Religionen-Weltanschauungen Der europäische Islam

Karl
Karl
Administrator

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied65 vom 06.08.2009, 09:05:16
Und ein wenig Dankbarkeit aufbringt, dass ein fremdes Volk ihm die Türen geöffnet hat!
geschrieben von meritaton
Nach unserem Grundgesetz sind alle Menschen gleich, deshalb weiß ich nicht, ob eine Gruppe von einer anderen so etwas wie Dankbarkeit verlangen kann. Wenn ich von türkischen Eltern in Deutschland geboren worden wäre, dann würde ich mich im Rahmen des GG bewegend als gleichwertigen Menschen ansehen, der keineswegs ständig vor den Ureinwohnern in Dankbarkeit zerfließen müsste. Ich finde solch eine Forderung nach Dankbarkeit ziemlich daneben und einer Integration nicht förderlich, da sie schon wieder ausgrenzt und die Menschen unterteilt.

Ich hatte übrigens nirgends geschrieben, dass sich nur die Mehrheitsgesellschaft anpassen müsse, das zu fordern wäre in der Tat absurd. In dieser Diskussion scheint es jedoch notwendig sein zu betonen, dass sich selbstverständlich auch eine Mehrheitsgesellschaft wandelt, wenn sie große Minderheitsgesellschaften zu integrieren hat. Wer hier immer wieder explizit zum Ausdruck bringt, dass die Bringschuld allein bei den zu Integrierenden liege, der irrt einfach.
--
karl
cecile
cecile
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von cecile
als Antwort auf Karl vom 06.08.2009, 09:53:32
Nur ganz kurz:

Ich entschuldige mich, daß ich erst später am Tag in die Diskussion eingreifen kann ....ich glaube, meine Sicht der Dinge ist etwas anders, weil eben meine persönliche Situation anders ist ...

Ich werde versuchen, am Nachmittag Stellung zu nehmen.



--
cecile
Medea
Medea
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von Medea
als Antwort auf Karl vom 06.08.2009, 09:53:32
Nun ja es wird doch reichlich "gebracht", wenn ich die Summe von jährlich 18 Milliarden Euro zu rund 4 Millionen Türken sehe - aber "angenommen" die vielen Angebote, die die einzelnen Länder bieten, sollte schon werden ......

Laut irgendwo gelesenen Statistiken sind überproportional die türkischen Jungen ohne Schulabschluß, das kann wohl schwerlich der Mehrheitsgesellschaft angelastet werden.

M.

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adam
adam
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 06.08.2009, 09:53:32
Nach unserem Grundgesetz sind alle Menschen gleich, deshalb weiß ich nicht, ob eine Gruppe von einer anderen so etwas wie Dankbarkeit verlangen kann.

geschrieben von karl


Hier geht es um Grundsätzliches und es ist notwendig, darauf einzugehen. Dankbarkeit ist das falsche Wort und von Zerfließen vor Dankbarkeit hat niemand gesprochen. Warum diese Übertreibung? Es geht um Toleranz.

Allerdings will Toleranz verdient sein und der Tolerierte sollte Einfühlungsvermögen besitzen. Keinesfalls kann Toleranz gefordert werden. Im Idealfall führt Toleranz über Akzeptanz zur Integration in einer Gesellschaft.

Toleranz bedeutet neugieriges Beobachten, ohne etwas sofort agressiv und ängstlich abzulehnen. Toleranz ist also grundsätzlich positiv zu bewerten, weil sie etwas Neues und Nützliches bringen kann, was schließlich akzeptiert und Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens wird. Der Wandel kommt also nach dem Prozeß der Toleranz und Akzeptanz. Keinesfalls ändert sich eine Mehrheitsgesellschaft, um Toleranz zu ermöglichen. Ich glaube Karl, da liegt Dein Irrtum.

Kommt der Tolerierende zu dem Schluß, daß etwas Negatives auf ihn zu kommt, ist Schluß mit der Toleranz, dann wird abgewehrt. Allerdings greift eine moderne, rechtsstaatliche Gesellschaft in diesem Fall nicht mehr zur Keule und haut drauf, sondern überläßt die Abwehr den staatlichen Instanzen.

