Religionen-Weltanschauungen Warum musste ein Mädchen schon mit 18 Jahren sterben
Wenn es so gewesen sein sollte, Uli, kann ich mir vorstellen dass er dennoch auch später noch so manches Mal gebetet hat.
Ein Widerspruch?
Ja - doch so sind wir Menschen nun mal; widersprüchlich menschlich, wenn es drauf ankommt.
Ja, Bias, widersprüchlich sind wir alle, ich bin das auch. Als gutes Beispiel muss ich leider meine Eltern erwähnen: Sie waren relativ lebensuntüchtig, dennoch hatten sie, insbesondere meine Mutter, einen ziemlichen "Standesdünkel". -
Mehr als die Widersprüchlichkeit macht m. E. dennoch die Verschiedenartigkeit den Menschen aus.
In der grausamen Schlacht von Stalingrad haben bekanntlich einige Soldaten nach ihrer Mutter gerufen.
Aber es waren einige, vielleicht auch viele - aber eben nicht alle!
Ich denke, es ist ganz individuell, ob man aus einem Glauben/Nichtglauben Kraft schöpft oder nicht.
Meine Mutter, eine Agnostikerin, die sich ihr Leben lang auf keine Religion "einließ", starb sanft und leicht und ohne Angst; sie starb in meinen Armen.
Mein Vater, ein doch eher glaubender Mensch, starb sehr sehr schwer, ich habe selten jemanden so kämpfen sehen, er wehrte sich mit aller Kraft schon gegen den Gedanken, dass es zuende gehen könnte.
Mein Freund Th. starb vor mehr als zehn Jahren sehr leicht, er war Atheist, mit sich und der Welt im Reinen.
Und mein (vermutlich bester) Freund G. starb 2018 ebenfalls sehr leicht, obwohl er sehr schwer krank war, im Bewusstsein bzw. im Glauben, dass es "danach" ein "Weiter in Gott" gibt.
Warum ein Mensch sterben muss, ist doch kaum beantwortbar. Was ist die Ursache von Krankheit? Zufall der Mutationen von Zellen? Altersschwäche? Umweltfaktoren? Ungesundes Leben? Zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, wie mein Bruder, der vor mehr als 50 Jahren tödlich verunglückte? Fehlende medizinische Möglichkeit, wie es bei meiner Schwester war, die als Baby im Krieg die Masern bekam?
Wer weiß das schon? Aber ich glaube, mit "Gott" hat das nichts zu tun. Wer an ihn glaubt, sollte nicht alles auf ihn schieben wollen. So interessant sind wir Menschen für ihn auch nicht 😊 Und wer nicht an ihn glaubt, für den ist das sowieso eine sekundäre Frage.
DW
Agnostiker, die Position Deiner Mutter, ist auch die auf welcher ich mich einordne.
Unwissend und für überzeugende Argumente in beiden Richtungen offen.
Hallo DW, genau diese Erfahrungen habe auch ich gemacht. Menschen, die an keinen Gott oder ähnliches glaubten und die sehr sanft mit der Vorstellung starben, dass nichts von ihnen bleibt als die Gedanken und Erinnerungen an sie in den Köpfen derer, die sie kannten und der Tatsache, dass ihre Asche, anonym beigesetzt in einer Brot-Urne unter einer Buche im Friedwald, allenfalls als Dünger für den Waldboden dienen werden. So habe ich es bei meinem Vater erlebt und bei einem sehr geschätztem Kollegen.
Anders der Fall zweier Mitglieder einer sehr Gott gläubigen Familie, die über mehrere Jahre sehr krank waren und dann innerhalb eines Jahre starben. Sie jammerten nur, fragten immer nur, warum Gott ihnen das antut, wo sie doch so gute Christen waren und sie jammerten und beklagten sich noch in ihrer Sterbestunde, wie mir meine Freundin, die Tochter aus dieser Familie, sehr glaubhaft berichtete.
Persönlich denke ich, dass Menschen, die ein Leben wirklich gelebt und genossen haben . leichter sterben als jene, die stets nur meinten, ihrer "Pflicht" nachkommen zu müssen und die anderen stets die Schuld an ihrem "Pech im Leben" gaben. Alles das unabhängig davon, ob sie in einer Religion gläubig sind oder nicht.
