Religionen-Weltanschauungen Gott ist tot?
Entschuldigung, dass ich mich hier einmische, aber ich habe in der Tat darüber nachgedacht, dass du dich in einem anderen Thread zu dem Glauben an die Wiedergeburt und das Karma bekannt hast.
Aber wenn man daran glaubt, dann finde ich es nicht ganz so abartig, dass solche abstruse und inhumane Beiträge kommen, immerhin sagt das Karma genau das aus: dass man für böse Taten bestraft wird. Genau deshalb finde ich diese ganze Lehre höchst gefährlich und möchte nichts damit zu tun haben. Das würde z. B. auch bedeuten, dass die Juden an ihrer Vernichtung selber schuld wären, und ich glaube, das ist auch mal von Hema so geschrieben worden.
Wie kannst du die Lehre der Wiedergeburt und des Karma vertreten, wenn du das dann anders siehst (was ich natürlich mit Beruhigung zur Kenntnis nehme)? Ich bin da keine Kennerin, aber ich könnte mir denken, dass du damit in einer inkonsequenten Weise dieser Lehre anhängst.
Und das meine ich jetzt nicht polemisch, keineswegs. Ich würde nur gern wissen, wie du diese Widersprüche erklärst.
Hi marina,
einen Teil des Karma kennen wir aus unserem Alltag: wenn ich jemanden mies behandele, dann fällt das auf mich zurück. Das passiert sogar mehrfach, denn einerseits erfahre ich die Reaktion anderer auf mein Handeln und andererseits wird es mein Denken und Tun verändern, wenn ich immer wieder schlecht handele. Umgekehrt ist es genauso. Wenn ich die Menschen freundlich behandele, dann kommt das fast immer zurück. Ob es ein über den Tod hinausreichendes Karma gibt kann ich nicht wissen. Ich bin ziemlich sicher, daß ich dazu den Buddha sinngemäß zitiert habe, daß das Karma so komplex sei, daß nur ein Erleuchteter es vollständig durchschauen könne. Aus einer Krankheit karmische Ursachen abzuleiten gilt bei den von mir bevorzugten buddh. Lehrern als Unfug. Ich kann aber nur zu einigen Lehrern des Theravada etwas dazu sagen. Insgesamt ist der Buddhismus in sehr unterschiedliche Lehren aufgeteilt.
Ähnliches wie beim Karma gilt auch für die Reinkarnation. Ich kann nicht wissen, ob es sie gibt und ich hüte mich normalerweise davor, mich in dieser Hinsicht festzulegen.
Meine Lösung des Dilemma ist folgende: die buddhistische Lehre macht in etlichen Aspekten nachprüfbare Aussagen. Was darüber hinausgeht, also was ich nicht nachprüfen kann, das betrachte ich als Arbeitshypothese und mehr nicht. Damit gehe ich nach meinem Verständnis sogar mit der Empfehlung des Buddha konform, die ich hier zitiert habe.
Insgesamt tendiere ich um säkularen Buddhismus, der die weltanschaulich/psychologische Lehre des Buddha vom später hinzugefügten religiösen Gespinst trennen möchte.
Ich hoffe das reicht als Antwort
det
Diesen Beitrag finde ich gut und lesenswert, zumal weil ich persönlich vom Buddhismus wenig Ahnung habe (obwohl ich einige Länder bereiste, wo er gelebt wird), aber gerne das glaube, was hier zu lesen ist.
Unsicher macht es mich nur, wenn der im Westen so gesehene, friedliche Buddhismus dann extrem unfriedlich wird, wenn es um die Verfolgung der Muslimen (Rohynga) in Myanmar geht und dort eine Vernichtung von Menschen stattfindet.
Auch den Satz mit der Freundlichkeit sollte man ein wenig differenzieren: wenn Freundlichkeit ehrlich gemeint sein sollte (also ohne Hintergedanken angewandt wird), ist dies eine schöne Sache. Aber in unserer Zeit erleben wir es ja, dass irgendwer in irgendeinem Laden einem freundlich viel Gutes wünscht, aber kaum kommt es zu einem Problemchen, ist die Freundlichkeit schnell vorbei.
