Religionen-Weltanschauungen Was ist die Seele?

felix
felix
Mitglied

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von felix
als Antwort auf gila vom 28.10.2009, 23:13:52
Als konsequenter Agnostiker halte ich auch nichts von der Wissenschaftsgläubigkeit.
Wissenschaftliche Hypothnesen und Axiome gelten für mich als anwendbar und gültig, solange sie zur Beobachtung und der experimentellen Verifikation widerspruchsfrei sind.
Dies hat aber mit Wahrheit oder Wahrheitsnähe nichts zu tun, obwohl dies Landläufig so gesehen wird.
Beispiele gibt es genug, wie als Naturgesetze gesehene Sachverhalte umgestossen wurde.
Man denke nur an das Phänomen und die Gesetze der Gravitation , die von Newton über Einstein bis heute immer wieder modifiziert werden mussten.
Genaugenommen haben wir auch heute keine Ahnung über das eigentliche Wesen der Gravitation.

Mit Begriffen wie Seele, Psyche, Bewusstsein, Wesenheit etc. sollte es noch klarer sein, dass wir einen sehr komplexen Saschverhalt beschreiben, dessen eigentliches Wesen wir nur erahnen können.

--
felix
Karl
Karl
Administrator

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von Karl
als Antwort auf felix vom 29.10.2009, 04:51:13
Lieber Felix,


mit Deinem Zitat
Beispiele gibt es genug, wie als Naturgesetze gesehene Sachverhalte umgestossen wurde.
wirst Du garantiert (und sehr bereitwillig) von vielen missverstanden werden. Es ist aber keineswegs so, dass mit einer Erweiterung des Wissens damit früher erkannte Regelmäßigkeiten umgestoßen werden. So hat z. B. die Quantenmechanik nicht die Gesetze der klassischen Mechanik außer Kraft gesetzt (ein Stein fällt weiterhin nach unten und nicht nach oben), sondern die Quantenmechanik hat gezeigt, dass die Gesetze der klassischen Mechanik an bestimmte Rahmenbedingungen geknüpft sind.

Es ist deshalb m. E. grob falsch zu folgern, die Erkenntnisse der Naturwissenschaft hätten eine Art Beliebigkeit. Das eben haben sie nicht, sondern sie unterscheidet sich von anderen Arten des "Erkenntnisgewinns" darin, dass ihre Aussagen widerlegbar sind. Sie müssen modifiziert werden, wenn nur ein Fall nachgewiesen werden kann, der einem aufgestellten Naturgesetz widerspricht. Das unterscheidet die Naturwissenschaften wesentlich von den dogmatischen Religionen und lässt sie die Welt wesentlich erfolgreicher erklären als jene.
--
karl
Karl
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Administrator

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 28.10.2009, 18:16:36
Das Wort "Herrgott" zeigt doch deutlich, wie verkehrt jeder Glaube an Gott ist. Echte Wissenschaft löst alle Probleme, wie die Wunder-Wurstmaschine: Oben Sau rein, unten Wurst raus.
Lieber Carlos1,

diese Deine offensichtliche Meinung, dass Wissenschaft das Sich-Wundern-Können vernichtet, dass Wissenschaft die Wunder klaut, teile ich nicht. Wenn ich vor meinen Studenten stehe, dann sage ich, dass das Sich-Wundern-Können eine Voraussetzung für Wissenschaft ist.

"Wer sich nicht darüber wundern kann, wie aus einer befruchteten Eizelle ein lebensfähiger Organismus entsteht, der ist hier fehl am Platz!"

Was den Gläubigen vom Wissenschaftler unterscheidet ist, dass jener mit dem Sich-Wundern einen Endpunkt setzt und dieser versucht zu verstehen, wie der Entwicklungsprozess funktioniert.

