Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?

Religionen-Weltanschauungen Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Roxanna vom 17.10.2024, 17:54:38

Mit dieser Irritation stehst du nicht alleine, Roxanna. Deshalb haben sich vor vielen Jahren auch Theologinnen zusammengetan und eine „feministische Theologe“ gegründet, hier genaue Erklärungen: Fem. Theologie

Zitat:
Ein wichtiger Bereich der feministischen Theologie ist die Kritik an der Dominanz männlicher Gottesbilder im gesellschaftlich-religiösen Bewusstsein. Diese androzentrischen Vorstellungen (Vater, Richter, Herr, der Allmächtige, der Unnahbare, König) beruhen lediglich auf den patriarchalischen Gesellschaftsverhältnissen Israels zu Zeit der Durchsetzung des monotheistischen Glaubens. Dieses sei zwar durch die mythische Sprache, die aufgrund der Unfassbarkeit Gottes als einzige in Bezug auf Religion in Frage komme – und die sich in Form von Gleichnissen nun einmal Geschehnissen des (zuweilen patriarchalisch geprägten) Alltags zu Nutze mache – bedingt, und daher nicht verurteilungswürdig, doch führe sie zu einer Art Götzendienst am Mann: „If god is male, then the male is god“ schreibt Mary Daly und spielt damit darauf an, dass die Verehrung rein männlicher Gottesbilder einer Verehrung des Mannes gleichkomme und damit die Vorrangstellung des Mannes stütze.[15]
Eigentlicher Angriffspunkt der feministischen Theologie ist jedoch nicht nur die Dominanz männlicher Gottesbilder, sondern die damit zusammenhängende fehlende (oder zumindest: gehinderte) Identifikationsmöglichkeit der Frau mit einem Gott-Vater. Das Erfahrungsmaterial, auf dem männliche Gläubige den Vaterbegriff und seine Beziehung zum Sohn verstehen, sei ein völlig anderes als das einer Frau. Die spezifischen Vater-Sohn-Erfahrungen, auf die die Begrifflichkeiten vieler Gleichnisse, Psalmen, Bekenntnisse und Gebete aufbauen, sind für Frauen zunächst einmal nicht erschließbar. Aus diesem Grunde fordern feministische Theologen und Theologinnen heutzutage die Wiederbelebung auch weiblicher und anderer, personaler und nicht personaler Gottesbilder (s. u.).
Als Produkt des historisch-gesellschaftlichen Kontextes entlarvt und als Hinderungsschwelle der Identifikation für weibliche Gläubige verstanden, stellt sich das Gottesbild letztlich als beidseitig geöffnet dar: Ob nun Vater und Sohn oder Mutter und Tochter der prägende Terminus ist, unterscheidet sich vom Glaubensinhalt her nicht – und somit ist beides möglich.
Feministische Theologie beruft sich unter anderem auf die in der Bibel zwar seltenen, aber dennoch existenten weiblichen Gottesbilder. Diese seien in ihrer geschichtlichen Tradition aufgrund der andauernden männlichen Dominanz verdrängt worden und es sei nun an der Zeit, diese wiederzubeleben und zu Aktiva der Theologie zu gestalten.

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf lupus vom 21.10.2024, 11:27:09

Ja, ich beziehe mich auf die Schriften der Autoren der Bibel, insbesondere des NT. Diese waren Zeitgenossen Jesu und für mich daher authentisch.
Zwar wurden in den folgenden Jahrhunderten viele Bücher über Israel und Jesus verfaßt, diese aber nahmen als Grundlage  die Aussagen der Jünger bzw. Apostel Jesu. 

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Der-Waldler vom 21.10.2024, 11:01:23

Da ziehe ich doch eine lebensbejahende Botschaft vor. Jesus predigte das Leben und nicht die Wiederholung irdischer Leiden, die bei einer Wiedergeburt garantiert erneut durchlebt werden müssen. Seine Auferstehung zeugt von der Wahrhaftigkeit seiner Lehre, die von vielen Zeugen bestätigt worden ist. Gibt es eine bessere Botschaft als diejenige, die ewiges Leben verheißt? 

Buddha mußte die Tora gut gekannt haben, denn seine ethischen Begriffe stammen aus den 10 Geboten, die fast 1000 Jahre vor seiner Geburt bereits dem Mose gegeben worden sind - nicht lügen, nicht stehlen, dem Nächsten keinen Schaden zufügen usw. usf.

 


Anzeige

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Der-Waldler

Schade, dass jetzt wieder die Tendenz zu spüren ist: Meine Religion ist aber besser...

