Religionen-Weltanschauungen Was ist die Seele?

arno
arno
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Re: Was ist die Seele?
geschrieben von arno
als Antwort auf Karl vom 20.10.2009, 20:34:22
Hallo, karl,

stell Dir mal vor, daß in absehbarer Zeit alle Funktionen des Gehirns
erforscht sein werden.
Das erste, was der Mensch machen wird, ist, diese
Funktionen in Plastik nachzubauen und zu fixieren,
um kostengünstig denken zu lassen.
Dass Du solchen künstlichen "Denkrobotern" eine Persönlichkeit
zuordnen könntest, nehme ich Dir nicht ab!

Viele Grüße
--
arno
carlos1
carlos1
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Re: Was ist die Seele?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 20.10.2009, 20:34:22

ist ein höchst unklar definierbarer Begriff…“ felix


Unklar und komplex sei der Begriff „Seele“ nach deiner Einleitung, felix. Unklar deshalb aber, weil nicht zwischen „Seelenteilen“ wie schon bei Platon unterschieden wird und nicht nach „Seelenvermögen“., wie es in Kants Kritik der Urteilskraft erfolgt (und weiteren Kriterien). Platon unterscheidet drei Teile der Seele mit jeweils verschiedenem Sitz im Körper: Verstand (logistikon), Mut oder Wille (thymos) und Begierde (epithymia).

Kant unterscheidet beim Seelenvermögen die verschiedenen seelischen Fähigkeiten. Er erwähnte das Erkenntnisvermögen, das Gefühl der Lust und Unlust und das Begehrungsvermögen. Das Erkenntnis vermögen wird bei Kant wiederum unterteilt in Verstand, Urteilskraft und Vernunft.

Habe ich diese Unterteilungen vor Augen, verstehe ich, dass auch ein Tier eine „Seele“ haben kann. Es begehrt, es zeigt Mut oder Unlust etc.

Kern des Leib-Seele-Problems ist die Frage, die sich nach Descartes stellte: Was bedeutet "cogito" (ich denke, ich erkenne). Ist Denken Substanz, hat sie Gewicht? Ist das der Fall, dann folgt daraus, dass sie Bestand haben muss.

Kant lehnt dies als Fragestellung schon ab. Er sieht das Problem als “Verknüpfung der Vorstellungen des inneren Sinnes mit den Vorstellungen unserer äußeren Sinnlichkeit.“ Er kommt zum Schluss, dass die Seele selbst - als transzendentale Ermöglichungsbedingung aller Erkenntnis – nicht Erkenntnisgegenstand werden kann. Für ihn entfällt die ganze rationale Psychologie. Er stellt sich auf den Boden der Erfahrungsseelenlehre seiner Zeit und erklärt, dass uns nichts anderes übrig bleibe als unsere Seele an dem Leitfaden der Wirklichkeit zu studieren. Er will nichts von einer spirituellen Seelenlehre wissen. Karl hat uns ein schönes Beispiel serviert in seinem Beitrag.

„Das sehe ich nicht so, arno. Wir benötigen Begriffe wie Seele, Natur, Sünde, Freude, Leiden, Denken, Geist, Charakter, Gutes, Böses, Liebe, um denken zu können. Wir abstrahieren mit diesen Begriffen die wesentlichen Eigenschaften von erfahrenen Einzelphänomenen. Dadurch, dass wir diese Abstraktionen verdinglichen, mit einem Hauptwort belegen, können wir mit ihnen hantieren, mit ihnen denken.“ Karl


Karl, ist es nicht eher so, dass wir Logik, Grammatik, Sprachkompetenz benötigen, um denken zu können? Zeigt sich nicht auch in der Sprache unsere „Seele“? In der Poesie etwa aber nicht nur da. Die Begriffe, die du erwähnst sind – weitgehend - Begriffe aus der Metaphysik. Die Hypostasiserung ist doch eher ein Blendwerk, das entsteht, wenn das, was nur in Gedanken besteht, als wirklicher Gegenstand außerhalb unser als denkendes Subjekt angenommen wird. Ist Metaphysik also nicht eine Hypostasie von Idealen?






carlos1
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Re: Was ist die Seele?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 20.10.2009, 21:26:43
Karl, ein sehr interessanter Bericht. Aber was sagt er über die "Seele" als solche? Beantwortet er die Frage, wie diese Vorgänge zustande kommen, die uns erlauben zu sagen: Dahinter stehen seelische Vorgänge oder das ist die "Seele"? Milliarden von Hirnzellen in einer vernetzten Architektur wirken zusammen. Wir können das Hirn screenen und feststellen, welche Partien aktiv sind, wenn Hass, Liebe etc uns beherrschen. Aber warum und in welchen Zusammenhängen? Wer steuert alles?