Nein, Wissenschaft macht nicht alles zur Wurst, aber produziert tatsächlich auch Wissen, das uns hilft als Mensch und als Menschheit zu überleben. Was glaubst denn Du, wem zu verdanken ist, dass heutige Babies eine Lebenserwartung von 100 Jahren haben?
--
karl

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von Medea
als Antwort auf carlos1 vom 28.10.2009, 18:16:36

"Wir haben die Wurst. Das zählt"
- Carlos -

Das Carlos wird für viele Menschen so sein -
doch

Wurst essen Seele auf -

kommt mir da sofort profan in den Sinn,
und verleidet mir das noch so geschickt
verpackte Fleisch. Meine, Deine, die Seelen anderer
Menschen sind mehr als ein Objekt für wissenschaftliche Abhandlungen, medizinische Erklärungsversuche oder Spötteleien mit kleinen
Seitenhieben - mich ficht das nicht mehr an,
denn ich weiß es ja, das ich sie habe, ich spüre sie jeden Tag.

M.
adam
adam
Mitglied

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 29.10.2009, 08:48:07
Grüß Dich karl,

ich verfolge den Thread mit großem interesse, halte mich aber zurück, da ich in Sachen Philosophie wirklich nicht firm bin.

Den "Wurstsatz" von carlos hatte ich ironisch verstanden, insofern sehe ich kein großes Auseinanderklaffen der Meinungen, laß mich aber gerne verbessern.

Wie Du bin ich der Meinung, daß die Menschheit ohne die Wissenschaften nicht dort stünde, wo sie steht und ihre Verdienste nicht geschmälert werden sollten.

Allerdings glaube ich zu wissen, daß sich Philosophie und Naturwissenschaften wieder annähern, da eine Konkurrenz wenig hilfreich ist. Über Naturphilosophie las ich neulich etwas von der Uni Stuttgart. Hier ein Auszug:

Im Spannungsfeld dieser eben skizzierten naturphilosophischen Tendenzen der aristotelisch-
scholastischen Tradition und einiger Positionen des 20 Jh. bewegt sich
auch der Ansatz Friedrich Dessauers. Er sieht die Kluft zwischen Naturwissenschaftlern,
die nur Fakten akzeptieren, die durch Experimente erhärtet sind und die
philosophische Fragen als wenig hilfreiche Scheinprobleme abwerten und Philosophen,
die bei der Suche nach Hintergründen und Zusammenhängen sich unabhängig
machen von wissenschaftlichen Ergebnissen. Nach A. Wenzl mußte die Naturphilo-
sophie eine Synthese suchen, da beide Extremismen nicht haltbar sind15. Für den
Naturwissenschaftler Friedrich Dessauer sind die Fragen nach Möglichkeiten und
Grenzen des Erkennens unabdingbar und für den Philosophen Friedrich Dessauer
die Frage nach dem Sinn und Grund der Wirklichkeit. Insofern sind Philosophie und
Naturwissenschaft in der Naturphilosophie aufeinander verwiesen.
geschrieben von Uni.Stuttgart "Philosophie u. Naturwissenschaften"


--

adam
hema
hema
Mitglied

Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von hema
als Antwort auf carlos1 vom 28.10.2009, 18:16:36
wolfgang antwortete [28.10.09 11.40]

Lieber Wolfgang! Danke für dieses wunderbare Gedicht.

„Des Menschen Seele du, vor allem wunderbar,
Du Alles und auch Nichts, Gott, Priester und Altar.“

@ carlos1

"Hören Sie doch endlich auf, dem Herrgott Vorschriften zu machen, wie er die Welt gestaltet." zit nach Miriam, Gespräch zw. Einstein und Niels Bohr

Das Wort "Herrgott" zeigt doch deutlich, wie verkehrt jeder Glaube an Gott ist. Echte Wissenschaft löst alle Probleme, wie die Wunder-Wurstmaschine: Oben Sau rein, unten Wurst raus.

Glaubst du das wirklich, dass die Wissenschaft alle Probleme löst? Gar nichts kann sie lösen! Forschen und erkennen kann sie, aber nicht lösen.

Der Spruch gefällt mir, miriam.