Und diese Instanzen waren zu träge um zu reagieren. Sie hätten das schon vor 30 Jahren tun müssen. Jetzt haben sie es fast schon mit Gewohnheitsrecht zu tun, das in der 3. Generation der Imigranten nur schwer rückgängig zu machen ist, noch dazu mit organisierten Verhandlungspartnern, deren Ziel maßgeblicher Einfluß auf der Politik ist, um unsere Gesellschaft allein nach ihren Idealen zu verändern.

--

adam
uki
uki
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von uki
als Antwort auf adam vom 06.08.2009, 10:42:15
Wenn statt Dankbarkeit wenigstens keine Ablehnung Deutschlands und Deutschen gegenüber auszumachen wäre, wie es von einigen Eingereisten der Fall ist, käme wohl auch Meritaton gar nicht auf den Gedanken, von Dankbarkeit zu sprechen.

Eine kurze Rückblendung auf das Schalkelied.
hier das Ergebnis

Der Zentralrat der Muslime hat die Aufregung um eine angebliche Beleidigung des Propheten Mohammed in der Vereins-Hymne des FC Schalke 04 als übertrieben bezeichnet.

Ein zufriedenstellender Ausgang, der über die Einstellungen mancher Menschen, deutscher und isl. Herkunft, nachdenken lässt.
Übrigens empfinde ich die Disk., bis auf Abdus letzten Beitrag, als noch sachlich.
Das erlaube ich mir mal anzumerken.
--
uki
Medea
Medea
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von Medea
als Antwort auf adam vom 06.08.2009, 10:42:15
Ich stimme dir total zu - bereits vor dreißig Jahren war für mich, die ich mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehe, genau das abzusehen, was eingetreten ist. Wir haben oft in meinen politischen Arbeits- und Freundeskreisen darüber diskutiert. Was für mich eine zwangsläufige Fehlentwicklung bedeutete, wenn die Bundespolitik weiter so lasch die Einwanderung aus einem völlig anderen Kulturkreis forcierte und auch noch mit Doppelpässen "belohnte" , sahen offenbar nur wenige, viel zu viele schwammen euphorisch auf dieser Multikulti-Welle. Na ja, davon sind die meisten wohl inzwischen durch die hier stattgefundene Entzauberung
"geheilt".

Jetzt zahlen alle Bundesbürger dafür und es werden Anstrengungen unternommen, zu einem tragbaren Miteinander zu kommen - Toleranz und good will
müssen von beiden Seiten erbracht werden, das ist klar, mit einer weitsichtigeren Politik hätte manches Fehlgeschlagene gar nicht erst entstehen können.

M.


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Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 06.08.2009, 09:53:32
Hallo Karl,

Als nur mitlesender User frage ich mal.
Wäre es nicht fair, wenn hier schreibende User aus irgendwelchen Gründen
gesperrt werden, daß auch irgendwie kundzutun ?
Ich meine, es gibt mehr Leute, die nur lesen und sich wundern wenn jemand
verschwindet, der vorher viel geschrieben oder gar dieses Thema eröffnet hat.
Jedenfalls dann wäre eine Information doch in Ordnung, wenn er gesperrt wird.
Fände ich jedenfalls.
--
nordstern
Karl
Karl
Administrator

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 06.08.2009, 10:42:15
Hallo adam,


versuchen wir uns zu verstehen, also gehe ich auf deinen Text ausführlich ein.


Allerdings will Toleranz verdient sein und der Tolerierte sollte Einfühlungsvermögen besitzen. Keinesfalls kann Toleranz gefordert werden. Im Idealfall führt Toleranz über Akzeptanz zur Integration in einer Gesellschaft.
geschrieben von adam


Ich sehe das Geben und Nehmen etwas symmetrischer. Wieso soll nur der Tolerierte Einfühlungsvermögen besitzen? Muss Toleranz nicht auf beiden Seiten geübt werden?

