Religionen-Weltanschauungen Was ist die Seele?

helga122
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von helga122
als Antwort auf felix vom 29.10.2009, 17:07:24
Was Felix sagt, damit stimme ich überein. Möchte nur noch hinzufügen, daß Körper, Geist und Seele eine Einheit sind, der bewußte rationale und nachdenkende Geist führt letztendlich Körper und Seele, sonst gäbs keine Vervollkommnung bis wir sterben.
felix
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von felix
als Antwort auf helga122 vom 29.10.2009, 18:42:41
Deine Aussage, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden, würde ich etwas vorsichtiger als gegenseitige Korrelation bezeichnen. Neurologisch gesehen ist das Nervensystem ein Teil des Körpers. Die Struktur als Beziehungsgefüge betrachtet und die kommunikativen Prozesse im Nervensystem sind nur körperlich bedngt, selbst aber nicht Körper. Sie sind Voraussetzungen für die geistigen und seelischen Aktivitäten.
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felix
schorsch
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von schorsch
als Antwort auf felix vom 29.10.2009, 19:54:12
Wenn ich so an Günther von Hagens "Körperwelten" denke, kann ich nur hoffen, dass da die Seelen nicht mehr eingeschlossen sind.....

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schorsch

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carlos1
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 29.10.2009, 08:48:07
"..diese Deine offensichtliche Meinung, dass Wissenschaft das Sich-Wundern-Können vernichtet, dass Wissenschaft die Wunder klaut, teile ich nicht. Wenn ich vor meinen Studenten stehe, dann sage ich, dass das Sich-Wundern-Können eine Voraussetzung für Wissenschaft ist." karl


Lieber Karl,
bitte nicht jede überspitzte ironische Formulierung auf die Goldwaage legen. Meine Meinung habe ich in diesem Thread schon kundgetan, indem ich Wissenschaft als das Beste bezeichnete, das wir haben. Das ist ehrlich gemeint.

Damit ist aber nicht gesagt, dass die Wissenschaft unfehlbar in jeder Hinsicht, allein seligmachend ist und alle Wünsche und Forderungen an sie erfüllen kann. Das Wundern habe ich nicht verlernt. Aber ich behaupte, dass es auch Erkenntnisse im nicht-naturwissenschaftlichen Bereich gibt, die uns Staunen abverlangen.

Das Buch des Herrn Fischer habe ich übrigens gekauft. Das von Herrn Schwanitz nicht. Es ist sinnlos eine Auswahl aus einem Ozean von Angeboten zu treffen und diese zum Bildungskanon zu machen. Naturwissenschaftliche Bildung ist Teil des Bildungskanons. Ein MUSS.

„Nein, Wissenschaft macht nicht alles zur Wurst, aber produziert tatsächlich auch Wissen, das uns hilft als Mensch und als Menschheit zu überleben. Was glaubst denn Du, wem zu verdanken ist, dass heutige Babies eine Lebenserwartung von 100 Jahren haben?“ Karl


Die Lebenserwartung von 100 Jahren in Ehren, das ist phantastisch. Wenn nur nicht Alzheimer, Diabetes, Arthrose, Makuladegeneration …..etc …das Leben im Alter zur Last werden ließen. Nicht nur persönlich, sondern für die Gesellschaft, die den Altenberg finanziell schultern muss. Entschuldige , wenn ich es so brutal ausdrücke. Ich wollte nur auf die überzogene Erwartungshaltung an die durch die Wissenschaft ermöglichten Technologien verdeutlichen und den verschleierten Blick vieler auf die Wirklichkeit.

Das Wort „Wissen“ in deinem Posting ist wichtig für die Beantwortung, was es auf sich habe mit der „Seele“. Unsere Wirklichkeit ist eine gesellschaftliche Konstruktion. Felix hat darauf hingewiesen. Daran ist der Mann/die Frau auf der Straße beteiligt, der Philosoph, der über diese Wirklichkeit sinniert und der Wissenschaftler. Alle wissen etwas, alle halten es für Wirklichkeit. Dazu schrieb Blaise Pascal in seinen Pensée, dass die Wahrheit auf der einen Seite der Pyrenäen der Irrtum auf der anderen sei. Gibt es viele Wahrheiten?


