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Plaudereien Warum wird das "Zuhören" immer weniger?

Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es fällt mir in letzter Zeit stärker auf: Kaum habe ich begonnen, etwas zu erzählen (z.B. von mir, meinem Urlaub, einem Erlebnis...) so wird kaum oder überhaupt nicht darauf eingegangen und das angesprochene Thema für eigene Ausführungen betrieben. Mir zugehört, oder gar auf mich eingegangen wird dabei gar nicht mehr. Selbst auf „Nachgefragen“ hin (z.B. wie es mir ginge und ob es etwas "Neues" in meinem Leben gäbe, die Antwort wird gar nicht mehr abgewartet sondern in eigener Sache gleich losgeschossen und fleißig berichtet.
Auch hier im Forum bemerke ich oftmals, dass ein Thema nicht richtig gelesen wurden und so falsch aufgefasst wurde. Das ist nichts Schlimmes, aber ab und zu schon frustrierend.
Woran liegt das nur!!? Können wir nicht mehr zuhören.
Mit dem Alter steigt unsere Fähigkeit zuhören zu können – nicht aber die Bereitschaft das auch zu tun!
Liegt es daran, dass wir rund 70 Prozent unseres Tages mit irgendeiner Kommunikationsform verbringen und so übersättigt sind, noch befähigt zuzuhören oder aufmerksam zu lesen?
Jedenfalls steht fest, dass Zuhören Nahrung für das Gehirn ist. Unsere grauen Zellen funktionieren wie eine Batterie, die sich durch elektro-neurale Reize aufladen lässt. Töne, Klänge und Geräusche senden ihr elektrisches Potenzial direkt in unser Kleinhirn, welches unsere Körperbewegungen kontrolliert! Von dort geht es ins limbische System, das wiederum unsere Emotionen steuert. Zuhören beeinflusst also unseren gesamten Körper! Zuhören ist kein passiver Akt. Gute Zuhörer sind immer auch gute Fragensteller: Sie erkundigen sich, wenn sie etwas nicht verstanden haben Zuhören ist so eine Form von Empathie.


Ali22
yuna
yuna
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von yuna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 16:24:02
Es gibt wohl mehrere Gründe dafür.
Rein vom Logischen und meinen Beobachtungen her würde ich sagen, einer dieser Gründe ist fehlende Zeit, der andere ist eine Folge: Viele Menschen, denen nicht mehr zugehört wird, neigen dazu früher oder später anderen auch nicht mehr zuzuhören.
In ihnen stauen sich Geschichten, die sie loswerden wollen, die ihnen aber keiner abnehmen möchte oder kann. Bevor sie also anderen weitere Geschichten abnehmen, wollen sie die eigenen erst mal irgendwo loswerden. Ein Teufelskreis.
Daher auch immer die Pseudofragen nach dem Befinden - bereits verkommen zu einer Höflichkeitsfloskel dienen sie inzwischen größtenteils sogar nur noch als Lockmittel für Aufmerksamkeit, um anderen die eigenen Geschichten/Probleme aufzudrängen.

Durchbrechen kannst du so etwas, indem du beginnst anderen zuzuhören, bis sie alles losgeworden sind. Evtl. beginnen sie dann wieder damit auch anderen zuzuhören. :)
Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 16:24:02
Ich denke, das ist das Überfluten durch Medien, bei denen man keine Chance hat zu (re-)agieren, sondern nur zugemüllt wird, das Hirn aber ganz woanders weilt.
Wenn dann mal jemand 'nachfragt', dann wird sofort der 'Konsum' beim Empfänger angeregt. Und der weiß es natürlich 'besser'. Meistens zu einem ganz anderen Thema, Hauptsache: ... ja aber...
Das Zumüllen durch Medien geht ja auch recht zügig. Und wenn dann einer kommt, und langsamer was rauslässt, dann hat der Empfänger zu viel Zeit zum (zwischendurch) Nachdenken - Folge: er hört nicht zu; eine der schlimmsten Eigenschaften.