Keinesfalls ändert sich eine Mehrheitsgesellschaft, um Toleranz zu ermöglichen. Ich glaube Karl, da liegt Dein Irrtum.
geschrieben von adam
Wo habe ich gefordert, wir sollten uns ändern, um Toleranz zu ermöglichen? Ich habe bereits gesagt, wo Toleranz enden muss, nämlich am Grundgesetz. Ich habe zunächst einfach das Faktum konstatiert, dass sich eine Gesellschaft selbstverständlich ändert, wenn neue Kulturen integriert werden. Die Bringschuld nur den Neuankömmlingen zu übertragen, trägt nicht.

Kommt der Tolerierende zu dem Schluß, daß hier etwas Negatives auf ihn zu kommt, ist Schluß mit der Toleranz, dann wird abgewehrt.
geschrieben von adam


Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass du Tolerierende und Tolerierte so scharf trennst, als wenn Toleranz allein eine Tugend auf Seite der Mehrheitsgesellschaft wäre.

Allerdings greift eine moderne, rechtsstaatliche Gesellschaft in diesem Fall nicht mehr zur Keule und haut drauf, sondern überläßt die Abwehr den staatlichen Instanzen.
geschrieben von adam


Da stimme ich Dir voll zu! Es darf eben keine Pogromstimmung erzeugt werden. Der fremdenfeindliche Mord an Marwa El-Sherbini sollte uns Warnung sein. Die kranken Gehirne solcher Einzeltäter dürfen nicht gefüttert werden. Übrigens - so wenig wie wir wollen, dass solche Verbrechen als kennzeichnend für unsere Gesellschaft bezeichnet werden, so wenig sollten wir Verbrechen von Islamisten mit islamischer Gesellschaft gleichsetzen.

Und diese Instanzen waren zu träge um zu reagieren. Sie hätten das schon vor 30 Jahren tun müssen. Jetzt haben sie es fast schon mit Gewohnheitsrecht zu tun, das in der 3. Generation der Imigranten nur schwer rückgängig zu machen ist, noch dazu mit organisierten Verhandlungspartnern, deren Ziel maßgeblicher Einfluß auf der Politik ist, um unsere Gesellschaft allein nach ihren Idealen zu verändern.
geschrieben von adam


Früheres Handeln wäre selbstverständlich besser gewesen, auch hier stimme ich mit Dir überein. Es ist deshalb keine Alternative den Dialog noch weiter nach hinten zu verschieben. Schäuble hat richtig gehandelt, ihn zu beginnen.


--
karl
adam
adam
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 06.08.2009, 12:11:03
Hallo karl,

Deine ausführliche Antwort ist sehr interessant und es bleiben nur zwei Anmerkungen.

Ich sehe das Geben und Nehmen etwas symmetrischer. Wieso soll nur der Tolerierte Einfühlungsvermögen besitzen? Muss Toleranz nicht auf beiden Seiten geübt werden?
geschrieben von karl


Hierzu fällt mir als Antwort eine Gegenfrage ein, um zu verdeutlichen, wie ich die Rollenverteilung bei Toleranz sehe:

Wie beurteilst Du einen Besucher, der zwar bei Dir eingeladen ist, aber schon nach kurzer Zeit die Beine auf Deinen Tisch legt und von Dir verlangt, daß Du Deine Möbel umstellst?

Ich habe zunächst einfach das Faktum konstatiert, dass sich eine Gesellschaft selbstverständlich ändert, wenn neue Kulturen integriert werden. Die Bringschuld nur den Neuankömmlingen zu übertragen, trägt nicht.
geschrieben von karl


Ist nicht der Weg, ausgehend von der Toleranz, über die Akzeptanz hin zur Intergrierung genau die Veränderung, vielleicht auch der "Preis", den der anfänglich Tolerante einbringt?

--

adam
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Hilfe für einen modernen Islam?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 06.08.2009, 12:45:54
Es wäre gut, wenn das Zwischen Resümee des vierten Plenumsder DIK gelesen wird.



