Religionen-Weltanschauungen Wieso häuft sich der Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche? Woran krankt diese Institution?
. Das war aber kein Wunder bei dieser Art mangelnder, elterlicher Zuwendung und Erziehung, die ja bei uns noch weithin üblich war. Die Eltern hatten meist mit sich selbst zu tun so wenige Jahre nach dem Krieg und noch randvoll mit den Nazi-Ideologien, für die sie ja recht viele Jahre lebten.upps...das dürfen Sie nicht pauschalisieren, das war keineswegs in allen Familien so.
Olga
Klaro
Kann ich dir leider bestätigen. Als in unsere Stadt ein neuer Kaplan kam, stritten ein paar Frauen wer "ihn" zuerst schafft. Ich war schon damals entsetzt.
Heute geht unser Pfarrer (ist auch Dechant) mit einer verheirateten Frau spazieren.Er sagt er braucht das.
. Das war aber kein Wunder bei dieser Art mangelnder, elterlicher Zuwendung und Erziehung, die ja bei uns noch weithin üblich war. Die Eltern hatten meist mit sich selbst zu tun so wenige Jahre nach dem Krieg und noch randvoll mit den Nazi-Ideologien, für die sie ja recht viele Jahre lebten.
Ich habe nichts pauschalisiert, wenn ich "weithin" schreibe, oder? ES ist aber Tatsache, dass darunter Menschen bis heute leiden, wenn sie dies nicht überwinden konnten. Und wenn es dann ganz schlimm kam, darunter auch noch nachfolgende Generationen zu leiden hatten. OlgaOlgaupps...das dürfen Sie nicht pauschalisieren, das war keineswegs in allen Familien so.
Klaro
okay, das kleine Wörtchen "weithin" habe ich überlesen. Sorry dafür, trotzdem denke ich, dass der Prozentsatz dieser Eltern bzw. Kindererziehung in der von Ihnen beschriebenen Art nicht so hoch war, wie es in Ihrem Beitrag rüberkam.
Klaro
Nun, ich denke schon, dass der Prozentsatz recht hoch war, es wurde nur verschwiegen. In der Siedlung, in der ich aufwuchs war das in jeder Familie so üblich. Wir Kinder haben uns darüber ausgetauscht. Gegenüber Erwachsenen durften wir nicht darüber reden, weil dann die Eltern in einem schlechten Licht standen und das führte wieder zu drastischen Strafen. So wurde vieles verschwiegen, was eigentlich hätte gesagt werden müssen.
LG,
Drachenmutter
GEnau so empfand und empfinde ich das auch, zumal damals ja keiner Statistiken aufstellte, wie Kinder verprügelt usw. wurden. Wie ich schon erwähnte: die Leute hatten andere Probleme und Kinder wurden ganz anders, praktisch nebenbei, erzogen. DAs hatte auch Vorteile: die Überbehütung, wie sie heute oft beobachtet werden kann, entfiel und Kinder wurden oft schneller selbstständig,vielleicht auch lebensfähiger als wenn Eltern den lieben Kleinen den Schulranzen noch bis in die Schulbank tragen wollen.
Es wurde sogar in den SChulen geprügelt; bei mir war das in der Volksschule so und hat sich erst im Gymnasium geändert, weil dort auch der Lehrkörper ein anderer war.
Ich hatte auch nur die Möglichkeiten, mich darüber mit Mitschülern, Freunden und meiner Cousine zu unterhalten; wir hatten ja alle ähnliche Probleme. In der SChule wäre dies unmöglich gewesen, weil auch mein Vertrauen in Erwachsene generell nicht vorhanden war. Ich hatte eine Tante (meine Firmpatin), der ich mich dann mal anvertraute als ich schon grösser war. Aber auch die scheute sich davor, hier einzuwirken. Es herrschte viel Heuchelei und Heimlichtuerei. Als Kindern wurde uns, bevor wir irgendwo einen Besuch machten, strikt erklärt, was wir sagen dürften und was nicht (mit Androhung von Strafen). Es war immer eine Qual, irgendwohin zu gehen und Angst haben zu müssen, wieder Fehler zu machen, die dann Strafen auslösten. Ich bin und war immer froh, dass die Kindheit die geringste Zeitspanne in meinem nun doch schon langen Leben darstellte und alles immer nur besser wurde als es damals war. Olga
Jil, deine Geschichte ist köstlich, ich habe mich sehr amüsiert darüber.
Wir sind aber schon in einem anderen Thread gerügt worden, weil wir dieses ernste Thema mit solchen Geschichten anreichern. Und nun stehe ich im Büßerhemd da und schäme mich mal. Eben doch ein Relikt aus meiner evangelischen Erziehung, du schreibst ja zu Recht, es gab auch strenge Evangelen. Man sagt sogar, dass sie manchmal strenger sind als die Katholen, die angeblich mehr Lebensfreude haben und besser feiern können, zum Teil wohl auch, weil die Beichte sie so entlastet. Und weil die Evangelen so puritanisch sein können, das war mein Elternhaus aber nicht. Mir fällt da der Film "Fanny und Alexander" von Ingmar Bergmann ein, da konnte man diese puritanische, gewaltdurchsetzte Erziehung von einem evangelischen Pfarrer deutlich erleben. Gott sei Dank bin ich nicht so aufgewachsen.
