Religionen-Weltanschauungen Ist die derzeitige Ideologie ein Religionsersatz?
Ich jedenfalls käme nie auf die Idee, meinen eigenen Glaubens-Weg als den einzig wahren und einzig richtigen hinzustellen.
LG
DW
Nein, du bestimmt nicht.
Es gibt aber viele Buddhisten, die gar nicht so tolerant gegen die Muslime, Hindus und Christen ihrer Umgebung sind, so bspw bekannt aus Myanmar, wo es nicht nur Hetzte, sondern auch tätliche Angriffe auf Leib und Leben gab/gibt.
Das tut aber der Lehre des Buddhismus in ihrem Wahrheitsgehalt an sich keinen Abbruch. Auch nicht das, was im Laufe der Zeit an Veränderungen an der Lehre durch gutmeinende Zeitgenossen vorgenommen worden sind.
Das filtert man im allgemeinen wohlwollend raus.
Nur beim Christentum sind die meisten Menschen über-kritisch und schütten das Kind mit dem Bade aus, wenn ihnen irgendwas an der Kirche oder den überlieferten Texten sauer aufstösst.
Bei der Lehre Jesu ging es auch nicht um eine religiösen/philosophischen Lehrmeinung im Wettbewerb mit anderen Schulen.
Die ersten Christen lebten damals in der unmittelbaren Erwartung des Weltendes und versuchten, so viele Menschen "zu retten" wie möglich.
Paulus rechnete in seinen Briefen damit, daß nicht alle Gemeindemitglieder noch sterben werden, die meisten werden dann noch leben:
"15 Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zum Kommen des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind." (1. These 4, 15)
Wenn ich dich richtig verstanden habe, übernimmst du auch nicht alles aus dem Buddhismus.
Wenn du an der Lehre Jesu etwas gut findest, kannst du doch auch dieses heraus nehmen ohne dich von den Dingen hindern zu lassen, die dich stören? Natürlich nur, wenn du willst.
Im alten Indien gab es eine Agnostiker Schule, die sich an den ganzen Riten und Vorschriften störten und die zT extra falsches und verbotenes taten, um innerlich frei zu werden. Sie hatten einen guten Spruch, um zu rechtfertigen, daß sie Verbote missachteten: "Du wirfst ja auch keinen Fisch weg, bloß weil da Gräten drin sind. Nein, du genießt dann das leckere Fischfleisch, und lässt die Gräten übrig."
Ich weiß ja, du bist Veganer, aber im übertragenen Sinn 😉
Was mich immer wieder beschäftigt ist. "Wer hat die Bibel verfasst, wer hat die Bibel geschrieben"??
Inzwischen sehe ich, zumindest das neue Testament als Friedensstiftung und es ist wohl für viele Gläubige hilfreich.
Ganz nebenbei: für mich sind Kirche und Christentum zweierlei.
Maya,
ich glaube, dass ich durchaus einiges lebe von dem, was auch Jesus gelehrt hat. Meine christliche Kindheit hat mich natürlich geprägt, und ich will das auch gar nicht "loswerden". Da ist viel Gutes dabei. Aber das ist nicht "einzigartige Jesus-Lehre". Nächstenliebe gibt es auch beim Buddha, ebenso nicht lügen, nicht stehlen, niemand sexuell ausbeuten, liebevolle Güte, Mitgefühl, Mitfreude usw.. Das alles findet sich auch beim Buddha, und ich bin sicher, in anderen Religionen und Denominationen auch.
Und dass es auch im Buddhismus einiges Dunkle gibt, ist eine Tatsache. Dass es das im Christentum gibt, kritisiere ich auch gar nicht. Jede Religion hat dunkle Ecken. Aber ich kritisiere die Grundeinstellung der meisten Christen (vielleicht mit Ausnahme des liberalen Zweiges der Quäker), die eigene Religion als die einzige richtige und wahre hinzustellen, und dass diese eigene Religion die einzige sei, die zum Heil und zur Erlösung führe.
