Religionen-Weltanschauungen Schutzengel gibt es die
Schutzengel gibt es die?
Eine solche Frage hätte ich früher, als ich noch ein Kind war, höchstens denken dürfen. Sie sprichwörtlich zu stellen? Unmöglich, jedenfalls in dem Umfeld, in dem ich vor mehr als 80 Jahren aufwuchs und geprägt wurde. Der Weg zur Hölle wäre mir vorgezeichnet und das Fegefeuer so gut wie sicher gewesen.
Die Frage hat mich allerdings nie ganz losgelassen. Als Kind habe ich wirklich geglaubt, es würde mit mir ein böses Ende nehmen, wenn ich Zweifel an der Existenz solcher Engel hegen würde. Als Heranwachsender und erst Recht als Student hatten mich ganz andere Zweifel bewogen, Kirche und Religion kritisch zu hinterfragen. Dann als junger Erwachsener und „Gründungspartner“ einer, wie ich meine, glücklichen Familie mit drei Kindern wuchs der Glaube, es müsse solche Schutzheilige geben. Oft genug haben unsere Nachkommen versucht, die übermütige Unbekümmertheit früher Jahren ihrer Erzeuger zu übertreffen. Ohne gute Schutzengel hätten sie viele ihrer waghalsigen Eskapaden nicht schadlos überstanden.
Im Jahr 2000, also vor 24 Jahren, konnte ich schließlich erfahren, dass es diese Art von Engel wirklich gibt:
Während einer Routineuntersuchung, bei Motorfahrzeugen Inspektion genannt, stellte der Hausarzt fest, in der Blase sei etwas „Raumforderndes“. Das müsse eingehender untersucht und abgeklärt werden. Dafür sucht ich die Urologie des Bonner Universitätsklinikums auf. Leider entpuppte sich die „Raumforderung“ als rasch und aggressiv wachsendes Blasenkarzinom heraus. Anfang Dezember des Jahres 2000 erfolgte die Totalresektion. Operation geglückt, Patient nur halbtot, aber in jedem Fälle so k.o. wie er noch nie in seinem ganzen bisherigen Leben gewesen war. Die Versorgungs- und Entsorgungsphysiologie funktionierte dank eines ausgeklügelten Schlauchsystem einwandfrei. Der Denkapparat lief auf höchsten Touren. Wie wird es zukünftig sein? War das der Anfang vom Ende? Was wird mit deiner Frau, was mit der ganzen Familie. Einem sich rasend drehenden Kreisel ähnlich drehten sich die Gedanken. Dazu Wundschmerzen trotz vorzüglicher Anästhesie , denn die Bauchdecke war mit einem langen Schnitt eröffnet und wieder zugeklammert worden.
Während ich so allein in meinem Zimmer lag, mehr verzagt als hoffnungsvoll, schwirrte unverhofft eine junge Frau in mein Zimmer. Sie flog förmlich herein, lebhaft warf sie die Türe ins Schloß und fragte mit lauter, wohlklingender Stimme. hallo, wie geht es dir. Schlagartig war mein Dämmerzustand verflogen. Offenbar hatte sie mich zunächst nicht richtig wahrgenomm Als sie mich etwas genauer betrachtete, entfuhr ihr ein überraschtes: „Was machen Sie denn hier“ „Ich versuche wieder zusammenzuwachsen“ konnte ich wegen der Schmerzen nur mühsam murmeln.
„Wo ist denn meine Freundin?“, auf diese Frage muß, ich wohl mit „Bestimmt nicht hier in meinem Bett“ eher unwirsch zurückgelallt haben.
Was war geschehen? Die Dame, ich schätze etwa Mitte 40 Jahre jung, wollte ihre Freundin besuchen. Diese hatte zuvor in dem Krankenzimmer gelegen, in dem nun mein Bett stand. Die Freundin hatte inzwischen die Klinik verlassen dürfen, stellte sich später heraus.
Ja, dann könne sie doch auch mir Gesellschaft leisten, meinte die Besucherin. Meine Zustimmung oder Ablehnung wartete sie erst gar nicht ab. Ihren Mantel warf sie über einen Stuhl und verschwand dann zunächst, um auf der Station eine Vase für die Blumen zu besorgen. Die habe sie eigentlich für die Freundin vorgesehen, aber mich würden sie sicher auch erfreuen.
