Religionen-Weltanschauungen Mach aus Sorgen ein Gebet
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Nee, ganz und gar nicht. Aber wirkliches Mitgefühl hatte ich, weil ich wusste, dass ich es mit deren Arbeitsbedingungen nicht lange ausgehalten hätte. Wir waren eine kleine Abteilung mit minimalen Hierarchien innerhalb eines Großkonzerns mit typischem Hierarchiedenken. Alle Beteiligten waren glücklich, als wir Ende der 80er ausgegliedert und eine eigene Firma wurden.Wenn ich mit Kollegen von IBM oder Siemens sprach, dann traf deine Beschreibung auf diese Firmen voll und ganz zu.Tsstsss.... lese ich da etwa eine gewisse Spitzfindigkeit heraus??
Extremes Hierarchiedenken habe ich bei der Zusammenarbeit mit Ingenieuren von Hitachi erlebt. Die sagen dir nicht mal die Uhrzeit, ohne vorher ihren Oberingenieur zu fragen (und der den Ober- Ober- .... u.s.w.) Ab 2001 haben wir Produkte eines amerikanischen Konzerns vertrieben und dort war es ähnlich. Bei den Amis schien es aber mehr daran zu liegen, dass sie Angst vor Schadenersatzklagen haben, wenn die Techniker vor Ort etwas falsches tun oder auch nur sagen. Auch bei denen hätte ich es nicht ausgehalten.
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Liebe Zwergohreule, ich hoffe, meine Wortwahl hat dich nicht verletzt.
Das sind drei Beispiele von vielen möglichen. Was ich damit sagen möchte, ist: In allen Lebensbereichen gibt es verschiedene Ansichten und Herangehensweisen und jede/r in unserem Kulturkreis kann selbst entscheiden, was für ihn/sie passt . Ich würde gern verstehen, warum man gerade beim Thema Religion eine Gänsehaut bekommt?
Die Gänsehaut bekomme ich nicht beim Thema Religion sondern wenn mich jemand bekehren will. Wenn mir also jemand irgendetwas gegen meine innere Überzeugung weismachen will.
Religion ist ein sehr weites Feld und ein sehr interessantes. Auch ich bin christlich erzogen worden und habe gelernt zu Gott zu beten. Aber ich praktiziere meinen Glauben schon lange nicht mehr. Ich habe inzwischen andere Wege gefunden, mit denen ich besser im Leben zurecht komme.
Ich vermute, es war in etwa die Zeit, als ich als junges Mädchen von drei Zeugen Jehova bekehrt werden sollte. Ich hatte auf jede ihrer Fragen eine Antwort, sie jedoch konnten mir nicht alle meine Fragen beantworten. Also "bekehren" macht bei mir keinen Sinn, wobei Diskussionen über Religionen und vor allem den Ursprung selbiger ein ganz anderes Ding sind.
Wie sagte einst Bertold Brecht? "Lass dir nichts einreden, sieh selber nach."
Simiya
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Religion ist ein vielschichtiges Feld. Ich denke, dass der Glaube durchaus Kraft und Zuversicht vermitteln kann. Meine Familie und ich sind evangelisch und nicht sonderlich religiös aufgewachsen.
Mir fehlt einfach die Vorstellungskraft, dass dort oben jemand sein soll, der die Geschicke des Menschen lenkt. Warum lässt er dann soviel Unrecht zu?
Mein Vater stammt aus der Oberpfalz. Tief katholisch alle dort. Als meine Oma vor ca. 15 Jahren starb, fuhr ich mit meinen Kindern zur Beerdigung. Sie waren damals so 8 und 11 Jahre alt. Nach dem Gottesdienst und der Prozession durch das Dorf zum Friedhof, dem Singsang der Witwen, Rosenkranzgebete, Weihrauch usw. waren meine Kinder fast schon verängstigt.
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich stimme dir zu 100 % zu!!! Glaube kann Kraft und Zuversicht vermitteln. Und soll es auch bei denen, die gläubig sind.