Ob Buddha die Tora kannte, weiß ich nicht. Ich glaube es eher nicht, denn seine "Gebote" sind Weisheiten der Menschheit, die er nur etwas anders formuliert hat. Auch die 10 Gebote sind solche Weisheiten

Aber lassen wir das. An die Auferstehung eines Menschen kann ich nicht glauben, also werden wir einander nie wirklich verstehen.

LG, und viel Gutes

DW

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Der-Waldler vom 21.10.2024, 14:25:10

Lieber Waldler

Es ist letztlich eine Auslegungssache.
Ich hatte eine interessante Auslegung von einem Japaner, ein Atheist.
Er schrieb ebenfalls von Auferstehung, eher im Sinne von Erleuchtung.
Leider habe ich das Büchlein an meiner Enkelin Sophie verliehen und habe weder Titel noch den Namen vom Autor zur Hand.
Ich werde dir den Titel baldmöglichst wissen lassen.

Nach meinem Verständnis ist Auferstehung eine Erfahrung, wie in Psalm 18: "Er griff aus der Höhe herab und fasste mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern."

Liebe Grüße
Mareike

aixois
aixois
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Der-Waldler vom 21.10.2024, 14:25:10

seine "Gebote" sind Weisheiten der Menschheit, die er nur etwas anders formuliert hat. Auch die 10 Gebote sind solche Weisheiten

So sehe ich das auch, es gibt universelle Weisheiten seit es Menschen gibt. Die angeblich von "Gott" selbst geschriebenen  Gesetzestafeln , die auf dem Berg Sinai auf die Welt  kamen, waren zumindest was ihren Inhalt anging, so gesehen "Zu -Spätkommer". Ohne diese klugen Weisheiten, wäre ein Zusammenleben nicht möglich (gewesen), und somit die Evolution des Menschen in einer Sackgasse gelandet.

Die Juden selbst waren ohne diese Tafeln ja nicht berüchtigt dafür, dass sie wie wild darauflos stahlen, ihre Mitbürger umbrachten, wie gedruckt logen oder Jagd auf jede Frau machten , auch durch die "Ehe" geschützten. Das trifft auch auf die sog. "Naturvölker" zu, denen man durch Missionierung ihre,  ihnen von frommen Menschen zugeschriebene, "Wildheit" austreiben musste, nicht selten durch Gewalt.
Auch was die Beziehungen der "Gläubigen" untereinander anging: wie viele Toten haben die Kriege wegen des rechten Glaubens ( " meine Religion ist aber besser..." ) gekostet ?

Man muss nicht 'religiös' sein, um die Spielregeln des Zusammenlebens in einem Sozialwesen zu kennen und zu beachten (oder eben auch nicht).
Auch Buddhisten kamen nicht ohne Kriege aus, auch sie hielten sich nicht immer an den Pali- Kanon.
Aber von allen mir bekannten Religionen ist der Buddhismus die weitaus friedlichste, menschlichste.
Wäre sie in unseren Morgen- und Abendländern vorherrschend,  hätte es m.E. auch die Kriege in Palästina oder in der Ukraine, bei denen ich die jeweiligen Religionen und ihre Botschaften, was die Behandlung Andersgläubiger angeht,  als verursachende, historische Treiber ansehe, nicht gegeben.

 

Anzeige

aixois
aixois
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Der-Waldler vom 21.10.2024, 11:01:23

Nirvâna ist das Ungewordene, das Ungeborene, das Nichtgemachte, ein Zustand jenseits aller Vorstellung und jenseits aller Worte.

Ist es nicht das, was die Erforschung bislang über die Entstehung unseres Planeten herausgebracht hat ?

Aus dem 'Nichts' (das aber kein Nichts nicht war) plötzlich entstandener Gase/Atome  bilden sich Moleküle , Kristalle, Energie, flüssiges Gestein, Wasser, ... Leben.

Mir gefällt der Gedanke  immer noch , dass das was, und woraus ich bin, schon 'immer' seit mindestens 4,5 Milliarden Jahren "da war'. Aus dem vorhandenen Material des 'Nichtgemachten' wurde ich dann letztlich 'gemacht'. Da wurde  keine "Extra-Materie" von irgendeinem Klapperstorch gebracht.

Die an sich daran anschließende, konsequente Frage, ob in weiteren 4- 5 Milliarden Jahren wieder der Zustand ein gasförmiger - einer jenseits aller Vorstellung - sein wird, stellt sich mir allerdings nicht.

