Plaudereien Was ist Gelassenheit????

Sirona
ich kann Dir nur zustimmen.
Ich halte es mit Oscar Wilde :



Das zermürbt den Kontrahenten.

Medea.

Ach Det - die Frage ist gar nicht so schwer zu beantworten, man muß nur bereit sein, auch Dinge anzunehmen, die ich mir nicht unbedingt für meine Lebensplanung gewünscht oder einbezogen habe, die aber eingetreten sind, und dann versuchen, das Beste draus zu machen, denn die Dinge geschehen halt, ob du mies oder freundlich oder traurig gestimmt bist, das spielt keine Rolle, ich muß sie annehmen können!
Ich könnte seit 39 Jahren darüber lamentieren, daß ich eine geistig behinderte Tochter habe, die mir meine Lebensplanung total über'n Haufen geschmissen hat, bis heute, nein - das tu ich aber nicht, mein Leben geht munter weiter, ein bißchen arg anders zwar, aber trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem, wie es ist! Seit 15 Jahren könnte ich noch mehr jammern, weil mein Mann gestorben ist, da war ich noch berufstätig, und hat mich mit dem ganzen Mist alleine gelassen, mit der Arbeit und dem Kind, es war mein ganzer Ehrgeiz, der mich beflügelt hat, mich noch mehr anzustrengen, mich noch mehr zurückzunehmen, daß alles wie gewohnt weitergeht, kein Mensch und schon gar nicht mein verstorbener Mann, wenn er von da oben runterkuckt, sollte sagen können, " die packt das nicht "!
"Die" hat's gepackt, und packt es immer noch ! Im Gegenteil , es war und ist mir immer noch eine Lehre, Dinge, auf die ich keinen Einfluß habe, (aber es war auch ein Lernprozess) innerlich gelassen hinzunehmen, es ist jetzt so und basta....... mach was draus! Denn ob ich will oder nicht, es ändert sich ja nichts, die Dinge bleiben so, nur........wenn ich nicht jammere und vor Selbstmitleid zerfließe, sondern mich auch innerlich mit mir und meinen einstigen Lebensplänen arrangiert habe, kann ich noch positive und auch weiterbringende Momente erleben!
Ich war während meines Berufslebens auch menschlichen Zwängen unterworfen, aber nur bis zu einem gewissen Grad, mein Credo war immer, " ich muß Geld verdienen, aber nicht um jeden Preis, wenn ich freundlich und höflich und zuvorkommend bin, das muß reichen, ich war nie ein Stiefellecker oder A...kriecher! Und nun, seitdem ich Rentnerin bin, habe ich das große Privileg, daß ich fast keine Zwänge mehr habe, außer denen, die ich mir selbst auferlegt habe! Ich kann unangenehmen Menschen aus dem Weg gehen, hier im Forum und draußen auch, ich kann hier schreiben, ich muß aber nicht, Du hast den Zwang zu schreiben, wenn hier User auftauchen, die Du nicht, oder nicht mehr leiden kannst, warum um Himmels willen? Warum versteifst Du dich so darauf, .......einmal die Meinung geigen und fertig! Du kannst auch "gelassen" werden, genieße Dein zwangloses Leben, such Dir die Leute aus, mit denen Du zu tun haben willst, lass die Anderen ihr Ding machen, es kann dich nicht jucken, und fertig!
Es gibt nun mal Leute, die sich nur wohlfühlen, wenn sie andere Leute kleinmachen können, mit mir macht man das nur ein bis zwei mal, dann kommt ne kalte Dusche und das wars, ab in den virtuellen Himmel mit denen!
Übe mal bei Leuten, die Dir nicht so zusagen eine gewisse Gleichgültigkeit, nicht Nachgiebigkeit und versuche Dein Ding unbeirrt weiterzudrehen, Du wirst staunen, was da manchmal passieren kann........

