08.2024, 20:54:56

Es war offenbar für Dich eine schaurige Erfahrung.
Nur die Menschen, die sich bewusst sind, dass sie sich im Sterbeprozess befinden, körperliche Heilung nicht mehr möglich ist,  und dennoch keine aktive Sterbehilfe wollen, entscheiden sich für die Aufnahme in einem Hospiz.

Mareike

Zaunkönigin
Zaunkönigin
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf olga64 vom 10.08.2024, 18:26:38
Tja, und trotzdem dürfte es eine Tatsache sein, dass alte Menschen, die sich dem Tode nähern, in dieser Phase oft wieder gläubig und auch religiös werden -auch wenn sie Jahrzehnte über Religionen und Glauben spotteten und sich nicht mehr damit befassten.
ABer dieses grosse Unbekannte,das da auf sie wartet oder nicht - macht nachdenklich und vermutlich sehen viele nur Hilfe in einer Religion, Gott oder Göttinnen oder was auch immer.
Ob sie es nun zugeben oder nicht - viele lernen dann wieder zu beten.Olga
Genau so ist das häufig. Danke Olga für diese passende Zusammenfassung.

Ich erzähle jetzt etwas sehr persönliches weil ich denke, dass es wichtig ist über Sterben, Glaube und Angst zu sprechen - grundsätzlich aber auch besonders in unserem Alter.

Meine Mutter war, so lange ich zurück blicken kann, nicht im klassischen Sinne gläubig. Erst als die ersten ihr nahe stehenden Menschen starben, begann sie zu beten. Für jeden der von ihr gegangen war und für die, die noch da waren. Ein Kirchengänger wurde sie aber in all den Jahren nicht und ich vermute, sie hatte ihre ganz persönliche Form von Glauben.

Nun könnte man vermuten dass die pure Angst vor dem was danach kommt sie hin zum Gebet geführt hat. Ich dachte das jedenfalls ab und zu, hatte allerdings Verständnis dafür, obwohl ich selbst aus der Kirche ausgetreten bin (nicht jedoch vom Glauben an die christliche Lehre)

Am Todestag meiner Mutter wurde ich erst am Morgen vom Krankenhaus informiert und ich kam entsprechend spät an ihr Bett. Lt. Ärztin war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der minimierten Herzaktivität das Gehirn schon unterversorgt. Sie ging davon aus, dass nur noch Reflexe funktinieren. 
Ich werde jetzt nicht auf die Details eingehen und versuchen etwas emotionales sachlich zu beschreiben. 
Meine Mutter lag da, ohne Schmerzen, friedlich. Auf meine Berührungen und Ansprache hat sie nicht mehr reagiert. Lt. Ärztin konnte das noch viele Stunden so gehen. Das Warten auf den Tod. Und ich dachte, was ist, wenn sie doch noch etwas versteht? Sie liegt da, in sich gefangen und wartet auf das Ende, kann mir ihre evtl. Angst nicht mehr erzählen und erfährt auch so keinen Trost. 
Da fiel mein Blick auf ein schmuckloses Kreuz und ich erinnerte mich daran, dass sie in den letzten 20 Jahren abends gebetet hat. Und so begann ich in meiner Hilflosigkeit für sie lt. an zu beten an und formulierte das so, wie sich meine Mutter ein ordentliches Gebet vorstellte (sie hatte da so ihre eigenen Vorstellungen gemacht wie man mit dem Herrn zu reden hatte).
Ich tat es mit Inbrunst und merkte dabei schnell, wie ihrer Atemzüge länger schwer wurden. Ich hörte das gut, weil sie mit Sauerstoff versorgt wurde. Und nach sehr kurzer Zeit wurden ihre Atemzüge langsamer ... um dann, ganz plötzlich, gänzlich aufzuhören. Das war so sanft, so zart dass ich es als schön empfinden konnte. Ich war allerdings auch erst einmal fassungslos und konnte es kurz gar nicht glauben weil die letzten Atemzüge meiner Mutter wie das Streichen einer Feder waren. 

Ich bin überzeugt davon, dass mein Gebet ihr den Weg oder den letzten Schritt erleichtert haben. Und das, obwohl die Ärztin meinte, dass meine Mutter nichts mehr verstehen würde und nur noch ihre Hülle da läge. Fast hatte es den Eindruck, dass meine Mutter sich das Loslassen erlaubte und mit Vertrauen und Ruhe den letzten Schritt tat.

Sicher, es mag sein, dass ich zuviel hinein interpretiere und das alles Zufall war. Wer allerdings meine Mutter gekannt hat der versteht meine Gedankengänge. 


 

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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Zaunkönigin vom 12.08.2024, 09:58:40

Danke Zaunkönigin für diesen persönlichen Bericht!

Solche Berichte sind extrem wertvoll!

Herzlichst
Mareike

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Zaunkönigin vom 12.08.2024, 09:58:40

Danke, liebe @Zaunkönigin, das hat mich sehr berührt. Ich denke, auch DU hast durch dieses Gebet viel Gutes erhalten.

LG

DW

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Zaunkönigin vom 12.08.2024, 09:58:40

Danke, @Zaunkönigin. Das bestätigt mir mal wieder, dass niemand genau wissen kann, was Sterbende mitbekommen, genauso wie Patienten im Wachkoma, von denen man später immer wieder erfährt, dass sie vieles hören, aber nicht antworten konnten.
Ich bin beeindruckt von deinem Bericht und überzeugt davon, dass du ihr damit das Sterben erleichtert hast. Das muss ein gutes Gefühl sein.
Ich stand auch mit meiner Schwester bei meiner Mutter am Sterbebett, und die Schwester riet uns, ihre Lippen mit Stäbchen zu befeuchten, die sie uns gab. Mehr konnten wir nicht tun. Irgendwann sind wir gegangen, nachts ist sie dann gestorben. Aber da meine Mutter auch eine sehr gläubige Frau war, hoffe ich mal, dass sie ihren Frieden mit ihrem Tod gemacht hat, sie war dann 95 Jahre alt und sehr geschwächt, da geht man vielleicht ganz gerne.


