Religionen-Weltanschauungen Gott ist tot?

RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf teri vom 04.09.2018, 17:16:29

Liebe teri

ich lese deine Beiträge mit großem Interesse, finde sie alle sehr kenntnisreich und informativ und überhaupt lesenswert. Vor einigen Jahren habe ich auch mal einiges von Drewermann sehr gern gelesen, der Mann ist ja universal hoch gebildet und inkludiert immer so viele Bezüge, auch zu anderen Religionen und Mythen mit ein, dass es ein Genuss ist, ihn zu lesen. Ich habe von ihm gelernt, dass ein viel größerer Teil unserer Kultur auf diesen Mythen beruht, als einem bewusst ist und dass diese Mythen keineswegs als Märchen bezeichnet werden können, wie es so platt von einigen gemacht wird, denn sie enthalten große Weisheiten. In letzter Zeit hat sich mein Interesse daran wieder gelegt, irgendwie bin ich von diesen Themen wieder weggekommen, lese aber von Zeit zu Zeit noch gern darüber, wenn mir so etwas untekommt wie jetzt von dir.

Und lass dich nicht ärgern! Ich habe vor Jahren schon lange den Schluss gezogen, dass dieses Forum nicht der geeignete Ort ist, um sich über diese Themen auszutauschen und würde mich nie wieder auf dieses schmale Brett begeben. Die eine(n) sind mir zu sektiererisch und zu selbstgerecht und fanatisch und die anderen zu aggressiv und zu fundamentalistisch mit ihrem Anti-Eifer.

Beides sehe ich nicht bei dir, deshalb lese ich deine Beiträge gern und lerne daraus.

Gruß Marina



 

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf teri vom 04.09.2018, 20:43:04
Die Religion entbindet uns vor dem eigenen Denken!
geschrieben von schorsch

Stimmt, ...doch allein kann ein Mensch nichts bewirken.

Und die Dummheit rottet sich, wenn wir in die Geschichte schauen, sehr schnell zusammen - ist ein guter Nährboden für religiös missionarische Tendenzen, besonders in der heutigen digitalen Welt.

Welche Alternativen könntest du dir vorstellen?



 
geschrieben von teri
Wer (auch im Geiste) allein ist, möchte gerne in ein Rudel aufgenommen werden. In jedem Rudel gibt es Rudelführer. Diesem muss man sich unterordnen - sonst wird man weg-gebissen.

Also sucht der einsame Mensch sich ein Rudel aus, unterordnet sich - und heult mit dem Rudel-Anführer mit.

In einem Wolfsrudel zum Beispiel ist das sinnvoll. Denn der einsame Wolf ist mehr Gefahren ausgesetzt, als der Wolf im Rudel. Und im Rudel ist die Jagd nach Nahrung einfacher. Wenn aber der einsame Wolf ein Mensch ist und meint, dass er nun im Rudel geschützt sei, merkt er lange bis nie nicht, dass der Rudelführer ihn nur benutzt, um Rudelsführer sein zu können.  Denn merke: Ein Rudelführer ohne Rudel wäre ja auch nur ein einsamer Wolf!
RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf teri vom 05.09.2018, 03:16:07
Ich habe deine Aussage schon richtig verstanden, bin aber darauf nicht eingegangen, weil ich diese Gegenpositionen zwischen Religion, Wissenschaft und Spiritualität  unverständlich finde, deshalb meine kleine ironische Antwort. Sorry Zwinkern

Du schreibst:
Das Gegenteil von Religion ist nicht Wissenschaft, sondern Spiritualität.

Ich finde:
Spiritualität ist ein Teil des Lebens und läßt sich nicht so einfach schubladisieren.

Was ist denn deiner Meinung nach Spiritualität?

Bitte keine konzeptionelle Wiki-Antwort.Zwinkern





 
geschrieben von teri
Oh je, am frühen Morgen so eine Frage zu beantworten ist nicht einfach. Doch einen wichtigen Teil der Antwort habe ich indirekt schon in dem gegeben, was ich zu den Sätzen über Drewermann geschrieben habe. Spiritualität bedeutet zum Beispiel, sich Fragen über seine Position in seiner unmittelbaren Umgebung, in der Gesellschaft allgemein und in der Welt zu stellen. Wie sehe ich meine Rolle in meinem Leben, wie kann ich meinem Leben einen Sinn geben, der über Ernährung und Spaß haben hinausgeht? 

Du hast an einer Stelle geschrieben "Stimmt, ...doch allein kann ein Mensch nichts bewirken." und das halte ich für fatal. Es entbindet dich indirekt von der Verantwortung. Wenn ich mich als Bestandteil meiner Umwelt verstehe, dann kann ich schon sehr viel tun, indem ich zum Beispiel möglichst auf Autofahrten verzichte, bewußt einkaufe, um Plastikverpackungen zu vermeiden und Produkte von regionalen Biohöfen bevorzuge. Wenn ich hingegen glaube, daß ich allein eh nichts machen könne, dann wird diese Grundhaltung auch mein gesamtes Verhalten beeinflussen. Wieder das Gleiche: Spiritualität spielt sich nicht nur in transzendenten Sphären ab, sondern in meiner Grundhaltung zur Welt um mich herum.

Mein Verständnis vom Christentum wurde durch den Konfirmationsunterricht geprägt und der war tragisch. Es wurde sehr viel Alttestamentarisches verbreitet, Sprüche wie "Wen der Herr liebt, den straft er", ein Selbstverständnis als Sünder. Deshalb habe ich die ev. Kirche auch sofort verlassen, als ich mit 16 allein darüber entscheiden konnte. 