Ja, Myanmar und auch einige Gruppen im europäischen Buddhismus sind extrem intolerant, und der Zen-Buddhismus in Japan ist bis Ende der 1940er Jahre auch kein Ruhmesblatt gewesen.. Aber weltweit gesehen, ist das zumindest heute doch eher eine Minderheit, da das der Lehre des Buddha fundamental zuwider läuft. Im Christentum ist das aber der Lehre immanent, denn wie wir gestern hier im Thread gelesen haben, sagte Jesus: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich." Und da kann man noch so viel interpretieren, das heißt für mich, nur über Jesus ist ein Heil, ist Erlösung, möglich, und das ist für mich nicht respektvoll und tolerant anderen Religionen gegenüber.
Aber wir drehen uns im Kreis, finde ich.
Lieben Gruß und schönen Abend
DW
Das Bild, das ich von einem liebenden Vater habe, der sich um seine Kinder kümmert und nicht zulassen würde, dass sie sich gegenseitig "die Köpfe einschlagen", passt nicht zu dem, was in der Welt geschieht. Ich glaube, mit dem Begriff Vater soll in den Menschen etwas angesprochen werden, nämlich, da ist jemand der auf mich achtet, mich beschützt, für mich sorgt, was real so nicht geschieht. Möglicherweise empfinden das manche Menschen so, weil sich für sie Probleme auf eine Weise gelöst haben, die manchmal fast wie ein Wunder wirken. Und was ist dann mit denjenigen, bei denen sich die Probleme nicht lösen, wo bleibt da die Gerechtigkeit?
Es ist alles ganz schön kompliziert 😉, finde ich jedenfalls.
Roxanna
.... wo bleibt da die Gerechtigkeit?Auf Erden herrscht die Liebe, im Himmel die Gnade, nur in der Hölle gibt es Gerechtigkeit.
Roxanna
Wenn dich das wirklich interessiert und beschäftigt, dann empfehle ich "Die Bibel , Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift" zu kaufen.
Das Buch enthält interessante Einführungen zu den Testamenten und zu jedem einzelnen Buch und bietet manchmal ganz aufschlussreiche Ausführungen zur Entstehung.
Wenn auch sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber recht interessant.
lupus
Danke für die Empfehlung.🌸
erst heute komme ich dazu auf Deinen Kommentar Bezug zu nehmen. Warum sollte ich nicht antworten? Vorerst aber möchte ich betonen dass ich lediglich das wiedergegeben habe das Jesus selbst geäußert hat, demnach zitiere ich lediglich seine Worte.
Es wird sogar angenommen dass Jesus sich mit den. buddhistischen Schriften beschäftigt hat, da viele seiner Aussagen fast identisch sind, z.B. das Gute tun und die Mitmenschen akzeptieren. Nur - hat sich Buddha jemals in seiner Lehre auf Gott, den Schöpfer der Welt bezogen? Was war denn die gute Botschaft des Buddha? Dass sich alles im Nirwana auflöst? Das bedeutet doch dass sich auch unsere Existenz eines Tages „in Luft“ auflösen wird - oder habe ich das falsch verstanden?
Dagegen bezog sich Jesus immer auf Gott und sagte allen ewiges Leben zu die seinen Worten glauben und sie beherzigen. Somit zeigt uns doch Jesus einen ganz anderen Weg, einen der zum Leben führt. Und welcher Mensch lebt nicht gern?
War nun Jesus ein Größenwahnsinniger, jemand der sich überschätzt hat? War er ein egoistischer Prediger der behauptete, dass nur seine Überzeugungen das Nonplusultra sind oder aber war Jesus vielleicht doch mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch? Die Antwort darauf muss jeder Mensch für sich selbst herausfinden, ich habe sie aufgrund der Überlieferungen von Menschen gefunden, die Jesus persönlich kannten und mit ihm auch heftig diskutiert haben. (Ich wäre gern dabei gewesen.😺) Die Grundvoraussetzung war für mich dass ich mich intensiv mit dem Evangelium und den Propheten beschäftigt habe und nicht blauäugig alles geglaubt habe was uns die Kirchenlehre vermittelt hat. Lange schon habe ich diesen Institutionen den Rücken gekehrt und gehöre auch keinen anderen Glaubensgemeinschaften bzw. Sekten an. Ich lese viel und informiere mich, insbesondere hat mich die Geschichte Israels immer ganz besonders interessiert.