Ohne Umstände schob sie den zweiten Stuhl des Krankenzimmers an mein Bett setzte sich zu mir und dann begann ein Dialog besonderer Art Sie sprach, entwickelte Gedanken und schien überhaupt keine Grenzen zu kennen. Wie der Inhalt einer großen Tageszeitung politischer Teil, Wirtschaft und Feuilleton. Nichts blieb ausgespart. Der große Vorteil: Sie sprach und ich konnte mich auf ja, ja oder nein, nein beschränken. Zwischendurch bewunderte sie noch das umfangreiche Schlauchsystem, das die Mediziner zu meiner Lebenssicherung über mich installiert hatten.
So ging das etwa eine halbe Stunde lang. Dann meinte sie, dass sie genug geschwätzt habe. Ich empfand ihre in wohlgesetzten Worten geführte Unterhaltung überhaupt nicht schwatzhaft, sondern eher nachdenklich stimmend, in Teilen sogar amüsant. Gleichwohl war sie für mich so kurz nach dem heftigen operativen Eingriff anstrengend.
Meine Besucherin erhob sich von ihrem Stuhl, hüllte sich wieder in Ihren kuscheligen Wintermantel, rückte den Stuhl, auf den sie gesessen hatte, an seinen Platz und stand schließlich groß und stattlich vor mir, mit einem freundlichen Lächeln auf mich herabblickend. Ich konnte mich ja kaum rühren wegen der heftigen Wundschmerzen, die jede Regung, ja, selbst ein kurzes Räuspern verursachten.
Ich gehe jetzt, junger Mann und überlasse Sie Ihrem Schicksal. Sie werden bald wieder zum täglichen Leben in Ihrer Familie und am Arbeitsplatz zurückkehren. Also Kopf hoch, oben ist die Luft besser. Aber nicht zu hoch, da gehören Sie noch nicht hin. Ihre Frau und ihre Kinder brauchen Sie noch.
Dann kramte sie aus ihrer Handtasche einen kleinen Gegenstand und einen Zettel hervor. Der Gegenstand war ein kleiner, aus Bronze gegossener Engel. Und auf dem Zettel war ein Text aus dem Psalms 91 gedruckt: „Denn er befiehlt seinen Engeln,
dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf Händen, *
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;“
Darf ich Ihnen dieses schenken? fragte sie. Sie würden mich glücklich machen. Sie legte das kleine Engelchen und das Papier mit dem Text in meine Hände auf der Betdecke. Mit einem freundlichen „Ihnen alles Gute und auf Wiedersehen“ verließ, sie mich. Ich hatte ihren Namen nicht erfragt. Sie hatte ihn mir aber auch nicht genannt
Meine späteren Bemühungen, herausfinden wer diese Person war, blieben ergebnislos.
Eines weiß ich seit diesem Erlebnis: Es gibt sie diese Schutzengel. Wir nehmen sie nur nicht wahr wenn sie uns begegnen.
Seit 24 Jahren steht der kleine Engel, aus Bronze auf der rechten Seite meines Schreibtisches und immer wieder kommt mir der Psalm in den Sinn. Er beginnt übrigens wie folgt: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen“. Ich bin nicht sonderlich fromm und mit den christlichen Kirchen in ihren Eigenschaften als Körperschaften des Öffentlichen Rechts habe ich in zunehmendem Maße meine Probleme. Das hindert mich jedoch nicht, an den zu glauben, der den Masterplan dieser Welt in Händen hält. Mag sein, dass mein Schutzengel, über den ich hier berichtet habe, daran Anteil hat.
Helmut 35u
Ein neuer Missionar im ST?
Das ist ja wieder eine nette Geschichte, genau im Stil der frommen Traktate, die zu uns ins Haus flatterten, als ich ein Kind war.
Da standen dann auch immer so erbauliche Geschichten drin, ich habe die als Kind verschlungen, fand sie damals spannend.
Heute denke ich mir: Wenn die ganz Frommen, die solche Traktate verfassen, sich im realen Leben wirklich fromm verhielten, indem sie z. B. Minderheiten akzeptieren, tolerant Migranten und Flüchtlingen gegenüber sind und ihnen helfen gemäß dem Wort Jesu: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“,
ja, wenn die ganz besonders Frommen danach handeln würden, dann wären sie für mich glaubwürdig.
Solange sie das nicht tun, sind sie für mich nicht fromm, sondern frömmlerisch und scheinheilig.
Ich kenne Menschen, die nicht nur fromm reden, sondern auch danach handeln. Gehörst du auch dazu?
Nachdem ich mal in deine ersten Beiträge zurückgeblättert habe, melde ich leise Zweifel an, mit Verlaub!
Muss jedes Thema zerfetzt werden.
Kann die Erfahrung von jemandem nicht einfach stehen gelassen werden.