Und zu der Frage in der Überschrift: Das Mädchen musste vor allen Dingen sterben, weil sie an einer furchtbaren Krankheit litt - Krebs. Junge Menschen haben weniger Chancen, geheilt zu werden, denn sie befinden sich noch im Wachstum und ihre Körperzellen wachsen entsprechend schnell. Leider auch die Krebszellen.
Ich denke auch, dass Menschen, die das Gefühl haben, wirklich gelebt zu haben, leichter sterben als andere.
Ich sehe das sogar bei meinen Eltern. Mein Vater war sein Leben lang unzufrieden mit seinem Beruf und seinen ungenutzten beruflichen Chancen. Meine Mutter hat immer aus den Vollen gelebt, noch mit fast 70 erlebte sie den Jakobsweg, nicht als religiöse Pilgerschaft, sondern um die herrliche Natur zu erfahren, die Menschen und das fremde Land kennenzulernen. Teilweise reiste sie mit einem Reisebus, teilweise ging sie zu Fuß. Noch heute genieße ich Dutzende Postkarten, die sie uns von unterwegs schrieb. Mein Vater war nicht dabei, ihn interessierte das nicht, er war nie neugierig aufs Leben, im Gegensatz zu meiner Mutter.
Was ich überhaupt nicht verstehe ist, dass Menschen fragen können, warum Gott ihnen irgendwas antue. Ich finde so ein Gottesbild sehr befremdlich bzw. ich verstehe es gar nicht, ich verstehe dieses Denken nicht. Ich denke, ich bin durchaus ein spiritueller Mensch, sofern man so etwas von sich selbst sagen kann. Aber ein Gott, der Menschen "etwas antut", ist mir völlig fremd. Was "tut" er denn "an"? Dass Menschen alt werden? Nun, soll er sie wieder jung machen? Oder dass alles Lebendige vergänglich ist? Nun, soll er machen, dass alles Leben auf der Erde unendlich wäre? Das wäre doch grausam...!
Ich glaube, dass es im Lebendigen, aber auch im Anorganischen, in der Natur, im Weltall, im Universum und vielleicht in allen möglichen und denkbaren Universen Kräfte gibt, die größer sind als jedes menschliche Maß, und welche die Menschen vermutlich nie ganz verstehen werden. Aber ob man das "Gott" nennen kann/sollte, lasse ich offen. Insofern bin auch ich eher Agnostiker...
Deine Überlegung kann ich gut nachvollziehen, vielleicht ist dieses Zitat die Antwort?
Ich glaube, dass es im Lebendigen, aber auch im Anorganischen, in der Natur, im Weltall, im Universum und vielleicht in allen möglichen und denkbaren Universen Kräfte gibt, die größer sind als jedes menschliche Maß, und welche die Menschen vermutlich nie ganz verstehen werden. Aber ob man das "Gott" nennen kann/sollte, lasse ich offen. Insofern bin auch ich eher Agnostiker...
geschrieben von Der-Waldler
Ja, da ist viel Wahres dran, finde ich. Danke, Michiko.
Vielen Menschen, die "sehr gläubig" sind, wird schon früh mit dem "strafenden Gott" gedroht ("der liebe Gott sieht alles, notiert alles, bestraft für jede Sünde").
Wie sollen sie dann mit ruhigem Gewissen sterben können?
Die Wahrheit aber ist doch eher diese: Wo mit dem strafenden Gott gedroht wird, da ist es leichter, Geld aus den Gläubigen zu pressen!
Ein ganz schlimmes und sicherlich nachhaltiges Schicksal, was dieses Mädchen leider viel zu früh traf.
Ich würde die Frage nach dem Warum vielleicht auch stellen aber mir gleich selbst beantworten...man weiß es nicht !
Ich selbst habe meine Mutter an die furchtbare Leukämie verloren, da war ich 13, meine Schwester 12...meine Mutter durfte nur 40 Jahre leben... Auch das habe ich damals nie verstanden aber es war so, hat uns den Boden unter dem Leben weggerissen.
Das Glück heute ist, dass die Forschung immer weiter geht..., neue Medikamente, Behandlungen zur Verfügung stehen. Dafür kann man dankbar sein !
Kristine