Gerade wird Deutsche sind nicht bekannt dafür, besonders freundlich zu anderen zu sein - das gibt es Länder und Menschen, wo dies viel ausgeprägter ist als in unserem "Muffelland". Olga
Aus Hemas Sicht ist es so, wie sie es sagt und sie hat das Recht, das auch zu schreiben. Ich kenne einige 150%ige Buddhisten, deren Interpretation des Karma auf das Gleiche hinausläuft.Det - Evelyn Beatrice Hall würde sich wahrscheinlich im Grabe rumdrehen, wenn sie wüßte, welche These ihr Zitat untermauern soll!
Du kennst vielleicht das Zitat "Ich missbillige, was du sagst, aber würde bis auf den Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen“ und das sollten wir beherzigen - jedenfalls bis zur Grenze der Abwertung von Menschen aus welchem Grund auch immer.
det
In ihrem Buch " The Friends of Voltaire " schrieb sie ihm dieses Zitat zu, es sollte Voltaires Einstellung betonen und hervorheben - und welche Einstellung hatte Voltaire?
" Écrasez l’infâme! (Abkürzung: Écrelinf!, franz. ‚Zermalmt das Infame!‘, ‚Zermalmt das Niederträchtige!‘ ist der antireligiöse, antiklerikale Kampf- und Sammelruf Voltaires, .....
Unter dem Infamen, dem Niederträchtigen, dem Schimpflichen, das es zu zerschmettern galt, verstand Voltaire das inquisitorische „Bündnis von Thron und Altar“, die Verschmelzung von „Dogma und Schwert“. Als „infam“ verurteilten Voltairianer die katholische Kirche, Offenbarungsreligionen – welche sie mit Aberglauben gleichsetzten –, das absolutistische Machtsystem, Fanatismus, Intoleranz, Zensur, Verfolgung, Tötung Andersdenkender, barbarische Strafen, Folter und grausame Justizwillkür. So wurde zum Beispiel der Protestant Jean Calas als Opfer eines religiös motivierten Justizmordes 1762 in Toulouse gerädert. Die „Affäre Calas“ wurde in ganz Europa dank Voltaire, der sich publizistisch, unter anderem mit der Schrift Traité sur la tolérance (1763), für seine postume Rehabilitierung einsetzte, bekannt.
Ein berühmtes Beispiel für religiös motivierte Justizmorde im Jahrhundert Voltaires ist der Fall des Chevalier de la Barre. Sein Fall wurde in ganz Europa bekannt, weil sich Voltaire, wenn auch vergeblich, für seinen Freispruch eingesetzt hatte. François-Marie Arouet, genannt Voltaire, der König der Aufklärung, ...... Quelle
Und nur in diesem Sinne ist das Zitat von Frau Hall zu verstehen, sie unterstützte Voltaire damit in seinem Kampf gegen religiösen Aberglauben, Fanatismus und Intoleranz!
Edita
Diesen Beitrag finde ich gut und lesenswert, zumal weil ich persönlich vom Buddhismus wenig Ahnung habe (obwohl ich einige Länder bereiste, wo er gelebt wird), aber gerne das glaube, was hier zu lesen ist.Danke für die Blumen.
Unsicher macht es mich nur, wenn der im Westen so gesehene, friedliche Buddhismus dann extrem unfriedlich wird, wenn es um die Verfolgung der Muslimen (Rohynga) in Myanmar geht und dort eine Vernichtung von Menschen stattfindet.
Auch den Satz mit der Freundlichkeit sollte man ein wenig differenzieren: wenn Freundlichkeit ehrlich gemeint sein sollte (also ohne Hintergedanken angewandt wird), ist dies eine schöne Sache. Aber in unserer Zeit erleben wir es ja, dass irgendwer in irgendeinem Laden einem freundlich viel Gutes wünscht, aber kaum kommt es zu einem Problemchen, ist die Freundlichkeit schnell vorbei.
Gerade wird Deutsche sind nicht bekannt dafür, besonders freundlich zu anderen zu sein - das gibt es Länder und Menschen, wo dies viel ausgeprägter ist als in unserem "Muffelland". Olga
Der ach so friedliche Buddhismus ist leider zum Teil ein Märchen. Es hat meines Wissens nach keine gewaltsame Verbreitung gegeben wie bei anderen Religionen, auch nicht, als der erste indische Herrscher den Buddhismus zur Staatsreligion erklärte. Aber zum Beispiel hat sich die heute vorherrschende Schule des tibetischen Buddh. vor längerer Zeit gegen eine konkurrierende Lehrart mit Waffengewalt durchgesetzt. Es sollen auch mal zwei japanische Klöster der richtigen Lehre wegen aufeinander losgegangen sein. Aber insgesamt ist der Buddh. etwas friedlicher. Das könnte daran liegen, daß es in der buddh. Lehre keine Aufforderung zur Missionierung gibt. Der Buddha hat angeordnet, daß Mönche nur dann missionarisch tätig sein dürfen, wenn sie ausdrücklich darum gebeten werden.