„Vielleicht hilft es weiter, wenn wir den Ausdruck "SEELE" phänomenologisch betrachten.
Wie wirkt, das was wir mit "Seele" bezeichnen im zwischenmenschlichen Bereich, im Verhalten des Individuums, Gefühlsempfindungen oder auf Charaktereigenschaften etc.“ felix

„Die Annahme, dass Naturgesetze existieren, die zur letzten Wahrheit gehören, ist meiner Meinung nach eine Glaubensfrage“ felix


Dieser Ansicht bin ich auch. In den Naturwissenschaften stecken metaphysische Annahmen, sie fordern Glauben. Trotzdem besitzen sie Wirklichkeit und gestalten Wirklichkeit. Kraft, Energie, Gravitation wirken auf uns ein, beeinflussen uns. Sehen und greifen können wir sie nicht, nur mit Messinstrumenten Größen feststellen. Bei allen Ungenauigkeiten halten wir sie für wahr.

„Wie wirkt das mit der Seele im zwischenmenschlichen Bereich?“ Richtige Frage, felix. Wie entsteht überhaupt Wissen? Kenntnise sind noch kein Wissen, Erkenntnisse auch nicht. Erst durch den sozialen Kontext kann daraus Wissen entstehen. Meine Kenntnisse über Bratenzubereitung und den Zugfahrplan für den Feiertagsverkehr zwischen A und B sind an sich wertlos. Erst durch meine Absicht Tante U in B zu besuchen wird daraus Erkenntnis und das Wissen, wie ich von A nach B kommen kann. Wer den Braten zubereiten will, für den ist die Kenntnis des Fahrplans kein Wissen. Wissen können wir vielleicht erklären als Gewissheit, dass Phänomene wirklich sind (vorhanden sind) und bestimmbare Eigenschaften haben. Wirklichkeit wäre zu erklären als Phänomene, die ungeachtet davon, ob wir sie wollen oder nicht, verwünschen oder wegwünschen, existieren.
Der Mann auf der Straße bewohnt seine Lebenswelt, die wirklich für ihn ist und er „weiß“ in verschieden bemessener Zuversicht, dass die Dinge in ihr verschiedene Eigenschaften haben. Der Wissenschaftler wird feststellen, dass die Dinge der Lebenswelt des einfachen Mannes (sein Glaube an Gott, an eine „Seele“) nicht feststellbar sind. Der Philosoph wird fragen, warum es überhaupt Wissen gibt, was die absolute Bedeutung von Wissen sei. Warum kann der Mensch wissen? Was heißt wirklich? Der Soziologe wird anders fragen: Warum gibt es in einem Land eine Vorstellung von der Seele, im andern aber nicht? Warum hat ein Land eine Vorstellung von Freiheit, das andere nicht?
c
miriam
miriam
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von miriam
als Antwort auf carlos1 vom 30.10.2009, 11:19:57
Da ich feststelle, dass ein gewisses Interesse an Ernst Peter Fischer hier entstanden ist, möchte ich auf ein älteres Interview des Wissenschaftshistorikers hinweisen.

Als ich mich neulich gegen die Populärwissenschaft äußerte, geschah dies eben weil ich denke, dass man wissenschaftliche Phänomene auch anders erklären kann. Eine klare Sprache, die den Leser dort abholt wo meistens das in der Schule vermittelte Wissen ihn stehen ließ, ist durchaus möglich.
Dies beweisen die Bücher von Ernst Peter Fischer, der Prof der sich nicht in einem Elfenbeinturm zurückgezogen hat.

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miriam
clara
clara
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 30.10.2009, 11:58:43
Das Interview ist interessant, miriam.

Als ich den Passus über den Maler Haeckel las, fielen mir die modernen "Kunstwerke" ein, die man unter Mikroskopen sehen kann, oft in phantastischen Farben und Formen. In Wirklichkeit fürs bloße Auge unsichtbar.

Zur Populärwissenschaft hätte ich noch eine Frage an Dich, weil ich nicht weiß, ob wir das Gleiche meinen:
Ich betrachte z.B. die Kurze Geschichte der Zeit von Hawking als populärwissenschaftlich, wenn auch für mich trotzdem nicht leicht verständlich. Das Buch war ein Riesenerfolg, deshalb meine Einschätzung und die Anmerkung von neulich. Wie siehst Du das?