Kurzzusammenfassung der Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“

>Erste bundesweit repräsentative Studie:
Mit der Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge liegt die erste bundesweit repräsentative Datenbasis vor, die mit ca. 6.000 befragten Personen aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern einen umfassenden Überblick über das muslimische Leben in Deutschland gibt, insbesondere zu Anzahl der Muslime in Deutschland, Glaubensrichtungen, religiöser Praxis und verschiedenen Aspekten der Integration.

>Mehr Muslime in Deutschland als bisher angenommen:
Die Studie ergibt zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime in Deutschland. Rund die Hälfte der in Deutschland lebenden Muslime mit Migrationshintergrund aus den berücksichtigten Herkunftsländern sind bereits deutsche Staatsangehörige.

> Defizite bei der strukturellen Integration:
Die Studie macht deutlich, dass Probleme bei der strukturellen Integration, u.a. mit Blick auf Schulabschlüsse oder Erwerbstätigkeit, bestehen. Hierbei zeigt sich, dass türkische Migranten nicht nur im Vergleich zu Migranten aus südeuropäischen Anwerbeländern und zu Aussiedlern, sondern auch im Vergleich zu Migranten aus anderen muslimischen Herkunftsländern beim Indikator Schulbildung relativ schlecht abschneiden. Dies erklärt sich vor allem durch extrem niedrige Werte bei türkischen Frauen der ersten Zuwanderergeneration.

>Bildungsaufstieg bei den nachfolgenden Generationen: Differenziert man nach erster und zweiter Zuwanderergeneration zeigt sich bei allen Herkunftsgruppen, dass die Angehörigen der zweiten Generation deutlich häufiger als ihre Elterngeneration das deutsche Schulsystem mit einem Schulabschluss verlassen. Dies gilt insbesondere für weibliche Muslime. Hier lässt sich ein Bildungsaufstieg erkennen. Trotz dieses generell feststellbaren Bildungsaufstiegs weist die relativ hohe Quote an Schulabgängern ohne Abschluss und der vergleichsweise niedrige Anteil an Abiturienten auf weiter bestehende Bildungsdefizite hin.

>Die soziale Integration ist besser, als vielfach angenommen: Mehr als die Hälfte der Muslime über 16 Jahre sind Mitglied in einem deutschen Verein, nur 4 Prozent sind ausschließlich Mitglied in einem herkunftslandbezogenen Verein. Die überwiegende Mehrheit muslimischer Mädchen und Jungen nimmt am gemischtgeschlechtlichen Sport- und Schwimmunterricht teil. Insgesamt bleiben jedoch 7 Prozent der muslimischen Mädchen einem angebotenen gemischtgeschlechtlichen Schwimmunterricht fern und 10 Prozent nehmen nicht an Klassenfahrten teil. Hier bleibt die Integrationspolitik gefordert.

>Geringer Organisationsgrad der Muslime: Nur ca. 20 Prozent der Muslime sind in religiösen Vereinen und Gemeinden organisiert. Weniger als 25 Prozent der Muslime fühlen sich ohne Einschränkung von den in der Deutschen Islam Konferenz präsenten islamischen Verbänden vertreten.

>Wunsch nach islamischem Religionsunterricht
unter Muslimen sehr weit verbreitet: 76 Prozent der Muslime bzw. 84 Prozent der Sunniten sprechen sich für die Einführung von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen aus.

Die Vollversion der Studie hat allerdings 450 Seiten.

Es ist menschlich, dass wir dazu neigen, von denjenigen, die in versch. Hinsicht besonders auffallen, Übertragungen auf die ganze Gruppe vorzunehmen. Diesen Mechanismus kann man z.B. bei den Diskussionen über straffällige Schüler besonders gut sehen.

Diese Studie wurde verfasst, um solides Datenmaterial zur Verfügung zu haben. Ich finde die Ergebnisse sehr interessant. Die Ergebnisse werden sicher nicht allen gefallen, da sie doch bestimmte Beurteilungen zurechtrückt.






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