Bei den Verbrechen in Myanmar handelt es sich primär um einen ethnischen Konflikt, ähnlich wie bei den Religionsstreitigkeiten in Nordirland. Trotz der Erklärung ist es natürlich schlimm was dort passiert und zeigt, daß weder Vernunft noch religiöse Lehre etwas bewirken können, wenn blanker Hass regiert.
In den 30 Jahren im Außendienst habe ich die Erfahrung gemacht, daß man selbst "schwierige" Kunden auf Dauer zu freundlicher Kooperation bringt, wenn man selbst konsequent freundlich bleibt. Das ist nicht immer einfach, aber ich versuche das heute selbst beim Einkauf beim Discounter beizubehalten. Es lebt sich sehr viel einfacher, wenn alle nett bleiben. Ich muß aber gestehen, daß bei mir die Tagesform auch eine Rolle spielt. Das ging früher im Job überhaupt nicht, heute darf ich das gelegentlich mal. ;-)
det
Hallo Edita,
ich habe verschiedene Aussagen über die Quelle dieses Satzes gefunden. Vielleicht habe ich ihn aus einem Zusammenhang gerissen, doch angesichts der Kernaussage des Satzes finde ich das nicht schlimm. Den für sich allein stehenden Satz könnte ich auch dann unterschreiben, wenn er von Bin Laden stammen würde. (Obwohl ich dann vielleicht doch Vorbehalte hätte)
det
Danke für deine interessanten Beiträge.
Und wenn du schreibst: "Das ist nicht immer einfach, aber ich versuche das heute selbst beim Einkauf beim Discounter beizubehalten. Es lebt sich sehr viel einfacher, wenn alle nett bleiben",
dann haben wir tatsächlich etwas gemeinsam. Ich bin immer freundlich zu den Verkäuferinnen und Verkäufern, überhaupt zu allen Menschen, die mir nichts getan haben und mir neutral bis freundlich entgegenkommen.
Das glaubt zwar keiner in diesen Heilgen Hallen, ist aber tatsächlich so. Ich tu das nicht aus Berechnung wegen Karma oder so, daran glaube ich nicht, sondern einfach, weil ich Menschen, die mich im Laden bedienen, Respekt entgegenbringe und weil ich mit Menschen auskommen will, wenn sie mich nicht attackieren. An Karma glaube ich nicht, ich glaube an die Ungerechtigkeit im Leben. Denn es ist bei weitem nicht so, dass freundliche Menschen nichts Böses erleben und unfreundliche Menschen bestraft werden. Im Gegenteil: Freundliche Menschen werden oft nur ausgenutzt und erleben dann ihr blaues Wunder. Und unfreundliche oder böse Menschen leben oft sehr gut bis an ihr Lebensende. Vor allem, wenn sie durch Betrug und Ausbeutung anderer reich geworden sind und das nicht rauskommt.
Wie viele Verbrecher der Nazizeit oder anderer verbrecherischer Staaten haben danach unbehelligt leben können! Und wie wenige werden und wurden dafür bestraft! Das allein steht schon im Gegensatz zu der Karma-Lehre, abgesehen davon, dass ich das schon rein wissenschaftlich für unrealistisch halte.
Geht mir ähnlich, Mausschubser. Ich war jahrzehntelang Einkäuferin, da durfte "man" auch mal unfreundlicher werden, wenn die Verkäufer einem oft auch mit unlauteren Mitteln was andrehen wollte.
Ausserdem bin ich mentalitätsbedingt als Bayerin eher der Wahrheit zugänglich; falsche Freundlichkeit, deren Hintergedanken man erahnen kann, die meist dem anderen zum Vorteil gereichen sollen, sind mir ein Gräuel. Und wenn mir was stinkt, sage ich dies auch und schütze mich somit vor Krankheiten, auch organischer Art.