In 20 Jahren sind wir weiter.

c

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enigma
enigma
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von enigma
als Antwort auf Karl vom 20.10.2009, 21:26:43
Karl,

herzlichen Dank für Deine Beiträge, die mich sehr interessiert haben.

Persönlich denke ich auch, dass ein funktionierendes Gehirn als die Voraussetzung für die Existenz einer “beseelten” Persönlichkeit anzusehen ist.

In der Vergangenheit habe ich leider über Jahre aus nächster Nähe den Verfall einer Person am Beispiel meiner an Alzheimer erkrankten Großmutter erleben müssen, einem Verfall, der nicht aufzuhalten war und schließlich einen vertrauten Menschen in ein nahezu unbekanntes Wesen verwandelte, dessen Reaktionen in keiner Weise mehr nachvollziehbar oder auch nur vorhersehbar waren.
Das ist allerdings nichts Neues, denn es gibt ja in der heutigen Zeit viele - auch prominente - Beispiele,
deren Persönlichkeitsveränderungen durch Krankheit bekannt sind.
Wer wünscht sich nicht, dass da eine Heilung möglich wäre.

An diesen gesamten Themenkreis erinnert hat mich allerdings kürzlich das Buch von Kathrin Schmidt, die in diesem Jahr den Deutschen Buchpreis erhalten hat.
Frau Schmidt schildert in diesem Buch durch ihre Protagonistin eigene Erlebnisse mit einem geplatzten Hirn-Aneurysma und der Zeit “danach”.
Als Paychologin hätte sie sich gute Ratschläge über den Umgang mit der Krankheit geben können - und wahrscheinlich hat sie das auch getan, denn sie hat den Kampf aufgenommen und ihre verlorene Sprache wiedergefunden. Aber wahrscheinlich waren da die Schädigungen auch nicht so gravierend, so dass dieses “Wiederfinden” möglich war.
In einer Rezension habe ich gelesen, was Frau Schmidt mit diesem Buch bezweckte:
“...Sie will die Neuformatierung eines Gehirns darstellen, das nicht nur alte Dateien entdeckt und überschreibt, sondern auch ganze Programme austauscht.“(...)

Was die Entwicklung mit den “beseelten Computern” angeht, habe ich meine Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen.
Aber wenn es machbar ist, werden sie kommen.

Interessant fand ich auch die Artikel über die “Split-Brain“-Patienten und solche mit dem "alien-hand-Syndrom", interessant, aber auch bedrückend, weil es zeigt, welche Verhaltsänderungen Menschen erleben oder - besser gesagt - “erleiden” können.

Gruß


--
enigma
Karl
Karl
Administrator

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 20.10.2009, 22:30:53
Hallo Carlos,


ich hätte besser geschrieben: "Wir benötigen Begriffe wie Seele, Natur, Sünde, Freude, Leiden, Denken, Geist, Charakter, Gutes, Böses, Liebe, um damit und darüber nachdenken zu können." Natürlich benötigen wir auch noch Logik und Grammatik. Ob Sprachkompetenz die Voraussetzung für Denken ist, ist eine Definitionsfrage von "Denken", Sperry spricht ja auch der sprachlosen rechten Hirnhälfte das Denken, selbst Selbstbewusstsein nicht ab. Wir können auch in Bildern und auf emotionalem Niveau "denken".
--
karl
loretta
loretta
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von loretta
als Antwort auf Karl vom 21.10.2009, 08:21:51
.... und nicht zu vergessen auch träumen, lieber karl.

Diese Weisheit zur Thematik "Seele" gefällt mir besonders gut und passt hervorragend zum Thema, wie ich finde

Der Mensch weiß nicht, auf welche Weise die Seele aus der Knechtschaft der Materie befreit wird - außer nach ihrer Befreiung.