Ich glaube, dass jeder von uns irgendwann mal 'Schutzengel' für einen anderezn sein kann, ohne dass man sich dessen bewusst ist. 😇
Val
Aus Erfahrung und Überzeugung antworte ich mit JA!
Grüsse
Caya
Deinem Ja, caya, schliesse ich mich an.
Schutzengel gehören in mein Leben. Immer und immer wieder.
Nein eine bekannte "Stänkerin" 😏
Xalli
Tatsächlich? Ich erinnere mich nicht, dich schon einmal attackiert oder gegen dich „gestänkert“ zu haben, ganz im Gegenteil habe ich gerade gestern oder vorgestern einen Beitrag von dir geliked (was mir natürlich nicht nochmal passieren soll).
Auch sonst wüsste ich nicht, an welcher Stelle du mich als „Stänkerin“ verortest, gegen dein Zuhause, den Ponyhof habe ich noch nie gestänkert sondern ihn im Gegenteil vor einiger Zeit mal sehr in Schutz genommen, weil er mir (du wirst es nicht glauben) gefällt.
Nun ja, ich werde mir also merken, dass ich mit meinen Likes und Verteidigungen anderer in Zukunft vorsichtiger umgehe, im allgemeinen bin ich nämlich ziemlich großzügig damit.
Hab noch einen schönen Tag, genieße ihn weiter und freu dich über eine Bemerkung, die dir sicher gut getan hat! 😘
Ist ja lustig, was du da schreibst,Rispe.
Da fällt mir ein: In der Botanik bezeichnet „Rispe“ einen bestimmten Typ unter den Blütenständen. Hafer, als Beispiel ist eine Rispe. Könnte es sein, dass dich eben dieser, der Hafer gestochen hat?
Und noch ein Gedanke:
Denken ist ein komplexer Prozess, der elektrische und biochemische Vorgänge im Gehirn umfasst. Aktionspotenziale, Synapsen und neuronale Netzwerke spielen eine wichtige Rolle. Daher ist es schwierig, die Gedankenmenge in Bits zu quantifizieren. Unser Geist ist ständig aktiv.
Etwa 11 Millionen Informationen kann unser Gehirn jede Sekunde aufnehmen. Das ist die gute Nachricht. Aber gerade mal vierzig dieser Informationen können wir bewusst verarbeiten.
Viele schaffen das nicht, manche nur einen Bruchteil So erklärt sich, warum es unterschiedliche geistige Fähigkeiten gibt.Versuche herauszufinden wieviele du schaffen könntest
Wilhelm Busch hat in einer Bildergeschichte „Balduin Bählman, der verhinderte Dichter“ amüsant und treffend dargestellt, wie geistiges Wollen und Können nicht zueinanderfinden
„…Doch führt ihn bald ein tiefer Zug
Zu höherem Gedankenflug.
Schon brennt der Kopf, schon glüht der Sitz,
Schon sprüht ein heller Geistesblitz;
Schon will der Griffel ihn notieren;
Allein es ist nicht auszuführen,…“
Ich wünsche lachenden Mundes einen schönen Nachmittag,
.
Helmut 35
Das hast du gut geschrieben, über diesen deinen Beitrag konnte ich mich nun tatsächlich amüsieren. 😉
Immerhin scheinst du Sinn für Humor zu haben im Gegensatz zu meiner eifrigen Widersacherin.😊
Und da du schonmal W. Busch zitierst, so finde ich besonders passend zu deinem ersten Beitrag “Die fromme Helene“. Also will ich dir doch ein paar Verslein widmen aus diesem schönen Werk:
Viele Madams, die ohne Sorgen,
In Sicherheit und wohlgeborgen,
Die denken: Pah! Es hat noch Zeit! -
Und bleiben ohne Frömmigkeit. -
Wie lobenswert ist da Helene!
Helene denkt nicht so wie jene. -
Nein, nein: sie wandelt oft und gerne
zur Kirche hin, obschon sie ferne.
Und Jean mit demutsvollem Blick,
Drei Schritte hinterwärts zurück,
Das Buch der Lieder in der Hand,
Folgt seiner Herrin unverwandt.
Doch ist Helene nicht allein
Nur auf sich selbst bedacht. - O Nein! -
Ein guter Mensch gibt gerne acht,
Ob auch der andre was Böses macht;
Und strebt durch häufige Belehrung
Nach seiner Beßrung und Bekehrung.
In diesem Sinne: Setze für Helene deinen Namen ein und strebe weiter nach „Beßrung und Bekehrung“! Du weißt, dieser Prozess ist nie vollendet für einen frommen Christen. 😊