Du wirst lachen- Du bist nicht der einzige, der das feststellt.
Wenn mich eine(r) fragt wie es mir geht, dann antworte ich mit einem breiten Grinsen und betont: Schlecht!. Selten, dass mal einer fragt, was denn los ist. Und auch fix mit guten Ratschlägen zuhanden ist I.A wird einfach darüber weggegangen.

Aber auch hier im ST ist es durchaus üblich, nur die Hälfte zu lesen, und in diese Hälfte dann das eigene Belieben hinein zu interpretieren. Also kein so besonders neues Gebaren. Ist also nicht eine bisher unerklärte Eigenschaft des Vollmondeinflusses.

Na und? Was stört es die Deutsche Eiche...

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yuna
yuna
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von yuna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 17:17:15
Ui digizar, ich dachte mein Bild wäre schon traurig, aber du zeichnest ja ein noch viel traurigeres...
Wenn du auf die Frage, wie es dir geht mit "schlecht!" antwortest, mag es sein, dass Menschen, die dich kennen den Hintergrund inzwischen ebenfalls kennen und deshalb nicht mehr nachfragen - sie sind evtl. der Ansicht, dass auf ihre Floskel lediglich eine weitere "Floskel" als Antwort kommt.
Wie ist es aber mit Menschen, die dich nicht kennen (aber kennenlernen wollen) - übergehen die das auch einfach?
Und wie genau tun sie das? Ignorieren sie es? Oder nutzen sie es als Aufhänger für ihre Antwort (bzw. eigene Geschichte): "Ja, mir geht's auch schlecht, weil neulich, das glaubst du kaum, ist mir was passiert - pass auf, das war so..."?
Edita
Edita
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 17:17:15
Dieser Satz " naa wie geht's Dir oder Ihnen " ist bei den meisten Leuten eine anscheinend " höfliche " rhetorische Floskel! In Wirklichkeit möchte man es gar nicht so genau wissen, und sich auch nicht mit den Problemen Anderer auseinandersetzen, man hat in den meisten Fällen mit sich selbst genug zu tun, es sei denn es folgt die Antwort " m i r gut, aber hast Du schon gehört ? " Wenn dann eine "aufklärende spektakuläre Erklärung " folgt, ist " man " wieder ganz Ohr und die eigenen Probleme wie "weggeblasen"!

Edita
loretta
loretta
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von loretta
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 16:24:02
Hallo ali,

als ich deinen Beitrag las, dachte ich spontan, dass dies vielleicht eine rein subjektive Wahrnehmung deinerseits sein könnte.

Vielleicht hast du deine Erwartungen in ein fruchtbares Gespräch hier im ST aber auch zu hoch geschraubt oder du betrachtest den ST als letztes soziales Bindeglied in einer vielleicht allzu kurzen Kette?

Ich für meinen Teil kann deine Erfahrung jedenfalls nicht teilen.

Schönen Abend
loretta

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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2012, 16:24:02

Jedenfalls steht fest, dass Zuhören Nahrung für das Gehirn ist. Unsere grauen Zellen funktionieren wie eine Batterie, die sich durch elektro-neurale Reize aufladen lässt. Töne, Klänge und Geräusche senden ihr elektrisches Potenzial direkt in unser Kleinhirn, welches unsere Körperbewegungen kontrolliert! Von dort geht es ins limbische System, das wiederum unsere Emotionen steuert. Zuhören beeinflusst also unseren gesamten Körper! Zuhören ist kein passiver Akt. Gute Zuhörer sind immer auch gute Fragensteller: Sie erkundigen sich, wenn sie etwas nicht verstanden haben Zuhören ist so eine Form von Empathie.

Ali22
geschrieben von ali22


Hallo Ali

Ganz neutral geschrieben, es hängt immer oder meistens von dem Inhalt des Gesprochenen ab.

Wie oft muß man sich durch´s langweiliges Anhören regelrecht durch-quälen was einen überhaupt nicht interessiert ?

Beispiel

Wenn mir jemand seine ganze Ferienreise von A bis Z erzählt und immer wieder betont wie herrlich die Menü´s waren oder den Luxus des Hotels so hervorhebt als wäre er in einem Palast gewesen wo die Wasserhähne aus Gold gewesen wären , Ufff, und .......