Ich kann ein Zitat aus einem Buch dagegen setzen, das meinen späteren Weg entscheidend geprägt hat. Es handelt sich um eine sehr freie und modernisierte Übersetzung einer Lehrrede:

Glaubt nicht an irgendwelche Überlieferungen, nur weil sie für lange Zeit in vielen Ländern Gültigkeit besessen haben.

Glaubt nicht an etwas, nur weil es viele dauernd wiederholen.

Akzeptiert nichts, nur weil es ein anderer gesagt hat, weil es auf der Autorität eines Weisen beruht oder weil es in einer heiligen Schrift geschrieben steht.

Glaubt nichts, nur weil es wahrscheinlich ist.

Glaubt nicht an Einbildungen oder Visionen, die ihr für gottgegeben haltet.

Glaubt nichts, nur weil die Autorität eines Lehrers oder Priesters dahintersteht.

Glaubt an das, was ihr durch lange Prüfung für richtig erkannt habt, was sich mit eurem Wohlergehen und dem der anderen vereinbaren läßt.

(ich lasse absichtlich die Quelle weg, um das Einsortieren in eine Schublade zu vermeiden. Die Sätze sagen m.E. genug aus, auch wenn man nicht weiß, von wem sie sind)

Diese Lehrrede hat mich fasziniert, weil sie den Leser auffordert, sein Leben in die Hände zu nehmen und vor allem, weil sie auf mystische Wesen verzichtet, die als Erklärung für bisher Unerklärliches herhalten müssen. Sie führt den Leser auf sich selbst zurück. Das ist für mich der Kern der Spiritualität: zuallererst sich selbst und seine Position zu hinterfragen, um so einen sinnvollen Weg im Leben zu finden.

Ich muß jetzt los, zu dem Zitat von Metzinger kann ich später noch etwas schreiben.

det

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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.09.2018, 11:45:50

Warum sollte nicht erwähnt werden, dass das von Buddha ist?

Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle anderer dienend anerkannt habt.

Buddha

Daran halte ich mich seit Jahren.

LG,

Drachenmutter_.jpg

teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf schorsch vom 05.09.2018, 10:38:26

@schorsch

Der Mensch war schon immer ein Rudelwesen, sonst hätte er nicht überlebt und unsere Spezies wäre schon längst Vergangenheit.

Lachen

teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf Drachenmutter vom 05.09.2018, 11:55:52
Warum sollte nicht erwähnt werden, dass das von Buddha ist?

Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle anderer dienend anerkannt habt.

Buddha

Daran halte ich mich seit Jahren.

LG,
geschrieben von Drachenmutter
 

Dazu kann ich dir als Zen-Parktizierende vollinhaltlich zustimmen.

Besonders die Aussage:

Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle anderer dienend anerkannt habt.

wird leider von vielen Religionen ignoriert.

LG
Teri

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teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.09.2018, 11:45:50
Ich muß jetzt los, zu dem Zitat von Metzinger kann ich später noch etwas schreiben. @mausschubser


Danke für deine ausführliche Erklärung.

Meine Antwort gebe ich dir gerne, sobald ich von dir erfahre, wie du den Metzinger in einem Zusammenhang mit Spiritualität siehst.

Habe ein wenig nachrecherchiert und mir einige PDF´s, die ich bereits gelesen habe, von Metzinger runtergeladen.

cu
Teri
teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.09.2018, 08:03:05
....Ich habe von ihm gelernt, dass ein viel größerer Teil unserer Kultur auf diesen Mythen beruht, als einem bewusst ist und dass diese Mythen keineswegs als Märchen bezeichnet werden können, wie es so platt von einigen gemacht wird, denn sie enthalten große Weisheiten. ......
Gruß Marina
geschrieben von marina


Ich bin zu dem Thema Mythologie durch mein Interesse für die moderne Archäologie gestoßen, wobei nicht mehr nur männliche Wissenschaftler, sondern auch sehr gute und vielfach bereits in Fachkreisen anerkannte Wissenschaftlerinnen tätig sind. Durch moderne technische Methoden kann man nunmehr nicht nur das genaue Alter vieler Funde bestimmen, sondern auch ein differenzierteres Kulturbild herstellen und so andere zusammenhängende Theorien als bisher dazu entwickeln.

Deshalb entwickelte sich auch innerlich in mir ein anderes Weltbild der menschlichen und evolutionären Kultur.

Ich kann verstehen, daß du in so einem Forum nicht mehr mitmachen willst - obwohl ich das sehr, sehr schade finde. Vielleicht entschließt du dich doch wieder hie und da ein wenig mitzuschreiben, besonders wenn ich und vielleicht auch einige andere UserInnen weiterschreiben und wir eine bessere Kommunikation finden.Lächeln

Wie lange ich hier durchhalte, weiß ich noch nicht.Zwinkern

Über deine lieben und aufbauenden Worte freue ich mich sehr und danke dir ganz herzlich dafür.


Lieben Gruß
Teri

 
RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf teri vom 05.09.2018, 13:22:03

Lass man, teri. Ich muss nicht überall mitmischen, kenne mich auch zu wenig aus, um adäquat mit dir darüber diskutieren zu können. Weißt du, ich mach mich im politischen Bereich schon unliebt genug, wo mich die meisten (vor allem die Rechten) am liebsten auf den Mond schießen würden. Das reicht  mir gerade, muss nicht auch noch hier sein.  Lächeln

Aber ich  lese noch ein bisschen mit hier und freue mich weiter an der interessanten Diskussion. Lächeln
Viele Spaß weiter dabei!

Marina

hema
hema
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von hema
als Antwort auf teri vom 04.09.2018, 20:22:20

Haben wir doch schon alles, liebe teri.

Was den Klimawandel betrifft, können wir nur noch beten und bitten.
Er liegt auch nicht im Machtbereich von Menschen.
Umweltverschmutzung hin oder her.

 


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