Religionen-Weltanschauungen Gott ist tot?

RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Pucette vom 12.09.2018, 21:55:48

Hallo Pucette,
ich finde nicht, dass du dich so klein machen und gleich entschuldigen solltest. Dein Deutsch ist übrigens sehr gut, du machst weniger Fehler als viele andere in diesem Forum. Und deshalb glaube ich, dass das Unverständnis, das dir vorgeworfen wird, mit den Inhalten, nicht mit der Sprache zu tun hat. Und ich verstehe dich gut, denn ich teile dein Unverständnis, ich habe immer noch das gleiche Bauchgrummeln bei der Karmalehre wie vorher. Die Antwort von det hat auch bei mir keineswegs alle Zweifel ausgeräumt, sie war mir viel zu viel um den heißen Brei herumgeredet.
Außerdem - zu det: Du hast dich seit Jahren damit beschäftigt, da kannst du nicht erwarten, dass mit einer einzigen Antwort für Außenstehende alles „klargestellt“ wurde.
Was mich in diesem Zusammenhang wundert: Ausgerechnet die Leute, die das Christentum am schärfsten kritisieren, vertreten eine Lehre, die viel inhumaner ist. Sie akzeptieren eine Lehre, die dem Menschen suggeriert, er müsse für seine bösen Taten in einem späteren Leben büßen, hätte ein schweres Leben und Sterben oder käme womöglich als Schabe auf die Welt, um es mal ganz platt auszudrücken, s. die Beiträge von Hema. Ich weiß, det, du vertrittst die Lehre nicht als Fundi, aber die gibt es in jeder Religion, auch bei den Reinkarnations- und Karmagläubigen. Da ist die Lehre von Himmel und Hölle sogar noch besser, denn die wird in den Kirchen schon lange nicht mehr so vermittelt wie im Mittelalter mit einem Kochkesselchen und Teufeln für die Bösen und flatternden Engelchen mit Halleluja-Harfe-Gesängen für die Guten (wunderbar dargestellt von Hieronymus Bosch). Mir wurde das als Metapher vermittelt: Himmel heißt bei Gott sein, und Hölle heißt fern sein von Gott. Das mag man alles für Humbug halten, aber schlechter als die Reinkarnations- und Karmalehre ist es sicher nicht, im Gegenteil.
Auch was den immer wieder erwähnten rächenden Gott betrifft, habe ich etwas anderes gelernt, der ist schon lange „out“. Mir wurde beigebracht, dass der alttestamentarische Rachegott durch einen gnädigen Gott ersetzt wurde und dass durch den Kreuzestod Jesu unsere Sünden vergeben werden. Auch das mag man für Humbug halten wie überhaupt alle Religionen. Aber mir kann keiner erzählen, dass eine Reinkarnations- und Karmalehre besser ist, wobei ich sie obendrein für total unwissenschaftlich halte (hatte ich schon erwähnt).

Und jetzt hoffe ich dass ich mich nicht wieder darüber ärgere, mich doch auf dieses Thema wieder eingelassen zu haben. Die Reue kommt bestimmt, das weiß ich jetzt schon. Aber ich musste hier einfach etwas schreiben, weil ich mich zu sehr geärgert habe darüber, wie du, Pucette, von det abgebügelt wurdest.
 

RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 10:25:18

Oh je, oh je, soviel auf einmal. Nun gut, schön der Reihe nach:

1. ich habe niemanden "abgebügelt". Ich habe zum Ausdruck gebracht, daß ich es für sinnfrei halte, zu einem Thema zuerst etwas zu schreiben und erst hinterher zu lesen, was zuvor dazu bereits geschrieben wurde. Würden das alle machen, dann käme die Diskussion nie von der Stelle, weil sie mehrfach am Tag wieder von vorn beginnen würde.

2. Du hast sehr schön zum Ausdruck gebracht, wie sich die christliche Lehre verändert hat, doch warum gestehst du das dem Buddhismus nicht auch zu? Um es etwas anders zu formulieren: wenn wir in einer bayerischen Dorfkirche ein paar Leute zu ihrer Vorstellung von Katholizismus befragen würden, dann wäre das doch sicherlich keine Grundlage, um etwas über den christlichen Glauben auszusagen, oder? Aber mit solchen Pauschalaussagen über die buddh. Vorstellung von Karma tut man genaus das. Es gibt nicht nur einen modernen, aufgeklärten Buddh., sondern es gibt innerhalb der buddh. Schulen Unterschiede, die um ein Vielfaches größer sind als zum Beispiel der Unterschied zwischen kath. und protestantischem Christentum. Das alles lassen solche Pauschalaussagen außer Acht, deswegen sind sie grundverkehrt. Sie ignorieren die Vielfalt der Religion, die es nicht nur im Christentum und dem Islam, sondern eben auch im Buddhismus gibt und versuchen, Vielfalt auf Verallgemeinerungen zu reduzieren.