Edita

Es gibt aber auch die - meist - gelassenen Männer, die alles ruhig und stoisch hinnehmen, auch wenn Frauchen zornig vor ihnen rumhampelt und immer zorniger werde, weil ER nicht reagiert. Das erlebt man ja häufig bei sehr langen Beziehungen und ich frage mich oft, welcher der Beiden eigentlich vernünftiger ist? Der Gelassene, der alles an sich abperlen lässt und an schönere Dinge denkt - oder SIE, die nicht aufgibt, ihn mal aus der Reserve zu locken und so richtig schön zu streiten? Auch wenn dann dabei ungeliebtes und nicht mehr benötigtes Porzellan zu Bruch geht - jedes Gewitter wirkt doch auch luftreinigend, oder? Olga

Auch sie, Verehrteste bleiben in der Theorie

Hat denn keiner mal ein Beispiel aus dem täglichen Leben, in dem er selbst Gelassenheit praktizierte????

Alle haben immer so gute Vorschläge und Ratschläge

Toll wär, wenn jeder mal wenigstens EIN Erlebnis berichten würde in dem er nachweislich gelassen war statt zu toben, zu poltern, laut zu werden, in die Luft zu gehen???? und stattdessen nur milde zu lächeln, und sich selbst oder anderen zu verzeihen .....

Das Leben ist doch nun mehr als bunt und es gibt so viele Übungsmöglichkeiten!

Caya

Liebste Caya - schon lange tobe ich nicht mehr rum oder rege mich fürchterlich auf, da mir die meisten Gründe hierfür zu unwichtig erscheinen und ich mich und mein Herz lieber schone auf dass es noch länger schlagen kann.
Aber egal ob mit oder ohne Aufregung - ein anschliessendes Verzeihen muss nicht automatisch folgen. Ich machte oft die Erfahrung ,dass Ignoranz und auch das Zeigen, wie unwichtig mir solche Dinge oft sind, andere mehr in Zugzwang bringen als ein zorniges Rumgehampel. Habe ich Männern abgeschaut wie so einiges andere auch - die wissen schon, was sie tun.... Olga

Toll wär, wenn jeder mal wenigstens EIN Erlebnis berichten würde in dem er nachweislich gelassen war statt zu toben, zu poltern, laut zu werden, in die Luft zu gehen???? und stattdessen nur milde zu lächeln, und sich selbst oder anderen zu verzeihen .....
Caya

Liebe Caya,

ich sehe schon, wir meinen zwei verschiedene Bedeutungen von gelassen sein, ich sehe das nicht als hin und wieder eine Momentreaktion auf irgend etwas, sondern eher als Lebensart, denn wenn ich es einmal verinnerlicht habe, daß ich mit bestimmten Dingen oder Situationen zurechtkommen muß, dann entwickelt sich das von ganz alleine, auch wenn mir eine Meißner Porzellanvase durch die Griffel rutscht, aber milde lächeln tue ich dann auch nicht, ein kurzes Sch...ade und ein langes grrrrrr, und das war's!

Edita

Liebe Edita,

nenee, wir sind nicht weit voneinander entfernt
Gelassenheit ist eine Lebenshaltung und offenbart sich in alllen Situationen des täglichen Lebens.

Dass du diese Haltung ganz besonders kultiviert hast liegt auf der Hand

Ich sehe das auch als Lernaufgabe, jeder kriegt so seins mit , und zwar das, was ihm am Schwersten fällt, um es zu lernen .... sonst wär es ja leicht

Einem notorischen Drängler, also dem Ungeduldigen auch schnell Aufbrausenden wird es besonders schwer fallen Gelassenheit zu praktizieren.
Wohingegen einem Phlegmatischen es leichter fallen dürfte in gewissen Situationen gelassen zu reagieren.,

Auf jeden Fall ist es eine Tugend, die man entwickeln und pflegen sollte.

Caya

Man kann 'gelassen' einer prüfung entgegen sehen, wenn man gelernt hat.