Meine Erziehung war aber auch autoritär, wie damals üblich, und die Religion war wichtig, ich musste bis zur Konfirmation jeden Sonntag in die Kirche gehen, danach durfte ich selber entscheiden. Das Ergebnis war zuerst lange völlige Abkehr, aber das Chorsingen hat mich wieder reingebracht. Die Oratorien und Passionen oder Requiems von Mozart und Brahms bspw. haben mich immer begeistert, sogar die Choräle im Gottesdienst mag ich, und dafür nehme ich letzteren auch manchmal gern wieder in Kauf.
Ich finde aber, dass sich da vieles sehr geändert hat und die Leute, die der Kirche fern bleiben, manchmal völlige Fehlurteile treffen, weil sie immer noch den alten Kram von früher im Kopf haben.
Und nun bitte ich det demütig um Vergebung, weil ich dieses ernste Thema wieder entweiht habe.
P.S. Olga, deine Beiträge zum Thema finde ich auch hochinteressant. Und diese Prügelgeschichten habe ich Gott sei Dank nicht erleben müssen.
Marina, ich denke, man macht es auch an der Gestaltung der Kirchen und Klöster fest, wenn man versucht, die Lebensweisen von Katholiken und Protestanten zu beurteilen. 'Die katholischen Kirchen sind üppig (wie in Italien); in den Klöstern wird Bier und Schnaps hergestellt und MÖnche gehören oft schon zu den Übergewichtigen in unserem Land. Katholische Pfarrer haben in Bayern ihren festen Platz an den Stammtischen.
Protestantische Kirchen sind nach meiner Beurteilung sehr nüchtern. Ich lebte fast 20 Jahre in Baden Württemberg und lernte dort auch die pietistische Art kennen, die mich barocke Bayerin doch oft abschreckte, auch wenn es um lukulische und andere Lebensgelüste geht. So wie ich sozialisiert bin, orientiere ich mich da lieber am katholischen Italien.
Mein Bruder trat auch als Student aus der katholischen Kirche aus; vor ca 10 Jahren trat er aber wieder ein und engagiert sich seitdem sehr in diesem Bereich. Seine Frau, mit der er ca 40 Jahre verheiratet ist, ist Protestantin - ihr Engagement geht in diese Richtung. Das gemeinsame Kind wurde nie getauft und hat es auch später nie nachgeholt, weil er sich fern der Kirchen sieht.
Es geht also gut, wenn man in liberalen Familien lebt und das ist doch gut so. Olga
Das kann ich alles sehr gut nachvollziehen, was Sie schreiben. Aber so interessant, wie das katholische Italien ist mit seinen Prozessionen und der passenden Banda-Musik dazu, das ist mir einfach zu verlogen, da kommt dann doch mein eher protestantisch geprägter, nüchterner Geist zum Tragen, wo der Wert auf weniger Schau und Brimborium und Weihrauchgeschwenke und mehr auf den Inhalten liegt. Als Schau finde ich das aber beeindruckend und stehe gern am Rand, um die bunten Gewänder zu bestaunen, die dazugehören. Da gibt es herrliche Szenen in den Filmen von Fellini, z. B. die Modenschau der Nonnen, ich glaube, das war in dem Film "Roma", ein wunderbarer Film wie alle seine Filme.
Und schon wieder entweihe ich dieses ernste Thema, ich ziehe jetzt mein Büßergewand an und verkrieche mich.
okay, das kleine Wörtchen "weithin" habe ich überlesen. Sorry dafür, trotzdem denke ich, dass der Prozentsatz dieser Eltern bzw. Kindererziehung in der von Ihnen beschriebenen Art nicht so hoch war, wie es in Ihrem Beitrag rüberkam.
Wenn es damals diese Prügelstrafen in den FAmilien und Schulen und Misshandlungen der anvertrauten Kinder nicht gegeben hätte, hätte es keines Gesetzes bedurft, das dieses seit vielen Jahren verbietet und Menschen,die dagegen verstossen, juristisch belangt werden.
Klaro
Heute las ich, dass die Jugendämter im letzten Jahr mehr als 60.000 Kinder aus Familien wegnehmen mussten, wo diese Kinder misshandelt und missbraucht wurden. Und das sind nur die Fälle, die aufgedeckt wurden - die Dunkelziffer ist sicher nach wie vor immens hoch.
Der Unterschied zu gestern ist, dass heute mehr darüber berichtet werden kann und es auch aufmerksamere Menschen gibt, die dagegen einschreiten und die zuständigen Behörden informieren. Olga