Wie aber hilft das Beten, wenn die Bomben fallen oder wenn kein Geld für Essen im Geldbeutel ist? Mit meinem Gebet kann ich mein Kind nicht ernähren und ob das Gebet vor der Bombe schützt, ist auch fraglich. Zumal die, die die Bombe abwerfen, zu dem gleichen Gott beten wie die, die im Keller zittern.
An der Stelle sollte ein Gott eingreifen, wenn es ihn als Wesen, das irgendwie handeln kann, gibt.
Simiya
Wie aber hilft das Beten, wenn die Bomben fallen oder wenn kein Geld für Essen im Geldbeutel ist? Mit meinem Gebet kann ich mein Kind nicht ernähren und ob das Gebet vor der Bombe schützt, ist auch fraglich. Zumal die, die die Bombe abwerfen, zu dem gleichen Gott beten wie die, die im Keller zittern.
An der Stelle sollte ein Gott eingreifen, wenn es ihn als Wesen, das irgendwie handeln kann, gibt.
Simiya
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
Ja wie stellst du dir das denn vor, wie er "eingreifen" soll? Einen Blitz auf Putins Haupt schleudern? Oder einen Packen Geldscheine vor deine Tür legen? Oder den Zünder der Bombe entschärfen?
Wie aber hilft das Beten, wenn die Bomben fallen oder wenn kein Geld für Essen im Geldbeutel ist? Mit meinem Gebet kann ich mein Kind nicht ernähren und ob das Gebet vor der Bombe schützt, ist auch fraglich. Zumal die, die die Bombe abwerfen, zu dem gleichen Gott beten wie die, die im Keller zittern.
An der Stelle sollte ein Gott eingreifen, wenn es ihn als Wesen, das irgendwie handeln kann, gibt.
Simiya
Meinst du, wenn Menschen einen Saustall anrichten, hat Gott die Chance zu beweisen, dass es ihn gibt, indem der diesen Saustall wegräumt? Also wirklich ...
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
Mit meinem Gebet kann ich mein Kind nicht ernähren und ob das Gebet vor der Bombe schützt, ist auch fraglich. Zumal die, die die Bombe abwerfen, zu dem gleichen Gott beten wie die, die im Keller zittern.
An der Stelle sollte ein Gott eingreifen, wenn es ihn als Wesen, das irgendwie handeln kann, gibt.
Simiya
Warum sollte er das, Simiya? Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, aber an anderer Stelle schrieb ich schon einmal, dass der Mensch einerseits unbedingte Freiheit will und es sich verböte, wenn jemand sich da einmischte. Aber wenn der Mensch Katastrophen anrichtet, in Not ist, dann soll "Gott" eingreifen? Dann wäre Gott der liebe Papa, der dem Kindchen das Weh wegküsst. Und das ist doch eher ein naives Gottesbild, das Sigmund Freud als Projektion einer autoritär-liebevollen Vaterfigur auf den Höchsten charakterisiert hat.
LG
DW
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich will euch doch nicht in eurem religiösen Gefühl verletzen, Zwergohreule und Der-Waldler und alle anderen, die irgendeiner Religion nachgehen!!! Es ist gut, wenn euch Gebete helfen, wenn ihr die Verbindung zu Gott fühlt.
Aber was hilft ein Gebet, wenn das Kind verhungert? Stirbt es dann angenehmer? Es tut mir Leid, aber ich kann das nicht verstehen, weil ich nicht glaube. Deshalb bilde ich mir dennoch ein, kein schlechterer Mensch zu sein.
Simiya
Aber was hilft ein Gebet, wenn das Kind verhungert? Stirbt es dann angenehmer? Es tut mir Leid, aber ich kann das nicht verstehen, weil ich nicht glaube. Deshalb bilde ich mir dennoch ein, kein schlechterer Mensch zu sein.