Nur gute Werke reichen wohl nicht aus für das Reich Gottes, von dem Jesus ständig erzählte, dazu gehört auch der Glaube an Gott und an den, der uns Gott nahe gebracht hat - Jesus.
Liebe Sirona,
unsere Übereinstimmungen scheitern daran, dass es für Buddha einen gütigen Schöpfergott, der "erlösen" kann, nicht gab bzw. das für ihn völlig irrelevant war. Es gab zwar "Götter", aber die waren schlicht Wesen in einer anderen Dimension, und genauso sterblich wie Menschen und Tiere auch.
Für den Buddha gab es kein "ewiges Leben", das anzustreben wäre. Das widerspricht auch ganz und gar der indischen Mentalität, für die ein ewiges Leben eher eine Strafe wäre.
Die Grundlehre des Buddha fasst er selbst kurz und prägnant zusammen: "Ich lehre das Leiden und die Überwindung des Leidens". Der Buddha sah das Leben alles Wesen als überwiegend und/oder letztendlich leidvoll an. Seine Lehre führt insofern aus dem Leiden heraus (und das ist seine "gute Botschaft"), als er lehrt, wie man "alles" (!) loslassen kann, also auch das Leiden, und wie man dann als Heilsziel ins Nirvâna überzugehen vermag (durch einige Lebensregeln, die im Achtfachen Pfad und in den Sîlas, den "Geboten" niedergelegt sind). Nirvâna ist nicht ein "Paradies", aber auch nicht das "Nichts". Nirvâna ist das Ungewordene, das Ungeborene, das Nichtgemachte, ein Zustand jenseits aller Vorstellung und jenseits aller Worte. Mehr sagt der Buddha dazu eigentlich nicht. Aber der indische Mensch wusste damit etwas anzufangen, und die meisten Buddhisten heute auch noch. "Das Reich Gottes" gibt es für Buddhisten nicht, daher kann ich damit nichts anfangen.
Wenn ich hier von Buddhismus rede, meine ich übrigens NUR die urbuddhistische Lehre, wie sie in den Lehrreden des Buddha niedergelegt worden ist. Ich spreche weder vom tibetischen noch vom japanischen Buddhismus, weder vom Zen- noch von nirgendeinem anderen der späteren "Buddhismen". Da kenne ich mich nicht aus. Mir geht es da in gewisser Weise wie Dir: Du sprichst von Jesu Urlehre, ich spreche von Buddhas Urlehre. Die späteren Kirchen (christlich) oder Lehrrichtungen/Yânas/Gurus (buddhistisch) interessieren Dich nicht mehr und mich auch nicht.
Nur..., auch mit diesen Urlehren können wir nur schwer einen Weg der gegenseitigen Verständigung finden: Jesus glaubte an Gott, so wie seine Anhänger auch, er glaubte an die Wiederauferstehung bzw. an ein "ewiges Dasein" nahe bei Gott. Der Buddha glaubte persönlich nicht an Gott bzw. er glaubte nicht, dass die Gottesfrage für den individuellen Menschen in irgendeiner Form wichtig war. Er war reiner Agnostiker. Und er glaubte auch nicht, dass das Endziel ein "ewiges Dasein" ist, sondern das "Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte".
All das schließt sich in den Grundannahmen gegenseitig aus. Da kann man nur (und das ist viel!) mit gegenseitiger Akzeptanz und respektvoll dem Anderen zuhören und letztendlich nur schweigen.
Nicht schweigen brauchen wir aber in der ethischen Frage. Da sind sich Buddhismus und die Lehre Jesu viel näher als vermutlich zu anderen Religionen, aber die anderen Religionen kenne ich nicht, daher kann ich nur "vermutlich" schreiben.
Liebe Grüße
DW
Du schriebst.
.......Überlieferungen von Menschen gefunden, die Jesus persönlich kannten und mit ihm auch heftig diskutiert haben.
Beziehst du dich da auf die Bibel oder hast du da noch andere Überlieferungen?
lupus