Ich gehöre nicht zu den "immer positiv Denkenden", weil das in einem menschlichen Leben nicht durchhaltbar ist.
Sehr einfach habe ich es aber bei meinem Discounter (Aldi) damit. Dort arbeiten extrem tüchtige und freundliche Damen und Herren, die ich schon mehr als 10 Jahre kenne. Das beruht auf Gegenseitigkeit und wir haben es auch gerne (wie dies in Bayern recht üblich ist) den Alltag durch Spässchen zu versüssen.
Aber den Satz von Voltaire oder wem auch immer (neu interpretiert) finde ich sehr gut; er sollte ein Muss für alle werden, die sich öffentlich in Diskussionen begeben und ihre grossen Probleme damit haben, wenn andere eine differierende Meinung vertreten, die vermeintlich das eigene Weltbild zerstört. So ist es nämlich nicht - im günstigsten Falle kann man aus anderen Meinungen und Sichtweisen sehr viel lernen, wenn man die Bereitschaft dazu mitbringt. Olga
Hallo marina,
es gibt wohl ein paar Mißverständnisse aufzuklären. Die Lehre von Karma für wahr oder wahrscheinlich zu halten bedeutet nicht, daß man dann aus Berechnung freundlich ist. Karma ist einfach nur eine andere Erklärung für die alltägliche Beobachtung, daß sich Freundlichkeit auszahlt. (Selbst in der Formulierung "daß sich ... auszahlt" könnte man Berechnung hinein interpretieren, wenn man nach dem Haar in der Suppe sucht ;-) ) Vielleicht wäre es sinnvoll, etwas weniger von einer negativen Sichtweise auszugehen.
Natürlich ist es so, daß es Ungerechtigkeit gibt, aber das macht Karma nicht weniger wahrscheinlich. K. funktioniert nicht nach einer einfachen "wenn ... dann" Mechanik. Ich erinnere noch mal an die Aussage, daß nur ein Erleuchteter das Karma völlig durchschaut. Auch das gehört zu den Arbeitshypothesen, die sich im Wesentlichen bewahrheitet haben. Zu sagen, wenn ich immer freundlich war, dann darf mir nach dem Gesetz des Karma nichts Böses passieren ist leider zu kurz gedacht. Obwohl ich es auch begrüßen würde, wenn es so einfach wäre.
Wenn Täter unbehelligt leben, dann erscheint uns das höchst ungerecht, das ist richtig. Doch wir können nicht hinter ihre Stirn schauen und wissen deshalb nicht, wie es ihnen wirklich geht, selbst wenn sie in materiellem Wohlstand leben. Auch wenn das nur ein schwacher Trost ist, so möchte ich umgekehrt nicht nicht unter der Prämisse leben, daß das Leben grundsätzlich ungerecht ist. Das erscheint mir als eine wenig zufriedenstellende Grundhaltung zum Leben.
det
@det an @teri
Du kennst vielleicht das Zitat
"Ich missbillige, was du sagst, aber würde bis auf den Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen“
und das sollten wir beherzigen...
@edita
stellt dieses häufig falsch ausgelegte Zitat richtig und du antwortest darauf nur:
Hallo Edita,
ich habe verschiedene Aussagen über die Quelle dieses Satzes gefunden. Vielleicht habe ich ihn aus einem Zusammenhang gerissen, doch angesichts der Kernaussage des Satzes finde ich das nicht schlimm. Den für sich allein stehenden Satz könnte ich auch dann unterschreiben, wenn er von Bin Laden stammen würde. (Obwohl ich dann vielleicht doch Vorbehalte hätte)
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Ich wiederhole diesen Satz kurz noch einmal:
"Ich missbillige, was du sagst, aber würde bis auf den Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen“
Kannst du mir das bitte etwas näher erklären? Ich verstehe diese, deine Ansage nicht. Wie kann jemand, der eine fremde Aussage missbilligt, dieselbe trotzdem bis zum eigenen Tod verteidigen?
Und sogar für Bin Laden, einen Massenmörder, würdest du sogar dein Leben riskieren, um seine Reden (!) zu verteidigen?
PS.: Verzeih, als Zen-Praktizierende bin ich gewöhnt, manchmal etwas ungewöhnlich zu fragen...
Ist das jetzt eine Illusion oder Realität?
hmmmmmmmmmmmmmmm