Khalil Gibran


--
loretta

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hema
hema
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von hema
als Antwort auf carlos1 vom 20.10.2009, 22:41:19
Wir können das Hirn screenen und feststellen, welche Partien aktiv sind, wenn Hass, Liebe etc uns beherrschen. Aber warum und in welchen Zusammenhängen? Wer steuert alles?


Das steuert nicht die Seele (die ein Zustand ist), sondern der Geist. Leider gibt es da nicht nur einen guten Geist, sondern auch einen bösen.

Und Karl hat recht wenn er sagt, dass in einem Körper zwei Wesen wohnen können:

Oft richtet sich diese "fremde Hand" dann gegen die sprachfähige andere Hirnhälfte und das, was diese tun möchte. Löscht die eine Hand das Licht, schaltet die andere das Licht wieder ein etc. Es gibt sogar glaubhafte Berichte darüber, dass die "fremde Hand" versucht hat, sich (bzw. den anderen) zu erwürgen.


So Schreckliches geschieht sehr selten. Prof. Bender (leider schon verstorben) ein Parapsychologe nannte es "gespaltene Persönlichkeit".

Die Seele ist göttlich und absolut gut!

Wenn ein Geist im Menschen falsche Wege geht, damit anderen Menschen schadet und immer tiefer im Bösen verhaftet wird, dann verschließt sich die Seele und wirkt nicht mehr. Sie kann nur tätig sein, wenn sich ein Mensch im Guten und positiven Bereich aufhält und bewegt.

Zwei Seelen wohnen niemals in einem Körper.
Zwei Geister können das. Und das ist niemals gut, weil sie konkurenzieren.


Hema

miriam
miriam
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von miriam
als Antwort auf hema vom 21.10.2009, 10:31:25
Hema - soll ich mich ärgern oder dich bewundern für die Sicherheit mit der du hier Sachen behauptest, die (noch?) nicht beweisbar sind?

Es klingt alles als wärest du eine Initiierte, eine Erleuchtete - entschuldige, aber auch ich muss mal Dampf ablassen.

Weißt du wie lange man in den Naturwissenschaften forscht um dann Ergebnisse zu veröffentlichen?
Hast du wenigstens eine blasse Ahnung von den kleinen Schritten die ein Wissenschaftler geht, bis er auf seinem Gebiet etwas behauptet?

Ich beobachte mit Sorge diese nicht nur hier feststellbare Leichtfertigkeit mit der nur ein Un- oder Halbwissender Wahrheiten (meist im wissenschaftlichen Bereich), von sich gibt.

Unbelastet von einem Minimum an reellem Wissen, kann man natürlich sich seine Wahrheit erdichten.

War da nicht ein berühmter Geheimrat der deutlich unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit?

Es fällt auch auf, dass aus gewissen Glaubensrichtungen, naturwissenschaftliche "Erkenntnisse" verkündet werden.
Wieso gibt es keine Naturwissenschaftler, die in Glaubensfragen mit der gleichen Sicherheit Behauptungen aufstellen?


--
miriam
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 21.10.2009, 10:54:45
Miriam, was erwartest du dir, wenn hema immer noch steif und fest behauptet, dass der Teufel auf Seelenfang aus ist, wenn moslemische, patriachalische Männer Frauen heiraten und diese Frauen zum Islam konvertieren.

--
mart1
miriam
miriam
Mitglied

Re: Was ist die Seele?
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.10.2009, 11:38:45
Gute Frage, Mart. Ich denke, dass ich ein wenig Bescheidenheit auch von Hema erwarte.

Ich schrieb gestern oder in diesen Tagen, dass einer der wichtigsten Aspekte bei den Forumsdiskussionen, für mich das Infragestellen der eigenen Meinung oder Auffassung ist (sinngemäß).

Diese Allwissenheit, die Art wie jemand auf alles eine Antwort hat die überhaupt nicht belegbar ist, zeigt mir immer wieder auch einen Aspekt des (Pseudo?)glaubens: seine Gefährlichkeit, dieses Missionieren mit unhaltbaren Argumenten - und machen wir uns nichts vor: auch dafür gibt es leider eine gewisse Anfälligkeit.

Diese Anfälligkeit ist nicht ungefährlich und kann sehr weit führen: siehe den Zulauf die die Kreationisten bzw. das Intelligent Design (sogar in Deutschland), haben.

--
miriam

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