Eher schon die Frage  nach dem Zustand nach einem totalen Atomkrieg, verursacht von Frieden- schaffen wollenden  Durchgeknallten, gesinnungslosen Verantwortungsethikern, die vorgeben, nur das Beste für die Welt zu wollen, was allerdings nur durch die Verbreitung ihres "Wertekanons", ihrer Überzeugungen und ihres 'Glaubens' (Ideologien)  erreicht werden kann.
Maya1
Maya1
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von Maya1

Ein paar Gedanken, die mir beim Lesen der letzten Beiträge gekommen sind:

Meinem Verständnis nach ist das, was ist und das, was nach unserem Tod sein wird, unabhängig davon da, ob wir daran glauben oder nicht.

Was es einmal genau sein wird, können wir - denke ich - nur ganz ansatzweise erahnen, weil dafür unsere menschliche Vorstellungskraft gar nicht ausreicht.
Die Idee, die sich jeder einzelne macht, mag vielleicht jede ein Körnchen Wahrheit enthalten und in der Zusammenschau bringen sie vielleicht eine etwas größere Ahnung .....
Jedenfalls bringt es überhaupt nichts, sie gegeneinander auszuspielen und eine Idee durch die andere abzuwerten. Jedes Körnchen ist nur ein winziges Bruchstück vom Ganzen und selbst wenn man ein besonders großes Teilstück hat - so bleibt es immer genauso falsch, wenn man es verabsolutiert und vergisst, dass der große Rest vom ganzen Bild fehlt.

Ich finde, durch diese Bruchstücke kann man Trost bekommen und vielleicht sogar neugierig werden auf das, was noch kommt (wenn noch etwas kommt 😉), oder sich zumindest auf den Frieden freuen, auf das Ende von Mühe, Leid, usw.

Wir sind ja alle unterschiedlich und nicht jeder empfindet die Aussicht auf ein ewiges Leben, und sei es noch so schön, ansprechend.
Und auch nicht jeder findet den Gedanken, daß alles ganz "aus" ist und gar nichts mehr nachkommt, tröstlich.

Ich bin gespannt drauf, was einmal sein wird.

Mit dem Gottesbild sehe ich das ähnlich.
Wenn es einen Gott gibt, dann ist er so wie er ist, unabhängig davon wie wir Menschen ihn gerne hätten und egal wieviel wir an einer Gottesvorstellung "herumbasteln". Auch hier sind menschliche Worte und Vorstellungen in jedem Fall unzureichend. 
Aber eigentlich ist ein genaues "Bild" ja auch gar nicht nötig.
Es geht ja nicht darum, Gott in einer genauen Beschreibung zu erfassen, sondern mit ihm als Gegenüber in Beziehung zu treten, oder ihn in sich selbst zu finden oder wie auch immer je nach religiöser Richtung.
Wenn man an einen Gott glaubt, dann ist das ja keine Einbahnstraße der Kommunikation und viel wichtiger als eine ganz genaue Vorstellung finde ich eine Offenheit dafür, ein sich einlassen - wenn man es denn will.

Nur so ein paar Gedanken dazu .... Vielleicht stoßen sie ja andere Gedanken an.
minerva
minerva
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von minerva
als Antwort auf Elbling vom 16.10.2024, 18:34:30
den schlimmsten mißbrauch gab es durch die kirchen, vor allem die kath. kirche: inquisition, kreuzzüge, hexenverbrennungen usw.

lg
minerva
MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf aixois vom 21.10.2024, 16:03:01

Wir wissen ja nicht welche Geschichte die Moleküle, die Atome, schon hinter sich haben bevor wir daraus gemacht wurden. Sie mögen in Pflanzen, in Tieren oder anderen organischen Verbindungen gewesen sein, aber sie haben in jedem Fall eine Geschichte.

Wenn meine Zeit zu Ende ist, möchte ich in einem Wald, unter einem Baum, begraben werden. Dieser Gedanke gefällt mir. Wenn die Zeit da ist, können meine Atome von diesem Baum als Nährstoff, aufgenommen werden und "ich" helfe diesem Baum zu wachsen. Möglicherweise sind dann später Bestandteile in einem Blatt, Tiere fressen davon, vielleicht kommen Vögel ... und dann mag es weiter in einem Kreislauf gehen.

Das ist für mich Unsterblichkeit, ohne den Gedanken an eine Seele.

Es gibt zweifellos eine Sehnsucht nach etwas "Höherem", ein Phänomen, das es wohl nur bei Menschen gibt, dafür aber in nahezu allen Kulturkreisen, eben seit es überhaupt "Kultur" gibt. Es ist aber ein Produkt unserer Gedankenwelt: Menschen haben diese Götter entstehen lassen, sie sind nicht einfach über uns gekommen.

Meine Mutter, 17 Jahre Witwe, war davon überzeugt, dass mein Vater nach ihrem Tod an der Himmelspforte steht und sie in Empfang nimmt ... sie ist friedlich mit diesem Gedanken gestorben.
MarkusXP

 


Anzeige