Man kann 'gelassen' einem date begegnen, wenn man sicher ist, dass man gut aussieht.

Usw usw usw usw ....

Gelassenheit ist sicherheit. Sicher sein. Ohne angst sein.

Auch sie, Verehrteste bleiben in der Theorie

Hat denn keiner mal ein Beispiel aus dem täglichen Leben, in dem er selbst Gelassenheit praktizierte????

Alle haben immer so gute Vorschläge und Ratschläge

Toll wär, wenn jeder mal wenigstens EIN Erlebnis berichten würde in dem er nachweislich gelassen war statt zu toben, zu poltern, laut zu werden, in die Luft zu gehen???? und stattdessen nur milde zu lächeln, und sich selbst oder anderen zu verzeihen .....

Das Leben ist doch nun mehr als bunt und es gibt so viele Übungsmöglichkeiten!

Caya

ja, dazu kann ich einen Beitrag schreiben, es ist zwar nichts Großartiges, bei dem ich gemerkt habe, dass mich das Alter gelassener werden lässt - nein, es ist sogar etwas ganz "Banales" aber es tut mir gut zu wissen, dass ich dazu überhaupt in der Lage bin und wie toll ich damit die Situation meistere und mich " gar nicht " aufrege.

Ich habe es in meinem eigenen Haushalt erlebt und zwar immer dann, wenn etwas mit Inhalt zu Bruch geht...also ein gefülltes Glas mit Milch, was kaputt auf dem Boden landet oder eine volle Kaffeetasse oder - was auch schon passiert ist, man schaltet die Kaffeemaschine ein ohne die Glaskanne reinzustellen und der Filter läuft dann über und die ganze Kaffeebrühe verteilt sich um die Maschine und läuft anschl. die Küchenmöbel runter, in den Schubladen rein usw. Oder mein Kater "kotzt" auf den Teppichboden - als Beispiel ( was für ein Mammutsatz ).

Allem - aber auch wirklich allem begegne ich mit größter Gelassenheit, sehe den Schaden, hole tief Luft - und gehe aus dem Zimmer. Nachdem ich mich dann im Nachbarraum abgelenkt habe kann ich in aller Ruhe wieder zurück an die Ursprungsstelle und den Schaden beseitigen.

Für mich ist das eine Erleichterung zu wissen, dass ich mit solchen Zwischenfällen gelassen umgehen kann.

Klaro

Hallo Edita

und Danke für die Rückmeldung. Es ist so ein Ding mit der Gelassenheit. Seltsamerweise ging es besser damit, als ich noch berufstätig war. Dann kam der zweite Burnout und die Folgeerscheinungen zerren noch heute an den Nerven.
Was du über die Lebensplanung erzählt hast, das kann ich nachfühlen. Ich habe kein behindertes Kind, dafür bin ich in den letzten 57 Jahren nie richtig gesund gewesen. Ich meine, es ist eine Menge Gelassenheit notwendig, um damit ein zufriedenes Leben zu führen. Was das wirklich bedeutet wurde mir klar, als ich mich mit anderen Betroffenen darüber unterhalten habe, wie sie mit ihrem Tinnitus umgehen. Für mich war es ganz einfach: ich wußte, daß T. meist nicht heilbar ist, also konnte der Weg nur dahin führen, damit gelassen zu leben oder ewig daran zu leiden, wie es wohl 3/4 der Betroffenen tun. So gehe ich mit allen chronischen Krankheiten um, die mich jetzt begleiten.
Im Augenblick scheint aber mein Vorrat an Gelassenheit mit der gesundheitlichen Situation erschöpft zu sein und deshalb reagiere ich auch auf die ewigen Provokationen. Es wäre nicht verkehrt, einen Weg zu mehr Gelassenheit zu finden und dazu fand ich deinen Beitrag wirklich hilfreich. Ich werde ihn erstmal sacken lassen.

det