det

RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 11:17:26

Das stimmt, det, da muss ich dir wiederum recht geben. Also dann komme ich zurück auf meine obige Aussage: In jeder Religion gibt es die Fundis und die Liberaleren, auch im Buddhismus. Darauf könnten wir uns gut einigen.
Aber unterschätz mir bitte nicht die Leute in einer bayerischen Dorfkirche.Lächeln  Das, was ich geschrieben habe, ist heute ziemlich gängiges Allgemeingut in den Kirchen, ich glaube nicht, dass irgend jemand noch an die Existenz von Himmel und Hölle im wahrsten Sinne des Wortes glaubt (außer Hema natürlich Lächeln). Und die donnernden Predigten von dem strafenden Gott, (ihr Schlangen und Otterngezücht)  die gab es schon in meiner Kindheit nicht mehr, deshalb wundert mich, dass ich hier so oft davon lese.
Na ja, ich bin evangelisch und in der Rheinischen Kirche religös aufgewachsen, die gilt als die liberalste. Vielleicht liegt das auch daran, ich weiß es nicht.


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teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 10:25:18

Ich war bei meinem ursprünglichen Eintritt in dieses Threadthema der Meinung, daß, um das Heute zu verstehen, wir das Gestern besser kennen sollten. Etwas, wo wir nicht nur nach vorne schauen, sondern auch zurück zu den geschichtlich fundamentalen Ursprüngen  - um das warum es so ist - besser verstehen zu können.

Meine Meinung ist, die Sprossen der Leiter, auf denen wir heute durch die gesellschaftlichen Veränderungen stehen,  unten wegzunehmen - um nur nach oben zu blicken - läßt uns in der Luft hängen.

Die Gegenwart ist sehr wichtig, das gestern auch - denn nur dann kann eine Zukunft kommen, die wir verantworten können. (Das ist meine persönliche Überzeugung)

Deswegen bot sich die Ursprungsgeschichte - in diesem Fall die Bibel und unsere Europäische geschichtliche Kulturentwicklung an.

Und  - ich finde es gut, wenn das alles nicht unbedingt in einem wissenschaftlich-perfektem Dialog stattfindet, sondern ganz normal mit Abweichungen, persönlichen Einblicken sowie vermeindlichen Irrtümernund Korrekturen ohne Vorhalte stattfinden könnte.

Ich habe nichts gegen das "menscheln" Zwinkern weil ich ja selbst ein Mensch mit allen dazugehörigen Eigenschaften bin.
 
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn weiteres Interesse besteht.

LG
Teri
 

teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf Pucette vom 12.09.2018, 17:12:42
Servus,
ich habe aus Zeitmangel die letzten Beiträge nur überflogen. Warum? Ich werde aber das genaue lesen noch nachholen, wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe.
Bisous und liebe Grüße.
Pucette
Hallo Pucette, du brauchst dich deswegen nicht entschuldigen. Das ist doch völlig normal. Außerdem gefällt mir deine Meinung sehr gut...

Laß dir ruhig Zeit, so lange wie du willst....
meint teri

LGLächeln
teri
teri
Mitglied

RE: Gott ist tot?
geschrieben von teri
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 11:17:26
Aber mit solchen Pauschalaussagen über die buddh. Vorstellung von Karma tut man genaus das. Es gibt nicht nur einen modernen, aufgeklärten Buddh., sondern es gibt innerhalb der buddh. Schulen Unterschiede, die um ein Vielfaches größer sind als zum Beispiel der Unterschied zwischen kath. und protestantischem Christentum.

det
Ja, da hast du vollkommen Recht. Doch, um das Karma richtig zu verstehen, bedarf es etlicher Jahre Praxis und Lebenserfahrung. Solche Kenntnisse kann man nur in jeweiligen internen Gruppen diskutieren bzw. austauschen......

Deswegen habe ich mich dazu hier nie geäußert und belasse es auch weiterhin dabei.