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clara

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Mitglied_bed8151
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Re: Was ist die Seele? Ist sie Fischer? Ist sie Schwanitz?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf felix vom 19.10.2009, 17:32:45
Des Rätsels Lösung: Sie ist gar nicht mehr. Jedenfalls nicht bei den Reduktionisten. Sie wurde plattgemacht. Geschreddert. Ein paar Stücke davon verwertet, je nach Bedarf, zwecks Belustigung oder Erbauung, ein bisschen Ästhetik muss schließlich sein. Der Rest wurde weggeschmissen.

Reduktionisten sind gnadenlos - besonders die an den Stammtischen der Neuroprofessionellen. Selbst das hat man dort vergessen:
In dem Modell des Gehirns, das ich hier vorstelle, ist die kausale Potenz einer Idee oder eines Ideals genauso real, wie die eines Moleküls, einer Zelle oder eines neuronalen Impulses. Ideen verursachen Ideen und tragen dazu bei, dass neue Ideen entwickelt werden. Sie interagieren miteinander und mit anderen geistigen Kräften im selben Gehirn, in benachbarten Gehirnen und dank der globalen Kommunikation in weit entfernten Gehirnen in anderen Ländern.

Sperry, Roger W.: Mind, brain and humanist values, In... New views of the nature of man, ed., J.R. Platt, pp. 71-92, University of Chicago Press, Chicago 1965

Diese Frage wird überhaupt nicht mehr gestellt: "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" - NT, Mt. 16,20

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Wolfgang
felix
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Was ist die Seele? Der Reduktionismus genügt nicht!
geschrieben von felix
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.10.2009, 14:46:42
Erlaube mir bitte eine kritische Bemerkung zum Reduktionismus.

Wiki: Reduktionismus ist die philosophische Lehre, nach der ein System durch seine Einzelbestandteile (‚Elemente‘) vollständig bestimmt wird. Dazu gehört die vollständige Zurückführbarkeit von Theorien auf Beobachtungssätze, von Begriffen auf Dinge und von gesetzmäßigen Zusammenhängen auf kausal-deterministische Ereignisse. Die dem Reduktionismus entgegengesetzte Position ist der Holismus.

Meiner Meinung nach sind es nicht die Elemente eines Systems, die für dessen Verstehen allein notwendig sind, sondern vorallem das Beziehungsgefüge zwischen den Elementen.

Beispiel: Wenn man die Elemente einer Uhr auch vollständig beisammen hat und bis ins Detail beschreiben kann, hat man noch nichts vom System "Uhr" begriffen.

Hilfreicher ist z.B. ein kybernetisches Modell, welches die Wechselbeziehungen zwischen den Elementen mit ihrer Wirkung aufs Verhalten des ganzen Systems berücksichtigt.

--
felix
Mitglied_bed8151
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Re: Was ist die Seele?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf felix vom 30.10.2009, 16:46:46
"Hilfreicher ist z.B. ein kybernetisches Modell, welches die Wechselbeziehungen zwischen den Elementen mit ihrer Wirkung aufs Verhalten des ganzen Systems berücksichtigt." (O-Ton Felix) - Reduktionisten gehen so vor. Damit kann man vielleicht einen Motor hinreichend genau beschreiben, aber nicht die Seele erklären. Die ist nämlich nicht beschreibbar und auch nicht erklärbar - nur erlebbar. Deshalb haben die Reduktionisten sie ja auf dem Kieker gehabt und plattgemacht. In ihrem Weltbild gibt es keinen Platz dafür. Nur das inhaltsleere Wort benutzen sie noch gelegentlich. Das ist aber reiner Etikettenschwindel.

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Wolfgang
felix
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Mitglied

Re: Was ist die Seele? Der Reduktionismus genügt nicht!
geschrieben von felix
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.10.2009, 17:05:17
Das "Erleben" als Erkenntisvorgang hat den prinzipiellen Nachteil, dass das Erleben selber ein Teil ist von dem man sich neue Erkenntnisse erhoft.
Der subjektive Erlebnisvorgang ist von meinem eigenen System (Körper-Geist-Seele) geprägt und lässt sich nicht objektivieren noch verallgemeinen.

Nimm als Beispiel eine persönliche Gotteserfahrung oder Erleuchtung.
Für dich selbst kann dir das wie ein Wissen, eine Erkenntnis vorkommen. Es wäre unglaublich überheblich, diese persönlichen Erlebnisse als allgemeingültige Wahrheiten anzusehen.

In Glaubensfragen und bei einem Religionsstifter, ist das die Regel!

--
felix

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