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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Zaunkönigin vom 12.08.2024, 09:58:40

Eine solche Sterbebegleitung würde ich mir wünschen!
Du bist in dem Moment im wahrsten Sinne ihren Weg mitgegangen, hast sie begleitet.

Und dieses Begleiten dürfte auch im Alltag mehr Bedeutung zu kommen.
Mehr zuhören statt belehren.
Erst recht bei Themen wie Sterben, Glaube und Angst.

Mareike

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Mareike vom 12.08.2024, 09:58:18

Ergänzend:
Eigentlich wäre dies ein eigenes Thema: Sterbebegleitung/Hospitz



Die Begleitung Sterbenskranker und Sterbender verläuft oft ganz anders, als es nach manchen idealisierten Beschreibungen des Sterbens erscheint. In jedem Fall konfrontieren die Begleiter und die Sterbenden einander.
Zu den Grundkenntnissen gehört das Besinnen auf die konkreten Bedürfnisse und die Lebenswirklichkeit aller Betroffenen, sowie das Berücksichtigen des Umstandes, dass die Lebensbedrohung dem lebensbedrohlich erkrankten Menschen in der Regel bekannt ist. Anzuerkennen ist, dass die Lebensbedrohung für alle Betroffenen schwierig zu handhaben ist. Einerseits wehren sich alte, kranke und sterbende Menschen dagegen, die Rolle eines alten, kranken oder sterbenden Menschen einzunehmen, andererseits sind sie konzentriert auf den Abbau ihrer Fähigkeiten und begeben sich in den sozialen Rückzug.
Entsprechend ist die Beziehung von lebensbedrohlich erkrankten Patienten zu ihren Begleitern ambivalent: Begleiter sind zwar als Helfer erwünscht, werden zugleich aber abgelehnt, da durch sie die Hilfsbedürftigkeit offenbar wird. Elementare Bedürfnisse dominieren Sterbenskranke und besetzen ihre Aufmerksamkeit, ihre Interessen und ihre Valenzen. Sterbende und alternde Menschen sind immer auch trauernde Menschen; ihr Trauern unterscheidet sich in der Regel von der („psychiatrischen“) Depression. Die Balance von Angst und Hoffnung ist sehr labil; die Sprache der Sterbenden ist eigen, kreativ und tiefgründig. Alte Probleme dauern an, neue Probleme entstehen, Charaktereigenschaften werden verstärkt.

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Sterbebegleitung


Mareike

Kettwiger
Kettwiger
Mitglied

RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Kettwiger
als Antwort auf Mareike vom 12.08.2024, 09:58:18

Liebe Mareike, für diese Menschen die in einem Hospiz landen WURDE entschieden. Ich habe ganz sicher nicht zum Spaß meine sterbende Mutter in einer solchen Einrichtung besucht. Meine werte Schwester, gesegnet mit einem riesengroßen Haus, in dem ein Zimmer nur ihrer Puppensammlung vorbehalten war, hatte entschieden, dass unsere Mutter die schon ein wenig "tüddelig" war und auch ab und zu mal stürzte, in ein Hospiz gehört. Ich war zu diesem Zeitpunk im Ausland um einen Arbeitsvertrag zu erfüllen und ahnte überhaupt nicht, was sich da in der Heimat abspielt. Dann kam ein Anruf, wenn ich die Mama noch mal sehen will müsse ich schnell kommen. Das tat ich dann auch. Immerhin hat meine Mutter mich noch erkannt aber mich überkam das kalte Grauen in diesem "Geisterhaus" ! Meine Schwester mit Platz und Räumlichkeiten mehr als genug hatte entschieden, dass die Mama nicht bei ihr und vertrauten Menschen in ihrer Nähe sondern unter lauter Sterbenden ihre letzten Schnaufer zu tun habe.  Kurz nachdem sie mich noch mal gesehen hatte ist sie dann auch verstorben. Das gehört zwar alles nicht hierher, sollte aber mal gesagt sein. Die Seilschaften die sich hier gebildet haben werden sich, aus welchem Anlass auch immer,  wie sagt man volkstümlich; "das Maul zerreißen". Daran gewöhnt man sich im Laufe der Jahre. Darüber hinaus soll auch mal gesagt sein, dass ich für meine "heißgeliebte" Olga hier zwischenzeitlich sogar eine gewisse Hochachtung empfinde. So besehen hatte dieses unsinnige Angebot für uns zu beten wohl doch etwas positives. Genug gebetet, reden wir miteiander, das ist gehaltvoller als Geisteranrufung !

Maya1
Maya1
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RE: Wir betet gerne für dich
geschrieben von Maya1
als Antwort auf Kettwiger vom 12.08.2024, 15:02:15
 Genug gebetet, reden wir miteiander, das ist gehaltvoller als Geisteranrufung !
Reden wir miteinander über aktive Sterbehilfe?
Das wäre bestimmt einen eigenen Thread wert (vielleicht gibt es sogar schon einen zu diesem Thema).
Ich bezweifle allerdings, daß bei diesem heiklen Thema die Diskussion weniger hitzig abläuft 😉

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