Der Exzess kommt wenn zwei sich durch solch ein Thema durchbeißen und der eine den anderen versucht noch weiter zu übertrumpfen.

Natürlich merkt man auch wenn ein Mensch wirklich nur Reden möchte und nicht die permanente Betonung auf sein ICH konzentriert.

Zuhören ist wichtig, insbesonders wenn ein Mensch über sein persönliches Befinden (gesundheitlich oder seelisch) reden möchte. Man kann sich gegenseitig sehr viel helfen wenn man manchmal einfach NUR zuhört in solch einem Fall.

Phil.
clara
clara
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von clara
als Antwort auf pschroed vom 31.10.2012, 18:25:08
Zuhören ist wichtig, insbesonders wenn ein Mensch über sein persönliches Befinden (gesundheitlich oder seelisch) reden möchte. Man kann sich gegenseitig sehr viel helfen wenn man NUR zuhört in solch einem Fall.

Phil.

Das stimmt, aber für den Zuhörer hat es auch Grenzen, bes. dann, wenn er/sie als Therapieersatz dienen soll. Ich erlebe z. Zt. eine solche Situation bei einer entfernten Verwandten, die mich laufend am Telefon mit ihren Problemen - ich muss leider sagen - belästigt. Jedes von mir hoffnungsvoll angeschnittene andere Thema biegt sie für sich ab. (Seufz)

Clara
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf clara vom 31.10.2012, 18:34:58
Zuhören ist wichtig, insbesonders wenn ein Mensch über sein persönliches Befinden (gesundheitlich oder seelisch) reden möchte. Man kann sich gegenseitig sehr viel helfen wenn man NUR zuhört in solch einem Fall.

Phil.

Das stimmt, aber für den Zuhörer hat es auch Grenzen, bes. dann, wenn er/sie als Therapieersatz dienen soll. Ich erlebe z. Zt. eine solche Situation bei einer entfernten Verwandten, die mich laufend am Telefon mit ihren Problemen - ich muss leider sagen - belästigt. Jedes von mir hoffnungsvoll angeschnittene andere Thema biegt sie für sich ab. (Seufz)

Clara


Hallo clara

Es gibt Menschen welche versuchen ihr tägliches Leben in Form einer erzwungenen Mitleids-Schiene welche auf verschiedenen Ebenen stattfinden können aufzubauen. Sie haben gelernt daß der Zuhörer faßt nicht´s anderes übrigbleibt als ihre Klagelieder immer wieder anzuhören .

Es ist immer sehr schwer für uns Laien festzustellen ob nicht aber eine Depression dahinter steckt und professionnele Hilfe angesagt ist.

Solche Situationen sind wirklich nicht einfach.

Phil.
Re: Warum wird das "Zuhören" immer weniger?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 31.10.2012, 18:34:58
Ja Clara, das kann ich gut verstehen,
hatte auch mal eine solche Bekannte, doch wenn man selber mal was bereden
möchte, dann wurde ich abgewürgt am Telefon. Dann hatte Sie auf einmal
keine Zeit mehr, recht komisch oder???

@ Ali22

Ja das Zuhören ist eine Sache für sich.
Leider können das heute nur noch die wenigsten Leute, sind alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So wird einem oft der Faden des Gesprächs einfach abgeschnitten oder sie biegen es für sich gleich um, wie Sie es möchten.
Jeder soll Ihnen zuhören, doch selber machen Sie es nicht.

Ich ziehe mich dann von diesen Leuten zurück,
aber nicht ohne Ihnen, dieses auch vorher noch
vor Augen zu führen und somit Sie darauf hin zu weisen.
Wenn ich dann merke eim nächsten Treffen ist es wieder so, dann lasse ich diese Leute aussen vor. Ich bin doch kein Mülleimer und muß mir alles anhören, während mir nicht zugehört wird. Meist gehe ich ja dann auch noch auf deren Themen ein, doch wenn es mir zu bunt wird, mache ich es wie oben beschrieben.

Zu viel Leute sind heute Geltungsbedürftig, warum auch immer, Hauptsache ich und nochmals ich, echt schlimm.

LG, Astrid

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