Simiya
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
Ich will euch doch nicht in eurem religiösen Gefühl verletzen, Zwergohreule und Der-Waldler und alle anderen, die irgendeiner Religion nachgehen!!! Es ist gut, wenn euch Gebete helfen, wenn ihr die Verbindung zu Gott fühlt.Das, was ich gesagt habe (und ähnliches auch @der-Waldler) ist nicht das, was du da herausliest. Aber wenn du es nicht verstehen kannst oder willst, ist es auch ok. Meine "religiösen (oder sonstigen) Gefühle" verletzt du damit ganz und gar nicht!
Da kann ich euch ganz einfach mitteilen, nach vielen Jahren Kirchenvorstandsarbeit, auch dort gibt es nicht immer "religiöse Gefühle" und der reale Arbeitsalltag kann machmal schon ganz schön hart sein.Ich will euch doch nicht in eurem religiösen Gefühl verletzen, Zwergohreule und Der-Waldler und alle anderen, die irgendeiner Religion nachgehen!!! Es ist gut, wenn euch Gebete helfen, wenn ihr die Verbindung zu Gott fühlt.Das, was ich gesagt habe (und ähnliches auch @der-Waldler) ist nicht das, was du da herausliest. Aber wenn du es nicht verstehen kannst oder willst, ist es auch ok. Meine "religiösen (oder sonstigen) Gefühle" verletzt du damit ganz und gar nicht!
LG poldy
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
Ich will euch doch nicht in eurem religiösen Gefühl verletzen, Zwergohreule und Der-Waldler und alle anderen, die irgendeiner Religion nachgehen!!! Es ist gut, wenn euch Gebete helfen, wenn ihr die Verbindung zu Gott fühlt.
Aber was hilft ein Gebet, wenn das Kind verhungert? Stirbt es dann angenehmer? Es tut mir Leid, aber ich kann das nicht verstehen, weil ich nicht glaube. Deshalb bilde ich mir dennoch ein, kein schlechterer Mensch zu sein.
Simiya
Nee, Simiya, hast Du nicht, keine Sorge. Ich habe keine "religiösen Gefühle", die man verletzen könnte (respektiere aber ohne Wenn und Aber, wenn Menschen so etwas empfinden). Mir kommt es darauf an, zu erklären, dass in meinem "rationalen" Gottesbild dieser Gott, der wie ein Papa seine Kinder beschützt, und vor allem in das Leben der Lebewesen eingreift, nicht vorkommt.
Um es vielleicht anders zu erklären, was ich meine: Der Mensch ist frei. Er will selbst bestimmen, was für ihn gut ist, was schlecht, was er tun will, und was nicht, und auch wem er es erlaubt, in sein Leben einzugreifen (z.B. fremden Leuten gewiss nicht!) usw. Aber in der Not fordert er von Gott, dass er eingreifen soll? Das scheint mir widersinnig. Das ist doch ein Widerspruch, finde ich. Warum sollte Gott dem Menschen helfen, nur weil er darum bittet/betet? Für mich ist Gott (sofern er ist; ich weiß es wirklich nicht) nichts, über das ich bei Bedarf verfügen kann. Gedanken wie "So, lieber Gott, jetzt hilf gefälligst, oder ich glaube nicht mehr an Dich" finde ich extrem kindlich, das ist für mich kein erwachsener Glaube.
Übrigens selbst religiöse Menschen wie ein Freund von mir, der Priester ist, betet nicht "um" etwas. Für ihn ist es so, dass er glaubt, dass Gott den Menschen "frei" geschaffen hat, in voller Freiheit und in voller Verantwortung. Warum sollte Gott dann eingreifen? Entweder sein "Geschöpf" ist frei oder nicht. Ein sowohl-als-auch gibt es nicht.
Ich schreibe das also eher theoretisch, denn die Religion, der ich 30 Jahre lang sehr nahe stand (und dessen Ethik ich immer noch nahe stehe), der Buddhismus, der kennt so ein Gottesbild nicht, bzw. er kennt überhaupt kein Gottesbild.
Lieben Gruß
DW