Der Ursache - Wirkungs - Mechanismus wird  derzeit auch sehr gut in der theoretischen Physik erklärt. Da gibt es sogar eigene Untersuchungen und gute Erkenntnisse von buddhistischen Wissenschaftlern. Und es gibt sie wirklich...die Ursache und Wirkung - ...nur auf die Zeit haben wir keinen Einfluß. (Zum Glück)Geschenk

teri

PS.: wie immer ist das nur meine persönliche Meinung. ;-)

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RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf teri vom 13.09.2018, 11:55:24

Hallo teri, sei mir bitte nicht böse, wenn ich auf deine Beiträge nicht mehr eingegangen bin, aber ich habe einfach zu wenige Kenntnisse von Archäologie und dem, worüber du geschrieben hast.
Auch eine Bibelkennerin bin ich eigentlich nicht, jedenfalls nicht so, dass ich angemessen darüber diskutieren könnte. Ich bin christlich erzogen worden und singe in einer Kantorei mit, deshalb besuche ich immer wieder die Kirche, wenn ich mitsinge, sonst bin ich auch keine Kirchgängerin und eigentlich auch keine richtige Christin mehr. D. h. bei manchen Diskussionen fällt mir dann auf, dass ich vielleicht doch noch eine bin, was ich selber nicht wusste. Lächeln Denn wenn man so viele Klischees liest, die nichts zu tun haben mit dem, was man von Predigten kennt, dann reaktiviere ich auf einmal meine gute christliche Erziehung und wehre mich dagegen. Ich habe dadurch Werte vermittelt bekommen, die ich nicht ableugnen und auch nicht ablegen möchte, z. B. habe ich gelernt, dass in der Bibel Nächsten- und Friedensliebe gelehrt wird. Und wenn man die heutige Welt sieht mit ihren Kriegsschauplätzen, dann stellt man fest, dass in der Bibel sehr viel Aktuelles steht, man sollte sie wirklich mal wieder lesen, was ich noch nie richtig getan habe.

Vorgestern abend habe ich den Kabarettisten Wilfried Schmickler ( https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Schmickler ) erlebt und gehört, er war großartig.
Das ist ein Mann, der der Kirche bestimmt nicht nahe steht, sondern sie eher kritisiert. Aber er hat in seiner Kritik gegen die Rechten gesagt, dass die Veränderung weg von Religion und hin zu einer weitgehend säkularen Gesellschaft zu einer beispiellosen Verrohung geführt habe und, wer wieder Humanität und solidarisches Handeln lernen will, sich an seinen Pfarrer wenden möge. So ähnlich, leider kriege ich es nicht mehr wörtlich zusammen.

Auf jeden Fall gibt es die allergrößte Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen, sozial Schwachen und Unterprivilegierten von den Kirchen, und hier insbes. Caritas und Diakonie mit vielen Ehrenamtlichen. Deshalb bin ich dieses dauernde Gehacke auf die Kirche ziemlich leid, vor allem, wenn es von Leuten kommt, die keine Ahnung von dem haben, was da wirklich gelehrt und was an Gutem geleistet wird.
RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 12:27:43
[...]

Vorgestern abend habe ich den Kabarettisten Wilfried Schmickler ( https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Schmickler ) erlebt und gehört, er war großartig.
Das ist ein Mann, der der Kirche bestimmt nicht nahe steht, sondern sie eher kritisiert. Aber er hat in seiner Kritik gegen die Rechten gesagt, dass die Veränderung weg von Religion und hin zu einer weitgehend säkularen Gesellschaft zu einer beispiellosen Verrohung geführt habe und, wer wieder Humanität und solidarisches Handeln lernen will, sich an seinen Pfarrer wenden möge. So ähnlich, leider kriege ich es nicht mehr wörtlich zusammen.
[...]
 
Das hört sich nach der typischen Religionspropaganda an: nur wir und unsere Regeln garantieren die Moral. Wer daran glaubt, der sollte meiner Ansicht nach dringend seine moralischen Grundsätze überprüfen. Beruhen sie auf dem, was mir von außen, von einem Gott oder sonstwem vorgegeben wird oder fußen sie auf der inneren Überzeugung, daß nur menschliches/moralisches Verhalten im allgemeinen und persönlichen Interesse ist?

Wer einen Pfarrer dazu braucht, um moralisch und "anständig" zu denken und zu handeln, der hat ein schlimmes Problem, weil er etwas, das eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, nicht aus sich heraus entwickeln kann. Arme Sau.

det
RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 12:42:16

det, das hättest du nicht geschrieben, wenn du W. Schmickler kennen würdest. Hör ihn dir mal bei youtube an, er ist eigentlich sonst ein scharfer Kritiker von Kirche und Religion.
Hier ein Link mit Übersicht: W. Schmickler

RE: Gott ist tot?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2018, 12:45:12

Das würde ich jedem antworten, der mir ausgerechnet die Kirche als moralische Instanz empfiehlt. Und ich bin davon überzeugt, daß nur die Moral von Dauer ist, die aus dem Menschen selbst kommt und ihm nicht von einer Institution vorgegeben wird.

Hast du nicht in deiner Ablehnung des Karma ähnlich argumentiert als du meintest, daß Menschen nur freundlich wären, weil sie Angst um ihr Karma hätten?

det


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