--
hema

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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Was ist die Seele?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf felix vom 19.10.2009, 17:32:45
Wer sich mit der Seele - Aufgepasst! Das ist nicht das Gehackte, das furchtbare Forscher als "Seele" verkaufen wollen! - befasst, landet, es geht gar nicht anders, früher oder später im Mystischen. Eine andere als die gewohnte Welt tut sich dort auf. Ein angenehmer Effekt hat solch ein Ausflug in die Mystik... Die furchtbaren Forscher und ihr Geschnatter fehlen und eine Ruhe kehrt ein und Erleben wird möglich (was etwas ganz anderes ist als Erkenntnis, die über zählen, wiegen oder sonstwie messen nicht hinausgeht).

Reden wir von Rumi* - "So viele Vergleiche Rumi auch erfinden mag, um das Rätsel der Beziehung von Wort und Sinn zu lösen, kehrt er doch immer wieder zu dem Gedanken zurück, dass Worte nur Staub auf dem Spiegel 'Erlebnis' sind, Staub, den der Besen 'Zunge' hervorbringt." - Aus... Schimmel, Annemarie: Rumi, Diederichs Gelbe Reihe, München 2008
Die Seele, ach, wie soll ich sie beschreiben?
Ein Blättchen ist sie deiner Schönheitsflur.
Was ist das Herz wohl? Eine Blume nur
Im Hain, wo üppig deine Blüthen treiben.
An's Schweigen will ich künftig mich gewöhnen,
Obwohl im Grunde ich auch jetzt nicht sprach:
Denn ach, nur du hältst meine Stimme wach,
Und deine Rede klingt aus meinen Tönen.

* Maulana Dschelaleddin Rumi, auch Mevlânâ genannt, geb. 1207, gest. 1273, geboren als Muhammad Dschelaleddin in Balch, einer Stadt am nördlichen Rand des afghanischen Zentralmassivs und Mittelpunkt Baktriens. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Konya in Anatolien, dem Land der Romäer, Rum - daher sein Name Rumi.

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Wolfgang
Medea
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von Medea
als Antwort auf Medea vom 29.10.2009, 09:54:16
Nur um es noch einmal zu erwähnen Carlos,
auch für mich war dein Schlußsatz mit der Wurst
angesiedelt bei Ironie/Sarkasmus -
ich möchte da nicht falsch verstanden werden.

M.
felix
felix
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von felix
als Antwort auf Karl vom 29.10.2009, 08:37:42
Lieber Karl,
Ich kann dir insofern beipflichten. Der Ausdruck "umstossen" ist nicht geeignet,um das auszudrücken, was ich sagen wollte.

Präziser formuliert:

Die Annahme, dass Naturgesetze existieren, die zur letzten Wahrheit gehören, ist meiner Meinung nach eine Glaubensfrage.
Durch die Analyse der wahrnehmbaren Welt, können Gesetzmässigkeiten formuliert werde. Wichtige Kriterien sind die Signifikanz und Widerspruchsfreiheit. Dazu gehört die beliebige Wiederholbarkeit und die Menge der Beobachtungen.
Wenn die Rahmenbedingungen aber extrem verändert werden, sieht man, dass die anfangs formulierten Gesetzte lediglich Spezialfälle sind.
Die newtonschen Fallgesetze gelten nur unter den vereinfachten Bedingungen. Bei astronomischen Bedingungen oder bei extremen Bewegungen eines Systems müssen die Gesetzte z.B. relativistisch modifiziert werden. Eine allgemeine Theorie z.B. der Gravitation bleibt vorderhand ein Wunschtraum.

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felix
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Re: Bildung versus Reduktionismus, Ernst Peter Fischer versus Dietrich Schwanitz
geschrieben von felix
als Antwort auf felix vom 29.10.2009, 16:49:46
Vielleicht hilft es weiter, wenn wir den Ausdruck "SEELE" phänomenologisch betrachten.
Wie wirkt, das was wir mit "Seele" bezeichnen im zwischenmenschlichen Bereich, im Verhalten des Individuums, Gefühlsempfindungen oder auf Charaktereigenschaften etc.

Schliesslich können wir auch viele Grössen der Physik wie z.B. Magnetismus, elektrische Felder, Gravitation etc. nur in ihrer Wirkung beurteilen nicht aber ihr eigentliches Wesen.

--
felix

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